Geographie der Ukraine

Geographie der Ukraine

Die Geographie der Ukraine ist im Wesentlichen von Zonen geprägt, die in West-Ost-Richtung verlaufen. Das Land gehört zur Osteuropäischen Ebene und den Karpaten.

Inhaltsverzeichnis

Naturräumliche Gliederung

Topographie der Ukraine

Ganz im Norden, im ukrainisch-weißrussischen Grenzgebiet, hat das Land Anteil an den Prypjat-Sümpfen. Weiter südlich folgt der Mischwaldstreifen Polesien (auch Polissja, russ. Polesje), darauf der Streifen, der nach seinem niedrigen Niveau im Westen Podolien, im Ostteil Dnipro-Senke genannt wird. Die Senke überschneidet sich mit der Waldsteppenzone.

Weiter südlich schließt sich in der Zentral- und Ostukraine das Steppengebiet an, im Westteil verläuft angrenzend an die Podolische Platte das Karpatengebirge, und zwar von Nordwesten nach Südosten.

Der Hauptteil des Landes besteht aus ebenem oder leicht hügeligem Gelände, das von Wald, Waldsteppe und Steppe bewachsen ist.

Die Karpaten mit dem 2061 m hohen Gowerla und das Bergland der Halbinsel Krim mit Bergen bis zu 1500 m Höhe heben sich davon auffällig ab. Weitere Berge sind die Petros mit 2022 m, der Blisnizja mit 1883 m und der Siwulja 1818 m Höhe.

In der Westukraine gliedern die Wolhynischen Höhen (um die Stadt Riwne, um 220 bis 250 m) und die Podolischen Höhen (weiter westlich bzw. südwestlich) das Terrain. Es schließt mit dem Kamulaberg als höchste Erhebung, mit 471 m, dieses Terrain ab.

Das Land unterteilt sich in folgenden Nutzflächen: Wald 15,9 %, Landwirtschaft 53,9 %, Weide 10,7 %, Sonstige 19,5 % (Stand: 1994).

Waldgebiete

Der Wald ist, in Bezug auf das Dnepr-Becken, recht uneinheitlich verteilt. Er erstreckt sich hauptsächlich auf den oberen Teil des Beckens und ist weniger im unteren Teil verbreitet. Dort wo Wald die Fläche bedeckt, ist er begrenzt auf kleine angelegte Plantagen und windbrechende Streifen um landwirtschaftliche Gebiete.

Der obere Teil des Dnepr-Beckens, nördlich der Ukraine, besteht aus einer unheitlichen Mischung von Wald und bedeckt eine Fläche von 3,2 Million Hektart. Wichtige Baumsorten sind die Kiefer, hierbei handelt es sich um eine besonders wertvolle Art, sowie Birke und Espe (auch Zitterpappel genannt). Andere weitverbreitete Arten sind Eiche, schwarze Erle, Esche und Ahorn. Pflege und Unterhaltung, vieler nicht wirtschaftlich genutzten Waldflächen, ist dringend notwendig. So kann beobachtet werden, dass bewaldete Flächen an Fernstraßen, Eisenbahnlinien, entlang von Stromleitungen, vor allem aber auch in der Nähe von Siedlungen und Städten in großen Maße entfernt werden.

Der ukrainische Teil des Dnepr-Beckens ist mit 5 Mill. Hektar Wald bedeckt. Hierfür kann, durch landwirtschaftliche Bearbeitung, von einer Nutzholzmenge von 890 Mill. m³ ausgegangen werden. Die durchschnittliche Bewaldung ist relativ gering (17 %), im Gegensatz zum oberen Teil des Beckens wo von 25%iger Bewaldung auszugehen ist. Eine regenerative Nutzung von Waldplantagen spielt im unteren Dnepr-Becken eine besondere ökologische Rolle, obwohl ihr Anteil am Gesamtwald gering ist, das sind 1 %, also überschlagen 40.000 Hektar.

Die naturbelassenen Waldreserven der Ukraine im Gebiet des Dnepr-Beckens sind in einem erbärmlichen Zustand. Das hängt damit zusammen, dass sich Waldgebiete oft im Einflussbereich industrieller Anlagen befinden. Als Folge des Reaktorunglückes sind 2,5 Mill. Hektar Wald in der Ukraine von radioaktiver Kontamination betroffen, außerdem sind 200.000 Hektar vom Zugang ausgeschlossen worden, über 165.000 Hektar liegen in der Sperrzone.

