Georgianische Architektur

Georgianische Architektur
Haus im georgianischen Stil in Salisbury

Mit Georgianischer Architektur bezeichnet man einen Architekturstil, der in den englischsprachigen Ländern zwischen zirka 1720 und 1840 weit verbreitet war. Der Name kommt von vier britischen Monarchen mit Namen George aus dem Haus Hannover, die in dieser Zeit in Großbritannien regierten.

Mehr als jede andere Periode der englischen Architekturgeschichte bezieht sich die Georgianische Architektur auf die Klassik der Griechen und Römer. Dieser Rückbezug war schon ein typisches Merkmal der Renaissance. Der Stil ist dem Klassizismus beziehungsweise Neoklassizismus auf dem europäischen Festland verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Typische Elemente der Georgianischen Architektur sind (in regionaler Ausprägung unterschiedlich):

  • Grundriss:
    • symmetrische Gliederung
  • Fassade:
    • klare, symmetrische Gliederung
    • Kontrast von flächigen Backsteinflächen (England) beziehungsweise farbigen Putzflächen (Amerika) und weiß verputzten Ornamenten
    • Einsatz von Ornamenten wie Zierbögen, Pilastern
    • Repräsentative Eingangssituation mit einem Portal, das von Pilastern gesäumt ist, Ziergiebel und Freitreppe. Die Eingangstüren haben halbrunde Oberlichter und sind oft farbig gestaltet.
    • Sockel ("water table"), der um das Gebäude herumläuft.

Entwicklung und Verbreitung

Der Stil folgte auf den englischen Barock, dessen wichtigste Vertreter die Architekten Sir Christopher Wren, Sir John Vanbrugh und Nicholas Hawksmoor waren. Einer der ersten Architekten, die den neuen Stil propagierten, war Colen Campbell mit seinen Stahlstichen in Vitruvius Britannicus, Lord Burlington, (mit vollem Namen Richard Boyle, vierter Earl of Cork und seine Schüler William Kent, Thomas Archer und der venezianische Architekt Giacomo Leoni, der in England arbeitete.

Nach 1840 wurde der Stil durch ein weites Repertoire an pseudoklassischen Elementen ergänzt und somit unklarer. Andere Neo-Stile wie die Neogotik wurden zu beliebten Alternativen.

In den Vereinigten Staaten wurde der Georgianische Stil in die Kolonialarchitektur aufgenommen und gilt dort als Form des Palladianismus. Einflussreich für die Verbreitung des Stils war das 1759 erbaute Haus von John Vassall in Cambridge, Massachusetts. Vassall war ein Offizier der britischen Miliz und wohlhabender Händler, sein Haus gilt als eines der meist-kopierten der Kolonialarchitektur.[1] Das Haus wurde später das Hauptquartier George Washingtons bei der Belagerung von Boston 1775/76 und Wohnhaus des Dichters Henry Wadsworth Longfellow. Es ist heute nationale Gedenkstätte für die Belagerung von Boston sowie Leben und Werk Longfellows.

Beispiele

Weblinks

 Commons: Georgian architecture – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Galerie mit Beispielen georgianischer Architektur in den USA

Siehe auch

Viktorianische Architektur

Einzelnachweise

  1. Finding Aid. Longfellow House Trust (1913-1974) Records, 1852-1973. In: Collection Catalog Number: LONG 16174. Longfellow National Historic Site, September 2006, S. 18, abgerufen am 21. Juni 2011 (PDF 401 KB, englisch, 3. Auflage).

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