Geographie Deutschlands

Geographie Deutschlands

Die Geographie Deutschlands ist die Beschreibung der physischen Beschaffenheit des Staatsgebietes der Bundesrepublik Deutschland, sowie die hierdurch bedingte Wechselwirkung zwischen diesem Lebensraum und seinen Bewohnern.

Deutschland kann großräumig unterteilt werden in die deutschen Gewässer und Inseln der Nord- und Ostsee, das Norddeutsche Tiefland, die Gebirge der Mittelgebirgsschwelle, das Süddeutsche Schichtstufenland, das Alpenvorland und die Alpen. Wesentlich für die Geomorphologie des Landes waren die Gletscher der letzten Eiszeit. Sie bestimmten in vielfältiger Weise die heutigen Eigenschaften von vielen Seen, Flüssen und dem Boden.

Die ausdifferenzierte Wirtschaft Deutschlands hat im Laufe der Geschichte regionale Schwerpunkte gebildet, die nicht unwesentlich durch geographische Faktoren befördert wurden. Die Gründe für die heutige ungleichmäßige Bevölkerungsverteilung ist ebenfalls ein Thema, welches in der Humangeographie untersucht wird.

Deutschlands Landschaften

Inhaltsverzeichnis

Physische Geographie

Geomorphologische Gliederung

Das in Mitteleuropa liegende Deutschland weist mehrere großräumige Landschaften auf, die geomorphologisch untergliedert werden können. Eine Gliederung des Landes in naturräumliche Großregionen kann alternativ vorgenommen werden.

Nord- und Ostsee

Das Gebiet der Halligen um 1650 auf einer Karte von Johannes Mejer

Die Geschichte der Ostsee ist bestimmt durch das Abschmelzen der 2–3 km dicken skandinavischen Eisschicht der Weichseleiszeit vor etwa 12.000 Jahren. Zuerst bildete sich der Baltische Eisstausee, dem sich das Yoldiameer, der Ancylussee und vor 8000–8500 Jahren das Littorinameer anschlossen. In einem Zusammenspiel von Landhebung und Anstieg des Meeresspiegels wechselten sich so Binnensee und Binnenmeer nacheinander ab. Zuletzt senkte sich der südliche Bereich der Ostsee infolge der Landhebung Skandinaviens und es entstanden die Küstenformen der Buchten- und Fördenküste (vollgelaufene, von Gletschern ausgehobelte Vertiefungen) und der Bodden- beziehungsweise Boddenausgleichsküste (durch Zuführung von Material verbinden sich vormalige Moränen durch schmale Landbrücken miteinander).

Die Nordsee stieg über die letzten 7.500 Jahre gerechnet, um etwa 33 Zentimeter pro Jahrhundert an. Dabei sind große Landflächen im Meer verschwunden. So bildeten nach Aufzeichnungen von Waldemar II.[1] um ca. 1230 die Nordfriesischen Inseln eine fast geschlossene Fläche. Erst die verheerenden Zerstörungen der Zweiten Marcellusflut (1362) und der Burchardiflut (1634) spülten große Teile des Schwemmlandes weg. Dabei zerfiel die große Insel Strand, und übrig blieben die Inseln Pellworm und Nordstrand, sowie die Halligen Nordstrandischmoor und Südfall.

Norddeutsches Tiefland

Maximale Eisrandlage der Weichseleiszeit (rote Linie) und der älteren Saaleeiszeit (gelbe Linie).

Das Norddeutsche Tiefland ist eine Großlandschaft, die sich von Emden über Hannover, Berlin und Frankfurt (Oder) erstreckt und auch für den Nordwesten Polens charakteristisch ist. Sie misst etwa 200 km in Nord-Süd Richtung.

An den küstennahen Gebiete der Ostsee finden sich eine Vielzahl von Bodden, vom offenen Meer durch Landzungen abgetrennte Gewässer. Im nordöstlichen Mecklenburg-Vorpommern schließt sich relativ flaches Land an. Die höher gelegenen, seenreichen Gebiete, wie die Mecklenburgische Seenplatte und die Mecklenburgische Schweiz sind Höhenzüge mit vereinzelten über hundert Meter hohen Bergen. In Brandenburg gibt es weitere Höhenzüge und ganz im Süden liegt der erste über 201 m hohe Berg, der Heideberg. Der nördliche Höhenzug, der Nördliche Landrücken, entstand durch glaziale Schuttablagerungen während der Weichseleiszeit und der südliche Höhenzug, der Südliche Landrücken, während der Saaleeiszeit.

An der Nordseeküste wechseln sich stattdessen Geestlandschaften und die etwas tiefer liegenden Marschen ab. Während die Marsch ohne natürliche Erhebung etwa auf Höhe des Meeresspiegels durch allmähliche Verlandung von Wattgebieten entstanden ist, sind die Geestlandschaften Formen der Glazialen Serie. Im östlichen Teil der Norddeutschen Tiefebene finden sich vornehmlich die in der Weichseleiszeit entstanden Urstromtäler, Endmoränen und Sander, die eine höhere Reliefenergie aufweisen als die durch die älteren Phasen der Saaleeiszeit entstandenen glazielen Formen der westlichen Tiefebene, die weitaus älter und damit mehr abgetragen sind.

Mittelgebirgsschwelle und Südwestdeutsches Stufenland

Ulmener Maar, von den Ulmener Burgen aus betrachtet
Der Geysir Andernach ist der weltweit höchste Kaltwassergeysir

Die Gebirge der Mittelgebirgsschwelle gehören mit einer Höhe zwischen 500 m und 1500 m zu den Mittelgebirgen. Sie sind geologisch dadurch gekennzeichnet, dass sich hier wiederholt Binnenmeere befanden, die sich im Zuge der variszischen Orogenese zu hohen Gebirgen auffalteten und durch die Erosion teilweise wieder einebneten.

