Geschichte Eckernfördes

Geschichte Eckernfördes
erster ekannter Stadtplan Eckernfördes von Braun/Hogenberg, wahrscheinlich um 1620

Dieser Artikel behandelt die Geschichte der Stadt Eckernförde von der Urgeschichte bis in die Gegenwart.

Inhaltsverzeichnis

Frühgeschichte

Archäologische Funde im heutigen Eckernförder Stadtgebiet belegen eine Besiedelung in zwei Epochen: in der Jungsteinzeit (ca. 5000 - 2000 v.Chr.) und in der Eisenzeit (ab ca. 500 v.Chr.). Während der Ausschachtungsarbeiten für das Gelände der Torpedoversuchsanstalt (TVA) Nord (Louisenberg) stieß man 1936/37 auf Reste einer jungsteinzeitlichen Siedlung; gefunden wurden diverse Werkzeuge jener Tage (darunter eine verzierte Rosenaxt) und ein menschlicher Oberschenkelknochen.

Wichtigstes Zeugnis einer Besiedlung im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung ist der Fund der beiden Moorleichen von Windeby im Domslandmoor. Eine der beiden Leichen wurde lange Zeit als „Mädchen“ angesehen, ist tatsächlich aber männlichen Geschlechts. Die Untersuchung des dort entnommenen Torfprofils 1958 ergab unter anderem, dass an dieser Stelle seit der Eisenzeit Torf gestochen wurde. Daneben wurden aber rund um das Windebyer Noor weitere archäologische Funde gemacht, die auf Ansiedlungen in der Eisenzeit rund um den See schließen lassen; beispielsweise stieß man 1951 beim Bau der Eckernförder Umgehungsstraße an gleich mehreren Stellen auf Muschelschalenhaufen und Küchenabfälle, die mittels der Pollenanalyse der Eisenzeit zugerechnet werden konnten. Aus der Zeit um Christi Geburt stammen auch Reste eines Eisenverhüttungsplatzes.

Vermutet werden weitere Fundstellen jener zwei Epochen in der Ostsee und im Windebyer Noor, da der Wasserstand in diesen Zeiten um einige Meter unter dem heutigen lag. Diese Annahme wurde 1995 durch die Ortung zweier „fossiler Inseln“ im Windebyer Noor mittels eines Sedimentenecholots verstärkt.

Für eine Besiedlung während der Völkerwanderungszeit (5./6. Jahrhundert n.Chr.) sprechen gefundene Urnenscherben.

Der Ostwall des Danewerks führte bis an das Windebyer Noor heran.

Entstehung der Stadt Eckernförde und der Siedlung Borby

Die Herkunft des Stadtnamens Eckernförde ist nicht genau belegt und auch streitig. Der erste Namensteil Eckern weist möglicherweise auf Bucheckern hin, da Rotbuchen im heutigen Stadtgebiet früher ein geschlossenes Waldgebiet bildeten. Daher wohl auch das Eichhörnchen (dänisch egern, altdänisch ikorni) im Wappen, nach anderer Namensdeutung ist es das Eichhörnchen selbst, das zum ersten Namensteil geführt hat. Der zweite Namensteil -förde bezeichnet eine schmale Meeresbucht; dieser Namensbestandteil kann etymologisch allerdings auch als Furt gedeutet werden (- ursprünglicher zweiter Namensteil war -vorde - vgl. auch Voerde und Bremervörde, niederländisch: Voorde). Eine Furt existierte zwischen der Ostsee und dem noch mit ihr verbundenen Windebyer Noor. Der Eckernförder Historiker Jann Markus Witt nennt zwei Möglichkeiten der Namensdeutung: entweder „Förde bei der Eckernburg“ oder „Eichhörnchenfurt“. Zeitweise wurde der zweite Namensbestandteil auch durch -burg ersetzt, wie beispielsweise „Ykaelaenborg“ oder „Ykernaeburgh“ = etwa „Eichhörnchenburg“.

