Gemeinsamer Bibliotheksverbund

Gemeinsamer Bibliotheksverbund

Der Gemeinsame Bibliotheksverbund (GBV) ist ein deutscher Bibliotheksverbund, der die Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern umfasst. Zusätzlich gehören ihm die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und weitere Bibliotheken an. Sitz der Verbundzentrale des GBV (VZG) ist Göttingen.

Inhaltsverzeichnis

Organisation des GBV

Die Verbundleitung des GBV setzt sich aus je einem Vertreter der Ministerien und Bibliotheken der beteiligten Bundesländer und einem Vertreter der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) sowie weiteren beratenden Mitglieder und ständigen Gästen zusammen. Die Verbundzentrale stellt zentrale Dienstleistungen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es mehrere Facharbeitsgruppen (FAG) zu ausgewählten Themenbereichen[1]. Die Sprecher der Facharbeitsgruppen bilden zusammen mit dem Direktor der Verbundzentrale und Vertretern der Bibliotheken und der SPK den Fachbeirat, dessen Aufgabe die Koordinierung von Konzepten und Plänen der Facharbeitsgruppen und deren Abstimmung mit der Verbundzentrale ist. Einmal im Jahr findet die Verbundkonferenz mit Vertretern aller Bibliotheken statt. Auf der Konferenz, die den Charakter eines regionalen Bibliothekartags hat, werden verschiedene Gremien gewählt und es finden Vorträge und Präsentationen statt.[2]

Verbundzentrale

Als Dienstleistungszentrum für den gesamten GBV fungiert die Verbundzentrale in Göttingen (VZG).[3] Sie hostet den gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) zur Katalogisierung[4] sowie weitere Datenbanken, wie zum Beispiel das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17), und betreibt Systeme zur Fernleihe, Dokumentenlieferung und für Digitale Bibliotheken. Außerdem unterstützt sie Bibliotheken bei der Einrichtung und dem Betrieb lokaler Bibliothekssysteme und deren Integration in bestehende Universitätssysteme, beispielsweise mit LDAP und Shibboleth. Die Verbundzentrale ist ein niedersächsischer Landesbetrieb mit eigenem Budget, etwa 70 Mitarbeitern (Stand August 2010) und den vier Abteilungen Bibliothekarische Dienste, Informationstechnik, Digitale Bibliothek und Lokale Bibliothekssysteme.

Aufgaben und Aktivitäten

Die Hauptaufgabe des GBV ist die Kooperation und Organisation von Dienstleistungen von und für Bibliotheken im Verbundgebiet. Dazu gehören vor allem das zentrale Bibliothekssystem (CBS) zur gemeinsamen Katalogisierung und die lokalen Bibliothekssysteme (LBS). Für beides setzt der GBV seit 1993 Software des niederländischen Dienstleisters OCLC (ehemals OCLC PICA) ein; dazu wurde ein Kooperationsabkommen geschlossen, bei dem der GBV auch an der Weiterentwicklung der Bibliothekssoftware beteiligt ist.

Das CBS ist mit über 70 Millionen Titeldatensätzen die größte Datenbank zur Katalogisierung in Deutschland. Der Zugriff zur Katalogisierung erfolgt über die Software WinIBW. Das LBS stellt für die einzelne Bibliothek Module für ihren Online-Katalog sowie zu Benutzerverwaltung, Ausleihe und Erwerbung bereit. Für kleinere Bibliotheken bietet die Verbundzentrale als Dienstleistung auch einen vollständigen Betrieb des LBS auf zentralen Servern an. Mitte 2010 wurde der LBS-Service von 70 einzelnen Bibliotheken genutzt. Mittlere und auch größere Bibliotheken können in einer virtualisierten Infrastruktur durch die VZG gehostet werden.[5]

Der GBV dient auch als Konsortium, um bei Lizenzverträgen mit Datenbankanbietern bessere Bedingungen für alle teilnehmenden Bibliotheken aushandeln zu können. Er besitzt unter anderem eine Lizenz für die Portalsoftware iPort und OCLC Touchpoint. Darüber hinaus unterstützt er den Aufbau und Betrieb von bibliothekarischen Webportalen, zum Beispiel für Virtuelle Fachbibliotheken. In Bibliotheksportalen können zum Beispiel mittels einer Metasuchmaschine verschiedene Quellen parallel durchsucht werden, die intern über verschiedene Suchprotokolle wie Z39.50 eingebunden werden. Die Verbundzentrale hostet zahlreiche Datenbanken (vor allem Bibliographien und Datenbanken mit Abstracts und Inhaltsverzeichnissen)[6] und koordiniert den Zugang zu Datenbanken anderer Anbieter (zum Beispiel im Falle der Nationallizenzen). Zu den online angebotenen Bibliothekskatalogen gehören der Gemeinsame Verbundkatalog (GVK) und der Verbundkatalog Öffentlicher Bibliotheken (ÖVK).

