Geschichte Athens

Geschichte Athens

Die Geschichte Athens, der griechischen Hauptstadt, reicht etwa 7500 Jahre, also bis in die Jungsteinzeit zurück. Genauere Details sind aber erst ab etwa 1600 v. Chr. bekannt, als auf der Akropolis (=hohe Stadt) ein mykenischer Königspalast errichtet wurde. Athen liegt auf der Halbinsel Attika.

Inhaltsverzeichnis

Überblick: Frühzeit bis Hellenismus

Die Herkunft des Namens der Stadt

Die Herkunft des Namens Athen (altgriechisch Ἀθῆναι, heute Αθήνα) ist bisher nicht geklärt, da es keine etymologischen Wurzeln des Begriffs gibt. Ob die Stadt nach ihrer Schutzgöttin Athene benannt ist oder umgekehrt, ist nicht geklärt. In der Antike und im Englischen wird der Plural Athinai genutzt, die Selbstbezeichnung der Bewohner der attischen Halbinsel (vgl. die Dörfer Demos).

Frühzeit

Die mykenische Königsburg Athens blieb, anders als die meisten anderen mykenischen Burgen Griechenlands, von der dorischen Eroberung verschont; auch betonten die Bewohner Attikas stets ihre alte ionische Tradition und dass sie keine dorischen Elemente aufwiesen. Dennoch hinterließen die Umwälzungen der Völkerwanderung nach 1200 v. Chr. auch in Athen ihre Spuren, dessen Einfluss im Dunklen Zeitalter der nächsten Jahrhunderte eher gering blieb. In Athen hielt sich zunächst noch das lokale Königtum, dessen Ahnenreihe man mit der mythischen Urzeit zu verknüpfen suchte. Unterhalb des Königtums wies die Athener Gesellschaft einen mächtigen Adel (Eupatriden genannt) auf, der durch einen Adelsrat, dem Areopag, der sich regelmäßig auf dem Ares-Hügel versammelte, Einfluss auf die Staatsgeschäfte nahm. Dieser Areopag bestimmt die städtischen Beamten (die so genannten Archonten) und den militärischen Befehlshaber (den Polemarchos).

Durch die zentrale Lage und die rege Teilnahme am Seehandel über seinen Hafen Piräus gewann Athen bald an Wohlstand, an dem allerdings nicht alle Athener in gleicher Weise partizipierten; zudem gab es soziale Belastungen dadurch, dass Athen auch das Umland (Attika) zu einer Polis vereinigte. Das Königtum rückte unterdessen zunehmend in den Hintergrund. Seit 682 v. Chr. wurden die Archonten jeweils nur noch für ein Jahr bestimmt. Die Spannungen innerhalb Athens nahmen aber weiter zu, wie sich erstmals deutlich beim versuchten Staatsstreich des Kylon um 632 v. Chr. zeigte.

Die Notwendigkeit einer Verfassungsreform wurde zunehmend deutlich. Zunächst versuchte Drakon mit sprichwörtlich gewordenen „drakonischen Strafen“ die Ordnung zu garantieren, indem er erstmals die allgemein geltenden Strafen aufschrieb und öffentlich ausstellte. Bald nach ihm sorgte Solon für einen Ausgleich der Interessen der Adligen und der Stadtbürger durch seinen Verfassungsentwurf. Die Athener wurden in vier Klassen eingeteilt, von denen nur die oberste zu politischen Ämtern zugelassen war, zugleich wurden aber Schuldsklaverei auf der einen und übergroßer Landbesitz auf der anderen Seite abgeschafft und freier Handel gefördert. In der Volksversammlung erhielten alle Klassen ein Stimmrecht, womit erstmals ein demokratisches Element in der Athener Verfassung wirksam wurde. Zunächst aber gelang es im Jahre 561 v. Chr. noch einmal Peisistratos, die Herrschaft eines Einzelnen, die Tyrannis, zu etablieren, die nach seinem Tod im Jahre 527 v. Chr. von seinen Söhnen, Hippias und Hipparchos, fortgesetzt wurde, die dann durch die Ermordung des einen und die Vertreibung des anderen beendet wurde.

Die Blüte der Demokratie im 5. Jahrhundert v. Chr.

Nach der Beseitigung der Tyrannis im Jahre 510 v. Chr. kam es zu einem langsamen Demokratisierungsprozess (siehe Kleisthenes von Athen). Ein weiterer Meilenstein zur Demokratie und zur Vermeidung einer erneuten Tyrannis ist die Einführung des Scherbengerichts. Um 500 v. Chr. bestimmten die Perserkriege das Stadtleben, nachdem sich Athen auf der Seite der Rebellen während des Ionischen Aufstands gegen das Perserreich gestellt hatte. Die wohl bekanntesten Schlachten sind die von Marathon (490 v. Chr.) und von Salamis (480 v. Chr.). Nach der Schlacht von Salamis gelang es den Athenern, ihre Macht auch auf andere Städte auszuweiten und den Attischen Seebund zu gründen (477 v. Chr.). Mit Hilfe des Seebundes errichtete Athen eine Hegemonie über weite Teile Griechenlands und Kleinasiens: Der Seebund selbst entwickelte sich zum attischen Reich und Athen zur stärksten Seemacht.

