Georg Schweigger

Georg Schweigger
Georg Schweigger, porträtiert von Godfrey Kneller
Georg Schweigger, Stich von Georg Christoph Eimmart

Georg Schweigger (* 6. April 1613 in Nürnberg; † 13. Juni 1690 ebenda), Sohn von Emanuel Schweigger und Enkel von Salomon Schweigger, war ein deutscher Bildhauer, Skulpteur und Medailleur des Barock, der insbesondere für seine kleinformatigen Werke aus Solnhofener Stein, geschnitztem Holz und gegossenem Metall bekannt war. Schweiggers einzige Großplastik war der seit 1797 in Petersburg stehende Nürnberger Neptunbrunnen, den er in Ko-Urheberschaft mit Christoph Ritter schuf.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Bedeutung für die Entwicklung des Barock

Schweiggers Schaffen muss als für seine Zeit sehr innovativ und eigenständig eingestuft werden. Sein Thema ist die Bewegung. Sie zeigt sich durchgängig in seinen Bildwerken, insbesondere in der Figurengruppe des Neptunbrunnens. Seine Figuren sind niemals statisch oder ruhend, sondern immer dynamisch, wie zufällig im Moment einer Bewegung festgehalten. Dabei werden Figurengruppen geradezu dramatisch und teils in extremer Bewegung inszeniert. Er selbst sprach davon, seine Figuren seien alle nach dem Leben gebildet.[1] Schweigger arbeitete seine Bildwerke tatsächlich nach dem Vorbild lebender Modelle. "Einer schönen und langen" (Anm. schlanken) "Jungfrau habe Schweigger '20 Reichsthaler bezahlet, ihren blosen Leib zu stellen und dadurch einen großen Anlauf unterschiedlichster Weibspersonen nach und nach bekommen'"[2]

Schweigger, der auch in geschäftlichem Sinne 'erfolgreich' war arbeitete für Auftraggeber in ganz Mittel- und Nordeuropa. Er galt im Barock als ausgeprägter Vertreter des Carpe diem, also der sinnenfrohen und lebensbejahenden Seite der Barockzeit. Er verkörperte das offenbar auch selbst in seiner Lebensführung, denn Schweigger "blieb Junggeselle und war wegen seiner Leibesfülle bekannt".[3]

In Schweiggers Werkstatt sollen auch 1670 für Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und 1688 für Kurfürst Johann Georg IV. von Sachsen Heerpauken aus Stahl und leichte aber schußsichere Harnische gefertigt worden sein.

Nach seinem Tod führte Jeremias Eißler die Werkstatt im Sinne seines Lehrmeisters weiter. Schweigger ist in einem bis heute erhaltenen Ehrengrab aus der Barockzeit (Nr. 540) auf dem Sankt-Johannis-Friedhof in Nürnberg beigesetzt.

Die in seiner Sammlung befindlichen Werke des in Deutschland heute - obwohl er als einer der wichtigsten Künstler und als einer der Wegbereiter des Barock in Mittel- und Nordeuropa gelten muss - weitgehend unbekannten Schweigger wertet das British Museum als "an outstanding work", weshalb er auch vielfach kopiert worden sei. [4]

Werke

Georg Schweigger: Bildnismedaillon Philipp Melanchthon, 1638
Neptunbrunnen Kupferstich von Rößler vor 1730
Georg Schweigger (Werkstatt): Salome empfängt das Haupt Johannes des Täufers, Solnhofener Stein, um 1648 (Bode-Museum Berlin)
  • Büste Kaiser Ferdinand III., Bronzeskulptur, Kunsthistorisches Museum
  • Schwanhardt-Epitaph auf den Johannisfriedhof in Nürnberg (1654, erhalten)
  • Predigt Johannes des Täufers, Relief aus Solnhofer Stein (20 x 13,8 cm), ebend. (British Museum, London)
  • Christus am Kreuz, Holz geschnitzt (30x29 cm), ebend.
  • Neptunbrunnen, 1652-1660, Bronze, Schloss Peterhof bei St. Petersburg (Zweitguss in Nürnberg)
  • Kruzifix für die Kastorkirche zu Koblenz, 1652.
  • Schwanhardt-Epitaph auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg, Bronze, 1654.
  • Skulpturaler Schmuck für Ehrenpforte anlässlich des Einzugs von Kaiser Leopold in Nürnberg, 1658.
  • Tucher-Altar in St. Sebald, Nürnberg, Bronze, 1659.