Das genaue Gründungsdatum der Siedlung Eckernförde ist unbekannt; als der Dänenkönig Erich v. Pommern angeblich die Stadt 1416 im Krieg gegen die Grafen von Holstein niederbrannte, gingen angeblich alle Urkunden verloren. Ob dieser Stadtbrand jedoch überhaupt stattgefunden hat, ist strittig; dieses Ereignis sei, so beispielsweise Eckernförder Historiker Henning Unverhau, „einzig der Phantasie eines tendenziösen Geschichtsschreibers entsprungen“. Zu den vielen fachlichen Streitpunkten über die Anfänge der Stadt Eckernförde gehört auch die Frage, ob Eckernförde direkt als Stadt gegründet wurde (so Horst Slevogt) oder ob vor der Stadtgründung bereits eine Siedlung - ein Fischerdorf an gleicher Stelle oder ein nördlicher gelegenes Bauerndorf (so vermutet Unverhau) zum Beispiel - bestand. Der Name Ekerenvorde wurde zuerst im Jahr 1197 im Zusammenhang mit den beiden Eckernförder Rittern Godescalcus de Ekerenvorde und Nikolaus de Ekerenvorde erwähnt. Ende des 12. Jahrhundert errichteten die Dänen am Ende der Eckernförder Bucht eine Burg, die 1231 im Erdbuch von König Waldemar II. als Ykernaeburgh (Eichhörnchenburg) erwähnt wurde. Hierauf weist noch der Stadtteil Borby hin (dänisch Borreby von borg, Burg), dessen Gründung heute mit „um 1150“ datiert wird. Aber auch über den genauen Standort der Burg - unterhalb der ab 1185 gebauten Borbyer Kirche versus Burgwall/Gasstraße - setzen wieder die unterschiedlichen Meinungen historischer Betrachtung ein; der Historiker Jann Markus Witt enthält sich einer abschließenden Festlegung, ob die Burg überhaupt auf einem dieser beiden Plätze stand („wahrscheinlich auf dem nördlichen Fördeufer“). Um 1210 wurde mit dem Bau der zunächst einschiffigen nach dem Heiligen Nicolaus benannten Kaufmannkirche begonnen; der Baukörper dieses ersten Kirchenbaus besteht teilweise noch als integrierter Teil der heutigen Sankt-Nicolai-Kirche.

1302 wurde Eckernförde erstmals zweifelsfrei als Stadt erwähnt: In jenem Jahr kam es zu einer Korrespondenz zwischen Lübeck und Eckernförde über ein aufgefundenes Schiff; im mit Eckernförder Stadtsiegel versehenen Schreiben vom 6. Mai 1302 bestätigte der Bürgermeister und die Gemeinde der Stadt Eckernförde (consules et universitas civitatis Ekorenforde) ihrem Bürger Eskil Lille (auf Deutsch: Eskil der Kleine) das Eigentum an diesem Schiff. Der Zusammenhang macht aber deutlich, dass 1302 Eckernförde als Stadt schon bestand und nicht erst 1302 die Stadtrechte bekam; diverse Eintragungen und Formulierungen in Urkunden seit 1197 (beispielsweise die explizite zusätzliche Nennung von Ykærnæburgh im Gebiet Fræzlæt im Steuerbuch von 1231) wurden und werden teilweise als Beleg dafür gewertet, dass Eckernförde als Stadt schon zu diesen Zeitpunkten bestand, Karl Friedrich Schinkel sieht Anlass, die Verleihung der Stadtprivilegien auf das Jahr 1215 zu datieren. Vor allem wird eine Mitteilung der dänischen Königswitwe Mechthild von Holstein an die Eckernförder Stadtbevölkerung (oppidani) aus dem Jahre 1288 über Eigentumsänderungen im Raum zwischen Eider und Schlei von mehreren Historikern dahingehend interpretiert, dass Eckernförde als Stadt auch schon 1288 bestand, obwohl das Wort cives gegenüber oppidani eindeutiger wäre. Das Stadtrecht wurde 1543 erneut(?) schriftlich fixiert und war an das der mächtigen Nachbarstadt Schleswig angelehnt.

Eckernförde war die südöstlichste Stadt im Herzogtum Schleswig, das seit 1231 unter eigenen Herzögen aus einer Nebenlinie des dänischen Königshauses stand (Nachfahren von Herzog bzw. König Abel). Rein rechtlich besaß nach dem Jütischen Recht (dänisch: Jyske Lov) Eckernförde eine Sonderstellung deswegen, weil es direkt auf dem Küstenstreifen entstanden war: Es gehörte direkt zum Privatbesitz des dänischen Königs und nicht zum dänischen Staat - ein Sachverhalt, der sich allerdings erst 1721 direkt auf Eckernförde auswirken sollte. Im Gegensatz zu den anderen schleswigschen Fördestädten kam das Umland im Spätmittelalter fast vollständig in die Hände adeliger Großgrundbesitzer. Die Hafenstadt war vor allem als Umschlagplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse wichtig.