Das 5. Jahrhundert vor Christus war auch vom kulturellen Standpunkt die Blütezeit Athens: Wer als Philosoph, Schriftsteller, Mathematiker oder Künstler etwas auf sich hielt, wohnte in Athen. Gute Beispiele sind die auch heute noch bekannten Schriftsteller Aischylos, Aristophanes, Euripides und Sophokles, die Historiker Herodot, Thukydides, der Philosoph Sokrates, der Dichter Simonides und der Bildhauer Phidias. Athen hatte zirka 40.000 Einwohner (ganz Attika zirka 300.000 Einwohner) und erstreckte sich auf einem etwa 2×2 km großen Gebiet rund um die Akropolis. Der Hauptplatz, die Agora, befand sich in der Nähe des heutigen Monastirakiplatzes. Im Westen der Stadt befand sich die Pnyx, auf der die Volksversammlungen abgehalten wurden. Wichtige Tempel der Stadt waren unter anderem die Athena-Heiligtümer auf der Akropolis, der Hephaistos- und der Zeustempel (oder Olympieion).

Die Athenische Bevölkerung bestand jedoch größtenteils nicht aus Vollbürgern, sondern Sklaven oder Fremden (Metöken), die praktisch keine Rechte hatten. Der zu dieser Zeit einflussreichste Politiker der Stadt war Perikles, der die Akropolis errichten ließ und die Stadt, wie er sagte, zur „Schule Griechenlands“ machte. Unter Perikles wurde denn auch die Attische Demokratie zu ihrem Höhepunkt geführt.

Doch Athens Regierungspolitik wurde mit der Zeit nicht mehr von allen Mitgliedern des Attischen Seebunds unterstützt. Die Differenzen mit Korinth (und indirekt mit Sparta) führten schließlich zum Peloponnesischen Krieg gegen den so genannten Peloponnesischen Bund, der von Sparta angeführt wurde. Perikles' Strategie, sich der überlegenen spartanischen Armee nicht in offenem Kampf zu stellen und dafür mit der Flotte zu operieren, hatte keinen nachhaltigen Erfolg.

Hinzu kam, dass von 430 v. Chr. bis 426 v. Chr. ein Drittel der Einwohner der Stadt an einer Epidemie starben. Nach DNA-Untersuchungen, die griechische Forscher der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen 2006 an Skeletten aus dieser Zeit vornahmen, legen nahe, dass es sich dabei um Typhus handelte, nicht um die Pest, wie vorher angenommen wurde.[1] Allerdings wurden diese Befunde kurz darauf wieder in Zweifel gezogen.[2] Auch Perikles starb 429 v. Chr. an den Folgen dieser Epidemie.

Im Jahre 421 v. Chr. kam es zum Nikiasfrieden, der allerdings nicht lange währte: Sparta ging gegen Argos vor, während Athen sich dem langsam auflösenden Seebund zuwandte. 415 v. Chr. unternahmen die Athener, unter Einfluss des Alkibiades, die sogenannte sizilische Expedition, die 413 v. Chr. für Athen in einem Desaster endete. Das Perserreich intervenierte zu Gunsten Spartas und trotz einiger Siege unterlagen die Athener 405 v. Chr. in der Schlacht bei Aigospotamoi. Der Krieg endete schließlich 404 v. Chr. mit einer vollständigen Niederlage Athens.

Athen musste den Seebund auflösen und wurde zeitweise von einer oligarchischen Regierung beherrscht, bevor 403 v. Chr. wieder eine gemäßigte Demokratie eingerichtet werden konnte.

Athen im 4. Jahrhundert v. Chr.

Im 4. Jh. brachten die Philosophen Platon und Aristoteles die Philosophie zur Blüte, an Thukydides schließt der Historiker Xenophon an.

Während das demokratische Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. lange Zeit als Epoche des „Niedergangs“ und des „Rückzugs ins Private“ galt, hat sich das Bild in der Forschung seit den 1980er Jahren allmählich gewandelt. Die demokratischen Institutionen – nicht mit Beamten und Spezialisten, sondern mit jährlich ausgelosten Bürgern besetzt – arbeiteten weiter, von einer Politikverdrossenheit der Bürger ist nichts überliefert. Für das politische Engagement spricht auch die ständige architektonische Erweiterung der Pnyx, wo die Volksversammlung, das zentrale Gremium der demokratischen Entscheidungen, zusammen trat. Kein Politiker – auch nicht der einflussreiche Makedonengegner Demosthenes – hat eine ähnlich dominante Stellung erlangen können, wie sie Perikles im 5. Jahrhundert einnahm.

In den Jahrzehnten nach dem Peloponnesischen Krieg gewannen die Athener durch geschickte Schaukelpolitik zwischen Persien sowie den rivalisierenden griechischen Mächten Sparta und Theben ihre Handlungsfreiheit Stück für Stück zurück. 377 v. Chr. gelang ihnen eine Neugründung eines verkleinerten Seebundes. In den permanenten Kriegen um die Vorherrschaft in Griechenland setzte sich Athen zeitweise für einen Allgemeinen Frieden zwischen den Poleis ein.

Seit den 50er Jahren des 4. Jahrhunderts v. Chr. trat Athen der aufstrebenden Macht Makedoniens unter dessen König Philipp II. entgegen. Auf Betreiben des Demosthenes kam ein anti-makedonisches Bündnis fast aller griechischen Städte zustande, dessen Heer jedoch 338 v. Chr in der Schlacht von Chaironeia von den Makedonen besiegt wurde. Im folgenden Jahr sah sich Athen genötigt, dem von König Philipp dominierten Korinthischen Bund beizutreten.

Athen in der Zeit des Hellenismus

Philipp und nach ihm sein Sohn Alexander der Große achteten die große Tradition Athens. Nach dem Tod Alexanders erhoben sich Athen und andere griechische Stadtstaaten im so genannten Lamischen Krieg erneut gegen die Makedonen, wurden aber geschlagen. Athen musste seine Demokratie einschränken und eine makedonische Garnison erdulden. Von 317 bis 307 v. Chr. herrschte Demetrios von Phaleron, ein Schüler des Aristoteles, als von den Makedonen unterstützter Verwalter.