Gebirge wie das Rheinische Schiefergebirge, der Vogelsberg, die Rhön und die Sudeten hatten bei ihrer Entstehung vulkanische Phasen. Im Rheinischen Schiefergebirge ist die Vulkaneifel geprägt durch Vulkankrater, mächtige Bimsstein- und Basalt-Ablagerungen und Maare. Vor 13.000 Jahren brach der Laacher See-Vulkan aus, bei dem etwa 5 Kubikkilometer Magma in 4 bis 5 Tagen ausgeworfen wurde. Der jüngste Vulkanausbruch auf deutschen Boden geschah vor ca. 11.000 Jahren im Ulmener Maar bei Ulmen. In der Vulkaneifel treten bis in die Gegenwart Kohlenstoffdioxidquellen (Mofetten) zutage, deren eindrucksvollstes Beispiel der Geysir Andernach ist, der mit 50 bis 60 Metern höchste Kaltwassergeysir der Erde. Der Vogelsberg ist das größte zusammenhängende Basaltmassiv Europas und überdeckt dabei eine Fläche von 2500 km². Er ist der einzige Schildvulkan Deutschlands. Das Lausitzer Gebirge in den Sudeten besteht hauptsächlich aus Sandstein. Wiederholt durchbrachen Vulkane diesen Sandstein, so dass es zu großen Basaltablagerungen kam.

Vor ca. 35 Mio. Jahren begann aufgrund plattentektonischer Prozesse die Bildung der Oberrheinischen Tiefebene. Es gibt dort viele erloschene Vulkane, wie z. B. Kaiserstuhl, Hegau, Schwäbischer Vulkan, Katzenbuckel und Pechsteinkopf. Als eine weitere Folge stiegen die Gebiete beiderseits des Grabens stark an, wobei auf deutscher Seite der Schwarzwald und der Odenwald entstanden, die Teil des Südwestdeutschen Stufenlandes sind. An den Stellen, an welchen dabei marine Ablagerungen offen zu Tage liegen, kommt es durch Auswaschung von Kalk zur unterirdischen Höhlenbildung, zur sogenannten Verkarstung. Dort versickern die Niederschläge fast vollständig, und dies führt zu einem wasserarmen Gebiet.

Eine der seismisch aktivsten Regionen liegt im Grenzgebiet zu Tschechien, im Egergraben. Dieser verläuft vom sächsische Vogtland über Nordwestböhmen bis zum bayerischen Sechsämterland. Der Egergraben ist geologisch vergleichbar mit der Oberrheinischen Tiefebene und er ist bekannt für die dort häufig auftretenden Schwarmbeben[2].

Es gibt mit dem Nördlinger Ries und dem Steinheimer Becken zwei große Meteoritenkrater in Deutschland.

Alpenvorland und Alpen

Der Watzmann von Caspar David Friedrich, um 1824-1825

Die Alpen sind das größte Gebirge Europas und eine Klima- und Wasserscheide. Sie fallen auf deutschem Gebiet allmählich auf das Bayerische Alpenvorland und das Allgäu ab.

Der in Deutschland liegende Teil der Alpen zählt zu den Nördlichen Kalkalpen. Er ist zum größeren Teil aus Kalkstein aufgebaut, der allerdings von Süden her überschoben wurde. Der Gebirgsbildung der Alpen, die heute noch anhält, wirkt die Verwitterung entgegen, wodurch Gestein von Gletschern in Form von Moränen und von Flüssen nordwärts transportiert wurde. Der weiteste Eisvorstoß erfolgte in der Rißeiszeit (zeitgleich zur Saaleeiszeit) und die jüngste Vorlandvereisung in der Würmeiszeit. So entstand beispielsweise der heutige Bodensee als Sammelbecken für das Schmelzwasser des bis zu dem heutigen Schaffhausen reichenden Rheingletschers und die Münchner Schotterebene ist ein über mehrere Eiszeiten hinweg entstandener maximal 300 Meter mächtiger 1.500 km² großer Sander.

Das Alpenvorland und die Täler der Alpen sind durch die ausgedehnten Grünlandschaften bekannt. Die Region ist dünn besiedelt und wirtschaftlich von der Landwirtschaft und vom Tourismus abhängig.

Klimageographie

Deutschland gehört zur gemäßigten Klimazone Mitteleuropas im Bereich der Westwindzone und befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem maritimen Klima und dem kontinentalen Klima. Das Klima wird unter anderem vom Golfstrom beeinflusst, der die klimatischen Werte für die Breitenlage ungewöhnlich mild gestaltet. Ein weiterer Einflussfaktor ist der Föhn, der kurzzeitig im Erzgebirge und im Alpenvorland auftritt. Der Alpenföhn kann zu starken Stürmen mit Spitzengeschwindigkeiten von 150 km/h führen und macht sich bis etwa zur Donau bemerkbar. Im Winter und Frühjahr kann er zu erheblichen Temperaturerhöhungen führen und damit die Schneeschmelze beeinflussen.

Es kommt gelegentlich zu extremen Wetterbedingungen wie langanhaltenden Dürren, Tornados, strengem Frost oder extremer Hitze. So kam es im Jahr 1999 zum Orkan Lothar und im Jahr 2007 zum Orkan Kyrill. Regelmäßig gibt es Hochwasser, die nach intensiven Regenperioden im Sommer (Oderhochwasser 1997, Elbehochwasser 2002) oder nach der Schneeschmelze im Winter (Rheinhochwasser 1993) zu Überschwemmungen und erheblichen Zerstörungen führen können. Dass es am Rhein häufiger zu Hochwasser kommt, liegt wahrscheinlich an der im 19. Jahrhundert unter der Leitung von Tulla durchgeführten Rheinbegradigung, die weitgehend zur Beseitigung der früheren Rheinauen geführt hat. Seit einigen Jahren wird versucht, Überflutungen durch Ausweisung von Überschwemmungsgebieten zu entschärfen. Dürren betreffen hauptsächlich den Nordosten Deutschlands, doch können sie zuweilen das ganze Land in Mitleidenschaft ziehen, wie zuletzt während der Hitzewelle 2003. Einige ältere Klimakatastrophen sind die Thüringer Sintflut von 1613, die Oderflutkatastrophe 1947, die Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978 und die Sturmflut 1962 an der deutschen Nordseeküste, die über 300 Menschenleben forderte.

