George Harrison

George Harrison
George Harrison (1974)

George Harrison, MBE (* 25. Februar 1943 in Liverpool, England; † 29. November 2001 in Los Angeles, Kalifornien) war ein englischer Musiker und Komponist. Bekannt wurde er als Leadgitarrist der Beatles. Er wurde oft als der „stille Beatle“ oder auch als der „dritte Beatle“ bezeichnet, da er lange Zeit im Schatten von John Lennon und Paul McCartney stand. Durch die Verwendung orientalischer Instrumente und Kompositionen seit Mitte der 1960er Jahre wurde er zu einem der Wegbereiter der Weltmusik. Er hat mit dem Konzert für Bangladesch (1971) Benefizkonzerte in neue Größenordnungen überführt und entfaltete in der westlichen Welt große Wirkung als Türöffner für Meditationstechniken aus Indien. Zudem war er als Produzent einiger Monty-Python-Filme tätig und war Mitglied der erfolgreichen Band Traveling Wilburys.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

George Harrison wurde in Wavertree, einem Vorort der nordenglischen Hafenstadt Liverpool, als jüngstes Kind des Busfahrers Harold Harrison (* 1909; † 1978) und dessen Frau Louise (geb. French; * 1911; † 1970) geboren. In den 1950er-Jahren zogen sie in den Stadtteil Speke. Harrison hatte zwei Brüder, Peter (* 1940; † 2007)[1] und Harold (* 1934), sowie eine Schwester, Louise (* 1931). Er wuchs in einem harmonischen Elternhaus auf und besuchte dieselbe Grundschule (Dovedale Primary School) wie John Lennon, der allerdings drei Klassen über ihm war. 1954 wechselte Harrison auf das Liverpool Institute, das auch Paul McCartney besuchte. Die beiden lernten sich im Schulbus kennen und freundeten sich an, als sie ihr gemeinsames Interesse für Musik entdeckten.

Seine ersten musikalischen Schritte unternahm Harrison etwa im Alter von 13 Jahren, als er seine erste Gitarre bekam. Ein Freund seines Vaters brachte ihm die Grundlagen des Gitarrenspiels bei. Wie bei vielen Jugendlichen in den 1950er Jahren hinterließ der einsetzende Erfolg der Rock-’n’-Roll-Musik bei Harrison einen starken Eindruck und weckte in ihm den Wunsch, ebenfalls Rockmusiker zu werden.

Durch Vermittlung seines Freundes Paul McCartney durfte Harrison trotz seines jungen Alters als Mitglied bei den von Lennon gegründeten Quarrymen einsteigen. Damit war der Kern der späteren Beatles beisammen.

Beatles-Ära

Harrison konvertierte Mitte der 1960er-Jahre zum Hinduismus und brachte indische Elemente, beeinflusst von Ravi Shankar insbesondere das Sitar-Spiel, in die Musik der Beatles ein – so zu hören in dem Lied Norwegian Wood oder dem von ihm komponierten Within You Without You.

Obwohl die Musik der Beatles von Lennon und McCartney dominiert wurde, entstammen einige sehr erfolgreiche Kompositionen wie beispielsweise While My Guitar Gently Weeps, Something oder Here Comes the Sun der Feder George Harrisons.

Im Jahr 1966 heiratete Harrison das Fotomodell Pattie Boyd, nachdem sie sich während der Dreharbeiten zu Yeah Yeah Yeah kennengelernt hatten. Die Ehe wurde 1977 geschieden, nachdem sich Boyd in Eric Clapton verliebt hatte und ihn heiraten wollte.

Die Solokarriere

Als erster der vier Beatles nahm George Harrison 1968 ein Soloalbum auf. Wonderwall Music war die Filmmusik des gleichnamigen Films mit Jane Birkin, erreichte jedoch keine nennenswerten Hitparaden-Positionen. Auch das zweite Soloalbum Electronic Sound war avantgardistisch. Hier experimentierte George Harrison mit einem Moog-Synthesizer.

Nach der Trennung der Beatles hatte Harrison den erfolgreichsten Neubeginn als Solomusiker. Er veröffentlichte 1970 All Things Must Pass, das erste Dreifach-Album in der Popgeschichte. Produzent war Phil Spector, der auch für die Produktion des Albums Let It Be der Beatles verantwortlich gewesen war. All Things Must Pass ist bis heute das erfolgreichste Album eines Ex-Beatles und wurde im Jahr 2001 von George Harrison überarbeitet und wiederveröffentlicht.

