Geburtshelferkröte

Geburtshelferkröte
Geburtshelferkröten
Gemeine Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

Gemeine Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Unterklasse: Lissamphibia
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Überfamilie: Discoglossoidea
Familie: Scheibenzüngler (Discoglossidae)
Gattung: Geburtshelferkröten
Wissenschaftlicher Name
Alytes
Wagler, 1830

Die Gattung der Geburtshelferkröten (Alytes) gehört zur Familie der Scheibenzüngler (Discoglossidae; neuerdings: Alytidae), die Teil der Ordnung der Froschlurche ist.

Die Gattung Alytes umfasst fünf Arten:

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Merkmale

Geburtshelferkröten sind kleine, zierliche bis gedrungene Froschlurche von meist unscheinbarer, grauer oder brauner Färbung. Ihre Pupillen sind senkrecht gestellt und sehen bei hellem Licht schlitzförmig aus; das Trommelfell ist meist gut erkennbar. Auf der Unterseite der Vorderfüße befinden sich je nach Art zwei oder drei Handballen. Ihre Rufe erinnern an helle Flöten-, Pfeif- oder Glockentöne.

Verbreitung

Die Verbreitung beschränkt sich auf das westliche und südwestliche Europa sowie einen sehr kleinen Teil Nordwestafrikas, wobei besonders die Iberische Halbinsel mit der Anwesenheit von drei Festlandsarten sowie einer weiteren, auf den Balearen endemischen Art hervorsticht. Nur die Gemeine Geburtshelferkröte kommt auch im westlichen Mitteleuropa vor. In Deutschland erreicht die Gemeine Geburtshelferkröte im östlichen Harzvorland ihre östliche Verbreitungsgrenze. Zwei der Arten wurden erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entdeckt und beschrieben, was für Wirbeltiere in Europa sehr ungewöhnlich ist.

Fortpflanzungsbiologie

Männchen der Gemeinen Geburtshelferkröte mit schlupfreifem Laich

Die auffälligste Besonderheit ist die Fortpflanzungsbiologie. Die Männchen aller Arten übernehmen während der Paarung an Land die Laichschnüre von den Weibchen, indem sie sie in komplizierten Bewegungsabläufen um ihre Hinterbeine bzw. Fersengelenke wickeln. Danach tragen sie die Eier mehrere Wochen mit sich herum, bis sie die ausschlüpfenden Kaulquappen schließlich in ein Gewässer entlassen. Da diese dann schon etwas größer sind, haben sie größere Überlebenschancen als Eier und Larven anderer Amphibien.

Die einzelnen Arten

Iberische Geburtshelferkröte (Alytes cisternasii)

Siehe Hauptartikel: Iberische Geburtshelferkröte

Südiberische Geburtshelferkröte (Alytes dickhilleni)

Diese Art wurde erst 1995 erstmals beschrieben, da sie sehr versteckt nur in den Gebirgen Andalusiens (Südspanien) südlich des Guadalquivir vorkommt. Sie ähnelt außerdem der Iberischen Geburtshelferkröte; es fehlen ihr aber die orangeroten Warzen der anderen Arten. Sie wird nur 3,5 Zentimeter groß. Das Verhalten ist noch wenig erforscht und wohl ähnlich dem der anderen Geburtshelferkröten.

Maurische Geburtshelferkröte (Alytes maurus)

Die Maurische Geburtshelferkröte wurde lange als Unterart von Alytes obstetricans behandelt und ähnelt dieser entsprechend stark. Neue phylogenetische Untersuchungen führten 2004 zu der Abgrenzung mit eigenem Art-Status. Ihre Vorkommen beschränken sich offenbar weitgehend auf das Rifgebirge innerhalb von Marokko. Es handelt sich damit um die einzige Alytes-Art außerhalb Europas.

Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis)

Siehe Hauptartikel: Mallorca-Geburtshelferkröte

Gemeine Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

Siehe Hauptartikel: Gemeine Geburtshelferkröte

Sonstiges

Bekannt wurden Geburtshelferkröten auch durch die von Fälschungsvorwürfen gekennzeichneten Versuche von Paul Kammerer, in denen dieser 1924 behauptete bewiesen zu haben, dass die Daumenschwielen der Krötenmännchen durch Vererbung erworbener Eigenschaften (Lamarckismus) an die Nachkommen weitergegeben werden.

Schutz

Gesetzlicher Schutzstatus

  • Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Auf Anhang II ("es sind eigens Schutzgebiete auszuweisen") steht die Mallorca-Geburtshelferkröte; auf Anhang IV ("streng zu schützende Art") ebenfalls diese sowie die Iberische und die Gemeine Geburtshelferkröte. Alytes dickhilleni war zum Zeitpunkt des ersten Erscheinens der FFH-Richtlinie (1992) noch nicht als eigene Arten beschrieben worden, dürfte als Ausgrenzung von A. cisternasii aber ebenfalls unter Anhang IV fallen. Die Maurische Geburtshelferkröte kommt außerhalb des Wirkungskreises der FFH-Richtlinie in Afrika vor.
  • Ferner gelten alle europäischen Lurcharten als "besonders geschützt" gemäß Bundesartenschutzverordnung, sofern sie nicht "streng geschützt" sind.

Weblinks


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