Geothermale Energie in Island

Geothermale Energie in Island
Heiße Quelle am Námaskarð im Winter

Die Geothermale Energie ist Islands wichtigste Energiequelle.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines zur Geothermie in Island

Die Insel im Nordatlantik verfügt über eine ungewöhnliche Menge aktiver Vulkansysteme (unterschiedliche Zählweisen sind möglich, Thor Thordarson spricht etwa von 31 Vulkansystemen). Island hat daher schon länger einen Schwerpunkt auf das Erkunden von Zusammenhängen zwischen geologischen Gegebenheiten, der Erdwärme, der Wasserwirtschaft und der Energieforschung gelegt. Forscher aus Island arbeiten auch eng mit der technischen Hochschule für Erdwärme der UNO in Tokio zusammen. Aus diesen Forschungen sind zahlreiche technische Neuentwicklungen hervorgegangen. Heutzutage steht Island bezüglich der Nutzung von Erdwärme an der Weltspitze.

41,7 PJ oder circa 60 % der Primärenergie in Island kommt aus Erdwärme (2009).[1]

Im täglichen Leben erweist es sich, dass die Erdwärme ausgesprochen preiswert ist. Gemessen an kontinentaleuropäischen Maßstäben wird sie geradezu verschwenderisch genutzt. So werden etwa manche Gehsteige in Reykjavík und Akureyri im Winter beheizt, indem man Leitungen, die immer etwas Wärme abgeben, unter Straßen und Gehsteigen verlegt. Auch wird die mehr als 40 km lange Verbindungsstraße von Reykjavík zum Flughafen Keflavík nachts durchgehend mit Straßenlaternen beleuchtet.

Heiz- und Kraftwerke

Es gibt fünf wichtige geothermale Kraftwerke in Island, die etwa 24,5% (2008) des Bedarfs an Elektroenergie des Landes decken. Außerdem liefert die geothermale Wärme Heizung und Warmwasser für ca. 90% aller isländischen Haushalte.

Mit Erdwärme und Wasserkraft deckt Island 100 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen.[2].

Auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands

Svartsengi-Kraftwerk

Das Bad Blaue Lagune mit dem Kraftwerk Svartsengi im Hintergrund

Das Svartsengi-Kraftwerk liegt im Südwesten der Insel, in der Nähe des Internationalen Flughafens in Keflavík. Hier gibt es aufgrund des Vulkanismus besonders viel Erdwärme. Man entdeckte 1969 bei Bohrungen ein Hochthermalfeld bei Grindavík (über 200° in 1000 - 2000 m). Dies gehört zum Vulkansystem Svartsengi.

Das Svartsengi-Kraftwerk produziert nach der Inbetriebnahme einer 30 MW Turbine im Dezember 2007 76,5 MW elektrische Leistung in Dampfturbinen und etwa 475 Liter/Sek. fast kochendes Wasser (90 °C) ca. 80 MW im Wärmeaustauschverfahren, da das ursprüngliche Wasser zu viel Salze und Mineralien enthält. Aus den Abwässern dieses Kraftwerks entstand das berühmte Kurbad Bláa Lónið (Blaue Lagune, vgl. auch Reykjanesskagi).

Man hoffte ursprünglich, dass das überschüssige Wasser in der normalerweise recht durchlässigen Lava versickern würde. Offenbar hat man sich hierin getäuscht, denn der blaugrüne See in der Lava wird immer größer. Es wird vermutet, dass in dem Abwasser Stoffe enthalten seien, die die "Poren" der Lava verschließen würden. Dies könnte ein neues Umweltproblem darstellen.

Reykjanes-Kraftwerk

Suðurnes-Kraftwerk an der Gunnuhver

Das Reykjanes-Kraftwerk (auch Suðurnes-Kraftwerk genannt) liegt an der Südwestspitze von Island westlich des Svartsengi-Kraftwerks und nutzt die Energie des westlichsten Vulkansystems von Island, das ebenfalls Reykjanes heißt und dessen zentrales Hochtemperaturgebiet bei der Gunnuhver befindet.

Es hatte seit vielen Jahren eine 0,5-MW-Turbine. Dort ist jetzt ein neues Kraftwerk gebaut worden mit zwei 50-MW-Dampfturbinen. Die erste ging im Mai und die zweite im Juli 2006 ans Netz.

