Gauselmann Gruppe

Gauselmann Gruppe
Gauselmann Gruppe
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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1957
Sitz Espelkamp
Leitung Paul Gauselmann
Mitarbeiter ca. 6000[1]
Umsatz ca. 1 Milliarde €
Produkte Spiel- & Unterhaltungsgeräte, Dienstleistungskonzepte, Sportwetten, Geldverarbeitungssysteme
Website www.gauselmann.de

Die Gauselmann-Gruppe ist eine familiengeführte, international agierende Unternehmensgruppe im Bereich der Automatenwirtschaft mit und ohne Geldgewinnmöglichkeit. Das in Espelkamp und Lübbecke (Kreis Minden-Lübbecke) beheimatete Unternehmen ist gleichzeitig Entwickler, Hersteller und Vertreiber von Unterhaltungsspielgeräten und Geldmanagementsystemen. Zudem unterhält die Gruppe die Spielstättenkette „Merkur Spielothek“ und betreibt Wettbüros und Annahmestellen für Sportwetten in Italien. Markenzeichen der Gauselmann-Gruppe ist die lachende Merkur-Sonne.

Gebäude der Firma Gauselmann in Lübbecke

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1957 legte Paul Gauselmann den Grundstein für die Gauselmann Gruppe, indem der gelernte Fernmelderevisor eine nebenberufliche Tätigkeit als Automatenaufsteller begann. Den Schritt in die vollständige Selbstständigkeit vollzog er 1964. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte der Unternehmer bereits 15 Mitarbeiter. Der Umbau gebrauchter US-Musikboxen in ein neues Gehäuse stand seinerzeit neben der Aufstellung im Fokus der Firmenaktivitäten. 1974 eröffnete Gauselmann die erste Spielstätte, die „Merkur-Spielothek“ in Delmenhorst. Aktuell betreibt die Gauselmann Gruppe rund 500 Entertainmentcenter in ganz Europa.

1976 erhielt das Unternehmen die Zulassung für das erste selbst entwickelte und produzierte Spielgerät, den Merkur B. Seitdem wurden mehr als 2 Millionen Unterhaltungsspielgeräte mit und ohne Geldgewinnmöglichkeit der Gruppe produziert und verkauft.

Mit der Gründung der Tochterfirma Atronic und dem Einstieg in das internationale Casinogerätegeschäft starteten 1993 die globalen Aktivitäten der Gauselmann Gruppe. Unter Führung von Michael Gauselmann hat Atronic 223 Vertriebs- und Herstellerlizenzen vergeben und Kunden in 90 Ländern. 2004 wurde Atronic in eine strategische Partnerschaft mit der US-amerikanischen GTECH-Gruppe eingebracht, die seit geraumer Zeit zum italienischen Unternehmen Lottomatica S.p.A. gehört. Seit Mai 2008 ist Atronic Bestandteil des Unternehmenssegmentes „Gaming Solutions“ der GTECH-Gruppe.

Im Jahr 1998 durchbrach der Umsatz des Unternehmens das erste Mal die 1-Milliarde-DM-Grenze. Ein weiteres Geschäftsfeld ist das Sportwettgeschäft. Hier ist die Unternehmensgruppe im privatisierten italienischen Sportwettmarkt engagiert. Das Tochterunternehmen Merkur Interactive erhielt den Zuschlag für 76 Wettbüros, 157 Wettannahmestellen für den Bereich Norditalien und eine Lizenz für das internetbasierte Spiel in ganz Italien. Der Unternehmensbereich Sportwetten in Italien soll Grundlagen schaffen, um auf weitere Engagements im sich liberalisierenden europäischen Sportwettmarkt vorbereitet zu sein.

Unternehmen

Die wesentlichen operativen Unternehmen der Gauselmann-Gruppe sind:

  • Gauselmann AG
  • Gebrüder Gauselmann
  • adp Gauselmann GmbH – Entwicklung, Produktion & Vertreib von Geldgewinnspielgeräten und Unterhaltungsautomaten
  • MERKUR Freizeit Leasing GmbH
  • MERKUR Spielothek – Betrieb von Spielstätten in Deutschland
  • MERKUR Immobilien und Beteiligungs GmbH
  • MERKUR CASINO – Betrieb von Spielstätten und Casinos in Europa
  • MERKUR GAMING – Vertrieb & Entwicklung von Casino-, Geldgewinnspiel- und Unterhaltungsautomaten
  • BEIT Systemhaus GmbH – IT-Dienstleister
  • GeWeTe Geldwechsel- und Sicherheitstechnik – Geldwechsler & Kassenautomaten
  • HESS Cash Systems – Entwicklung, Produktion & Vertrieb von Banken- & Zahlungssystemen sowie Cash-Technik für Casinos
  • MERKUR Interactive – Sportwetten
  • Schneider Automaten GmbH & Co KG
  • Walberer Automaten GmbH & Co KG
  • Cashpoint Sportwetten GmbH
  • Edict GmbH
  • Kaiser Spiele GmbH
  • MEGA Spielgeräte Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft mbH & Co KG
  • MEGA Web GmbH

