Georg V. (Hannover)

Georg V. (Hannover)
Georg V. von Hannover

Georg V., König von Hannover und 2. Herzog von Cumberland und Teviotdale (* 27. Mai 1819 in Berlin; † 12. Juni 1878 in Paris) war der letzte König von Hannover.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Prinz Georg Friedrich Alexander Karl Ernst August, KG, war der Sohn des Königs Ernst August von Hannover und seiner Frau Friederike von Mecklenburg-Strelitz. Er war ein Cousin ersten Grades der Königin Victoria und verbrachte seine Kindheit in Berlin und Großbritannien. Nach dem Ende der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover und der Thronbesteigung seines Vaters in Hannover wurde er Kronprinz, blieb aber als legitimer männlicher Nachfahre König Georgs III. Mitglied der britischen Königsfamilie und Zweiter in der britischen Thronfolge – bis zur Geburt des ersten Kindes Königin Victorias, Prinzessin Victoria im Jahre 1840.

Salonwagen König Georgs V. von Hannover aus dem Jahr 1853.

Obwohl er bereits in jungen Jahren erblindet war, das Augenlicht auf dem linken Auge verlor er durch eine Krankheit und das Augenlicht auf dem rechten Auge 1833 durch einen Unfall, und deswegen Zweifel an seiner Eignung aufkamen, setzte sein Vater sich dafür ein, dass er König werden sollte, indem er 1842 anordnete, dass die vom Thronfolger zu vollziehende Unterzeichnung von Regierungsakten in Gegenwart von vereidigten Zeugen zu geschehen hatte. Trotzdem versuchte der König Zeit seines Lebens seine Blindheit in der Öffentlichkeit zu verbergen. Georg, der seinen Vater schon während einer längeren Abwesenheit in Großbritannien 1843 vertreten hatte, folgte ihm nach dessen Tod am 18. November 1851 als König von Hannover, 2. Herzog von Cumberland und Teviotdale und Earl of Armagh.

Talermünze von 1865 mit Konterfei Georg V. (Avers)

Von seinem Vater und seinem Onkel mütterlicherseits, Karl Friedrich zu Mecklenburg (1785–1837), einem der einflussreichsten Männer am preußischen Hof, hatte er eine feudale und autokratische Staatsauffassung übernommen. Unterstützt von seinem Günstling und Minister, Graf Borries, ging er bald vom liberalen Kurs ab und hob 1855 die liberale Verfassung, die sein Vater als Folge der Revolution von 1848 hatte erlassen müssen, wieder auf, er konnte sich aber mit seiner reaktionären Politik auf Dauer nicht durchsetzen. Während seiner fünfzehnjährigen Regierung lag er in häufigem Streit mit dem hannoverschen Landtag.

Im Gegensatz zu seinem Vater galten seine außenpolitischen Sympathien Österreich statt Preußen, gegen das er eine tiefe Abneigung hatte, besonders seit Preußen ihn zu einem Bündnis gegen Österreich hatte zwingen wollen, was er als Eingriff in seine – mit ängstlicher Eifersucht gehütete – Souveränität betrachtete. Diese Abneigung gegen Preußen trat in der Bundesreformfrage, in der Angelegenheit wegen des Küstenschutzes, in der Zollvereinskrise und bei manchem anderen Anlass zu Tage.

Georg V. König von Hannover

Gegen den Beschluss seines Landtags weigerte er sich daher auch, der preußischen Forderung zur Neutralität und damit zum Bruch mit dem Deutschen Bund im bevorstehenden Deutschen Krieg zuzustimmen, sondern schloss sich den anderen loyalen Mittelstaaten an. Nach der unausweichlich gewordenen Kapitulation trotz der taktisch erfolgreichen Schlacht bei Langensalza wurde daraufhin das Königreich Hannover von preußischen Truppen besetzt und am 20. September 1866 annektiert. Der König floh nach Wien, seine Familie folgte ihm ein Jahr später nach einem vorübergehenden Aufenthalt im Schloss Marienburg ins österreichische Exil.

Der exilierte Georg V. weigerte sich bis zum Schluss, seine Ansprüche auf das Königreich Hannover aufzugeben und die Annexion anzuerkennen. Er appellierte vergeblich an die europäischen Großmächte und gab im Pariser Exil die Zeitschrift „Situation“ heraus, die täglich in den heftigsten Ausdrücken die neue Ordnung der Dinge in Deutschland angriff und den Hass Frankreichs gegen ein preußischer werdendes Deutschland schürte. 1867 ließ er mit Hilfe des Schriftstellers Oskar Meding (als Romancier Gregor Samarow) in Frankreich eine Privatarmee aus hannoverschen Flüchtlingen aufstellen, um im Falle eines deutsch-französischen Krieges an der Seite Frankreichs sein Reich zurückzuerobern (Welfenlegion), was schließlich mit dazu führte, dass Preußen eine bereits zugesagte finanzielle Entschädigung aussetzte und sein Privatvermögen beschlagnahmte (Welfenfonds). Bis zum Schluss unversöhnt und schwer krank, starb der blinde König am 12. Juni 1878 in Paris. Sein Leichnam wurde nach England überführt und in der Gruft der St. George's Chapel in Windsor Castle beigesetzt.

Der König und seine Frau Marie gaben dem 1856 gegründeten Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein in Georgsmarienhütte, der dort ein Hüttenwerk betrieb, den Namen. Beide unterstützten die Gründung ideell und finanziell.

König Georg war Freimaurer und seit 1857 Großmeister der Großloge von Hannover bis zu deren Auflösung 1866[1].

Besonderes Interesse zeigte Georg V. auch an der Musik. Im Laufe seines Lebens sollen annähernd hundert Kompositionen unter seinem Namen veröffentlicht worden sein.

Sonstiges

König Georg V. von Hannover war der erste Schützenkönig im Tostedter Schützenverein von 1854 e.V. Heinrich Narten gab für ihn den Königsschuss ab, da der König von Hannover seit seiner Kindheit erblindet war. Die Tostedter Schützen führen enge Bezüge zum Königreich Hannover und tragen heute noch die Uniform der "Hannoverschen Jäger", wonach auch das Mitteilungsblatt des Schützenvereins benannt wurde.

Nachkommen

Familie von Georg V.
„Fürstendenkmal“ für Georg V. in Langenrehm
1 Groschen-Briefmarke von Hannover mit Porträt Georg V. (1859)

Aus der Ehe mit Königin Marie gingen drei Kinder hervor:

  • Ernst August (1845–1923), Kronprinz von Hannover und 3. Herzog von Cumberland ∞ Prinzessin Thyra von Dänemark (1853-1933)
  • Friederike (1848–1926) ∞ Litubert von Pawel-Rammingen
  • Mary (3. Dezember 1849–4. Juni 1904), unverheiratet

Siehe auch

Veröffentlichungen

  • G. M. Willis (Hrsg.): Hannovers Schicksalsjahr 1866 im Briefwechsel König Georgs V. mit der Königin Marie. Hildesheim 1966.
  • Ideen und Betrachtungen über die Eigenschaften der Musik, Helwing, Hannover 1839 (Digitalisat)
  • Über Musik und Gesang, Holzhausen, Wien 1879 (Digitalisat)

Literatur

Weblinks

 Commons: Georg V of Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eugen Lennhoff/Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Almathea-Verlag München 1980, Reprint von 1932, ISBN 3-85002-038-X
Vorgänger Amt Nachfolger
Ernst August I. König von Hannover
1851–1866
---
Oberhaupt des Hauses Hannover
1851–1878
Ernst August II.

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