Georg Ludwig von Maurer

Georg Ludwig von Maurer
Georg Ludwig von Maurer
Georg Ludwig von Maurer, Lithografie von Gottlieb Bodmer (1836)

Georg Ludwig Konrad Maurer, ab 1831 von Maurer (* 2. November 1790 in Erpolzheim bei Dürkheim; † 9. Mai 1872 in München) war Jurist, Rechtshistoriker, Bayerischer Staats- und Reichsrat und Minister.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Georg Ludwig Maurer entstammte einer reformierten Pfarrersfamilie aus der Pfalz, die 1793 vor dem französischen Revolutionsheer über den Rhein nach Kirchheim (Heidelberg) floh. Er besuchte das Gymnasium und die Universität in Heidelberg und studierte dort Rechtswissenschaft. Die freundschaftlichen Beziehungen der Eltern setzten ihn in häuslichen Verkehr mit Anton Thibaut, Christoph Martin, Carl Daub, Friedrich Creuzer, August Boeckh, Friedrich Wilken, Karoline Rudolphi und Johann Heinrich Voß. Von 1812 bis 1814 setzte er seine Studien in Paris fort. Er trat 1814 in den bayerischen Staatsdienst ein und wurde 1823 Staatsprokurator beim Bezirksgericht zu Frankenthal. Seine von der Münchner Akademie der Wissenschaften mit dem 1. Preis gekrönte „Geschichte des altgermanischen, namentlich altbayrischen öffentlich-mündlichen Gerichtsverfahrens“ trug ihm 1826 die Berufung an die Ludwig-Maximilians-Universität München als Professor des Deutschen Privatrechts, der deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte und des französischen Rechts ein. 1829 versuchte ihn die Universität Göttingen als Nachfolger von Karl Friedrich Eichhorn zu gewinnen, doch König Ludwig I. hielt ihn in München, indem er ihn in seinen Staatsrat berief.

1830 wurde Maurer zum ersten Präsidenten des oberbayerischen Landrats gewählt, und 1831 wurde er schließlich zum lebenslänglichen Reichsrat des Königreichs Bayern ernannt, womit der nicht-vererbliche Titel „von Maurer“ verbunden war. Im gleichen Jahr wurde Maurer auch als ordentliches Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Als der damals 16-jährige bayerische Prinz Otto, Sohn Ludwigs I., 1832 zum König von Griechenland ernannt wurde, wurde Maurer zusammen mit Joseph Ludwig von Armansperg, Karl von Abel und Carl Wilhelm von Heideck zur Führung der Regentschaft im jungen Königreich Griechenland während der Minderjährigkeit des Königs Otto berufen. In dieser Zeit bewirkte er trotz großer Hindernisse wegweisende Verbesserungen des griechischen Rechtswesens. Das Rechtssystem des modernen Griechenlands geht auf Maurer zurück.

1834 geriet er, ebenso wie Abel, in Zwiespalt mit Graf Armansperg und wurde durch König Ludwig I. nach Bayern zurückberufen. Abel wurde Innen- und Finanzminister. Als Abel im Februar 1847 wegen seiner ablehnenden Haltung zur Einbürgerung der Geliebten König Ludwigs I., Lola Montez, vom König in Ungnaden entlassen wurde, wurde Maurer an die Spitze eines neuen liberalen Ministeriums berufen und wurde bayerischer Justiz- und Außenminister (Ministerverweser) sowie Ministerpräsident. Er blieb in diesem Amt bis Ende November 1847.

Maurer lebte von da an hauptsächlich von seinen wissenschaftlichen Arbeiten, war aber auch in der Reichsratskammer als Referent tätig und wurde zuweilen auch zu politischen Missionen verwendet. Sein Hauptwerk Geschichte der Markenverfassung in Deutschland erschien 1856. Darin entwickelte er die Lehre, dass bei den germanischen Völkern ursprünglich ein Gemeineigentum an Grund und Boden auf der Grundlage von Markgenossenschaften (altfreie Markgenossenschaften) bestand. Dies beeinflusste später Karl Marx und Friedrich Engels bei ihren Vorstellungen von einem historischen Urkommunismus, der vor der Sklavenwirtschaft der Antike bestanden haben soll.

In den Jahren 1856 bis 1871, also in seinem 66. bis 81. Lebensjahr, schrieb Maurer eine bedeutende Verfassungsgeschichte des deutschen Gemeinwesens in 11 Bänden. Seine Thesen werden auch in der heutigen Forschung noch kritisch diskutiert.

Familie

Maurer hatte zwei Schwestern, Franziska Wilhelmine Maurer und Luise Friedericke Maurer, die den deutschen Chemiker Leopold Gmelin heiratete.

Maurer war mit Johanna Wilhelmina Friederike Maurer, geb. Heydweiller verheiratet, der Tochter des Philip Heinrich Heydweiller, eines Heidelberger Industriellens und Kaufmanns. Der Ehe entstammten zwei Kinder, Charlotte Maurer (1821-1874) und Konrad Maurer (1823-1902). Seine Frau starb am 15. Juni 1831 in München und Maurer heiratete nicht wieder. Seine Tochter Charlotte blieb unverheiratet und versorgte ihren Vater zeitlebens.

Maurers Grab befindet sich auf dem Alten Südfriedhof in München. Auf dem Familiengrab befindet sich eine Büste und darunter der eingravierte Name seines 1927 verstorbenen Enkels Ludwig Maurer. Die Büste stellt jedoch nicht Ludwig, den Mathematiker, sondern Georg Ludwig von Maurer dar.

1965 wurde zum 175. Geburtstag Maurers an seinem Geburtshaus, dem protestantischen Pfarrhaus in Erpolzheim, eine Gedenktafel angebracht.

Werke

  • Geschichte des altgermanischen, namentlich altbayrischen öffentlich-mündlichen Gerichtsverfahrens. Heidelberg 1824
  • Das griechische Volk, in öffentlicher, kirchlicher und privatrechtlicher Beziehung vor und nach dem Freiheitskampfe bis zum 31. Juli 1834. 3 Bd. Heidelberg 1835
  • Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt-Verfaßung und der öffentlichen Gewalt. München: Kaiser 1854
  • Geschichte der Markenverfassung in Deutschland. Erlangen 1856
  • Geschichte der Fronhöfe, der Bauernhöfe und der Hofverfassung in Deutschland. 4. Bd. Erlangen 1862-63
  • Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland. 2. Bd. Erlangen 1865-66
  • Geschichte der Städteverfassung in Deutschland. 4. Bd. Erlangen 1869-71

Quellen

  • Brockhaus. 14. Aufl. 1908 S. 673

Literatur

Weblinks


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