Geheimfernschreiber

Geheimfernschreiber
T52D des Imperial War Museum in London

Die Siemens und Halske T52, auch „Geheimfernschreiber“, war im Zweiten Weltkrieg eine deutsche Verschlüsselungsmaschine für Funkfernschreiben. Sie erhielt von britischen und amerikanischen Kryptologen den Codenamen „Sturgeon“ (deutsch: „Stör“) innerhalb des Chiffresystems stream-cipher FISH. Von der T52 wurden ab 1932 zwischen 600 und 1200 Maschinen produziert.

Während die Enigma im Allgemeinen durch mobile Truppenteile genutzt wurde, kam die T52 in den Kommandoeinheiten der Luftwaffe zum Einsatz. Ursprünglich für die deutsche Kriegsmarine entwickelt, setzte die Luftwaffe den schweren und voluminösen Geheimschreiber ab 1942 ein und betrieb ihn stationär. In ähnlicher Rolle wurde der Lorenz Schlüsselzusatz SZ40/42 (das andere Teilsystem von FISH) im Heer eingesetzt.

Während man bei der Enigma das Ergebnis der Verschlüsselung ablesen, aufschreiben und anschließend versenden musste, erfolgten diese Schritte bei der T52 automatisch. Der Bediener musste den Text also nur eingeben, anschließend wurde dieser automatisch verschlüsselt und versendet. Beim Empfang erfolgte das Entschlüssen und Ausdrucken ebenfalls automatisiert. Einer der Vorteile dieser Vereinfachung bestand darin, dass die Bediener zweier verbundener Geräte mit dem Schlüsseltext nicht in Berührung kamen. Es handelte sich um 5 unabhängige Binär-Pseudozufallszahlen-Generatoren, die mit 5-Bit-Baudot-Code exklusiv-oder-verknüpft wurden, zuerst beim Sender, dann beim Empfänger.

Im Unterschied zur Enigma waren die Walzen des T52 nicht verdrahtet. Die Walzen hatten mehrere nicht veränderbare Stifte, die je nach Stellung einen elektrischen Stromkreis schlossen oder nicht.

Die Maschine erlangte in der Geschichte der Kryptographie einige Bedeutung, sie wurde aus verschiedenen Gründen nur teilweise entziffert. Der Code der T52 wurde unabhängig von Arne Beurling sowie von Wissenschaftlern im Bletchley Park entziffert (Codenamen dort FISH Sturgeon für T52, FISH Tunny für Lorenz SZ42). Es gab die untereinander inkompatiblen Varianten T52a, T52b, T52c, T52ca und T52d. Die Varianten a und b waren kryptologisch schwach. T52d hingegen war ein entscheidend verbessertes Gerät, was die erkannten krassen Fehler der Vorgänger nicht mehr aufwies, etwa eine kleine Handkurbel zum Rücksetzen der Schlüsseleinheit, welche dazu führte, dass sehr viele Krypto-Nachrichten mit demselben Schlüssel verschickt wurden. Eine deutliche Schwächung der Kryptographie erfuhr das System durch wiederholte unzweckmäßige Bedienung auch hinsichtlich Schlüsselauswahl und anderen Reduktionen des anzunehmenden Schlüsselraums.

Siehe auch

Literatur

  • Bengt Beckman, K.-O. Widman: Arne Beurling und Hitlers Geheimschreiber: Schwedische Entzifferungserfolge im 2. Weltkrieg. Springer, Berlin 2005, ISBN 978-3540237204
  • Klaus Schmeh: Codeknacker gegen Codemacher. Die faszinierende Geschichte der Verschlüsselung. Verlag: W3l; 2. Auflage, 2007, ISBN 978-3937137896, S. 174
  • Weierud, Frode: Sturgeon, The FISH BP Never Really Caught. In: Coding Theory and Cryptography: From Enigma and Geheimschreiber to Quantum Theory. Springer, 2000, ISBN 3-540-66336-3 (http://cadigweb.ew.usna.edu/~wdj/papers/cryptoday/weierud_sturgeon.pdf ; Stand: 08.06.2008). 

Weblinks


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