Nach der Vertreibung des Demetrios von Phaleron mit Hilfe von Demetrios Poliorketes kehrte Athen noch einmal zur radikalen Demokratie zurück und verteidigte sich bis 262 v. Chr. erfolgreich gegen die makedonischen Eroberungsversuche. Nach der Niederlage im Cremonideischen Krieg war die Stadt bis 229 v. Chr. makedonisch, danach wurde Athen wieder frei. Das unabhängige Athen gewann wieder an kultureller Bedeutung und wurde zu einem wichtigen politischen Aktionsfeld der Diadochen und deren Nachfolgerstaaten, die sich mit zahlreichen Stiftungen (zum Beispiel die Stoa des Attalos) um die Gunst der griechischen Öffentlichkeit bemühten. In den Auseinandersetzungen Makedoniens mit dem Römischen Reich stand Athen auf der Seite Roms.

Im Jahre 86 v. Chr. wurde Athen jedoch von Sulla als Strafe für die Unterstützung des Mithridates VI. erobert. Doch auch unter den römischen Kaisern blieb die Stadt ein Zentrum kulturellen Lebens und hatte den Status einer freien Stadt. Viele Mitglieder der römischen Oberschicht gingen eine Weile nach Athen, um philosophische Studien zu betreiben. Ab dem 3. Jahrhundert war die Stadt ein Zentrum des Neuplatonismus. Doch seit 380, als unter Theodosius I. das Christentum faktisch römische Staatsreligion wurde, und mehr noch nach 391, als alle heidnischen Kulthandlungen verboten wurden, ging auch diese Bedeutung mehr und mehr verloren. Der oströmische Kaiser Justinian I. schließlich schloss 529 die Philosophenschulen, die nicht ohne Grund als Hort des Heidentums galten. Die letzten athenischen Philosophen suchten zunächst Zuflucht in Persien, kehrten aber 532 ins Imperium Romanum zurück. Die Schließung der platonischen Akademie wird oft als Ende des antiken Athen angesehen.

Sehenswürdigkeiten aus der Antike

Tempel des Hephaistos

Athen ist nicht zuletzt wegen der Sehenswürdigkeiten aus der Antike ein wichtiges touristisches Ziel. Neben der Akropolis mit Parthenon und Erechtheion gehören die griechische und die römische Agora mit dem Tempel des Hephaistos und dem Turm der Winde zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten. Weitere Zeugnisse der Antike sind der Areopag, die Pnyx, sowie der Zeustempel. Am Kap Sounion befindet sich der Poseidontempel, ein weiterer Tempel auf der Insel Ägina. Bedeutende Exponate befinden sich im Archäologischen Nationalmuseum.

Zeittafel: Frühzeit bis Moderne

Gefäß aus der Geometrischen Zeit, um 750 v. Chr.

Jungsteinzeit (5000–2500 v. Chr.)

Erste Anzeichen einer Siedlung auf der Akropolis in Athen.

Bronzezeit (2500–1200 v. Chr.)

In der Bronzezeit um 1300 v. Chr. wurde auf der Akropolis ein mykenischer Königspalast errichtet.

Eisenzeit (1200–900 v. Chr.)

Im Gegensatz zu anderen mykenischen Städten wie Mykene selbst oder Pylos verschwand Athen im 12. Jahrhundert v. Chr. (während der Eisenzeit) nicht völlig von der Bildfläche, sondern verkleinerte nur das Stadtgebiet auf die Größe der heutigen Plaka.

Geometrische Zeit (900–700 v. Chr.)

Bis zum 8. Jahrhundert hatte sich Athen wieder stabilisiert und seine zentrale Position in der griechischen Welt gefestigt, die Festung auf der Akropolis und der Zugang zum Meer boten der Stadt einen großen Vorteil über mögliche Rivalen wie Theben und Sparta. Seit Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. wurden die Gerichtsverhandlungen auf dem Areopag durchgeführt. In diese Zeit wird auch das athenische Königtum eingeordnet, dessen letzter König der sagenhafte Kodros gewesen sein soll.

Archaische Zeit (700–500 v. Chr.)

Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurden durch Drakon sehr scharfe Gesetze erlassen (Drakonische Strafen), die Solon (640–559 v. Chr., einer der sieben Weisen) milderte und die Bürgerrechte auf ärmere Volksschichten ausweitete. 515 v. Chr. Baubeginn des größten Tempels des griechischen Festlands, dem Olympieion, unter dem Tyrannen Peisistratos. Nach dem Tod des Tyrannen folgte die Schreckensherrschaft des Hippias (Sohn des Peisistratos), der 510 v. Chr. gestürzt wurde. Mit der Reform des Kleisthenes von Athen und der Entmachtung des Adels sowie der gleichzeitigen Errichtung der Demokratie wurde der weitere Bau des Riesentempels eingestellt. (König Antiochos IV. ließ die Arbeiten 174 v. Chr. wieder aufnehmen. Der Tempel wurde etwa 640 Jahre nach Baubeginn unter dem römischen Kaiser Hadrian endgültig fertiggestellt.)

Reformen des Kleisthenes (um 507 v. Chr.)