16. Jahrhundert

Bei der großen Landesteilung 1544 kam Eckernförde an Adolf I., dem Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf und lag damit ziemlich isoliert. Die adeligen Distrikte verblieben nämlich unter der gemeinsamen Regentschaft der drei, ab 1581 zwei Landesherren. Kurz vor dem Durchbruch der Reformation stiftete der letzte katholische Bischof von Schleswig, Gottschalk von Ahlefeldt, ein Hospital in Eckernförde, in das jedoch keine Stadtarmen, sondern Bedürftige von den umliegenden Adelsgütern aufgenommen werden sollten. Dieser Goschenhof stand nicht unter der Aufsicht des Magistrats. Ein Teil der Stiftungseinnahmen kam von den Untergehörigen der ebenfalls von einem Ahlefeldt gestifteten und 1541 mit dem Goschenhof vereinigten Marianerkapelle in Hadersleben. Patron war der jeweilige Gutsherr auf Gelting.

17. Jahrhundert

Während des Dreißigjährigen Krieges zog Christian IV. im Frühjahr 1628 in Eckernförde ein. Als oberster Feldherr des niedersächsischen Reichskreises des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, dem er als Herzog von Holstein angehörte, versuchte er, sich an die Spitze der protestantischen Partei zu stellen. 1629 marschierten die Truppen der Katholischen Liga unter Tilly jedoch auch im Herzogtum Schleswig ein, das nicht zum deutschen Staatsverbund gehörte.

Am 5. April 1647 kam es in Eckernförde zu einem Gemetzel: dänische Schiffe waren im Hafen erschienen und die in der Stadt befindlichen Kaiserlichen Reiter flüchteten, während sich die Fußsoldaten in der Kirche verschanzten. Als die Angreifer versuchten, die Kirchentüren einzuschlagen, wurden viele von ihnen durch ausgestreutes Schießpulver in die Luft gesprengt. Nach erbittertem Kampf siegten schließlich die Dänen und machten die übriggebliebene kaiserliche Besatzung nieder.

1648 forderte die Pest in Eckernförde 500 Menschenleben.

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert erlebte die Stadt einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung als Fischereihafen und Industriestandort (z.B. die Eckernförder Fayencemanufaktur). Vor allem der Kaufmann und Fabrikant Friedrich Wilhelm Otte war erfolgreich und weithin bekannt.

19. Jahrhundert

Marktplatz (Ende 19. Jh.)
Kriegsveteranen am 60. Jahrestag auf dem Titelblatt der Eckernförder Zeitung vom 25. März 1908

Am 7. Dezember 1813 schlug Ludwig Graf von Wallmoden-Gimborn bei Eckernförde die Dänen, die damit gemeinsam mit Sachsen als Napoléon Bonapartes letzte Verbündete zu den Verlierern der napoleonischen Kriege zählten.

Mit der Gründung des Seebades 1831 im später eingemeindeten Fischerort Borby beginnt die touristische Tradition Eckernfördes, wobei die Fischerei aufgrund des gut gelegenen Hafens noch lange bis ins 20. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftsfaktor blieb. Vor allem Räuchereibetriebe machten die Stadt weithin bekannt, obwohl die Sprotten bis heute vor allem mit der südlichen Nachbarstadt Kiel verbunden werden.

1848 brach der Bürgerkrieg im Herzogtum Schleswig aus. Eckernförde geriet schnell unter die Herrschaft der Schleswig-Holsteiner. Am 5. April 1849 wurde Eckernförde im Schleswig-Holsteinischen Krieg Ziel eines dänischen Landungsversuches, dem Gefecht bei Eckernförde, der zugleich die zweite Phase des drei Jahre währenden Krieges einleitete. Dabei wurden das dänische Linienschiff Christian VIII. und die Fregatte Gefion von den deutschen Strandbatterien beschossen, wobei ersteres explodierte, letztere sich ergeben musste und von den Schleswig-Holsteinern übernommen wurde. Der deutschen Öffentlichkeit wurden vor allem Ernst II. als ranghöchster Kommandant, Eduart Julius Jungmann und Ludwig Theodor Preußer aufgrund ihrer militärischen Leistungen bekannt. Nach der endgültigen Niederlage der schleswig-holsteinischen Aufständischen 1850 wurde der Gesamtstaat unter der dänischen Krone wiederhergestellt.

Mit der Gründung des Lehrerseminars 1858 wurde Eckernförde erstmals Hochschulstandort.