Biologische Ressourcen

Neben den (Wald-)Karpaten bildet des Dnepr-Becken ein einmaliges ökologisch autarkes System. Das Becken ist biologisch mannigfaltig und beherbergt ein Netzwerk von ökologisch stabilen Gebieten und ist Träger verschiedenster natürlicher Prozesse. Das Einzugsgebiet und seine Teile fassen verschiedenste miteinander agierende Mikro-Ökosysteme, welche eine Hauptrolle in Bezug auf Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität) auf nationaler und europäischer Ebene spielen.

Das Prypjat-Becken, die weißruss. Polessje und Auengebiete des Dnepr sind typische Beispiele für diese Ökosysteme. Die große Bedeutung der Auen des Prypjat werden deutlich in der Tatsache, dass sie aus einem nahezu ungestörtem System von Flüssen und Waldauen bestehen. Das Feuchtgebiet besteht aus den einzigen erhaltenen Auen, mit Wald und einer vegetativen Vielfalt und ist einzigartig mit seiner Teilen in Bezug auf seine geographische Stellung, seines Waldes, seines Unterholzes und der Pflanzenvielfalt.

Das Dnepr-Becken ist bekannt für eines der bedeutendsten Auengebiete in Europa. Es beheimatet Bewohner verschiedenster Vögel und Tiere und ist eine kraftvoller Schutz gegen Hochwasserereignisse und Wasserdurchdringungen. Es fungiert ebenso als Hauptkohlesenke. Teile des Beckens sind ebenfalls international bekannt, das sie unter den Schutz des Ramsar-Konvention fallen. Dieses schließt die Naturschutzgebiete im mittleren Prypjat, die Prypjat-Auen und das Dnepr-Delta ein.

Die biologische Vielfalt zeigt sich auch in über 90 Fischarten (60 von ihnen leben nur im Dnjepr) überschlagen 182 Vogelarten und über 2.500 Pflanzenarten.

Bodenstruktur

Die Ukraine war schon zur Zeit der Zaren eines der fruchtbarsten landwirtschaftlichen Gebiete Europas. Das Land ist von einer dicken Schicht sehr fruchtbarer Erde dominiert, dem Schwarzerde-Gürtel (Tschoronozem), der im Waldsteppengebiet am mittleren Dnepr beginnt und weiter südlich im Steppengebiet seine größte Mächtigkeit erreicht. Schwarzerde-Böden bedecken 56 Prozent der Fläche der Ukraine. Große Teile davon werden als Ackerland genutzt.

Noch zu Beginn des Jahrhunderts war dieser fruchtbare Lößboden bis zu drei Meter dick, heute erreicht die Stärke kaum mehr als die Hälfte. Die Ursache dafür ist Erosion durch übermäßige Beanspruchung und falsche Bepflügung durch die ehemaligen Kolchosen.

Auch heute ermöglicht dieser Boden große Erträge. Außer allen Getreidearten und Zückerrüben wachsen die verschiedensten Gemüse und Obstsorten im Land. Eine intensive Kultivierung des Waldsteppen- und Steppengürtels hat die ursprüngliche Vegetation der Federgrasssteppe fast verschwinden lassen. Nur das Gebiet Askania Nova in der Umgebung von Cherson weist diese noch auf.

Die Askania Nova ist ein Naturschutzgebiet, in dem Tiere wie das Bison und Strauße angesiedelt worden sind.

Das Gebiet um Donezk zeichnet sich durch reiche Kohlevorkommen aus. Ebenso befinden sich hier erhebliche Lagerstätten von Mangan- und Eisenerz. Diese werden dort bereits seit mehreren Jahrzehnten gefördert, was zu einer erhebliche Verschmutzung des Donbas beiträgt.

Klima

Der größte Teil der Ukraine fällt in die gemäßigte warme Klimazone, die Krim weist subtropisch feuchtes Klima auf. Der Norden und Nordosten des Landes unterliegt oft dem Einfluss des Kontinentalklimas, mit strengen Wintern und relativ warmen Sommern. Im Steppengebiet können die Sommer trocken und heiß sein, in solchen Perioden treten Staubstürme, sogenannte Sutschowij, auf. Im Bergland der Krim und besonders in den Karpaten findet man den höchsten Niederschlag.