Klimadaten für Deutschland aus räumlichen Einzelwerten, zu zeitlich gemittelten Werten für die Jahre 1961–1990 zusammengesetzt.[3]

Jahr Mär–Mai Jun–Aug Sep–Nov Dez–Feb Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
T-mittel (°C) 8,4 7,8 16,5 9,1 0,9 −0,5 0,5 3,7 7,6 12,2 15,5 17,1 16,9 13,8 9,4 4,2 0,9
T-min (°C) 4,6 3,4 11,6 5,5 −2,4 −3,0 −2,5 0,0 3,0 7,3 10,6 12,3 12,0 9,3 5,7 1,6 −1,5
T-max (°C) 12,4 12,3 21,4 12,8 2,9 2,0 3,4 7,5 12,1 17,2 20,4 22,0 21,9 18,4 13,1 6,9 3,2
T-Abstand (°C) 7,8 8,8 9,8 7,3 5,2 5,0 5,9 7,4 9,1 9,9 9,8 9,7 9,8 9,0 7,5 5,3 4,7
Frosttage 103,9 27,5 0,7 16,9 58,7 21,0 19,3 16,4 9,0 2,2 0,3 0,2 0,2 0,8 4,5 11,6 18,4
Regentage 178,2 44,0 44,3 43,0 46,8 16,6 13,4 14,9 14,3 14,9 15,1 14,8 14,4 13,6 13,5 15,9 16,8
Niederschlag (mm) 700 163 221 166 150 51 40 48 51 65 77 72 71 57 50 58 59
Luftdruck (hPa−1000) 9,3 8,1 13,7 9,9 5,7 5,5 5,5 6,4 7,6 10,2 12,9 14,2 14,2 12,4 9,9 7,3 6,0
Bewölkung (%) 72,0 69,3 63,0 73,8 81,9 83,5 78,0 74,8 69,3 63,8 64,8 63,5 60,6 66,9 72,9 81,5 84,3

Die deutschlandweiten Klimamittel werden je nach Region teils erheblich über- oder unterschritten. Das Niederschlagsdiagramm für Deutschland zeigt die regionalen Abweichungen vom Mittel. Die höchsten Jahrestemperaturen verzeichnete Südbaden und die oberrheinische Tiefebene mit über 11 °C, während in Oberstdorf der Durchschnitt unter 6 °C lag. Zudem zeichnet sich ein allgemeiner Trend zu höheren Temperaturen ab: Nach Angabe des Deutschen Wetterdienstes lagen in 14 der 15 Jahre seit 1990 die Durchschnittstemperaturen über dem langjährigen Mittel von 8,3 °C, im Jahr 2000 wurden sogar 9,9 °C erreicht. Insbesondere die Sommer sind deutlich wärmer geworden. Zudem verfrüht sich der Frühlingseinzug im Schnitt um fünf Tage pro Jahrzehnt. Singvögel halten sich fast einen Monat länger in Deutschland auf als noch in den siebziger Jahren. (siehe auch: Zeitreihe der Lufttemperatur in Deutschland und Folgen der globalen Erwärmung in Deutschland)

Schutzgebiete

Deutschland wird in drei biogeographische Regionen eingeteilt: eine atlantische, eine kontinental-mitteleuropäische und eine alpine. Für jede dieser Regionen besteht eine gesamtstaatliche Verpflichtung, ein möglichst kohärentes Netz von Schutzgebieten gemäß der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie auszuweisen. Das Land verfügt unter anderem über 91 Lebensraumtypen des Anhangs I und 134 Pflanzen- und Tierarten (ohne Vögel) des Anhang II der FFH-Richtlinie, für die eigens geeignete Schutzgebiete zu benennen sind. Dazu kommen nach der europäischen Vogelschutz-Richtlinie per Gebietsschutz zu schützende Vogelarten.[4] Im Jahr 2004 wurden insgesamt etwa 10 % der Landesfläche als FFH-Gebiete beispielsweise Vogelschutzgebiete nach Brüssel gemeldet (inklusive der Ausschließlichen Wirtschaftszone in der Nordsee).

Weitere Schutzgebiete (Stand: 12/2003; ohne geschützte Wasserflächen) sind Naturschutzgebiete, die bei einer durchschnittlichen Größe von 140 ha an der deutschen Landfläche einen Anteil von 2,9 % haben. Großflächigere Schutzgebiete, wie Nationalparks (vergleiche Nationalparks in Deutschland) gibt es auf 0,54 % (2,7 % mit Wasserflächen), Biosphärenreservate auf etwa 3 %, Landschaftsschutzgebiet auf 29,7 % und Naturparks (Kategorie:Naturpark in Deutschland) auf 22,4 % der Landesfläche.[5]

Die UNESCO zeichnete einige Gebiete Deutschlands als „Welterbe“ aus, darunter die Kulturlandschaft „Oberes Mittelrheintal“ zwischen Koblenz und Bingen am Rhein, das Oberharzer Wasserregal im niedersächsischen Teil des Harzes, das Bodendenkmal Obergermanisch-Raetischer Limes und die Naturlandschaft Grube Messel sowie das Wattenmeer.

Waldfläche

Die Waldfläche in Deutschland betrug nach Zählung der 2. Bundeswaldinventur[6] in den Jahren 2001 und 2002 11,1 Millionen Hektar, entsprechend 31 % der Staatsfläche. (2004: 106 488 km²[7]) Seit der letzten Zählung im Jahr 1987 ist die Fläche um 3500 Hektar pro Jahr gewachsen. Die waldreichsten Bundesländer bezogen auf die Landesfläche waren: Rheinland-Pfalz mit 42,1 %, Hessen mit 41,7 % und Saarland mit 38,3 %. Die waldärmsten Bundesländer waren mit 27,8 % Sachsen und mit 10,3 % Schleswig-Holstein.

Die Baumarten verteilten sich dabei wie folgt auf die Waldfläche: 14,8 % Buchen, 9,6 % Eichen, 15,7 % anderer Laubbäume, 28,2 % Fichten, 23,3 % Kiefern und 6,1 % anderer Nadelbäume und 2,3 % sonstige Nutzung. Gegenüber der tatsächlichen Verteilung ist eine Verteilung natürlich, bei der 74 % der Landesfläche Rotbuchenwald wäre, 18 % Eichenwald und 3 % Nadelwald. Ein weiteres wichtiges Maß für die Naturnähe eines Waldes ist der Anteil von Totholz, der bei 11,5 m³/ha lag.

Der relative Anteil der Kiefer betrug in Brandenburg und Berlin 73 %, in Sachsen-Anhalt 46,6 %, Mecklenburg-Vorpommern 39,5 % und Niedersachsen mit Hamburg und Bremen 30,2 %. Der Fichtenanteil lag in Bayerns bei 44,6 %, in Thüringens bei 42,3 %, in Baden-Württemberg bei 37,7 % und in Sachsen bei 35,3 %. Der relative Anteil an Laubbäumen war im Saarland 71,5 %, in Schleswig-Holstein 60,9 %, in Rheinland-Pfalz 57,2 %, in Hessen 55,6 % und in Nordrhein-Westfalen 51,7 %.

Flüsse, Seen, Meeresküsten und Inseln

Rotes Kliff am Strand von Kampen, Sylt

Die bedeutendsten Bundeswasserstraßen sind die Donau, der Rhein, die Elbe und die Oder.