Um die laufenden Projekte zwischen der Verbundzentrale und den am GBV beteiligten Einrichtungen besser koordinieren zu können, wurde 2005 auf Basis von MediaWiki eine GBV-Clearingstelle geschaffen, die seitdem als „GBV Verbund-Wiki“[7] im Internet präsent ist. Neben den Gremien des GBV, die Ihre Arbeit hier dokumentieren, finden sich hier die Bibliotheken und ihre Partner in projektbezogenen Communities zusammen.

Die strategische Planung und Priorisierung von Projekten wird im GBV über Ziel- und Leistungsvereinbarungen sowie längerfristige Strategiepapiere festgelegt.[8]

Die Arbeitsgemeinschaft Alte Drucke beim GBV will die Nachweissituation bibliographischer Standards für historische Drucke verbessern.[9] Sie gibt eine Reihe von Empfehlungen heraus, so den AAD-Standard für die Erschließung Alter Drucke bis 1850, die Empfehlungen zur Provenienzverzeichnung, den Thesaurus der Provenienzbegriffe T-PRO, die Gattungsbegriffe für alte Drucke bis Erscheinungsjahr 1850, die Empfehlungen zur Katalogisierung von Druckgraphik und den Thesaurus Buntpapier.[10]

Geschichte

Vorläufer des Gemeinsamen Bibliotheksverbund ist der Bibliotheksverbund Niedersachsen, der 1982 als Verbund zur gemeinsamen Katalogisierung gegründet wurde. Die technische Infrastruktur stellte das Bibliotheksrechenzentrum für Niedersachsen (BRZN), eine Abteilung der SUB Göttingen, die Anfang 2001 als Verbundzentrale ausgegliedert wurde. Von Anfang an waren auch Öffentliche Bibliotheken in die Verbundarbeit eingebunden. Für die Katalogisierung standen Fremddaten der Deutschen Bibliothek (heute Deutsche Nationalbibliothek), der British Library und der Library of Congress zur Verfügung. Bereits früh wurde die Möglichkeit einer Online-Fernleihe geschaffen. Nach Unterzeichnung eines Vertrages mit der niederländischen Pica-Stiftung im Oktober 1991 erfolgte 1993 der Umstieg auf das Zentrale Verbundsystem (CBS), an das alle Lokalen Bibliothekssysteme (LBS) in der Folge angebunden wurden. 1994 schlossen sich erst Sachsen-Anhalt und kurz danach Thüringen dem Niedersächsischen Bibliotheksverbund an. Durch Vereinigung mit dem Norddeutschen Bibliotheksverbund (NBV) mit den Bundesländern Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein entstand schließlich 1996 der Gemeinsame Bibliotheksverbund. Dazu unterzeichneten die beteiligten Bundesländer ein Verwaltungsabkommen, in dem die Organisation des GBV festgelegt ist.[11] Die Direktoren Reiner Diedrichs und Stefan Gradmann leiteten zunächst gemeinsam den neuen Verbund, bevor Reiner Diedrichs die Gesamtleitung übernahm. Anfang Juli 1999 trat die Staatsbibliothek zu Berlin dem Verbund bei; ihr folgte 2003 die gesamte Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Über Leistungsverträge bietet der GBV inzwischen seine Dienstleistungen auch anderen Bibliotheken außerhalb des Verbundgebietes an. Zu den assoziierten Bibliotheken zählen unter anderem die Universitätsbibliothek Potsdam (seit 2002), Bibliotheken verschiedener privater Hochschulen (Hertie School of Governance, European School of Management and Technology etc.) sowie Bibliotheken verschiedener Institute der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft.

Literatur

Weblinks

Referenzen

  1. Gremien und Facharbeitsgruppen des GBV. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  2. Verbundkonferenzen des GBV. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  3. Verbundzentrale Göttingen. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  4. GVK - Gemeinsamer Verbundkatalog. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  5. Services für Lokale Bibliothekssysteme (LBS). GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  6. Durch die VZG gehostete Datenbanken. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  7. GBV Verbund-Wiki. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  8. Ziel- und Leistungsvereinbarungen sowie Strategieplanungen des GBV. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  9. Arbeitsgemeinschaft Alte Drucke beim GBV. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  10. Empfehlunges AAD beim GBV. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.
  11. Verwaltungsabkommen über die Errichtung eines Bibliotheksverbundes. GBV. Abgerufen am 5. September 2011.

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