Mit der Lostrennung von der dänischen Monarchie und die Eroberung durch Preußen (1864) büßte Eckernförde den größten Teil seines Handels ein. Immer stärker geriet es in den Schatten des sich rasant entwickelnden Marinestandorts Kiel.

Bei dem großen Sturmhochwasser vom 13. November 1872 trug Eckernförde von allen Küstenorten der Ostsee aufgrund seiner Lage an der weit nach Nordosten geöffneten Bucht die schwersten Schäden davon. Das gesamte Stadtgebiet war tagelang meterhoch überflutet, 78 Häuser zerstört, 138 Häuser beschädigt und 112 Familien obdachlos geworden.

20. Jahrhundert

Eckernförde, Panorama um 1915
Jahr Einwohner
1910 6.797
1935 10.424
1945 26.187
1960 20.368
1976 22.969
2003 23.384
2004 23.249
2005 23.144

Seit 1912 ist Eckernförde Garnisonsstadt und Marinestützpunkt sowie Sitz einer Torpedoversuchsanstalt (TVA Eckernförde) mit zeitweise zwei Arealen in Eckernförde (TVA Nord und TVA Süd) und mehreren Außenstellen außerhalb von Eckernförde. Bei Kriegsende des Zweiten Weltkrieges hatte die TVA Eckernförde mehrere Tausend Beschäftigte (nach Einzelangaben bis zu 10.000, nach Angaben des Arbeitsamtes ca. 7.300) und - im Bereich der TVA Nord - über 1.000 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Zusammen mit den Außenstellen der TVA Eckernförde waren es nach Angaben über 24.000 Beschäftigte. Unter anderem wurden hier die Kleinst-U-Boot-Typen Neger und Marder gebaut. Nach zwei Namensänderungen 1974 (Erprobungsstelle 71) und 1987 befindet sich heute auf dem Gelände der ehemaligen TVA Süd der Sitz der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 71 mit mehreren Außenstellen.

Der Kapp-Putsch im März 1920 führte in Eckernförde zu blutigen Straßenschlachten zwischen den einmarschierten Putschisten und einer aus rund 1.600 Eckernfördern und Borbyern zusammengestellten „Arbeiterwehr“. Erst durch auf die Menschenmenge abgefeuerte Schüsse auf der Flucht der Putschisten (unter ihnen der damalige Eckernförder Bürgermeister und der damalige Landrat) waren zwei Todesopfer zu beklagen.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der spätere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Helmut Lemke als NSDAP-Mitglied Bürgermeister von Eckernförde (Klaus Staeck-Plakat dazu). In dieser Funktion sagte er Anfang Februar 1933 in SA-Uniform: „Wir alle, jeder an seiner Statt, sind dazu aufgerufen, die Hammerschläge des Dritten Reiches auszuführen“. Den Worten sollten bald Taten folgen: auf seine Anordnung hin wurden am 5. April 1933 zahlreiche Sozialdemokraten, Kommunisten und aktive „freie“ TVA-Gewerkschafter in Eckernförde verhaftet und in mehrmonatige „Schutzhaft“ genommen. Bei einer zweiten Verhaftungswelle 1936 wurden Widerständler aus dem Raum Kiel, Rendsburg und - vor allem - Eckernförde in Zuchthäuser oder Konzentrationslager verbracht. Zwei unter ihnen, Hermann Ivers (KPD-Ortsvorsitzender und Kopf einer aktiven Widerstandsgruppe, die Hunderten von Verfolgten aus dem ganzen Reich die Flucht mit Fischkuttern nach Skandinavien ermöglichte) und Heinrich Otto, wurden dort später von den Nationalsozialisten umgebracht. Der braune Terror begann allerdings schon vor der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten, als am 10. Juli 1932 bei einem SA- und SS-Überfall auf das Gewerkschaftshaus in Borby zwei Gewerkschafter ermordet wurden. Eine dritte Verhaftungswelle nach dem 20. Juli 1944 führte zum tragischen Tod des noch im März 1933 wiedergewählten Borbyer SPD-Bürgermeisters und Gewerkschaftssekretärs Richard Vosgerau: ins KZ Neuengamme verschleppt und von den Nazis vor den anrückenden alliierten Truppen auf die in der Neustädter Bucht liegenden Schiffe „Cap Arcona“ und „Thielbek“ verbracht, wurde Vosgerau zusammen mit etwa 7.000 Häftlingen am 3. Mai 1945 Opfer irrtümlicher Angriffe durch die Briten. Über das Schicksal der nur sehr wenigen in Eckernförde lebenden Juden ist definitiv nur bekannt, dass mit Emmy Massmann eine Jüdin die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt hat.

