General Allotment Act

General Allotment Act

Der General Allotment Act of 1887, auch Dawes Act genannt, war ein US-Gesetz, welches das Reservationsland parzellierte.

Schon seit 1871 hatte die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika die Stämme der US-amerikanischen Ureinwohner (Indianer) verstärkt durch Gewalt und Betrug in diejenigen Gebiete ("Indianerreservation") gezwungen, die zunächst für die weißen Siedler von geringer Bedeutung waren. Nach dem letzten großen Sieg der Ureinwohner bei der Schlacht am Little Bighorn River gegen ein Truppenkontingent der US-Armee unter General George A. Custer am 25. Juni 1876 war der Höhepunkt des Widerstandes überschritten. Die Indianer konnten mit ihrer Lebensweise in den ihnen aufgezwungenen Reservationen nicht überleben und wurden von Lebensmittellieferungen der US-amerikanischen Regierung abhängig. Aber auch der größte Teil der ihnen belassenen Gebiete sollte den rechtlosen Ureinwohnern (sie erhielten erst 1924 die Staatsbürgerschaft der USA) genommen werden.

Am 8. Februar 1887 erließ der US-amerikanische Kongress den "General Allotment Act" ("Allgemeines Landzuweisungsgesetz"). Später wurde er allgemein als Dawes Act bekannt, nach Senator Henry L. Dawes, der ihn ausgearbeitet hatte. Das Reservationsland wurde privatisiert, in 160 Acres große Flächen unterteilt und an jedes Familienoberhaupt der Indianer zur alleinigen Nutzung vergeben. Alle unverheirateten Reservationsbewohner über 18 Jahre und minderjährige Waisen wurden mit 80 Acres belehnt, Kinder unter 18 Jahre erhielten 40 Acres und Ehefrauen gar nichts. Die oft ertraglosen Parzellen wurden jedoch erst nach 25 Jahren Eigentum der Indianer. Die US-Regierung fungierte als Treuhänder. Die Ureinwohner kannten kein Privateigentum an Grund und Boden und verkauften vielfach aus Unkenntnis oder wirtschaftlicher Not ihr Land an weiße Siedler oder Spekulanten. Die nicht aufgeteilten Gebiete und die Parzellen, die nach dem Tod der Besitzer an den Staat fielen, wurden zu Schleuderpreisen an weiße Interessenten verkauft.

Inhaltsverzeichnis

Das Ziel

Das Gesetz verfolgte hauptsächlich zwei Ziele: Zum einen sollte so das Gemeinschaftsgefüge der Indianer gebrochen und die Indianer somit in die amerikanische Gesellschaft integriert werden. Zur Befreiung der Indianer von der Barbarei sollte der Kollektivismus durch den Egoismus ersetzt werden. Die Indianer sollten Farmer werden. Als solche, so die offizielle Meinung, würden sie viel weniger Land brauchen als sie für ihre traditionelle nicht-sesshafte Lebensweise als Jäger und Sammler beanspruchten. Die Indianer selbst wehrten sich meist gegen ein Leben als Farmer, insbesondere diejenigen der nördlichen Plains. Diese sahen die Farmarbeit als unwürdig und einschränkend an. Einen weiteren Vorteil der Parzellierung sah die Regierung in dem so freigewordenen überschüssigen Land, das sie mit Gewinn an Weiße verkaufen konnte. Insgesamt verloren die Indianer dadurch 90 Millionen acres von insgesamt 138 Millionen acres im Jahre 1887, also rund zwei Drittel. Das parzellierte Land sollte vom Bureau of Indian Affairs BIA so lange treuhändlerisch verwaltet werden, bis die Indianer gelernt hatten, es wie Weiße zu halten, das heißt bis aus den Indianern Farmer geworden waren. Erschwerend kam für die Indianer hinzu, dass das beste Land an Weiße verkauft wurde und sie mit zweitklassigem Land vorlieb nehmen mussten.