Seen sind wichtige Trinkwasserspeicher, der größte natürliche See ist der Bodensee. Bedeutend ist die Mecklenburgische Seenplatte mit der Müritz und der Chiemsee als größter Voralpensee. Große unterirdische Grundwasserspeicher finden sich im Oberrheingraben, dem Alpenvorland und in den norddeutschen Urstromtälern. Der größte Stausee ist der Bleiloch-Stausee, der 215 Mio. m³ Wasser der Saale staut. Die Rurtalsperre Schwammenauel mit 205 Mio. m³ Wasser der Rur und der Edersee mit 202 Mio. m³ Wasser der Eder folgen.

In den deutschen Gewässern der Nordsee liegt beispielsweise das Wattenmeer und die bis zu etwa 50 m tiefe Deutsche Bucht, in der Ostsee die Flensburger Förde, die Kieler Bucht und die Mecklenburger Bucht. Große Inseln in der Ostsee sind Rügen, Usedom und Fehmarn. In der Nordsee liegen die zu den Nordfriesischen Inseln gehörende Insel Sylt und die den Ostfriesischen Inseln zuzuordnende Insel Borkum. Die Nordsee-Insel Helgoland ist die einzige Hochseeinsel Deutschlands. Sie gehört nicht zum Zollgebiet der Gemeinschaft und nicht zum deutschen Steuergebiet.

Die Inseln in Nord- und Ostsee dienen als Küstenschutz für das Festland und deshalb werden Flächenverluste durch Sandvorspülung ersetzt. Da das Wattenmeer als einmaliger Lebensraum gilt und für Fische, Pflanzen und Tiere von großer Bedeutung ist, wurden Nationalparks eingerichtet. So gibt es beispielsweise in der Ostsee durch die Bodden artenreiche Brackwasser-Seegebiete und Windwatte, die durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft unter Schutz stehen.

Im Binnenland sind Inseln im städtischen Umfeld häufig dicht bebaut, wie beispielsweise die Museumsinseln in Berlin und München. Touristische Höhepunkte sind ebenfalls Inseln wie Lindau, Mainau und Reichenau im Bodensee und Herrenchiemsee und Frauenchiemsee im Chiemsee. Häufig wurden Inseln im Zuge der Flussbegradigung allerdings beseitigt (siehe Liste der Elbinseln).

Gebirge

Farbige Höhendarstellung

Deutsche Mittelgebirge sind (von Norden nach Süden sortiert) beispielsweise der Harz, das Erzgebirge, das Fichtelgebirge, der Hunsrück und der Bayerische Wald.

Die zu Deutschland gehörenden Teile der Alpen umfassen die Bayerischen Alpen und die Adelegg, ein Nordausläufer der Allgäuer Alpen in Baden-Württemberg. Die höchsten Berge sind in Bayern im Wettersteingebirge zu finden, wobei die Zugspitze mit 2962 Metern der höchste Berg Deutschlands ist. In den Berchtesgadener Alpen ist der höchste Berg der Watzmann, der zugleich der höchste komplett auf deutschem Staatsgebiet liegende Berg ist und eine Höhe von 2713 m erreicht. Die Hochfrottspitze mit 2649 Meter liegt in den Allgäuer Alpen und die höchste Erhebung der Adelegg ist der Schwarze Grat mit 1118 Metern.

Außerhalb der Alpen sind die höchsten Erhebungen der 1.493 m hohe Feldberg im Schwarzwald, der 1455,5 m hohe Großer Arber im Bayerischen Wald, der 1.214,6 m hohe Fichtelberg im Erzgebirge und der 1.141,1 m hohe Brocken im Harz.

Bodengeographie

In Deutschland wird der Boden durch die Landwirtschaftliche Vergleichszahl, die Ackerzahl oder die Grünlandzahl und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bewertet. Überdurchschnittlich gute Böden finden sich laut Bodenschätzung im Alpenvorland, in den Weinbaugebieten im Südwesten, im westlichen Nordrhein-Westfalen, in Süd-Niedersachsen bzw. Süd-Sachsen-Anhalt.[8] Dabei sind die am Südrand des Norddeutschen Tieflandes gelegenen Böden mit besonders fruchtbarem Löß, etwa der Hildesheimer Börde oder der Magdeburger Börde, die besten Böden. Dort sammelte sich das von den Gletschern der Eiszeit herabgewehte feinkörnige Material.

Die Zusammensetzung und Qualität der Böden ist regional sehr unterschiedlich. In Norddeutschland bildet ein küstennaher Gürtel aus fruchtbaren Marschböden die Grundlage für ertragreiche Landwirtschaft, während die dahinter liegende, eiszeitlich geprägte Geest nur sehr magere Böden aufweist. In Heidelandschaften wie der Lüneburger Heide ist dieser durch jahrhundertelange Weidewirtschaft zum Podsol degeneriert, so dass Ackerbau kaum möglich ist. Sehr unergiebig sind auch die Gebiete der Alt- und Jungmoränenlandschaft, in denen sich Flugsand angelagert hat. Brandenburg beispielsweise wurde schon in historischer Zeit als des „Heiligen Reiches Streusandbüchse“ verspottet.

Zwischen der Moränenlandschaft und der Mittelgebirgsstufe zieht sich von West nach Ost eine Reihe von Börden: In diesen Gebieten ist durch eiszeitliche Lössablagerungen äußerst fruchtbarer Boden entstanden. Dieser besteht zumeist aus Braunerden, im Osten teils auch aus Schwarzerden, und wird in besonderem Ausmaße landwirtschaftlich genutzt. In den Mittelgebirgen herrschen magere Böden vor, die landwirtschaftlich nur extensiv bewirtschaftet werden. Die weitaus größte Fläche ist bewaldet. Ergiebige Böden finden sich in Süddeutschland insbesondere entlang der Flüsse Rhein, Main und Donau.

Humangeographie

Politische Geographie

Staatsgebiet

Übersichtskarte Deutschland

Deutschland liegt zwischen 47°16′15″ und 55°03′33″ nördlicher Breite und 5°52′01″ und 15°02′37″ östlicher Länge.

