Geschichte Katars

Geschichte Katars

Katar wurde zwar während der Steinzeit von Jägern und Sammlern bewohnt, doch wurde das Land durch die zunehmende Austrocknung seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. von den Menschen verlassen. In den folgenden Jahrtausenden wurde Katar nur sporadisch besiedelt. 628 schlossen sich die Bewohner Katars dem Propheten Muhammad an und traten zum Islam über. Aber auch in der Folgezeit hatte das Land wegen des fehlenden Wassers kaum eine Bedeutung. Von sporadischen Handelssiedlungen und Lagerplätzen der Perlentaucher an der Küste abgesehen, war das Land nur von Beduinen bewohnt.[1]

Um 1760 wanderten Beduinen unter dem Clan der Al Thani in den Nordwesten von Katar ein, denen wenige Jahre später die Sippe der Al Chalifa aus der Gegend von Kuwait folgte. Zwischen diesen Sippen kam es in der Folgezeit zu vielen Machtkämpfen. 1783 gelang den Al Chalifa die Abwehr eines persischen Angriffes und die Eroberung von Bahrain, worauf sich ein Großteil des Stammes auf der Insel niederließ, was zur Neuordnung der Machtverhältnisse in Katar führte. Ende des 18. Jahrhunderts geriet Katar zunehmend zwischen die widerstreitenden Interessen von Persien, Oman und den Arabern der Piratenküste. In dieser unsicheren Zeit gewann der Clan der Al Thani mit seinem Zentrum Doha an der Ostküste Katars die Vorherrschaft. Die Gründung der Al-Thani-Dynastie wird auf 1822 datiert.

Allerdings kam es 1867 noch einmal zu einem heftigen Kampf um die Herrschaft in Katar zwischen den Al Thani und den Al Chalifa von Bahrain. Hierbei wurden die katarischen Siedlungen Doha und Al Wakrah von bahrainischen Truppen überfallen und zerstört. Zwar schlug ein Angriff der Al Thani auf Bahrain fehl, doch intervenierte Großbritannien und erzwang einen Frieden. Im folgenden Jahr wurde ein Schutzvertrag zwischen Katar und Britannien abgeschlossen, wodurch das Land unter britischen Einfluss geriet. Damit erfolgte die Anerkennung der Halbinsel Katar als eigenständiger Staat und zugleich die endgültige Trennung von Katar und der Insel Bahrain. Allerdings versuchten auch die Osmanen ab 1871 ihre Ansprüche auf Katar verstärkt durchzusetzen. So wurden Teile des Landes besetzt und in Doha eine osmanische Garnison stationiert. Wegen der zunehmenden Einmischung der Osmanen in die Verwaltung des Landes wandte sich Qassim Al Thani um Hilfe an die Wahabiten. Diese Bewegung war unter Ibn Saud angetreten, die Osmanen in der Golfregion zurückzudrängen. Nun intervenierte Großbritannien (1913) um den osmanischen Einfluss auszuschalten und den Einfluss der Wahabiten zu verhindern.[2] 1916 mussten die letzten osmanischen Truppen das Land verlassen. In der Folgezeit setzte Großbritannien seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss verstärkt durch. Als nach 1930 der Perlenhandel im Golf durch das Aufkommen japanischer Zuchtperlen weitgehend zusammenbrach, führte dies zu einer schweren Wirtschaftskrise, die viele Kataris zur Auswanderung zwang. Allerdings erfolgten schon 1939 die ersten Erdölfunde, wodurch die Ölförderung bald das neue wirtschaftliche Standbein Katars wurde. Von 1913 bis 1949 regierte Scheich Abdullah Ibn Jassim das Land, ihm folgte sein Bruder Scheich Ali bin Abdullah Al Thani bis 1960. Familieninterne Auseinandersetzungen im Herrscherhaus führten zu zwei Staatsstreichen: zunächst entmachtete Ahmad bin Ali Al Thani im Oktober 1960 seinen Vater Scheich Ali bin Abdullah Al Thani, 1972 fiel Ahmad dann selbst einem Putsch seines Vetters Chalifa bin Hamad Al Thani zum Opfer. Die absolute Herrschaft der Dynastie blieb aber weiter bestehen.[3]

Nach dem Rückzug der Briten proklamierte Katar am 3. September 1971 seine Unabhängigkeit und lehnte damit, wie Bahrain, einen Anschluss an die Vereinigten Arabischen Emirate zur Föderation Arabischer Emirate ab. Auch nahmen die Scheichs von Katar nun den Titel eines Emirs an. Im Jahre 1981 wurde mit Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein, Saudi-Arabien und Kuwait der Golf-Kooperationsrat gegründet. 1995 wurde Chalifa ibn Hamad aber seinerseits von seinem Sohn Hamad ibn Chalifa (seit 1995) gestürzt, der mit der Einleitung demokratischer Reformen begann. Seit 1998 ist Katar der Sitz des Hauptquartiers der US-Truppen im Nahen Osten und war auch Kommandozentrale im Krieg der USA gegen den Irak im März 2003.

Herrscher der Al-Thani-Dynastie von Katar

  • Thani ibn Muhammad (1822–1850)
  • Muhammad Al Thani (1850–1878)
  • Qassim Al Thani (1878–1913)
  • Abdullah bin Jassim Al Thani (17. Juli 1913 bis 20. August 1949)
  • Ali bin Abdullah Al Thani (20. August 1949 bis 24. Oktober 1960)
  • Ahmad bin Ali Al Thani (24. Oktober 1960 bis 22. Februar 1972)
  • Chalifa bin Hamad Al Thani (22. Februar 1972 bis 27. Juni 1995)
  • Hamad Al Thani (seit 27. Juni 1995 )

Literatur

  • Peter Hellyer; Union National Bank (Hrsg.): Hidden Riches - An Archaeological Introduction to the United Arab Emirates. 1998, S. 226.
  • Kerim Kami Key: The state of Quatar - an economic and commercial survey. K. Key Publications, Washington 1976, S. 60.
  • Fred Scholz, Werner Stern: Quatar - Wüstenstaat mit industrieller Zukunft?. In: Fred Scholz (Hrsg.): Perthes Länderprofile. Klett-Perthes, Gotha und Stuttgart 1999, ISBN 3-623-00695-5, S. 182–206.
  • Wiegand Ritter, Ernst Weigt: Quatar - Ein arabisches Erdölemirat. In: Gesellschaft für Regionalforschung und angewandte Geographie (Hrsg.): Nürnberger Wirtschafts- und Sozialgeographische Arbeiten. 38, Nürnberg 1985, ISSN 0546-9112.
  • Christoph Baldus: Entwicklung des Emirates Qatar. Strategien - Probleme - Erfolge. Mainz 2010, S. 104. (Volltext als Digitalisat)

Quellen und Anmerkungen

  1. Zwei archäologische Stätten - die Festung Zekrit und die im Landesinneren gelegene Siedlung Murwab - werden seit 2002 durch ein französisches Archäologenteam eingehend erforscht (Archäologiebericht „Katar“).
  2. Fred Scholz, Werner Stern: Quatar - Wüstenstaat mit industrieller Zukunft?. In: Fred Scholz (Hrsg.): Perthes Länderprofile. Klett-Perthes, Gotha und Stuttgart 1999, ISBN 3-623-00695-5, Historische und politische Tradition, S. 182–84.
  3. Fred Scholz, Werner Stern: Quatar ... Herrscherhaus und Staat, S. 184–85.

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