Athener Tetradrachme um 449 v. Chr.
schematische Darstellung der politischen Ordnung Attikas nach Solon

Aufgrund der Größe Attikas befanden sich einige Regionen in recht großer Entfernung zum eigentlichen Zentrum des Gebietes – Athen – und waren somit vom politischen Geschehen isoliert. Kleisthenes' Ziel jedoch war es, die gesamte attische Bevölkerung in die Politik einzubinden und ihr somit eine Zugehörigkeit zum Gemeinwesen zu vermitteln.

Hierzu teilte er die attische Bevölkerung in 139 Demen ein. Diese hatten in etwa die Größe eines Dorfes und verwalteten sich selbst auf der Basis der Gleichberechtigung. Sie bildeten die kleinsten Einheiten des neuen Phylensystems. Attika wurde hierbei in drei Regionen unterteilt. Die Stadt Athen selbst bis zur Küste, das Binnenland und das restliche Küstengebiet. Jede Region bestand des Weiteren aus je zehn zusammenhängenden Abteilungen. Diese insgesamt 30 Abteilungen wurden wiederum zu zehn Phylen zusammengefügt, wobei jeder Phyle eine Abteilung aus der Stadt, eine der Küste und eine aus dem Binnenland angehörte. (Daher der Name Trittyes (Drittelbezirke) für die Abteilungen.) Einer Phyle gehörten zirka 3500 Bürger an.

Da nun in jeder Phyle alle drei Regionen vertreten waren, bildete sie quasi einen „Querschnitt“ durch die gesamte attische Bevölkerung. Eine Bevorzugung der Stadtbevölkerung wurde somit vermieden. Stattdessen ermöglichte diese Neuordnung eine institutionelle und gesellschaftliche Integration sowohl des Zentrums als auch der Peripherie:

Das Ziel der Reform war die Präsenz der gesamten Bürgerschaft und ihre Beteiligung an der Politik und die Kooperation zwischen den Bevölkerungsgruppen, also eine politische Zusammenarbeit der Phylen: Jede Phyle entsandte 50 Vertreter in die Boule (Ratsversammlung), die den Rat der Fünfhundert bildeten. (Diese Vertreter wurden ausgelost, da vor allem der Zufall der Wille der Götter war.) Der Willen der Bevölkerung sollte auf diese Weise in Athen gegenwärtig gemacht werden.

Die Attische Demokratie trug, wie der Historiker Thukydides dem Politiker Perikles in den Mund legt, einen bedeutenden Teil zur Macht und zum wirtschaftlichen Wohlstand der Stadt bei.[3] „Die Verfassung, nach der wir leben, vergleicht sich mit keiner der fremden. Mit Namen heißt sie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf eine größere Zahl gestellt ist, Volksherrschaft. […] Sondern frei leben wir miteinander im Staat …“ (Thuk. II. 37)

Mit den Schulen des Platon und Aristoteles bildete Athen ein bedeutendes philosophisches Zentrum. Im peloponnesischen Krieg verlor sie an Einfluss.

Perserkriege (500–479 v. Chr.)

Hauptartikel: Perserkriege
  • 499 v. Chr. Ionischer Aufstand, Sieg der Perser bei Lade 494 v. Chr.
  • 493 v. Chr. Strafexpeditionen der Perser, Sieg von Athen in der Schlacht bei Marathon 490 v. Chr. (Marathonlauf).
  • 493 v. Chr. wurde der Athener Haupthafen von Phaleron nach Piräus verlegt und später mit den Langen Mauern verbunden.
  • 480 v. Chr. zerstören die Perser Athen, der persische König Xerxes I. thront auf dem Ägaleo und wohnt der Seeschlacht von Salamis bei.
  • 479 v. Chr. Schlacht bei Plataiai.

Klassische Zeit (479–338 v. Chr.)

Hauptartikel: Antikes Griechenland

Athen war eine der mächtigsten Poleis des alten Griechenland und der große Gegenspieler Spartas im Peloponnesischen Krieg. Athen war – mit der Verfassung des Solon vor allem seit der Reform des Kleisthenes von Athen – die erste Demokratie in der Geschichte. Ihre endgültige Blüte erlebte diese Staatsform im 4. Jahrhundert, als die Zeit der größten Machtentfaltung Athens bereits vorbei war.

Hellenistische Zeit (338–146 v. Chr.)

Demosthenes, Athener Politiker und berühmtester Redner der Antike (Philippika), versucht in einer Allianz mit Theben sich gegen die makedonische Großmacht unter Philipp II. zu wehren. Athen verliert jedoch seine Unabhängigkeit 338 v. Chr. in der Schlacht von Chaironeia. Ein Versuch, 322, nach dem Tod Alexanders des Großen, die makedonische Herrschaft abzuschütteln, scheitert. Athens Zeit als souveräne Macht ist vorbei, doch kulturell und wirtschaftlich bleibt die Stadt in den folgenden Jahrhunderten bedeutend.

Römische Zeit (146 v. Chr.–582 n. Chr.)

Das Hadrianstor in der Nähe des Olympieions markiert den Eingang zur Hadriansstadt.

Spätestens seit 146 v. Chr. stand die Stadt, die schon seit 229 v. Chr. als „Freund“ Roms galt, wie das restliche Griechenland faktisch unter römischer Herrschaft. Da man die Römer früh unterstützt hatte, wurde Athen zunächst gefördert und erlebte um 100 v. Chr. eine ökonomische Blüte. Das Blatt wendete sich, als die Athener 88 v. Chr. unter der Tyrannis des Aristion beschlossen, König Mithridates VI. gegen Rom zu unterstützen: Im Jahre 86 v. Chr. kam es zur Eroberung Athens durch die Truppen des römischen Feldherrn Sulla und zur gründlichen Plünderung des Ortes, der aber seinen Ruf als intellektuelles Zentrum sowie den Status als „freie Stadt“ behielt und sich bald erholte.