Der nördlichste Punkt überhaupt (ohne Meeresgebiete) befindet sich auf der Insel Sylt nördlich von List am Ellenbogen; die nördlichste Festlandsstelle liegt an der Westküste Schleswig-Holsteins am Rickelsbüller Koog. Den südlichsten Punkt Deutschlands bildet das Haldenwanger Eck südlich von Oberstdorf. Vom Ellenbogen bis zum Haldenwanger Eck sind es etwa 874 Kilometer Luftlinie. Der westlichste Ort Deutschlands liegt im Isenbruch des Selfkant an der Grenze zu den Niederlanden nahe der Maas, der östlichste zwischen Neißeaue-Deschka und Neißeaue-Zentendorf in einer Flussschleife der Lausitzer Neiße. Vom Isenbruch bis zur Flussschleife der Neiße sind es rund 636 Kilometer Luftlinie. Die größte Entfernung zwischen zwei Punkten auf deutschem Staatsgebiet ist 890 km zwischen dem Siebenschneiderstein bei Putgarten (54°41'7" N, 13°25'43″ O) und dem Rhein bei Grenzach-Wyhlen (47°32'8" N, 7°40'19" O)

Im Norden grenzt Deutschland an Dänemark (auf einer Länge von 67 km), im Nordosten an Polen (442 km), im Osten an Tschechien (811 km), im Südosten an Österreich (815 km; ohne Grenze im Bodensee), im Süden an die Schweiz (316 km; mit Grenzen der Exklave Büsingen, aber ohne Grenze im Bodensee), im Südwesten an Frankreich (448 km), im Westen an Luxemburg (135 km) und Belgien (156 km) und im Nordwesten an die Niederlande (567 km). Die Grenzlänge beträgt insgesamt 3757 km.[9] Für den Bodensee gibt es keinen völkerrechtlich anerkannten Grenzverlauf. Unstrittig ist, dass die Hoheit bis zu einer Seetiefe von 25 m eindeutig dem Uferstaat zugeordnet ist. Nach österreichischer Ansicht ist die restliche Seefläche gemeinsames Territorium, nach Schweizer Ansicht unterliegt sie der Realteilung nach dem Äquidistanzprinzip. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich nicht auf eine offizielle Sichtweise festgelegt.

Größte Exklave ist mit 7,62 km² die am Hochrhein gelegene, von den drei Schweizer Kantonen Schaffhausen, Thurgau und Zürich umgebene Gemeinde Büsingen. Funktionale Enklaven sind das Kleinwalsertal und Jungholz. Beide sind Teil Österreichs, sind auf dem Land- oder Wasserweg nur über deutsches Staatsgebiet erreichbar und gehören zum deutschen Zoll- und Postgebiet. Westlich der Vennbahn gibt es fünf Exklaven, die nur durch die Bahnlinie, die belgischer Souveränität untersteht, von Deutschland getrennt sind.

Die Bodenfläche Deutschlands belief sich im Jahr 2004 auf 357.050 km², 19 km² mehr als im Jahr 2000.[7] Das nach dem Seerechtsübereinkommen maximal 12 Seemeilen breite, deutscher Hoheit unterliegende Küstenmeer umfasst eine Fläche von ca. 16.900 km², wobei das Gebiet in der Nordsee 7.900 km² und das in der Ostsee 9.000 km² groß ist.

Weitere Gebiete mit begrenzten deutschen Souveränitätsrechten

An das Küstenmeer schließen sich der deutsche Festlandsockel im völkerrechtlichen Sinn und – im Wesentlichen deckungsgleich – die ausschließliche Wirtschaftszone an, die allseitig von entsprechenden Gebieten anderer Staaten umgeben sind. Die Grenzen wurden vertraglich vereinbart. In der Nordsee stößt das deutsche Gebiet an entsprechende Gebiete Dänemarks, der Niederlande und Großbritanniens. Den äußersten nordwestlichen Ausläufer bildet der schmale Gebietsstreifen des sogenannten „Entenschnabels“. Der sehr schmale Streifen in der Ostsee, der sich nur im äußersten Osten etwas erweitert, grenzt an entsprechende Gebiete Dänemarks, Schwedens und Polens. Der Status der Nordansteuerung der polnischen Häfen Stettin und Swinemünde und einer daran anschließenden Außenreede ist zwischen Deutschland und Polen umstritten. Sie erstreckt sich auf ca. 36 Kilometern Länge und drei Kilometern Breite zwischen dem deutschen Küstenmeer und dem unumstrittenen Teil von Festlandsockel und ausschließlicher Wirtschaftszone.

Wirtschaftsgeographie

Wenn das Bruttoinlandsprodukt nach Bundesländern aufgeschlüsselt wird, zeigen sich die regionalen wirtschaftlichen Unterschiede:

Kennziffer pro Einwohner für die Bundesländer im Jahr 2004
Bundesland BW BY BE BB HB HH HE MV Ø
NI NW RP SL SN ST SH TH
Pro-Kopf-BIP[10] 29.840 30.990 22.990 17.530 35.590 45.360 32.060 17.260 26.390
23.110 26.640 23.510 24.610 18.540 18.250 23.540 17.870

In den Zahlen aus dem Jahr 2004 zeigt sich als wesentlicher Faktor die Deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990, bei der eine Zentralverwaltungswirtschaft in eine Marktwirtschaft westdeutscher Prägung geändert wurde. Weitere Faktoren sind der Unterschied zwischen Stadtstaaten und Flächenstaaten, der wirtschaftliche und politische Druck zum Abbau langjährig gezahlter Subventionen und die unterschiedliche Verteilung wachsender und schrumpfender Wirtschaftsbranchen in Deutschland. Dies zeigt sich im Ruhrgebiet, beispielsweise am Bergbau im Sauerland oder in der Sauerländer Textilindustrie oder an der Küste, wo der Schiffbau am Beispiel von Unternehmen wie der Howaldtswerke-Deutsche Werft oder der Volkswerft an Bedeutung verliert. Anderseits gelang es vielen Mitarbeiter einstiger ostdeutscher Volkseigener Betriebe, wie dem Chemiekombinat Bitterfeld, dem Automobilwerk Eisenach oder dem Kombinat Mikroelektronik Erfurt, heute in der Region und in derselben Branche neue Beschäftigung zu finden.

Verkehrsgeographie

Transportsysteme für Personen, Waren und Informationen spielen in der Verkehrsgeographie eine wesentliche Rolle bei der räumlichen Verteilung des Verkehrs und der Entwicklung der Städte.

Transport zu Wasser
Historische Darstellung einer Ulmer Schachtel
Deutsches Wasserwegenetz
Emigranten gehen an Bord eines von Hamburg in die USA fahrenden Dampfers, 1850.