Das Seebad Borby wurde am 1. April 1934 auf Betreiben Lemkes hin in die Stadt Eckernförde eingemeindet. Mit der Eingemeindung stieg die Einwohnerzahl der Stadt von knapp 8.000 auf über 10.000.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Eckernförde zur Britischen Besatzungszone. Die britische Militärverwaltung richtete ein DP-Lager ein zur Unterbringung so genannter Displaced Persons (DP). Das Lager mit der Verwaltungsnummer 1206 bestand aus drei Teillagern und wurde von einem Team der UNRRA betreut. 1947 lebten über 2.500 DPs im Lager Eckernförde. Die Lager wurden im Dezember 1949 aufgelöst.

Der Zustrom von über 10.000 Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands in den letzten Kriegsmonaten und nach dem Zweiten Weltkrieg in das von Bomben fast verschont gebliebene Eckernförde bescherte der Stadt teilweise bis in die 70er Jahre hinein eine große Wohnungsnot: es entstanden Barackenlager, wie beispielsweise das (erst 1969 aufgelöste) Rendsburger Lager, das Sandkruglager, das Domstaglager. Das bereits bestehende Louisenberger Lager erfuhr eine Umwandlung vom Zwangsarbeiterlager zum Flüchtlingslager. Insgesamt verdreifachte sich die Bevölkerungszahl zwischen 1935 und 1947 durch den Zuzug von TVA-Beschäftigen, Flüchtlingen und Ausgebombten fast von knapp über 10.000 auf unter 28.000; allein im Kalenderjahr 1945 wuchs die Einwohnerzahl von über 16.000 auf über 26.000. Dennoch avancierte die Stadt in den ersten Nachkriegsjahren auf manchen Gebieten auch zu einem „Kriegsgewinner“; zu nennen sind beispielsweise Um- und Ansiedelungen von Gewerbebetrieben (u.a. die Waffenfabrik J. P. Sauer & Sohn), die Gründung eines ersten Sinfonieorchesters für Schleswig-Holstein nach dem Krieg mit Sitz in Eckernförde („Schleswig-Holsteinisches Konzertorchester“), die Gründung der Landespolizeischule (1956 verlegt nach Eutin), die sportlichen Erfolge des Eckernförder SV (mit Fußballspielern wie z.B. Kurt Baluses, Fritz Langner, Kurt Krause und Herbert Panse).

Die Wohnungsnot führte - obwohl die Einwohnerzahl inzwischen auf gut 20.000 (1960) wieder gesunken war - seit Ende den 50er Jahren zu reger Bautätigkeit; es entstanden neue Wohngebiete wie beispielsweise die Broosbyer Koppel und Wilhelmsthal. Daneben begann in den 60er Jahren eine infrastrukturelle Bautätigkeit (Gudewerdt-Schule, Neubau der Bauschule und des Kreiskrankenhauses z.B.), die in den 70er Jahren mit dem Bau der Stadthalle, des Meerwasserhallenbades und des Schulzentrums Süd (u.a.) und in den 80er Jahren v.a. mit dem Bau eines neuen Rathauses ihre Fortsetzung finden sollte. Ein Schwerpunktbereich der Bautätigkeit in den 70er bis 80er Jahren war auch die Sanierung der Altstadt und eines Teilbereiches des Stadtteils Borby, die als Modellprojekt mit finanziellen Mitteln des Bundes gefördert wurde; insgesamt wurden hierfür 22,5 Millionen DM ausgegeben. Dass zur Eckernförder Altstadtsanierung Belange des Denkmalschutzes teilweise aufgegeben werden „mussten“ (Gaehtjestraße und Frau-Clara-Straße), wurde auch im Bundesbauministerium bedauert. Einer ersten Umgestaltungsmaßnahme der Kieler Straße (Haupteinkaufsstraße) fielen in den 60er Jahren zuvor schon die historische Häuserzeile zwischen Kirchplatz und Kieler Straße und das zuletzt als Fischladen genutzte Stadtschreiberhäuschen im Bereich des früheren Stadttores vor der so genannten „Ritterburg“ zum Opfer. Trotz der enormen Bautätigkeit blieb die Pro-Kopf-Verschuldung (1980: unter 600 DM) in den 70er und 80er Jahren unter der aller anderen Mittel- und Großstädte Schleswig-Holsteins.