Der erfolgreichste Titel seiner Solokarriere war My Sweet Lord, der sich jedoch nachträglich laut Gerichtsurteil als unbewusstes Plagiat des Stückes He’s So Fine von The Chiffons herausstellte, aber gleichzeitig der erste Nummer-1-Hit eines Ex-Beatles war.

1971 organisierte Harrison zusammen mit Ravi Shankar das Konzert für Bangladesch. Neben George Harrison selbst traten unter anderem Ringo Starr, Billy Preston, Eric Clapton und Bob Dylan auf. Als Bühnenmusiker wirkte unter anderem Klaus Voormann mit, ein Freund aus Hamburger Tagen der Beatles. John Lennon sagte seinen Gastauftritt kurzfristig ab.

George Harrison (Mitte) mit Billy Preston (links), US-Präsident Gerald Ford (rechts) und Ravi Shankar (weit rechts) (13. Dezember 1974)

1973 wurde Give Me Love, Give Me Peace On Earth ein weiterer Nummer-1-Hit. Auch das dazu gehörige Album Living in the Material World erreichte in den USA die Spitze der Hitparade. Weniger erfolgreich waren die Nachfolgealben Dark Horse (1974) und Extra Texture (Read All About It) (1975).

Nach Beendigung der Verträge aus Beatles-Zeiten löste sich George Harrison von der alten Plattenfirma Apple Records, die noch das Greatest-Hits-Album The Best of George Harrison herausbrachte. Seine neue eigene Firma nannte er Dark Horse („unbeschriebenes Blatt“). Obwohl sein nächstes Album Thirty Three & 1/3 (Umlaufgeschwindigkeit einer Langspielplatte und Harrisons damaliges Alter) gute Kritiken bekam, erreichte es nur mit Mühe die Top Twenty der US-Hitparade. In This Song setzte sich George Harrison ironisch mit den Plagiat-Vorwürfen gegen My Sweet Lord auseinander.

Nach drei Jahren Pause erschien 1979 das Album George Harrison mit der erfolgreichen Single Blow Away. Inzwischen war Harrison mit Olivia Arias verheiratet und hatte einen Sohn, Dhani, bekommen. Sein im Folgejahr produziertes Album Somewhere in England wurde zunächst zurückgehalten. Zum einen hatte er sich mit John Lennon abgesprochen, dass dessen Comeback-Album Double Fantasy zuerst erscheinen sollte. Zum anderen war Warner Bros., die Plattenfirma, der Dark Horse als Label angehörte, mit den Liedern nicht zufrieden und forderte Nachbesserungen.

Mit dem Lied All Those Years Ago (1981), geschrieben im Gedenken an den im Dezember 1980 ermordeten John Lennon, kam es zu einer kleinen Wiedervereinigung: George Harrison, Ringo Starr, Paul und Linda McCartney nahmen den Titel gemeinsam mit dem Produzenten George Martin auf. Er erreichte den zweiten Platz in den USA und erschien auf dem umgestalteten Album Somewhere in England. Als Widmung an John Lennon zitiert Harrison Sri Krishna aus der Bhagavad Gita auf dem Platten-Innencover:

“There was never a time when I did not exist, nor you. Nor will there be any future when we cease to be. J. O. L. 1940–1980 †”

George Harrison bei einem Konzert in London (1987)

In dem Lied Blood from a Clone setzte sich Harrison kritisch mit der Musikindustrie auseinander. Sein folgendes Album Gone Troppo (1982) erschien fast unbemerkt und erreichte keine nennenswerten Hitparaden-Positionen. Bekannt wurde nur der Titel Dream Away als Titelstück des Films Time Bandits. Danach zog sich George Harrison fast ganz aus der Musikszene zurück.

1987 gelang George Harrison ein Comeback. Got My Mind Set on You wurde Nummer 1 in den USA, das Album Cloud Nine erreichte hohe Verkaufszahlen. Produziert wurde das Album von Jeff Lynne, dessen musikalischer Einfluss deutlich zu erkennen ist. Auf der zweiten Auskopplung When We Was Fab spielt George Harrison erneut auf die Beatles-Vergangenheit an. Im dazugehörigen Musikvideo trägt Harrison seine alte Sgt. Pepper’s-Uniform und wird von Ringo Starr und dem Walross (einer Figur aus dem Beatles-Lied I Am the Walrus) begleitet.