Reiche Römer agierten als Wohltäter der Stadt, und die Kaiser folgten ihrem Beispiel: Schon während der Herrschaft des ersten Kaisers Augustus entstand die Römische Agora. Der Apostel Paulus besuchte auf seiner zweiten Reise auch Athen (Apostelgeschichte 17,15–17,34) und predigte mit mäßigem Erfolg auf der Agora und dem Areopag (49 n. Chr.). Kaiser Hadrian (117 bis 138 n. Chr.), ein persönlicher Freund des Herodes Atticus, hielt sich dann mehrfach in Athen auf. Der Philhellene und Kunstliebhaber stiftete Athen mehrere große Bauwerke: Er ließ die Hadriansstadt (heute ist vor allem noch das Hadrianstor erhalten) und die Hadriansbibliothek bauen sowie den gewaltigen, schon in archaischer Zeit begonnenen Tempel des Olympischen Zeus (das Olympieion) vollenden. In römischer Zeit entstand auch das Theater des Herodes Atticus am Fuß der Akropolis. Die Stadt erreichte nun den Höhepunkt ihrer urbanen Entwicklung.

In der Zeit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts wurde Athen 267 dann von den germanischen Heruler erobert, konnte sich aber von den Zerstörungen weitgehend erholen und blieb in der Spätantike ein bedeutendes geistiges Zentrum. 529 (oder 531?) wurden dann die athenischen Philosophenschulen durch Kaiser Justinian I. geschlossen, was den Niedergang der Stadt beschleunigte.

Byzantinische Zeit (582–1453)

Mosaike im Kloster Daphni aus dem 10. Jahrhundert

Siehe auch: Liste der byzantinischen Kaiser (364–1453)

Im späten 6. Jahrhundert, vermutlich um 582, wird Athen durch slawische und awarische Angreifer stark zerstört, damit wird das Ende der antiken Phase der Stadt eingeleitet, die wie der größte Teil von Griechenland zeitweilig der kaiserlichen Kontrolle entgleitet.
797 wird die gebürtige Athenerin Irene erste alleinregierende Kaiserin des byzantinischen Reichs.

Nach dem Vierten Kreuzzug 1204 wird Athen fränkisches Herzogtum unter der Lehnshoheit des „Königs“ von Thessalien. Um 1260 fällt die Stadt noch einmal an die Byzantiner.

Osmanische Zeit (1453–1832)

Moscheebau an der Hadriansbibliothek

Im Jahre 1456 eroberte Sultan Mehmed II. Athen [Setines]. Im Großen Türkenkrieg gegen das Osmanische Reich wurde 1687 bei der Belagerung Athens durch die Venezianer der Parthenon-Tempel auf der Akropolis getroffen und Teile des Tempels zerstört, als das dort gelagerte türkische Munitionsdepot explodierte. Im griechischen Unabhängigkeitskampf gelang es den Einheimischen im Jahre 1822 die Akropolis und damit die Stadt den Türken abzunehmen. Vier Jahre lang hielt sich eine griechische Besatzung in der Stadt, dann kam es 1826 zur Belagerung durch osmanische Streitkräfte unter Reschid Pascha. Am 5. Juni 1827 kapitulierte die Besatzung gegen die Bedingung freien Abzugs. Türkische Truppen besetzten vorübergehend noch einmal Athen. Die Stadt wurde in der osmanischen Zeit mehrfach zerstört.

Neugriechische Zeit

1832–1912

Athen im Jahr 1868
Fechtwettkämpfe der Olympische Spielen 1896 im Zappeion

Siehe auch: Liste der griechischen Könige und Präsidenten (1832–1995)

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach den Unabhängigkeitskriegen war Athen nur noch ein kleines Dorf mit etwa 300 Häusern. 1830 fand in der Stadt die erste Theaterveranstaltung statt. Im Jahre 1834 wurde die Hauptstadt von Nauplion nach Athen verlegt. Der erste griechische König, Otto I. (1832–1862) ließ Athen ausbauen und gab zahlreiche klassizistische Bauten in Auftrag, darunter die Athener Trilogie. 1843 erließ König Otto I. auf revolutionären Druck unfreiwillig eine Verfassung.

Josef von Ow schrieb 1854 in seinen Memoiren: „Die Gesellschaft von Athen ist eine Musterkarte aller Nationen Europas“[4] und erwähnt, wie Italiener, Franzosen, Deutsche und Engländer sich in der Stadt niederließen und Unternehmen gründeten wie etwa 1864 die Brauerei Fix.[5] Im Jahre 1862 endete die Herrschaft Ottos I. und das Haus Wittelsbach musste Athen verlassen. 1863–1913 wurde Georg I. König von Griechenland.