Größtes kommunalpolitisches Streitthema (zumindest) nach dem Zweiten Weltkrieg waren die facettenreichen Auseinandersetzungen von 1980 bis 1982 um ein - von der Verwaltung seit 1979 und den Fraktionen von SPD und CDU vorangetriebenes - als Sport- und Freizeitzentrum „Borbyhof“ geplantes Investitionsvorhaben mit geschätztem Ausbauvolumen von rund 100 Millionen DM. Geplant waren u.a. der Bau einer Eissporthalle, eines Hotels, eines Einkaufszentrums. Die Verwirklichung des Projektes scheiterte am wachsenden Widerstand der Bevölkerung (1982 waren nach einer Umfrage der SPD 63 Prozent, nach einer der Zeitungen „Flensborg Avis“ und „Kieler Rundschau“ 68 Prozent gegen die Realisierung) und vor allem daran, dass sich die Bedenken der Gegner (FDP, Grüne, SSW, ein Teil der SPD, „Bürgerinitiative gegen Borbyhof“) unter anderem an der Seriosität des angeblichen Bauherrn aus Bamberg (tatsächlich war er nur Makler und „Strohmann“ für einen Düsseldorfer Unternehmer) und einzelner Betreiberfirmen sowie an der Finanzierung und Rentabilität des Projektes letztendlich als richtig erwiesen.

Staatliche Zugehörigkeit

Bis 1864 gehörte Eckernförde zum Herzogtum Schleswig. Schleswig war noch im Mittelalter Teil des Königreiches Dänemark gewesen, doch bereits im 12. Jahrhundert kristallisierte Schleswig sich als selbständiges Jarltum heraus und löste sich endgültig im 14. Jahrhundert vom Königreich, mit dem es dann nur noch als Lehen in Personalunion verbunden war. Bis 1864 war Schleswig somit ein mit dem Königreich Dänemark zwar in Personalunion verbundenes, staatsrechtlich jedoch eigenständiges Gebilde (Sekundogenitur). Das südliche Schleswig zwischen Schlei und Eider war bereits im Hochmittelalter eine Zeit lang unabhängig von Dänemark und gehörte von 935 und 1024 zum Herzogtum Sachsen und damit seit 962 als Grenzmark dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation an.

Zum dänischen Gesamtstaat zählten damals neben dem Königreich Dänemark die Herzogtümer Schleswig und Holstein, welche beide wiederum in herzogliche (von Gottorf aus regiert) und in königliche (von Kopenhagen aus regiert) Anteile aufgeteilt waren. Eine kurze Zeit von 1836 bis zum Ende des dänischen Gesamtstaates 1864 hatte das Herzogtum Schleswig eine eigene Ständeversammlung, ebenso wie Holstein, Nørrejylland und die dänischen Inseln - mit der Einführung kam der König einer Aufforderung des Deutschen Bundes nach, nach dem Erstarken der liberalen Bewegungen nach der Julirevolution für seine Mitgliedsstaaten (in dem Falle Holstein) ratgebende Ständeversammlungen einzuführen und eine drohende Trennung in ein dänisches Königreich und deutsche Herzogtümer abzuwenden. Die erste schleswigsche Ständeversammlung traf sich im Jahre 1836 [1]. Bereits im Mittelalter gab es ein schleswigsches bzw. südjütisches Landsting bei Urnehoved.

Für einen kurzen Zeitraum wurde Schleswig und damit Eckernförde von 1864-1866 gemeinschaftlich von Preußen und Österreich verwaltet (Kondominium), kam dann zu Preußen (Vertrag von Gastein) und gehörte somit ab 1871 zum neugegründeten Deutschen Reich.

Von 1945-1949 lag Eckernförde in der britischen Besatzungszone und ist seit 1949 eine Stadt der Bundesrepublik Deutschland.

1721 wurde die Stadt aber einer schon rund 500 Jahre alten Regelung des Jütischen Rechts (dän.: Jyske Lov, niederd.: Jütsche Low) (3. Buch, Kapitel 61, § 2) folgend, nach der der Küstenstreifen königlicher Privatbesitz war („Wente alle Vorstrande syn des Köninges“), durch den König unmittelbar in seiner Funktion als König Dänemarks und nicht in seiner Funktion als Herzog Schleswigs verwaltet.

Einzelnachweise

  1. Grenlandportal: Die Ständeversammlung in Schleswig und die schleswig-holsteinischen Liberalen

Literatur

  • Ilse Rathjen-Couscherung: Eckernförde unter britischer Besatzung. Selbstverlag der Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V., Eckernförde 2008, ISBN 9783000257445, ISSN 16161971. 

Weblinks


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