Georg Sello (Oldenburg)

Georg Sello (Oldenburg)

Georg Sello (* 20. März 1850 in Potsdam; † 17. Juli 1926 in Oldenburg (Oldenburg)) war ein Archivar und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Sello war der Sohn des Oberhofgärtners Emil Sello (1816–1893) in Potsdam. Er studierte von 1868 bis 1873 in Berlin und Jena Jura, Germanistik, Kunstgeschichte und historische Hilfswissenschaften. 1873 wurde er in Jena zum Dr. jur. promoviert. Bereits 1874 wurde er Mitglied im Verein für die Geschichte Potsdams, später auch im Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Er arbeitete zunächst als Referendar, wechselte jedoch 1877 in den Archivdienst. Nach der Ausbildung im Staatsarchiv Breslau wirkte er 1878/79 am Geheimen Staatsarchiv in Berlin. 1880 war er als Archivsekretär im Staatsarchiv Koblenz tätig, ab 1884 als Archivrat im Staatsarchiv Magdeburg. 1889 übernahm er die Leitung des „herzoglichen Haus- und Zentralarchivs“ in Oldenburg – nach 1919 Oldenburgisches Zentralarchiv, heute Niedersächsisches Staatsarchiv in Oldenburg –, ab 1905 mit dem Titel Geheimer Archivrat.

Der Ruf nach Oldenburg war bereits durch mehrere Veröffentlichungen zur brandenburgischen Geschichte begründet, unter anderem über Potsdam und Sanssouci, den Harlunger Berg bei Brandenburg, Stadt und Stift Brandenburg, Perleberger Rechtsaltertümer (seine letzte Brandenburg-Arbeit behandelte 1903 den Roland von Perleberg), Rolandssäulen, Kloster Lehnin, Gerichtsverfassung und Schöffenrecht Berlins bis zum 15. Jahrhundert, das neumärkische Judenprivileg Markgraf Ludwigs des Älteren von Brandenburg von 1344, die Chronica marchionum Brandenburgensium und über Markgraf Albrecht den Bären. In den Jahren 1886 bis 1898 veröffentlichte er als korrespondierendes Mitglied sechs Beiträge in den Jahresberichten des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel, unter denen Heinrici de Antwerpe, can. Brandenb., Tractatus de urbe Brandenburg (22. Jahresbericht, Heft I), Memorien im Stendaler Dom (22. Jahresbericht Heft II) und Erzbischof Dietrich Kagelwit von Magdeburg (23. Jahresbericht Heft I) hervorragen.

In Oldenburg befasste er sich mit der Neuordnung und Organisation des Archivs, seine Bedeutung liegt aber in seinen Arbeiten zur Geschichte Oldenburgs und seiner Landesteile. Er hat fast 200 Arbeiten veröffentlicht, über das alte Herzogtum und seine Gebietsteile sowie die angrenzenden Gebiete, so über das Land Würden, das Saterland, Östringen und Rüstringen u. a., und orientierte sich streng wissenschaftlich an den Quellen, so dass seine Bücher und Beiträge auch heute noch als untadelige Arbeiten anerkannt sind und zitiert werden. „Sello zeichnete sich aus durch seinen kritischen Geist, vorzügliche Quellenkenntnis und scharfe Rezensionen.“ (W. Vogel) Das aus allem hervorragende Werk war Die territoriale Entwickelung des Herzogtums Oldenburg. Er gehörte dem Oldenburgischen Landesverein für Altertumskunde an, der auf seine Anregung hin um eine Abteilung für Landesgeschichte erweitert wurde, und war der erste Schriftleiter des Oldenburgischen Jahrbuchs (heutiger Titel). Nach Vollendung des 70. Lebensjahrs wurde er „gegen seinen erklärten Willen“ (A. Eckhardt) pensioniert, er starb 1926.

Ein von Bernhard Winter 1926 gemaltes Ölporträt soll sich im Schloss Jever befinden, Sellos Nachlass im Niedersächsischen Staatsarchiv in Oldenburg.