Im Gebiet des Zentralvulkans Hengill

Nesjavellir-Kraftwerk

Das Nesjavellir-Kraftwerk

Hauptartikel: Nesjavellir-Kraftwerk

Das Kraftwerk von Nesjavellir befindet sich im Südwesten der Insel, in der Nähe des Þingvallavatn und ist das größte Geothermalkraftwerk Islands. Es produziert derzeit 120 MW elektrische Leistung und etwa 1800 Liter/Sek. heißes Wasser (300MW).

Dabei wird die vulkanische Hitze des Zentralvulkans Hengill mittels Quellen und Bohrlöchern genutzt.

Das in Reykjavík zur Heizung und generellen Versorgung mit Warmwasser genutzte Wasser kommt nicht direkt aus den Bohrlöchern und heißen Quellen am Hengill. Es wäre zu reich an zersetzenden Mineralien. Man setzt stattdessen ein Wärmeaustauschverfahren ein: Kaltes Wasser aus anderen Quellen der Gegend wird in Leitungen mittels des heißen Wassers aus der Erde auf ca. 86 °C erhitzt. Dann strömt es durch 32 km lange Pipelines über die Hellisheiði nach Reykjavík und verliert dabei nur 3 °C an Temperatur.

Das Wasser wird in riesigen Kesseln (siehe: Perlan) gesammelt und je nach Bedarf verteilt. Im Sommer wird ein Teil der Produktion für den größeren Bedarf im Winter zurückbehalten.

Hellisheiði-Kraftwerk

Bohrlöcher des Hellisheiði-Kraftwerks

Ein fünftes geothermales Kraftwerk ist 2008 auf der Hellisheiði in Betrieb genommen worden und nützt wie das von Nesjavellir die Energie des Zentralvulkans Hengill. Es wurden sechs 45-MW-Hochdruckdampfturbinen und zwei 30-MW-Niederdruckturbinen geplant. Außerdem wird Warmwasser für Fernwärme im Wärmeaustauschverfahren erzeugt.

Der Ausbau erfolgt stufenweise. 2006 wurden 90 MW installiert. Die erste Turbine mit einer Leistung von 45 MW ging am 1. Oktober 2006 ans Netz, die zweite (ebenfalls 45 MW) am 16. Oktober 2006. Im November 2007 ging eine 33 MW Niederdruckturbine an das Netz und am 15. November 2008 wurden zwei 45 MW Turbinen eingeweiht und erhöhten die Leistung des Kraftwerkes auf 214 MW.

Am ersten Oktober 2011 wurden die letzten zwei 45 MW Turbinen in Betrieb genommen. Das Kraftwerk leistet jetzt 303 MW Strom und 133 MW warmes Wasser.

Im Gebiet des Mývatn, im Nordosten von Island

Krafla-Kraftwerk

Ein Dampf-Schlot des Krafla-Kraftwerkes nahe dem See Víti

Hauptartikel: Krafla-Kraftwerk

Das Kraftwerk von Krafla liegt im Nordosten der Insel, in der Nähe des Sees Mývatn und - wie der Name sagt - am Vulkan Krafla. Das Kraftwerk liefert derzeit eine Leistung von 60 MW und soll um 150 MW erweitert werden.

Bjarnaflagsstöð

Ein kleines 3 MW Geothermalkraftwerk nutzt die Energie desselben Zentralvulkans: Bjarnaflagsstöð beim Ort Reykjahlíð.

Heißwasserspeicher Perlan

Perlan

Hauptartikel: Perlan

In der Hauptstadt Reykjavík wird im Perlan Heißwasser gespeichert. Dies versorgt zum einem die Stadt mit Warmwasser, zum anderen ersetzt es in weiten Teilen der Stadt den Winterdienst, da von hier aus die Straßen und Gehwege beheizt werden. Außerdem wurde das Gebäude zu einer Touristenattraktion ausgebaut. Unter einer Glaskuppel auf den riesigen Heißwasserspeichern befinden sich ein kleines Sagamuseum, ein Restaurant und Geschäfte; es ist ein sehr guter Aussichtspunkt auf Reykjavík und Umgebung.

Siehe auch

Weblinks

Hellisheiðarvirkjun

Genannte Kraftwerke

Weitere Weblinks

Photos

Einzelnachweise

  1. http://www.os.is/gogn/os-onnur-rit/orkutolur_2010-enska.pdf
  2. Energy statistics in Iceland 2010. Orkustofnun The National Energy Authority, 21. Oktober 2010, S. 4, abgerufen am 9. Dezember 2010 (pdf, 3,6 MB, englisch).

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