Die Temperaturen sinken im Winter bis zu -22°C . Im Sommer liegt die Temperatur zwischen 17 und 25°C

Monate: Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Regentage 18 18 16 11 13 11 13 12 8 10 15 19

Die Niederschläge sind im Norden und Westen am höchsten und nehmen nach Osten und Südosten ab. Die Durchschnittstemperaturen im Norden des Landes betragen in Kiew am Fluss Dnepr –7 °C im Januar und 20 °C im Juli. Die Niederschläge belaufen sich im Jahresmittel auf 685 mm, in den Waldkarpaten können sie bis auf 1600 mm ansteigen. Die teilweise sehr kalten Winter fallen an der Schwarzmeerküste weniger extrem aus. Auch die Sommertemperaturen erhöhen sich nach Süden und betragen auf der Krim 23 °C im Juli.

Das Land lässt sich in fünf Klimazonen aufteilen. Die Bergregion um die Karpaten (im Südwesten), das Küstengebiet (im Südwesten und Süden), die Sumpfgebiete (im Nordwesten), die gemäßigten Zonen im zentralen Westen (Waldsteppen und Steppengebiete) und die Steppengebiete im Osten. Das Krimgebirge im Süden unterscheidet sich klimatisch, wird jedoch nicht als eigene Klimazone angesehen. Der Einfluss durch das Schwarze Meer macht sich nur hier bemerkbar, wo annähernd subtropisches Mittelmeerklima auftritt.

Flusslandschaft

Das Dnepr-Becken mit seinen Zuflüssen

Von Norden nach Süden, mit einem großen sich nach Osten weit ausbuchtenden Bogen südlich der Hauptstadt, durchteilt der Dnepr das Land in zwei fast gleichgroße Hälften. Er ist der drittlängste europäische Strom (nach der Wolga und der Donau), mit einer Länge von 2285 km.

Der Strom diente schon in früheren Zeiten als Wasserweg und Fernhandelsroute. Im allgemeinen ukrainischen Sprachgebrauch werden die östlich des Stromes liegenden Gebietes als „linksufrig“, die westlich gelegenen Gebiete als „rechtsufrig“ bezeichnet. Ab 1932 wurde der Strom begradigt und die Stromschnellen wurden entzerrt. Zudem entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg einige Stauseen.

Ein dichtes Flechtwerk von Wasserläufen bilden die Zuflüsse zum Dnepr-Becken. Von Westen her wird er durch den Prypjat, in Norden den Bjaresina, im Nord-Osten durch Desna und Sosch, im Osten durch den Psel gespeist. Durch übermäßige schwerindustielle Nutzung ist der sogenannte Dniprobogen heute ausgetrocknet und verschlammt. Im Süden mündet dann der Hauptstrom der Ukraine ins Schwarze Meer.

Die ehemaligen Stromschnellen trugen auch zur Namensgebung eines Gebietes im Süden bei. Das Gebiet bekam den Namen „Hinter den Schwellen“ (ukr. Zaporizzja, russ. Zaporoze). Heute erinnert daran die gleichlautende Großstadt Saporischja.

Küsten

Die Ukraine liegt an zwei Meeren, dem Schwarzen Meer und dem Asowschem Meer. Die Küstengebiete und das Klima unterscheiden sich. Die Länge der Küste beträgt 2782 km.

Die Küste weist einige Besonderheiten auf. So fehlen kleinere Inseln vor der Küste, ebenso gibt es keine Buchten. Die Flüsse bilden allerdings sogenannte Limane, welche lagunenartigen Seen gleichen.

In den oberen Wasserschichten des Schwarzen Meeres leben viele Tiere, in den unteren Wasserschichten dagegen kaum. Über die Ursache dieses Phänomens ist sich die Wissenschaft uneins. Der Salzgehalt des Aschowschen Meeres beträgt im durchschnittlich 11 ‰, in den südlichen Teilen jedoch oft nur 2–4 ‰. Der Wasserspiegel des kleines Meeres schwankt, im mittel jährlich um bis zu 30 cm. Das zeitweise Absinken des Wasserspiegels wird durch auftretende Winde erklärt. Im Winter friert es 2–4 Monate im Jahr zu.

Das Ufer im Asowschen Meer ist überwiegend flach, im Süden aber steil. Im flachen Teil des Meeres befinden sich die Arabatska Strilka Nehrungen, die Fedotowa Kosa Nehrungen und die Berdjanska Kosa Nehrungen. Die Sywasch, auch „Faules Meer“ genannt, und die Obytitschna Zatoka bilden zwei größere Limane. Sie sind durch schmale Zugänge mit dem Meer verbunden oder sind von Sandinseln (Nehrungen) vom Asowschen Meer getrennt.


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