Ab 1988 war George Harrison Mitglied der Gruppe Traveling Wilburys. Weitere Mitglieder waren Bob Dylan, Jeff Lynne, Tom Petty und Roy Orbison. Harrisons Hit-Zusammenstellung Best of Dark Horse 1976–89 (1989) blieb jedoch wie die neue Single Cheer Down unbeachtet. Auch Live in Japan mit Eric Clapton (1992) wurde kein großer Erfolg. George Harrison schränkte seine musikalischen Aktivitäten auf Beiträge für andere Musiker ein.

Kurz nach Harrisons Tod erschien im Januar 2002 noch einmal My Sweet Lord als Single. Sie erreichte erneut den ersten Platz der Hitparade in Großbritannien. Im selben Jahr erschien postum das letzte Studioalbum Brainwashed. Produziert und fertiggestellt wurde es von Jeff Lynne und Harrisons Sohn Dhani. Das darauf enthaltene Instrumentalstück Marwa Blues gewann 2004 einen Grammy.

Nach Angaben des US-Wirtschaftsmagazins Forbes betrugen die Einkünfte der Erben George Harrisons aus Werbung, Lizenzen und Plattenverkäufen in der Zeit von Oktober 2006 bis Oktober 2007 insgesamt 15,4 Mio. Euro.

Im September 2007 wurde bekannt, dass Regisseur und Oscar-Preisträger Martin Scorsese eine Dokumentation über George Harrison plant.[2]

Der Filmproduzent

Neben der Musik galt Harrisons Interesse auch dem Film. So produzierte er mit seiner Firma HandMade Films z. B. für die Komikergruppe Monty Python den Spielfilm Das Leben des Brian. Weitere Projekte waren u. a. Wasser, Time Bandits, Pinguine in der Bronx, Mona Lisa und auch Shanghai Surprise mit der Sängerin Madonna und Sean Penn.

Erwähnenswert ist seine Produzentenarbeit für die Mockumentary The Rutles von Eric Idle, die die Geschichte der Beatles humorvoll persiflierte und in der Harrison auch eine kleine Nebenrolle übernahm.

Das Attentat

Am 30. Dezember 1999 wurde Harrison in Friar Park, seinem Herrenhaus in Henley-on-Thames, von einem geistig Verwirrten niedergestochen und schwer verletzt. Das Einschreiten seiner Frau Olivia rettete ihm das Leben. Es gelang ihr, den Angreifer zu überwältigen, indem sie ihn in Notwehr mit einem Schürhaken niederschlug.[3]

Krebserkrankung

Bereits 1997 war bei George Harrison Krebs diagnostiziert worden; am 29. November 2001 starb Harrison im Alter von 58 Jahren in Los Angeles. Als Todesursache wurde Lungenkrebs angegeben, der durch Metastasen auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen hatte. Harrison war starker Raucher.

Bestattung

Harrison wurde seinem Glauben gemäß in einem Pappsarg liegend eingeäschert. Entgegen landläufiger Auffassung wurde seine Asche allerdings nicht – wie bereits kurz nach seinem Tod behauptet wurde – in den (den Hindus heiligen) Fluss Ganges gestreut.[4] Der Verbleib seiner sterblichen Überreste ist der Öffentlichkeit unbekannt.

Konzert zum Gedenken an George Harrison

Am 29. November 2002 fand zu seinem Gedenken das Concert for George in der Londoner Royal Albert Hall statt. Bei diesem Konzert traten Freunde und musikalische Weggefährten auf. Zusammen mit seinem Sohn Dhani Harrison spielten unter anderem Eric Clapton, Jeff Lynne, Gary Brooker, Billy Preston, Joe Brown, Albert Lee, Tom Petty und auch Paul McCartney und Ringo Starr bei diesem Konzert.

Postume Ehrungen

Am 15. März 2004 wurde Harrison in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Am 14. April 2009 wurde er postum auf dem Hollywood Walk of Fame mit einem Stern in der Kategorie Musik (bei 1750 Vine Street) geehrt; an der Zeremonie nahmen seine Witwe Olivia, sein Sohn Dhani und Paul McCartney teil.[5]

Diskografie

Studioalben

Siehe auch: George Harrison/Diskografie

Literatur

Weblinks

 Commons: George Harrison – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lives in Brief on Times online
  2. Scorsese ‘to make Harrison film’; abgerufen am 25. November 2008
  3. Eric Idle: The Greedy Bastard Diary: A Comic Tour of America. Harper Entertainment, 2005. ISBN 0-06-075864-3. S. 277–278.
  4. Bericht über die Einäscherung (englisch)
  5. Walk of Fame: Stern für George Harrison. Focus, 14. April 2009

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