Viele Städte entstanden oder entwickelten sich besonders erfolgreich an Flüssen, da auf dem Wasser lange Zeit Transporte am schnellsten und kostengünstigen zu realisieren waren. So führten im Mittelalter die Hansestädte im deutschsprachigen Norden ihren Fernhandel vornehmlich per Schiff. Neben der Kogge für den Seetransport gab es Flachwasser-Varianten, wie der Fund der Poeler Kogge belegt. Ein anderer regionaler Schiffstyp war auf der Donau die Zille. Die in Ulm gebauten Zillen nannten sich „Ulmer Schachteln“ und wurden nur flussabwärts gesteuert und dort als Nutzholz oder zur Weiterverwendung verkauft. Wegen der großen Bedeutung des Schiffstransport entstanden früh Kanäle. So öffnete beispielsweise der Elsterwerda-Grödel-Floßkanal 1742, um den Bedarf an Holz im Raum Dresden-Meißen mittels Flößen aus den Niederlausitzer Wäldern zu befriedigen. Seit der Zeit der Industrialisierung sind die großen Flüsse für die Schifffahrt umgebaut worden. So konnte mit der Rheinbegradigung von 1817 bis 1879 der Rhein zwischen Basel und Bingen um 81 km verkürzt und nahezu ganzjährig befahrbar gemacht werden.

Für große typisierte Binnenschiffe, wie beispielsweise das Europaschiff, das Große Rheinschiff (GRS) oder das Großmotorgüterschiff (GMS), wurden viele Flüsse schiffbar gemacht und neue Schiffskanäle errichtet oder ältere ausgebaut. Wichtige oder außergewöhnliche deutsche Kanäle sind der 99 km lange Nord-Ostsee-Kanal, der die Nordsee mit der Ostsee verbindet, der Wesel-Datteln-Kanal, der 325,7 Kilometer lange Mittellandkanal und der Main-Donau-Kanal, welcher eine durchgängige schiffbare Verbindung zwischen der Nordsee und dem Schwarzem Meer schafft.

Die Seehäfen sind heute für Massengutfrachter, Containerschiffe und Tanker ausgelegt. Vor der Erfindung des Flugzeuges war die Passagierschifffahrt ebenfalls ein bedeutender Faktor, wobei die Massenauswanderungen im 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts die tiefgreifendsten Spuren hinterließen. Reedereien transportierten Millionen Deutsche und andere Europäer über den Hamburger Hafen (HAPAG) und den Neuen Hafen in Bremerhaven (Norddeutscher Lloyd) nach Übersee. So verließen zwischen 1821 und 1914 über 12 Millionen Europäer über die beiden Häfen den Kontinent[11]. Der aufkommende Nationalsozialismus ab etwa 1933 löste eine weitere Massenflucht von mehreren hunderttausend Menschen aus.

Heute nutzt die Binnenschifffahrt in Deutschland ca. 7300 km Binnenwasserstraßen, wobei ca. 240 Millionen Tonnen Fracht transportiert werden. Die wichtigsten Binnenhäfen sind die Duisburg-Ruhrorter Häfen, die Kölner Häfen, der Ludwigshafener Rheinhafen, die Rheinhäfen Karlsruhe und der Hafen Regensburg. Die wichtigsten deutschen Seehäfen finden sich in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven.

Wege- und Straßennetz

Ein Netz von Altstraßen verband wichtige Städte und Orte in ganz Europa bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Diese unbefestigten Wege hatten ihren Ursprung in Deutschland in keltischer und germanischer Zeit. Um die oft unpassierbaren Täler zu vermeiden, verliefen diese Wege so weit es ging über Anhöhen. Ausschließlich die Römerstraßen entstanden weitgehend unabhängig vom Gelände.

Bedeutende Fernreiseziele waren Wallfahrten nach Rom, Jerusalem und seit dem 11. Jahrhundert auch Santiago de Compostela. Es gab mehrere Routen des Jakobsweges in Deutschland, wobei die meisten Pilger die Altstraßen über Köln und Aachen und über Einsiedeln und Genf nahmen.[12] Diese Städte waren häufig selbst bedeutende Wallfahrtsorte, die Aachenfahrt führte beispielsweise im 14. und 15. Jahrhundert dazu, dass in Aachen an einigen Tagen angeblich über 100.000 Pilger, bei etwa 20.000 Einwohner im Jahr 1500, in der Stadt weilten.

Diese Altstraßen wurden auch als Handelsstraßen und Militärstraßen benutzt, die später zu befestigten Landesstraßen wurden. Die wichtigsten Straßen waren die Reichsstraßen, die aus den Reichsstraßen des Mittelalters hervorgingen und die heutigen Bundesstraßen bilden.

Kreuzungspunkte, Brücken, Furten waren oft die Wurzeln für Stadtgründungen, da dort Einrichtungen für die Transporteure entstanden wie: Ausspannen, Restaurants, Chauseehäuser und Stationen der Reichspost.

Die Straßen in und zu den Städten mussten für die Massenverbreitung des Autos umgebaut werden. Heute ist eine nahe und möglichst staufreie Autobahn wesentlich für die Ansiedlung und den Verbleib von Unternehmen. Das Straßensystem in Deutschland umfasste 1994 11.080 km Bundesautobahnen, 42.000 km Bundesstraßen, 88.100 km Landesstraßen und 414.000 km Gemeindestraßen innerorts und außerorts.[13] (siehe auch: Liste der längsten Straßenbrücken in Deutschland)

Schienennetz
Deutsches Schienennetz

Ausgehend von Pferdebahnen im Bergbau und in der städtischen Beförderung entwickelte sich mit dem Aufkommen der Dampflokomotive ein Schienennetz, das den Personentransport zwischen den Städten und in den Städten wesentlich verbesserte. Mit der Inbetriebnahme der 115 km langen Leipzig-Dresdner Eisenbahn 1839/40 entstand die erste deutsche Fernbahn und bereits im Oktober 1842 hatte das Schienennetz einen Gesamtumfang von knapp 1000 km und um 1860 von 10.000 km erreicht. Für die Eisenbahnstrecken müssen zur Überquerung von Tälern und Flüssen Brücken gebaut werden, wie beispielsweise die von 1846 bis 1851 gebaute Göltzschtalbrücke, die größte Ziegelbrücke der Welt. Zur Durchquerung von Bergen gibt es die Eisenbahntunnel, wobei einer der frühesten in Deutschland der von 1837 bis 1839 gebaute über 500 Meter lange Oberauer Tunnel war. (siehe auch: Geschichte der Eisenbahn in Deutschland, Liste der längsten Eisenbahnbrücken in Deutschland)

Bereits der Streckenverlauf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn zeigte, dass nun die Kleinstädte in den Einzugsbereich der Großstädte gerieten, wobei sie heute vornehmlich von S-Bahnen und Straßenbahnen bedient werden. Die Verstädterung ländlicher Gemeinden, einschließlich deren Eingemeindung, begann. Neben dem primären Nahverkehr entstand für den Fernverkehr eine weitere Zuggattung; so fuhr der erste Schnellzug bereits 1851 zwischen Berlin und Köln. Mit dem InterCityExpress wird dies heute fortgesetzt. Dabei werden nur noch Metropolen ohne Zwischenhalt verbunden. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm das Auto zunehmend die Funktion des Personentransports sowohl im Nahbereich der Städte wie in der Fläche. Der Güterverkehr wurde ab den 1960er Jahren zunehmend von LKWs abgelöst.

