Gemischte Verbindung

Gemischte Verbindung

Gemischte Studentenverbindungen werden solche Verbindungen genannt, die im Gegensatz zu Damenverbindungen und traditionell rein männlichen Studentenverbindungen sowohl Männer als auch Frauen aufnehmen.

Vorkommen in Europa

In Deutschland sind die gemischten Verbindungen eher eine Ausnahmeerscheinung.

Die meisten gemischten Verbindungen entstanden in den 1970er Jahren durch Aufnahme von Frauen in zuvor rein männliche Studentenverbindungen. Besonders in den Dachverbänden Schwarzburgbund (SB), Akademischer Turnbund (ATB) und Sondershäuser Verband (SV) gibt es heute viele gemischte Verbindungen.


In der Schweiz gibt es viele gemischte Verbindungen, besonders im Schweizerischer Studentenverein und im Falkensteinerbund.

Seit 1968 können Mädchen und Frauen in den Schweizerischen Studentenverein aufgenommen werden, wobei es der Verein seinen Verbindungen freistellt, zu entscheiden, ob sie sich für Mitglieder beiderlei Geschlechts öffnen wollen oder nicht. Zur Zeit nehmen rund zwei Drittel der StV-Verbindungen Frauen und Männer auf. Von den vier Verbindungen des Falkensteinerbundes stehen zwei Männern und Frauen offen.


In Österreich sind gemischte Verbindungen zur Zeit die Ausnahme und zum Großteil in keinerlei Verbandsstrukturen integriert, dennoch gibt es einige Ausnahmen:

1991 entschloss sich die KMV Clunia Feldkirch, die Mitglieder des zuvor gegründeten Damenzirkels als gleichberechtigte Mitglieder aufzunehmen. 1992 zog die KMV Siegberg in Dornbirn nach. Beide Verbindungen waren bis zu diesem Zeitpunkt Mitglied im MKV und mussten daher den Verband verlassen. Gemeinsam mit den verbliebenen vier Vorarlberger MKV-Verbindungen gründeten sie den Vorarlberger MittelschülerCartellverband (VMCV), der in Personalunion mit dem Vorarlberger Landesverband des MKV geführt wird.
Auf Hochschulebene wurde 1997 die KÖHV Universitas in Wien als erste gemischte Hochschulverbindung in Österreich gegründet. 2003 entstand mit der KAV Merkenstein eine weitere gemischte akademische Verbindung. Beide sind in der Kurie der freien Vereinigungen im EKV organisiert.


In Tschechien entstand im Jahr 2000 in Prag mit der KStV Pragensis die erste gemischte Verbindung, die ebenfalls Mitglied der „Freien Kurie“ des EKVs ist.


In der Ukraine sind drei der vier Sektionen der Gemeinschaft ukrainisch katholischer Studenten Obnowa (GUKS Obnowa), in Ternopil, Lemberg und Czernowitz gemischt.

Die vierte Sektion besteht am Priesterseminar in Czernowitz. Die GUKS Obnowa ist ebenfalls Mitglied der „Freien Kurie“ des EKVs.

Die Probleme gemischter Verbindungen

Seit den 1970er Jahren gibt es gemischtgeschlechtliche Bünde. Diese Bünde haben zwar Zulauf, konnten aber die etablierten Verbindungen nicht verdrängen. Auch in den USA, wo studentische Zusammenschlüsse weiter verbreitet sind, gibt es vor allem rein männliche und rein weibliche Verbindungen (Fraternities und Sororities). Im Verhältnis zur Zahl der Studentenverbindungen insgesamt sind gemischte Verbindungen nach wie vor selten, auch wenn sie in einzelnen Verbänden (wie z.B. dem Sondershäuser Verband) die größte Gruppe der Verbindungen stellen. Die meisten Verbindungen ziehen es jedoch vor, als Männerrunde bzw. als Frauenrunde zu existieren, zu der das andere Geschlecht beim gemeinsamen Fortgehen und bei Kneipen „auf Besuch“ kommt. Bei Kritik verweisen Korporierte gerne auf diverse von linken Organisationen veranstaltete Frauenfeste und deren Forderung nach eigenen Frauengruppen und Frauenräumen, wo Männer maximal Zuschauer sein dürfen.

Ungeachtet dessen werden gemischte Verbindungen von vielen Korporierten misstrauisch beäugt bzw. abgelehnt. Oft wird eingewendet, dass in gemischtgeschlechtlichen Verbindungen Probleme mit Beziehungsdramen bestünden, die sich negativ auf den gesamten Bund auswirken könnten. Ebenfalls wird eingewendet, dass möglich sei, durch gezielte Verführungen (z.B. des Fuxmajors/der Fuxmajorin) Vergünstigungen anzustreben und Unfrieden zu säen. Naturgemäß sehen die gemischtgeschlechtlichen Verbindungen keinerlei Probleme in der Aufnahme beider Geschlechter und empfinden dies als Bereicherung, Beziehungsprobleme gäbe es nicht mehr als anderswo auch.

Insgesamt wird von Kritikern dennoch häufig eingewendet, dass die gemischten Korporationen nicht so innig und frei leben würden wie monogeschlechtliche Verbindungen, da das Zusammenleben nicht immer reibungsfrei verlaufen könne. Diesen Argumenten wird von den gemischten Verbindungen entgegen gehalten, dass es sich bei Verbindungen (unabhängig von der geschlechtlichen Zusammensetzung) immer auch um Erziehungsgemeinschaften handele. Dazu gehöre es auch zu lernen, eigene und persönliche Befindlichkeiten hinter die Notwendigkeiten eines gemeinsamen (Bundes-)Lebens zurückzustellen, sowie trotz persönlicher Differenzen einen respektvollen Umgang untereinander zu behalten.

Beispiele für gemischte Verbindungen innerhalb eines Dachverbandes wären der SV - Sondershäuser Verband, die Ortsverbände des KVHV - Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond und der SB - Schwarzburgbund. Der Unitas-Verband (UV) vereint männliche und weibliche Bünde unter seinem Dach. In Österreich sind VCS und VfM ebenso im EKV wie die männlichen christlichen Verbindungen und dadurch Kartellschwestern, bzw. Kartellgeschwister. Vor allem über den EKV ist es in den letzten Jahren zu Neugründungen von Verbindungen im ehemaligen Ostblock gekommen. Diese wurden meist von Anfang an als gemischtgeschlechtliche Bünde konzipiert, folgen aber auch nicht immer dem "deutschen" Comment, sondern eigenen Traditionen.


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