Um 1860 entstanden auch außerhalb großer Hotels elegante Cafés und Restaurants, die auch von einer neuen Mittelschicht und Studenten frequentiert wurden. Einfache Tavernen und Kaufmannsläden blieben die Treffpunkte der Unterschicht. Um 1890 verschwand die soziale Trennung in der Öffentlichkeit wieder.[6]

Im Jahre 1869 wurde die erste Dampfeisenbahnstrecke Griechenlands eröffnet, die Athen mit dem Hafen Piräus verband, diese wurde ab 1904 elektrifiziert und etappenweise zur U-Bahn Athen ausgebaut. 1882 wurde die Pferdebahn in Betrieb genommen, aus der 1908 die elektrische Straßenbahn Athens hervorging. 1877 erweiterte eine französische Gesellschaft die seit 1859 bestehende Gasanstalt und führte die Straßenbeleuchtung ein. Elektrizität wurde ebenfalls noch vor der Jahrhundertwende eingeführt.[7] Seit 1856 gab es Bestrebungen, eine große staatliche Bühne zu gründen. Im Jahre 1880 wurde schließlich das Nationaltheater eröffnet. 1878 wurde die Athener Markthalle eingeweiht, im selben Jahr ließ sich Heinrich Schliemann ein repräsentatives Wohnhaus von Ernst Ziller bauen, das er Palast von Ilion nannte und heute das numismatische Museum beherbergt. Um 1880 überschritt die Einwohnerzahl des Stadtgebiets die 100.000.[7] Im Jahre 1896 fanden in Athen die ersten modernen Olympischen Sommerspiele statt, 1906 fand als Jubiläumsveranstaltung die Zwischenolympiade statt, der viele olympische Riten zu verdanken sind. Im Jahre 1908 wurde das Telefonnetz errichtet.[7]

Eine beliebte Unterhaltung waren öffentliche Platzkonzerte, die beispielsweise im Park des Zappeion oder vor dem Schloss abgehalten wurden. Direkt am Zappeion existierte seit der Jahrhundertwende auch ein beliebtes Ausflugslokal, das bald auch Konzerte veranstaltete die später unter der Leitung des Komponisten Manolis Kalomiris standen. Eine Besonderheit war, dass erstmals auch Frauen in der Veranstaltung mitwirkten, bisher war das nur bei expliziten Frauenrollen an Bühnen der Fall. In der Nähe des Zappeion entstand die Oase, das erste Athener Varieté, sowie seit der Zwischenkriegszeit das Lokal die Kühe, welches mitten in der Stadt einen Bauernhof mit Stall inszenierte und frische Kuhmilch bot. Allgemein unterschied man in Athen zwischen Café Aman, Lokalen die Wasserpfeifen darreichten und bei denen Wahrsager und Scharlatane auftraten, sowie Café chantant den Varietés.[8] Das Athener Nachtleben brachte der Stadt den Ruf ein, das Athen des östlichen Mittelmeers zu sein.[9]

1912–1944

Griechische und armenische Flüchtlinge aus der Türkei, 1923
Wehrmachtspanzer am Thesion, 1943

Nach Athen, das 1880 noch 100.000 Einwohner hatte, kommen 230.000 Flüchtlinge aus Kleinasien. Der Staat weist den Flüchtlingen Grundstücke am Stadtrand zu, es entstehen ganze Barackensiedlungen. Das Stadtschloss wird zum übergangsweise zum Durchgangsheim umfunktioniert. Die zahlreichen Arbeitskräfte fördern die Industrialisierung der Stadt und gründen häufig selbst kleinere Betriebe.

Das kulturelle Leben Athens war bis in die frühen 1920er Jahre durch den Nachholbedarf seit der Staatsgründung geprägt, dies änderte sich innerhalb weniger Jahre. Musik, Literatur, Kunst und Architektur erlebten eine Blüte und ließen die Stadt zu einer Metropole der Avantgarde werden. Künstler und Dirigenten wie Egon Petri, Camille Saint-Saëns, Arthur Rubinstein, Jacques Thibaud besuchten immer wieder die Stadt, um sich für ihr Werk inspirieren zu lassen.[10] Felix Petyrek ließ sich permanent in Athen nieder und arbeitete am Athener Konservatorium. Die Akademie von Athen wurde 1926 offiziell als Institution gegründet. 1933 fand der Weltkongress der Architekten statt, die Charta von Athen wird zum Manifest der Moderne. 1938 debütierte die 15-jährige Maria Callas an der Athener Oper. Die Impulse jener Zeit in Athen werden heute als Generation der 30er Jahre bezeichnet.

Politisch war die Epoche durch eine große Instabilität geprägt, 1922 hatte eine Revolution stattgefunden, die den Sturz der Monarchie erreichte. Es folgte eine Republik von 1924–1935, auf die eine Rückkehr zur Monarchie 1935 mit einem autoritären Regime unter General Metaxas folgte.

Nach der Abwehr des italienischen Angriffs auf Griechenland 1940 folgt im Frühjahr 1941 der deutsche Angriff auf Griechenland, die griechische Regierung flüchtet auf dem Panzerkreuzer Georgios Averoff (Schiffsmuseum Trokadero Marina in Paleo Faliro) nach Alexandria. Das ganze Land wird von den Achsenmächten in Besatzungszonen eingeteilt, für alle Zonen behält sich das dritte Reich die wirtschaftliche Ausbeutung vor, und gründet die DEGRIGES, um Sach- und Vermögenswerte aus dem Land zu ziehen. Schon am 31. Mai 1941 reißt Manolis Glezos als Zeichen des Widerstands die Hakenkreuzfahne von der Akropolis. Die Hungersnot infolge der Ausplünderung durch die Besatzungsmacht traf die städtische Bevölkerung besonders hart: im Winter 1941/1942 und 1942–1943 starben im Athener Ballungsgebiet über 100.000 Menschen den Hungertod. Als 1944 die Deportation der Juden ansteht, ordnet der Athener Erzbischof Damaskinos an, dass sämtliche Mönchs- und Nonnenklöster in Athen und der Provinz jeden Juden aufzunehmen, der um Schutz bäte.[11] Er ordnete auch die Ausstellung von rückdatierten Taufbescheinigungen für Juden an, da jedoch griechische Ausweise und Pässe die Religionszugehörigkeit angaben, ließ der Polizeipräsident Angelos Evert für 1200 Juden neue Dokumente ausstellen, die sie als Christen auswiesen. Trotz dieser Aktionen konnten von 3500 Juden in Athen nur 1800 vor einer Deportation gerettet werden. Im Oktober 1944 kehrte die Exilregierung nach Faliron zurück.