Im Jahr 2006 gab es in Deutschland 14.463 Lokomotiven und Triebwagen, 12.269 Reisezugwagen und 164.138 Güterwagen.[14]

Informationstransport

Beim Informationstransport ist zu unterscheiden ob eine Nachricht auf einem materiellen Träger, wie beispielsweise Papier, transportiert wird oder auf einem immateriellen Datenträger. Im ersten Fall werden die gleichen Transportwege wie für den Güterverkehr genutzt, im zweiten Fall müssen neue Transportwege geschaffen werden. Von 1813 bis 1814 gab es die optische Telegrafenlinie Metz–Mainz, der in den Jahren 1832 bis 1849 zwischen Berlin und der Rheinprovinz der Preußische optische Telegraf aus bis zu 62 Telegrafenstationen folgte. Die Stationen waren mit Fernrohren ausgerüstet, mit denen Telegrafisten speziell codierte Informationen von einer signalisierenden Station ablasen und sie unmittelbar an die jeweils folgende weitergaben. Die Stationen lagen bevorzugt auf erhöhten Orten, wie beispielsweise dem 94 Meter hohen Telegrafenberg in Potsdam. Der 1883/84 erbaute Windsemaphor Cuxhaven übermittelte auf optischen Weg Wetterinformationen an Schiffe, die von der Elbmündung in Richtung Nordsee fuhren.

Als nächstes entstanden fest installierte kabelgebundene Verbindungen, die Telegrafenlinien. Die 1847 in Betrieb genommene elektrische Telegrafenlinie Bremen–Bremerhaven war die erste längere elektrische Telegrafenverbindung Deutschlands, wobei die Drähte auf 5 Meter hohen, weiß gestrichenen Pfosten verlegt wurden. Zur Durchquerung von Flüssen, aber auch für Telegrafenlinien im Meer, gab es Seekabel. Seit etwa 1900 gab es auch Telegrafie per Funk, wodurch wiederum eine kabellose Verbindung möglich wurde.

Für den kabellosen und den kabelgebundenen Nachrichtentransport ist auch mit aktueller Technik gelegentlich die Geographie bedeutsam. Dies gilt beispielsweise für das Mobilfunknetz in einer komplexen städtischen Topografie, wo der Transport von Informationen nicht nur jederzeit in der Fläche möglich sein sollte, sondern auch innerhalb hoher Gebäude, in unterirdischen Gebäuden und in Tunneln.

Wirtschaftssektoren

Primärsektor

Hauptartikel: Erdölförderung in Deutschland, Liste von Bergbaurevieren in Deutschland

Die landwirtschaftliche Anbaufläche betrug im Jahr 2004 189.324 km²[7]. Davon waren sieben Millionen Hektar Getreide mit 3,1 Mio. ha Weizen, 2 Mio. ha Gerste und 1,7 Mio. ha Futterpflanzen. Ölfrüchte wuchsen auf 1,3 Mio. ha, Zuckerrüben auf 440.000 ha und Kartoffeln auf 300.000 ha. Dauergrünland gab es auf 4,9 Millionen Hektar und Rebland auf 100.000 ha.[15]

Es gibt große Lagerstätten an Steinkohle im Ruhrgebiet, im Saarland und im Aachener Revier. Im Rheinischen Braunkohlerevier, im Lausitzer Braunkohlerevier, im mitteldeutschen Braunkohlerevier und im Helmstedter Revier westlich Magdeburg wird Braunkohle abgebaut. Des Weiteren wird Erdgas und Erdöl vorwiegend im Norddeutschen Tiefland und in der Nordsee gefördert, beispielsweise 900.000 Tonnen Öl in Mittelplate. Die Erdölförderung in Mecklenburg-Vorpommern begann in den 60er Jahren, beispielsweise in Lütow 1966. Insgesamt wurde über 2 Millionen Tonnen Erdöl und fast 1 Milliarde Kubikmeter Erdgas gefördert.[16] Seit etwa 2010 wird in Deutschland nach Nicht-konventionellem Erdgas gesucht, dem sogenannten Schiefergas. Das Vorkommen ist riesig, nur ob die Förderung sich finanziell rechnet, muss sich erst noch zeigen.

Es gibt vielfältige Lagerstätten nutzbarer Gesteine wie Sand, Kies, Granit. Es gibt eine Vielzahl von eingestellten Metallbergwerken (Kategorie Metallbergwerk). Im Harz wurde seit 1000 Jahren Silber, Eisen, Kupfer, Blei und Arsen abgebaut. Im Erzgebirge fanden sich Silber, Zinn, Blei und Nickel. Uranerz wurde im Landkreis Sächsische Schweiz, im Erzgebirge und in Ronneburg in Thüringen durch die SDAG Wismut bis vor wenigen Jahrzehnten noch gefördert. In Westdeutschland wurde Uranerz abgebaut in der Grube Krunkelbach und bei Ellweiler. Kupferschiefer, welches Kupfer, Silber, Blei, Zink, Eisen und andere Metalle enthält, gibt es in Deutschland in großen Mengen, doch der Abbau lohnt heutzutage meist nicht mehr. Im Jahr 2012 wird allerdings mit dem Bau eines neuen Bergwerkes begonnen, um eine Lagerstätte mit 2 Millionen Tonnen Kupfer und anderen immer wichtiger werdenden Metallen bei Spremberg in der Lausitz auszubeuten. Im Januar 2009 wurde außerdem die Entdeckung einer Lagerstätte mit etwa 1.000 Tonnen Indium im Erzgebirge bekannt.[17]

Vorkommen an Kalisalzen liegen im Raum Braunschweig-Hannover in Niedersachsen, im Raum Magdeburg-Halle in Sachsen-Anhalt, in Südbaden und im Werra-Fulda-Bereich in Hessen und Thüringen. In den Berchtesgadener Alpen wird beispielsweise im Salzbergwerk Berchtesgaden seit 1517 Steinsalz abgebaut. Früher fand sich hier ebenfalls Silber, Mangan, Kupfer und Eisenerz.