Werke (Auswahl)

  • Georg Sello: Chronica Marchionum Brandenburgensium. In: Forschungen für Brandenburgische und Preußische Geschichte. Band 1, 1888, S. 11–180.
  • Georg Sello: Das Cisterzienserkloster Hude bei Oldenburg. Verlag Schulze, Oldenburg und Leipzig, 1895; Nachdruck: Verlag Make a book, Neukirchen, 2006, ISBN 978-3-939119-45-6
  • Georg Sello: Saterlands ältere Geschichte und Verfassung. Schwartz, Oldenburg, Leipzig, 1896, Nachdruck: Ostendorp, Rhauderfehn, 1980
  • Georg Sello: Die territoriale Entwickelung des Herzogtums Oldenburg. Göttingen 1917, Neudruck: H. Th. Wenner, Osnabrück 2005, ISBN 3-87898-087-6
  • Georg Sello: Östringen und Rüstringen. Nach dem Tode des Verf. hrsg. von seinem Sohn. A. Littmann, Oldenburg i. O. 1928
  • Georg Sello: Potsdam und Sans-Souci Forschungen und Quellen zur Geschichte von Burg, Stadt und Park, 1888. Digitalisat, Faksimile vom Original, Verlag K.D.Becker, 2009, ISBN 978-3-941919-01-3

Literatur

  • Albrecht Eckhardt: Georg Sello (1850–1926), Leben und Werk. In: Georg Sello: Die territoriale Entwickelung des Herzogtums Oldenburg. 2. Neudruck. H. Th. Wenner, Osnabrück 2005, ISBN 3-87898-087-6
  • Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Isensee, Oldenburg 1993. ISBN 3-89442-135-5
  • Willy Hoppe: Georg Sello, ein märkischer Forscher (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Band 39, 1927, S. 300–312 [mit Schriftenverzeichnis])
  • Hermann Lübbing: Oldenburg. Historische Konturen. Heinz Holzberg, Oldenburg 1971, ISBN 3-87358-045-4
  • Dieter Pötschke: Georg Sellos Beitrag zur Erforschung der Geschichte Berlins und Brandenburgs sowie zur Rolandsforschung (= Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, Band 37, 1986, S. 79–97)
  • Dieter Pötschke: Georg Sellos Forschungen zur Geschichte der Stadt Potsdam und zur deutschen Rechtsgeschichte (= Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, Band 44, 1993, S. 176–188)
  • Ribbe, Wolfgang: Archivare als brandenburgische Landeshistoriker. Die Lebensbilder aus drei Generationen. In: Collectanea Brandenburgensia. Festschrift für Eckart Henning zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Felix Escher. Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg, Berlin 2004, S. 100-121. (Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte; 55.) (Zu Georg Sello S. 107-116.)
  • Werner Vogel: Georg Sello. Jurist, Archivar und Historiker (In: Friedrich Beck und Eckart Henning (Hrsg.): Brandenburgisches Biographisches Lexikon. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, ISBN 3-935035-39-X, S. 368)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Oldenburg (Land) — Flagge des Großherzogtums Oldenburg ab 1871 …   Deutsch Wikipedia

  • Oldenburg [1] — Oldenburg (hierzu Karte »Oldenburg«), zum Deutschen Reiche gehöriges Großherzogtum, besteht aus drei gesonderten Gebieten: dem an der Nordsee, der untern Weser und der Hunte liegenden Herzogtum O., dem im östlichen Holstein gelegenen Fürstentum… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Staatsarchiv Oldenburg — Das Staatsarchiv Oldenburg ist innerhalb des Niedersächsischen Landesarchivs zuständig für das historische Territorium Oldenburg. Es übernimmt, verwahrt und unterhält das bei staatlichen Behörden, Gerichten und anderen Einrichtungen des… …   Deutsch Wikipedia

  • Inhausersiel — Wappen Deutschlandkarte Datei:Coat of arms Wilhelmshaven 1948.png …   Deutsch Wikipedia

  • Kniphausersiel — Wappen Deutschlandkarte Datei:Coat of arms Wilhelmshaven 1948.png …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelmshaven - Innenhafen — Wappen Deutschlandkarte Datei:Coat of arms Wilhelmshaven 1948.png …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Sel — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Schildhorn-Legende — Die Schildhornsage (oft auch als „Schildhorn Legende“ bezeichnet) handelt von dem Slawenfürsten Jaxa von Köpenick, der 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Als Jaxa zu ertrinken… …   Deutsch Wikipedia

  • Schildhornlegende — Die Schildhornsage (oft auch als „Schildhorn Legende“ bezeichnet) handelt von dem Slawenfürsten Jaxa von Köpenick, der 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Als Jaxa zu ertrinken… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelmshaven — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”