Gerhard A. Ritter

Gerhard A. Ritter

Gerhard Albert Ritter (* 29. März 1929 in Berlin) ist ein deutscher Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ritter wuchs in Berlin auf und studierte ab 1947 an der Universität Tübingen und der Freien Universität (FU) Berlin Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie und Germanistik.. Mit einer Arbeit über die Arbeiterbewegung im Wilhelminischen Reich wurde er bei Hans Herzfeld 1952 zum Dr. phil. promoviert. Von 1952 bis 1954 war er zu einem Forschungsaufenthalt am St Antony’s College der Universität Oxford, anschließend Assistent bei Herzfeld an der FU Berlin. Dort habilitierte er sich 1961 mit einer Schrift über die Sozialdemokratische Partei und die Freien Gewerkschaften zwischen 1890 bis 1900 zugleich für Neuere Geschichte und Politikwissenschaft.

1962 übernahm Ritter einen Lehrstuhl für Politologie am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin. 1965 folgte er einem Ruf auf einen Lehrstuhl für Neuere Geschichte in Münster. 1974 wechselte er als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an die Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er 1994 emeritiert wurde. Gastprofessuren hatte er in Oxford (1965/66 und 1972), Berkeley (1971/72) und Tel Aviv (1973) inne.

Forschungsschwerpunkt von Ritter sind die deutsche Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert sowie die englische Geschichte. Er hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht.

Von 1976 bis 1980 war Ritter Präsident des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. In den Jahren 1991 und 1992 war er Initiator des Neuaufbaus der Abteilung Geschichtswissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Ritter war von 1980 bis 2001 ordentliches, seitdem korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und seit 1971 Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Ritter gehörte von 1985 bis 2009 dem Beirat der Historischen Zeitschrift. Er ist nicht verwandt [1] mit dem Freiburger Historiker Gerhard Ritter (1888-1967).

Auszeichnungen und Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • Der Sozialstaat. Entstehung und Entwicklung im internationalen Vergleich. Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 978-3-486-54992-8
  • Über Deutschland. Die Bundesrepublik in der deutschen Geschichte. C. H. Beck Verlag, München 1999, ISBN 3-406-45929-3
  • Der Preis der Einheit. Die Wiedervereinigung und die Krise des Sozialstaats. C. H. Beck Verlag, München 2006, ISBN 3-406-54972-1
  • Friedrich Meinecke: Akademischer Lehrer und emigrierte Schüler. Briefe und Aufzeichnungen. 1910–1977. Oldenbourg Verlag, München 2006, ISBN 3-486-57977-0 (= Biographische Quellen zur Zeitgeschichte. 23)
  • Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk! Geschichte der deutschen Einigung. C. H. Beck Verlag, München 2009, ISBN 978-3-406-59208-9.

Literatur

  • Andreas Helle, Söhnke Schreyer, Marcus Gräser: Disziplinargeschichte und Demokratiegeschichte. Zur Entwicklung von Politik- und Geschichtswissenschaft in Deutschland nach 1945. Ein Gespräch mit Gerhard A. Ritter. In: Marcus Gräser (Hrsg.): Staat, Nation, Demokratie. Traditionen und Perspektiven moderner Gesellschaften. Festschrift für Hans-Jürgen Puhle. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-36259-5, S. 270–278.
  • Klaus Hildebrand: Laudatio auf Gerhard A. Ritter. In: Historische Zeitschrift. 286, 2, 2008, S. 281–288.
  • Rüdiger Hohls, Konrad H. Jarausch (Hrsg.): Versäumte Fragen. Deutsche Historiker im Schatten des Nationalsozialismus. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 2000, ISBN 3-421-05341-3, S. 118–143 und 467 (Interview online).
  • Jürgen Kocka, Hans-Jürgen Puhle, Klaus Tenfelde: Von der Arbeiterbewegung zum modernen Sozialstaat. Festschrift für Gerhard A. Ritter zum 65. Geburtstag. Saur, München u. a. 1994, ISBN 3-598-11201-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „... der Freiburger Historiker Gerhard Ritter, mit dem ich übrigens nicht verwandt bin.“ - Im Interview: Gerhard A. Ritter (Berlin, 3. Juli 1999)
  2. Dokumentation der Preisverleihung

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