Wasser-Ressourcen sind reichlich vorhanden. Neben den großen Grundwasservorkommen sind das noch Mineralwasser, Thermalwasser und die aus Regen gespeisten Oberflächenwasser.

Seitdem großtechnisch Windenergie genutzt wird, ist der stetige Wind besonders an den Küsten als Energierohstoff wieder in seiner Bedeutung gewachsen. Dies gilt auch für die großen Vorräte und den jährlichen Zuwachs an Holz und sonstiger Biomasse, die beispielsweise zu Holzpellets oder zu Biogas aufbereitet werden können.

Sozialgeographie

Siedlungsgeographie

Deutschlandkarte mit den wichtigsten Städten

Etwa 50 Prozent der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt, 30 Prozent forstwirtschaftlich und für die Siedlungs- und Verkehrsfläche werden weitere 13 Prozent benötigt.[7] Die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland betrug 2004 12,8 % der Landesfläche oder 45.621 km²[7], wobei der Wohnungsbestand am Jahresende 2004 für ganz Deutschland bei 39,4 Mio. Wohnungen lag.

Die Metropolregionen mit der größten Bevölkerungszahl sind: Rhein-Ruhr, Metropolregion Berlin/Brandenburg, Rhein-Main-Gebiet, Metropolregion Stuttgart, Metropolregion Hamburg, Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen, Metropolregion Sachsendreieck, Metropolregion München, Metropolregion Nürnberg, Metropolregion Bremen/Oldenburg, Rhein-Neckar-Dreieck. Kleinere Agglomerationen sind das Saarland und das Mitteldeutsche Chemiedreieck. Die einwohnerstärksten Bundesländer sind in dieser Reihenfolge: Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.

Die äußersten kreisfreien Städte Deutschlands sind:

Bevölkerungsgeographie

Einwohnerzahl ausgewählter Bundesländer, 2004

Hauptartikel: Demographie Deutschlands Quellen:[18]

In Deutschland lebten im Jahr 2004 rund 83 Millionen Menschen, von denen etwa 75 Millionen Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit hatten. Im selben Jahr wurden 705.622 Kinder lebend geboren und 818.271 Menschen starben. 780.175 Menschen wanderten zu, während 697.633 ins Ausland abwanderten. Von den Einwanderern hatten 177.993 und von den Auswanderern 150.667 einen deutschen Pass.

Die räumliche Bevölkerungsbewegung 2004 nach Bundesländern zeigte für Niedersachsen mit +62.523 den höchsten Wert, der allerdings durch den Zuzug von Spätaussiedlern in die Gemeinde Friedland stark angehoben war. Die folgenden Bundesländer waren: Berlin mit +10.819, Hessen mit +7.130, Nordrhein-Westfalen mit +6.347 und Rheinland-Pfalz mit +2.340 Menschen. Der negativste Saldo fand sich für das Bundesland Hamburg mit −4.255. Dem folgten Baden-Württemberg mit -1.990, Sachsen-Anhalt mit −1.661 und Saarland mit −664.

Die Bevölkerung lebte 2004 in 39,1 Mio. Haushalten; davon waren 14,6 Mio. Einpersonenhaushalte, 13,3 Mio. 2-Personenhaushalte, 5,4 Mio. 3-Personenhaushalte, 4,2 Mio. 4-Personenhaushalte und 1,6 Mio. Haushalte mit 5 und mehr Personen.

Die Statistik für das Jahr 2003 wies für die Bevölkerung von 82,5 Mio. Menschen nach Religionszugehörigkeit 26,2 Mio. als katholisch, 25,8 Mio. als evangelisch und 102.000 als jüdisch aus.

Kurioses

Deutschland hat ein Gewicht von etwa 28 Billiarden Tonnen.[19]

Siehe auch

Literatur

  • Dierk Henningsen, Gerhard Katzung: Einführung in die Geologie Deutschlands, Spektrum Akademischer Verlag, 2006, ISBN 3-8274-1586-1
  • Elmar Kulke: Wirtschaftsgeographie Deutschlands, Klett-Perthes, 1998, ISBN 3-623-00837-0
  • Herbert Liedtke, Joachim Marcinek: Physische Geographie Deutschlands, Klett-Perthes, 2002, ISBN 3-623-00860-5

Weblinks

Quellen

  1. Jürgen Newig: Die Küstengestalt Nordfrieslands im Mittelalter nach historischen Quellen (PDF-Datei)
  2. FAZ.de: Helium als Auslöser von Beben
  3. Tyndall Centre for Climate Change Report
  4. BMU: FFH-Richtlinie
  5. Bundesamt für Naturschutz: Schutzgebietskategorien und Zahlen in Deutschland
  6. bundeswaldinventur.de: Die zweite Bundeswaldinventur
  7. a b c d e Statistisches Bundesamt Deutschland: Bodenflächen nach Art der tatsächlichen Nutzung in Deutschland
  8. Dieterich Burkart: Land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung im nördlichen Alpenvorland
  9. Statistisches Bundesamt Deutschland: Gemeinsame Grenzen Deutschlands mit den Anliegerstaaten (aktualisiert am 27. Oktober 2003) (abgerufen 5. Januar 2007)
  10. Statistisches Bundesamt Deutschland: Die Bundesländer – Strukturen und Entwicklungen
  11. Deutsches Auswandererhaus
  12. Fernsehsendung Santiago de Compestela
  13. Umweltbundesamt.de: Straßennetz 1994, Tabelle 2
  14. Statistisches Bundesamt Deutschland: Bestand an Verkehrsmitteln
  15. Statistisches Bundesamt Deutschland: Spezielle Bodennutzung und Ernte
  16. Landesamt für Umwelt und Natur Mecklenburg-Vorpommern: Sympoium - 50 Jahre Erdölförderung in Mecklenburg-Vorpommern
  17. MDR.de: Forscher entdecken wertvolles Metall im Erzgebirge
  18. Statistisches Bundesamt Deutschland: Bevölkerung
  19. Errechnetes Gewicht Deutschlands

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