Seit 1944

Der Omonia-Platz in den frühen 1960er Jahren, im Hintergrund die Kaffeerösterei Bravo
  • 1944–1949 Der Griechische Bürgerkrieg erschüttert auch die Hauptstadt. Am 3. Dezember 1944 werden bei einer Massendemonstration der EAM auf dem Syntagma-Platz 15 Demonstranten von der Polizei erschossen. ELAS-Einheiten greifen Polizeistationen an und liefern sich Straßenkämpfe mit britischen Streitkräften.
  • Eines der wichtigsten Spätwerke Walter Gropius' (1883–1969) steht in Athen: die von 1956 bis 1961 erbaute amerikanische Botschaft.

Bis in die 1960er Jahre kam eine zweite Einwanderungswelle nach Athen. Ursache war die durch Weltkrieg und Bürgerkrieg verschuldete Rückständigkeit auf dem Land. Mangelnde Infrastruktur verzögerte die Dezentralisierung der Industrie. Bis in die 1970er Jahre wurde der Stadtrand von Athen von Industriebetrieben geprägt, die zur Luftverschmutzung beitrugen.

Von 1967 bis 1974 herrschte die griechische Militärdiktatur (Junta), am 17. November 1973 wurde der Aufstand am Polytechnikum blutig niedergeschlagen. In der Nacht zum 24. Juli 1974 landete Konstantinos Karamanlis in Athen, wurde von einer jubelnden Bevölkerung begrüßt und noch in der Nacht als Premierminister vereidigt. Das Militärregime war zusammengebrochen.

Im Jahre 1980 wurde im Zappeion der Beitritt Griechenlands zur damaligen EWG unterzeichnet, am 19. Dezember des selben Jahres mitten in der Vorweihnachtszeit wurden gleichzeitig Brandanschläge auf die Kaufhäuser Minion und Karantzos verübt. Der nach dem Niedergang der Militärdiktatur eintretende Aufschwung hat die Anzahl der Autos ansteigen lassen, so dass Staus und Smog ab den 1980er Jahren die Regel sind. Als erste Maßnahme wurde der „Daktylios“ (Finger) eingeführt, in dem an smoggefährdeten Tagen alternierend nur Autos mit geraden oder ungeraden Kennzeichen einfahren dürfen. Busspuren wurden eingeführt und Bäume gepflanzt. Smog und Staus konnten bereits durch die ersten Maßnahmen eingedämmt werden, begünstigt wurde die Situation auch durch die Reduzierung des Parkraumes in der Innenstadt.

Ausbau der Infrastruktur in den 1990er Jahren

Wand an der U-Bahn Station Syntagma

Das rasche Wachstum Athens hatte lange Zeit zu einer Vernachlässigung der Infrastruktur geführt, die vor allem in den 1990er Jahren nachgeholt wurde. Als Impuls galt die Bewerbung Athens 1990 für die olympischen Spiele 1996. Wenngleich die Bewerbung mit dem 2. Platz faktisch scheiterte, so war der öffentliche Diskurs um die Lebensqualität der Stadt angestoßen. Der Städteplaner und Architekt Antonis Tritsis wurde mit Unterstützung beider großer Volksparteien zum Bürgermeister gewählt. Im Jahre 1991 wurde die Konzerthalle Megaro Mousikis fertiggestellt, 1994 wurde die große Kläranlage Psyttalia auf der gleichnamigen Insel in Betrieb genommen. Etwa zur gleichen Zeit begann der Bau der U-Bahn-Linien 2 und 3. 1997 fanden die Leichtathletik-Weltmeisterschaften statt, die wesentliche Erkenntnisse über die späteren Olympischen Spiele gab.

Staatlich und kommunal finanziert, wurde vor allem der Schienenverkehr modernisiert und erweitert (U-Bahn Athen, Straßenbahn Athen und Proastiakos), privat sind die Athener Stadtautobahn sowie der neue Athener Flughafen entstanden. Alle Arbeiten wurden durch akribisch ausgeführte archäologische Ausgrabungen verzögert (für deren Aussetzung oder Verkürzung sich keine Sympathien in der Bevölkerung finden würden). Selbst der weit auswärts gelegene Flughafen war betroffen, wo sich von antiken Zeugnissen bis hin zu frühchristlichen Gräbern Relikte fanden. Die kleine mittelalterliche Kirche St. Peter und St. Paul wurde auf Schienen auf ein anderes Grundstück versetzt.

Der zentrale Abschnitt der U-Bahn vom Syntagma-Platz nach Monastiraki blieb jahrelang wegen Grabungen unvollendet, auch die Streckenführung mit der bereits ausgehobenen Station Keramikos musste aufgrund eines wichtigen Ausgrabungsfeldes verlegt werden, eine neue Station wurde etwa 1000 m weiter nördlich neu gebaut. Die Ausbeute an Fundstücken ist groß und wurde in der Ausstellung „die Stadt unter der Stadt“ gezeigt. Der U-Bahn-Bau gilt als größte innerstädtische archäologische Kampagne des europäischen Kontinents. 2003 wurde erneut ein europäischer Beitrittsvertrag unterzeichnet, diesmal auf der antiken Agora der Beitritt der zehn osteuropäischen Länder zur EU.