Literatur

  • Ernst Friedrich Bange: Beiträge zu Georg Schweigger. Zwei Entwürfe für Monumente Gustav Adolfs. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Band 52 (1931), S. 107–111
  • Annette Kranz: Zum Porträtmedaillon auf Willibald Pirckheimer von Georg Schweigger. Eine Studie zu zwei Neuerwerbungen der Staatlichen Münzsammlung München. In: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte, 51/52 (2001/02), S. 125-143
  • Paul Johannes Rée: Schweigger, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 33, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 333–335.
  • Margarete Schuster: Georg Schweigger. Ein Nürnberger Bildhauer des 17. Jahrhunderts. Dissertation, Universität Wien 1966
  • Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene, vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Bd. 3, (Nürnberg/München 2007)
  • Hans Robert Weihrauch: Georg Schweigger (1613-1690) und sein Neptunbrunnen für Nürnberg, Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1940-1953, Berlin, 1954, S. 87-143
  • Claudia Maué: Das Grabmal des Johann Schlütter von Johann Carl und Georg Schweiggers erste Bildnisbüste. In: Rainer Kahsnitz, Peter Volk (Hrsg.): Skulptur in Süddeutschland. Festschrift für Alfred Schädler. München – Berlin 1998, S. 241–272

Weblinks

http://www.britishmuseum.org/explore/highlights/highlight_objects/pe_mla/g/georg_schweigger,_the_birth_an.aspx

 Commons: Georg Schweigger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erich Mulzer: Neptuns Irrfahrten, in Altstadtberichte Nr. 13/1988, Nürnberg 1988
  2. Schweigger selbst, zitiert bei Mulzer a.a.O.
  3. Mulzer, a.a.O.
  4. British Museum / www.britishmuseum.org/explore/highlights/highlight_objects/pe_mla/g/georg_schweigger,_the_birth_an.aspx

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schweigger — ist der Familienname folgender Personen: August Friedrich Schweigger (1783–1821), Naturforscher Franz Schweigger Seidel (24. September 1834 Halle – 23. August 1871 Halle) Franz Wilhelm Schweigger Seidel (* 1795 als Franz Wilhelm Seidel; † 1838),… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Christoph Eimmart — Georg Cristoph Eimmart (Ratisbona, 22 de agosto de 1638 Núremberg, 5 de enero de 1705) fue un astrónomo, matemático y grabador alemán. Fue también fundador del observatorio de Núremberg. En 1935 se decidió en su honor llamarle «Eimmart» a un… …   Wikipedia Español

  • Georg Christoph Eimmart — G. Chr. Eimmart: Planisphaerium Coeleste, 1705 (Kopie um 1730) Georg Christoph Eimmart (* 22. August 1638 in Regensburg; † 5. Januar 1705 in Nürnberg) war Gründer der ersten Nürnberger Sternwarte, Mathematiker und K …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Simon Ohm — (* 16. März 1789 in Erlangen; † 6. Juli 1854 in München) war ein deutscher Physiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Schweigger — Schweigger,   1) Georg, Bildhauer und Bronzegießer, * Nürnberg 6. 4. 1613, ✝ ebenda 13. 6. 1690; schuf v. a. Porträtmedaillen in Bronze sowie in Stein geschnittene Kleinreliefs. Sein Hauptwerk sind die mit seinem Lehrer Christoph Ritter (* 1610,… …   Universal-Lexikon

  • Georg Ohm — Georg Simon Ohm Born 17 March 1789(1789 03 17) Erlangen, Germany …   Wikipedia

  • Georg Simon Ohm — Georg Ohm Pour les articles homonymes, voir Ohm. Georg Simon Ohm Naissance 16 mars 1789 Erlangen ( …   Wikipédia en Français

  • Georg Ohm — Pour les articles homonymes, voir Ohm. Georg Simon Ohm Georg Simon Ohm Naissance 16 mars  …   Wikipédia en Français

  • Georg Friedrich Hildebrandt — Infobox Scientist name = Georg Friedrich Hildebrandt |300px image width = 300px caption = Georg Friedrich Hildebrandt (1764 1816) birth date = 1764 birth place = Germany death date = 1816 death place = Germany residence = nationality = field =… …   Wikipedia

  • Salomon Schweigger — (* 30. März 1551 in Sulz am Neckar; † 21. Juni 1622 in Nürnberg) war ein evangelischer Prediger und Orientreisender. Er verfasste eine berühmte Reisebeschreibung und die erste deutschsprachige Koranübersetzung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”