Gert Pickel

Gert Pickel

Gert Pickel (* 14. September 1963 in Kronach/Obfr.) ist Soziologe und Politikwissenschaftler. Seit 2009 hat er die Professur für Kirchen- und Religionssoziologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig inne. Er ist verheiratet mit der Politikwissenschaftlerin Susanne Pickel, mit der er auch publiziert.

Leben

Nach dem Studium der Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität Bamberg arbeitete Pickel von 1992 bis 1996 an der Sozialwissenschaftlichen Forschungsstelle der Universität Bamberg. Von 1996 bis 2007 war er Mitarbeiter an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) am Lehrstuhl für Vergleichende Kultursoziologie.

Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in der quantitativ-empirischen Religionssoziologie, der politischen Kulturforschung und der vergleichenden Demokratieforschung sowie Demokratiemessung. Zudem hat er zusammen mit anderen Autoren verschiedene Bücher und Artikel zu Methoden der vergleichenden Politikwissenschaft und Sozialwissenschaften verfasst und herausgegeben. Im Rahmen seiner Dissertation hat er sich mit dem Phänomen der Politikverdrossenheit insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen auseinandergesetzt. Seine Habilitationsschrift beschäftigt sich mit der Entwicklung der politischen Kultur und den Haltungen der Bevölkerung gegenüber der Demokratie im osteuropäischen Vergleich.

In den letzten Jahrzehnten hatte Gert Pickel u. a. Forschungsaufenthalte in Albanien, Bulgarien, Rumänien, Slowenien und Polen. Entsprechend beschäftigen sich verschiedene seiner Arbeiten mit Osteuropa in vergleichender Perspektive. Inhaltliche Schwerpunkte waren dabei der Vergleich der religiösen Situation in Osteuropa nach dem Sozialismus, der Wandel der politischen Kulturen sowie die dort stattfindende Demokratisierung.

In jüngerer Zeit setzt er sich mit der Rolle des "religiösen" Sozialkapitals für Gesellschaften und die Kirchen auseinander und ist mit der Analyse von Säkularisierungsprozessen und Säkularität im internationalen Vergleich aber auch in Deutschland befasst. Dabei vertritt er eine moderate Variante der Säkularisierungsthese, die Abbruchsprozesse des Religiösen mit pfadabhängigen Entwicklungen zusammendenkt.

Seit 2001 ist Pickel Mitglied des Vorstandes der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, seit 2006 Mitglied des Sprecherrates des Arbeitskreises Demokratieforschung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, sowie ebendort Gründungsmitglied des Arbeitskreises Interkultureller Demokratievergleich von 1997 bis 2006. Seit 2009 ist er zudem Mitglied des Sprecherrats des Arbeitskreises Politik und Religion der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.

Von 2007 an gehört er der Redaktion der Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft an und zählt auch zu deren Herausgeber und Mitbegründern.

Seit Frühjahr 2011 ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der nächsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche Deutschlands 2012.

Werke

  • Politische Einheit - Kultureller Zwiespalt? - Die Erklärung politischer und demokratischer Einstellungen in Ostdeutschland vor der Bundestagswahl 1998. (Hrsg., zusammen mit Dieter Walz/Susanne Pickel) Berlin: Peter Lang, 1998. ISBN 978-3631338926.
  • Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989-1999. (Hrsg., zusammen mit Detlef Pollack) Opladen: Leske+Budrich, 1999. ISBN 978-3810024770.
  • Demokratiemessung. Konzepte und Befunde im internationalen Vergleich. (zusammen mit Hans-Joachim Lauth/Christian Welzel) Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2000. ISBN 978-3531134383.
  • Rechtsstaat und Demokratie. Theoretische und empirische Studien zum Recht in der Demokratie. (Hrsg., zusammen mit Hans-Joachim Lauth/Michael Becker) Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2001. ISBN 978-3531136455
  • Religion und Moral – Entkoppelt oder Verknüpft? (Hrsg., zusammen mit Michael Krüggeler) Opladen: Leske+Budrich, 2001. ISBN 978-3810031631.
  • Jugend und Politikverdrossenheit. Zwei Kulturen im Deutschland nach der Vereinigung. Reihe: Politische Kultur in den neuen Demokratien Europas (Band 2). Opladen: Leske + Budrich, 2002. [Dissertation] ISBN 978-3810035806.
  • Political Culture in Post-Communist Europe. Attitudes in New Democracies. (Hrsg., zusammen mit Detlef Pollack/Jörg Jacobs/Olaf Müller) Aldershot: Ashgate, 2003. ISBN 978-0754619697.
  • Politische Kultur- und Demokratieforschung. Grundbegriffe, Theorien, Methoden. Eine Einführung. (zusammen mit Susanne Pickel) Wiesbaden: VS-Verlag, 2006. ISBN 978-3-8100-3355-0.
  • Osteuropas Bevölkerung auf dem Weg in die Demokratie. Repräsentative Untersuchungen in Ostdeutschland und zehn osteuropäischen Transformationsstaaten. Reihe: Politische Kultur in den neuen Demokratien Europas (Band 1). (zusammen mit Detlef Pollack/Olaf Müller/Jörg Jacobs) Wiesbaden: VS-Verlag, 2006. ISBN 978-3-8100-3615-5.
  • Einführung in die Methoden der vergleichenden Politikwissenschaft. (zusammen mit Hans-Joachim Lauth/Susanne Pickel) Wiesbaden: VS-Verlag, 2009. ISBN 978-3-531-13843-5.
  • Neue Entwicklungen und Anwendungen auf dem Gebiet der Methoden der vergleichenden Politik- und Sozialwissenschaft. (Hrsg., zusammen mit Susanne Pickel/Gert Pickel/Hans-Joachim Lauth) Wiesbaden: VS-Verlag, 2009. ISBN 978-3-531-16194-5.
  • Amnesie, Amnestie oder Aufarbeitung? Zum Umgang mit autoritärer Vergangenheit und Menschenrechtsverletzungen. (Hrsg., zusammen mit Siegmar Schmidt/Susanne Pickel) Wiesbaden, 2009. ISBN 978-3-531-13868-8.
  • Church and Religion in Contemporary Europe. Results from theoretical and empirical Research. (Hrsg., zusammen mit Olaf Müller) Wiesbaden, 2009. ISBN 978-3-531-16748-0.
  • Religion und Religiosität im vereinigten Deutschland. Zwanzig Jahre nach dem Umbruch. (Hrsg., zusammen mit Kornelia Sammet) Wiesbaden, 2011. ISBN 978-3-531-17428-0.
  • Säkularisierung, Individualisierung oder Marktmodell? Religiosität und ihre Erklärungsfaktoren im europäischen Vergleich. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 62/2010: 219-245.
  • Religionssoziologie. Eine Einführung in die zentralen Themenbereiche. Wiesbaden, 2011. ISBN 978-3-531-15456-5.

Weblinks


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