Olympische Spiele und städtebauliche Impulse

Velodrom am OAKA-Sportkomplex

Die geänderten Sicherheitsbestimmungen nach dem 11. September 2001 sowie neue Anforderungen des IOC hatten zu Verzögerungen in den Vorbereitungen geführt. Detaillierte Schilderungen des Planungskommitees um den Stand der Bauten gingen in zahlreichen Pressemeldungen unter, die eine fristgerechte Durchführung der Spiele für unmöglich hielten. Die Schmutzkampagne war schließlich der hohe Preis für die anspruchsvollen Bauten des Star-Architekten Santiago Calatrava.

Die nacholympische Nutzung der Bauten, etwa das frühere Flughafengelände und spätere Sportfeld in Hellenikon oder die Anlagen in Faliro, setzen weitere bauliche Impulse. Die zusätzlichen Mauteinnahmen aus der Ringautobahn sollen in den Bau einer neuen U-Bahn-Linie 4 fließen. Die Annahme einer Schenkung einer neuen Oper und einer neue Nationalbibliothek auf dem Brachgelände der früheren Rennbahn durch die Stavros-Niarchos-Foundation musste verschoben werden, da der griechische Staat wegen neuer Sparmaßnahmen nicht für den Unterhalt sorgen kann. Im Jahre 2009 wurde nach dem "größten Umzug in der Geschichte Athens" das neue Akropolismuseum eingeweiht.

Seit der Jahrtausendwende ist Athen vermehrt ein Ziel von Emigranten. Stammten die Einwanderer seit den 1990er Jahren vor allem aus Nachbarländern, so kommen die Immigranten nun vermehrt aus Asien und Afrika. Es entstanden beispielsweise eine Chinatown und ein orientalisches Viertel. Gleichzeitig nahm auch, begünstigt durch die lange Küstenlinie und die wenig gesicherte Grenze zur Türkei, eine durch Schlepperbanden organisierte Wirtschaftsemigration nach Athen zu, die die ohnehin schwierige wirtschaftliche Situation der Stadt und des Staates überfordert.

Nachdem 2005 Helena Paparizou den Eurovision Song Contest gewonnen hatte, fand die Veranstaltung am 18. Mai (Halbfinale) und am 20. Mai 2006 der Eurovision Song Contest 2006 in der Olympic Indoor Hall statt.

Nachdem ein 15-jähriger in Athen von einem Polizisten durch einen Schuss getötet worden war, kam es am 6. Dezember 2008 in Athen und später auch in anderen Städten Griechenlands zu gewaltsamen Ausschreitungen, die bis zum 31. Dezember andauerten. Die Todesumstände des Jugendlichen sind umstritten. Gegen den Polizisten, der den tödlichen Schuss abgab, wurde im Juni 2009 Anklage wegen Mordes erhoben. Als Mittäter ist ein weiterer zur Tatzeit anwesender Polizist angeklagt.[12]

Literatur

  • Jochen Bleicken: Die athenische Demokratie, Stuttgart 1995.
  • Paavo Castrén (Hrsg.): Post-Herulian Athens. Aspects of Life and Culture in Athens AD 267-529, Helsinki 1994.
  • Peter Funke: Athen in klassischer Zeit. Beck, München 1999. (Beck Wissen) ISBN 3-406-44574-8
  • Christian Habicht: Athen. Die Geschichte der Stadt in hellenistischer Zeit. Beck, München 1995. ISBN 3-406-39758-1
  • M. H. Hansen: La démocratie athénienne à l'époque de Démosthène, Les Belles Lettres, coll. « Histoire », 2003. ISBN 2251380248
  • Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Siedler, Berlin 1993
  • Ulrich Sinn: Athen. Geschichte und Archäologie. Beck, München 2004. (Beck Wissen) ISBN 3-406-50836-7
  • Tuttu Tarkiainen, Die athenische Demokratie, Zürich 1966 (dt. v. Rita Öhquist)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Athen. Vom neolithischen Siedlungsplatz zur archaischen Großpolis. Wiss. Buchges., Darmstadt 1992. ISBN 3-534-07541-2
  • Karl-Wilhelm Welwei: Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert. Primus-Verl., Darmstadt 1999. ISBN 3-89678-117-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Scienceticker
  2. B. Shapiro, A. Rambaut, M. Gilbert, No proof that typhoid caused the Plague of Athens (a reply to Papagrigorakis et al.), in: International Journal of Infectious Diseases 10 (4), 2006, S. 334 f.; Antwort darauf: ebd., S. 335 f.
  3. Übersicht über die perikleische Verfassung: inka.de
  4. Aufzeichnungen eines Junkers am Hofe zu Athen, Band 1 Von Josef von Ow, S. 75
  5. Aufzeichnungen eines Junkers am Hofe zu Athen, Band 1 Von Josef von Ow, S. 71
  6. Harald Heppner: Hauptstädte in Südosteuropa: Geschichte, Funktion, nationale Symbolkraft, Seite 131
  7. a b c Harald Heppner: Hauptstädte in Südosteuropa: Geschichte, Funktion, nationale Symbolkraft, Seite 122
  8. Harald Heppner: Hauptstädte in Südosteuropa: Geschichte, Funktion, nationale Symbolkraft, Seite 134
  9. Paul Hellander: Griechenland, Seite 99
  10. Maria Helfgott, Eike Rathgeber, Nikolaus Urbanek: Wiener Musikgeschichte: Annäherungen, Analysen, Ausblicke, S. 551
  11. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14355115.html 46/1982
  12. Mordanklage gegen Polizisten, der 15-Jährigen erschoss von (red) auf derstandard.at, abgerufen 28. Dezember 2009

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