Gerbstoff

Gerbstoff

Ein Gerbstoff ist ein Stoff, der sich bei Kontakt mit dem Eiweiß der Haut verbindet, das dadurch in eine wasserunlösliche und nicht quellende Struktur umgewandelt wird. Durch diesen Gerben genannten Prozess wird eine abgezogene Tierhaut in Leder umgewandelt, was z. B. die Fäulnis verhindert.

Gerbstoffe kommen häufig in Pflanzen vor (vegetabiler Gerbstoff; vgl. auch Nutzpflanzen). Zum Beispiel:

  • Kastanien
  • Baumrinden
  • Eiche
  • Torf

Es gibt aber auch mineralische und synthetische Gerbstoffe. Für die Vorgerbung von Leder wird üblicherweise Chrom als Gerbstoff eingesetzt. Die vorgegerbte Haut wird dann als Wet Blue bezeichnet.

Auch Weintrauben enthalten Gerbstoffe (Tannine) als Bestandteile aus Stielen, Kernen und Beerenhäuten, die zum Geschmack des Weines (insbesondere des Rotweines) beitragen. Der Tanningehalt stellt somit einen Qualitätsfaktor des Weines dar, sofern er in einem ausgewogenen Verhältnis zu den anderen Geschmackskomponenten (Säure, Restzucker) und Aromen steht.

Inhaltsverzeichnis

Gerbstoffe in der Phytotherapie

Die Gruppe der Gerbstoffe nimmt einen wichtigen Platz unter den therapeutisch wirksamen Bestandteilen von Heilpflanzen ein. Sie wirken zusammenziehend, entzündungshemmend, antibakteriell, antiviral und neutralisieren Gifte. In höherer Dosierung wirken sie jedoch oft selbst schädlich.

Weitere Hauptgruppen heilkräftiger Pflanzenbestandteile sind: Ätherische Öle, Alkaloide, Anthrachinone, Bitterstoffe, Flavonoide, Glykoside, Phytoöstrogene und Schleimstoffe.

Offizinelle Pflanzen, bzw. Pflanzenteile, die Gerbstoffe enthalten:

Volksmedizinische Verwendung finden auch:

Man kann die Gerbstoffe in folgende drei Gruppen einteilen:

  1. Hydrolysierbare Gerbstoffe, z. B. Gallotannine
  2. Schwerhydrolysierbare Gerbstoffe, z. B. Algengerbstoffe
  3. nicht hydrolysierbare Gerbstoffe, z. B. Catechingerbstoffe

Ihr phythochemischer Nachweis gelingt mit der Vanillin-HCl-Reaktion (Rotfärbung), der Prüfung auf Phenole mit Eisenchlorid oder mit Emersonreagenz.

Quantitativ können Gerbstoffe photometrisch oder iodometrisch über die sogenannte Hautpulver-Methode bestimmt werden.

Früher wurde, vor allem in ärmeren Familien, Urin als Gerbstoff verwendet.

Wirkung der Gerbstoffe

Medizinisch nutzbar sind Gerbstoffe durch den Prozess der Gerbung. Das Gewebe kann so oberflächlich verdichtet werden und eine schützende Membran bildet sich aus, z. B. auf einer Schleimhaut. Die Gerbstoffe entziehen also durch ihre zusammenziehende (adstringierende) Wirkung Bakterien den Nährboden, die sich auf Haut und Schleimhaut angesiedelt haben. Schmerz und Wundsekretion werden vermindert, Entzündungen gehemmt, kapillare Blutung gestillt, Bakterien und Giftstoffe können nicht mehr tiefer eindringen.

Gerbstoffe haben antimikrobielle Eigenschaften und werden eingesetzt bei: Magen- und Darmentzündungen, leichten Durchfällen, Entzündungen im Mund und Rachenraum, als blutstillendes Mittel, zur schnellen Wundheilung und bei leichten Verbrennungen und Frostschäden. Für Pflanzen dienen sie als Fäulnisschutz. Sie sind Grundlage zur Synthese von Harzen, Kork, Anthocyanen und Flavonoiden. Sie können Alkaloide, Proteine und Schwermetallionen aus ihren Verbindungen lösen.

Eigenschaften der Gerbstoffe

zusammenziehend, schmerzlindernd, stopfend bei Durchfall, blutstillend, sekretionshemmend, schleimhautschützend, keimhemmend, bakterizid, fungizid, entzündungshemmend, austrocknend, Gegengift bei Schwermetall- oder Alkaloidvergiftung

Nebenwirkungen

Bei Langzeitanwendung können Leberschäden entstehen. Bei zu hohen Dosen kann es zu Magenschleimhautentzündung oder Brechreiz kommen. Gerbstoffe vermindern die Resorption basischer Arzneimittel sowie mancher Mineralstoffe wie Eisen. NICHT bei Verstopfung, trockenen Ekzemen oder trockenen Schleimhäuten anwenden. Nicht länger als 5–10 Minuten köcheln. Es empfiehlt sich für die innere Anwendung sie mit Schleimstoffen zu kombinieren.

Einzelnachweise

  1. http://www.webwalking.lu/de/projects/gerbstoffe. Gerbstoffe aus Eichenrinde

Literatur

  • H. Wagner: Arzneidrogen und ihre Inhaltsstoffe. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft., Stuttgart 1999, ISBN 3-8047-1605-9.
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