Nebst der Landparzellierung sollten weitere Maßnahmen die Indianer im Melting Pot der USA aufgehen lassen. Den Indianern sollte alles Wilde ausgetrieben und sie damit zu Weißen gemacht werden. Die wohl verheerendste Maßnahme nebst der Parzellierung war die Errichtung von Boarding Schools. Indianerkinder wurden schon sehr früh ihrem Elternhaus und damit dem Reservationsleben entrissen und außerhalb der Reservationen in Internate gesteckt. Dort war es ihnen verboten, ihre traditionelle Sprache zu sprechen oder traditionelle Zeremonien abzuhalten. Die Verantwortlichen der Internate, oft Missionare, beschimpften sämtliche Werte, die den Kindern in ihrer traditionellen Erziehung beigebracht worden waren. Die Indianerkinder gerieten so in eine kulturelle Depression, die ihr ganzes zukünftiges Leben bestimmen sollte. Das Verbot der traditionellen Sprache und der Ausübung ihrer tribalen Religion und Zeremonien galt nicht nur für die Schüler und Schülerinnen der Boarding Schools, sondern für sämtliche in den USA lebenden Indianer.

Die Folgen

In Folge des Dawes Act verkleinerte sich die Fläche der Reservationen zwischen 1887 und 1932 von 138 auf 48 Millionen Acres. Das führte zu einer unbeschreiblichen Verelendung der Indianer.

Später erhielten die Indianer einen Teil des verlorengegangenen Landes wieder zurück. Insgesamt wurden bis 1920 1,26 Millionen Acres an Indianer überschrieben, die zur Zeit der Parzellierung nicht in den Reservationen gelebt hatten.

Der General Allotment Act hatte aufgrund der massiven Verkleinerung des Reservationslandes zum Teil eine Aufsplittung der Reservationen zur Folge. Beispielsweise wurde die große Lakota-Reservation in sechs kleinere aufgeteilt.

Nicht alle Stämme waren von der Parzellierung betroffen. Diejenigen in Oklahoma und Nebraska wurden ebenso verschont wie einige wenige andere, wie die Seneca und Menominee.

Dem General Allotment Act wird vor allem angelastet, dass dieses Gesetz die Folgewirkung der Vererbung nicht berücksichtigt hatte.

1906 sollte der Burke Act der Willkür der Bundesstaaten, welche oft nur die Interessen der Weißen berücksichtigten, Einhalt gebieten. In der Folge wurden die Parzellierungen vom Bund und nicht mehr von den einzelnen Bundesstaaten vorgenommen.

Jüngste Auswirkungen

Landverpachtungen durch Indianer an Weiße haben in der Gegenwart zu brisanten Folgeerscheinungen geführt. Das BIA verwaltet die Pachteinnahmen treuhänderisch für die Indianer. 1996 reichten 500.000 Indianer eine Sammelklage gegen die US-Regierung ein, weil sie meist nur wenige Cents Pachteinnahmen vom BIA erhielten. In der Folge gaben das Innen- wie auch das Finanzministerium zu, über Jahrzehnte keine Buchhaltung über Land und Konten der Indianer geführt zu haben. Die einzigen Beweismittel soll das Finanzministerium während des Prozesses zerstört haben. Gemäß ihrer eigenen Schätzung schuldet die US-Regierung den Indianern rund 2,4 Milliarden Dollar. Die Indianer sprechen von einer weit höheren Summe von 10 bis 20 Milliarden Dollar. Beide Seiten hoffen auf eine außergerichtliche Einigung.

Siehe auch

Literatur

  • Frantz, Klaus: Die Indianerreservationen in den USA - Aspekte der Territorialen Entwicklung und des sozio-ökonomischen Wandels. Erdkundliches Wissen, Heft 109. Franz Steiner Verlag, Stuttgart: 1993
  • Washburn, Wilcomb: Handbook of North American Indians. Volume 4: History of Indian-White Relations. Smithsonian Institution (Hg.). Washington: 1988.

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