Vorstand der Gauselmann AG

Vorstandssprecher

Vorstand

  • Armin Gauselmann
  • Ulrich Wüseke
  • Thomas Niehenke
  • Dr. Werner Schroer
  • Jürgen Stühmeyer
  • Dieter Kuhlmann

Aufsichtsrat

  • Manfred Grünewald, Vorsitzender
  • Karsten Gauselmann
  • Gerhard Böger
  • Dr. Wolf-Albrecht Prautzsch
  • Richard Trachok
  • Max Walberer

Kennzahlen

Das gesamte Geschäftsvolumen der verschiedenen Unternehmensbereiche lag im Geschäftsjahr 2009 bei 1,269 Milliarden Euro (2008: 1,128 Mrd. Euro). Am Ende des Geschäftsjahres 2009 waren weltweit 6002 Mitarbeiter bei der Gauselmann-Gruppe beschäftigt (2008: 5530), darunter 172 Auszubildende und Trainees (2008: 114).[2]

Sammlung Gauselmann – Deutsches Automatenmuseum

Seit 1995 ist in der Unternehmenszentrale in Espelkamp die Sammlung Gauselmann – Deutsches Automatenmuseum beheimatet. Heute zählt die Sammlung mit ihren etwa 1.800 Automaten zu den größten Sammlungen deutscher und internationaler historischer Münzautomaten. In über 170 Ausstellungen und Präsentationen in Deutschland und dem angrenzenden europäischen Ausland wurden die Exponate unter wechselnden Themenschwerpunkten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den Grundstein für das private Firmenmuseum legte Michael Gauselmann, Vorstand und Sohn des Firmengründers Paul Gauselmann Mitte der 1980er Jahre, indem er historische Geräte kaufte und zugleich nach deren Herkunft und Geschichte forschte. Seit 1999 trägt Armin Gauselmann stellvertretend für die Unternehmerfamilie die Verantwortung für das Automatenmuseum.

Soziales Engagement

Die Gauselmann-Gruppe ist seit Jahren Partner sportlicher, kultureller, sozialer und ökologischer Einrichtungen. Dabei konzentriert sich das Engagement des Unternehmens vorwiegend auf den Kreis Minden-Lübbecke mit dem Fokus auf Espelkamp und Lübbecke, dem Stammsitz des Unternehmens. Im Bereich Sportsponsoring werden die Handball-Bundesligamannschaft des TuS Nettelstedt-Lübbecke, die Tennis-Bundesligamannschaft des TV Espelkamp sowie der Fußballverein FC Preußen Espelkamp gefördert. Zudem hat die Unternehmensgruppe mit über 1000 Mitgliedern und 23 Sparten die größte Betriebssportgruppe des Kreises Minden-Lübbecke, die Betriebssportgemeinschaft MERKUR Gauselmann e.V.

Auch bei gesundheitsrelevanten Themen ist das Unternehmen als Sponsor tätig. 2005 wurde Paul Gauselmann zum Vorsitzenden im „Schlaganfall“ – Neurologische Klinik Minden e.V Förderverein, dem er zuvor bereits als 2. Vorsitzender angehört hatte. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum der Gauselmann Gruppe im Sommer 2007 hatte der Firmengründer zudem zu Spenden zugunsten der Kunstherzentwicklung gebeten. Schließlich konnte die Unternehmerfamilie einen Scheck über 100.000 Euro überreichen. Gezielt für die sozialen und kulturellen Belange der Stadt Espelkamp hat Paul Gauselmann aus Anlass seines 65. Geburtstages im Jahre 1999 die Gauselmann-Stiftung ins Leben gerufen. Sie verfügt heute über ein Kapital von 3 Millionen Euro.

Mit der „Stiftung Kinderfamilien-Hilfe“ und einem Stiftungskapital von 1 Million Euro unterstützt Paul Gauselmann seit Ende 2008 zudem minderjährige Kinder aus Familien, die durch zeitweise übertriebenes Spielverhalten ihrer Eltern kurzfristig in Schwierigkeiten geraten sind. Für sein Engagement wurde Paul Gauselmann am 15. Mai 2003 im Zuge einer Höherstufung mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde ihm von damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau verliehen. Darüber hinaus ist Paul Gauselmann Ehrenbürger der Städte Lübbecke und Espelkamp.

Sonstiges

Im Februar 2007 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Bielefeld und die Staatsanwaltschaft Augsburg gegen Verantwortliche des Gauselmann-Konzerns wegen unerlaubten Glücksspiels ermittelten. Dabei ging es um den Vorwurf, Gauselmann-Geräte seien mit Zusatzplatinen und Steuerungsprogrammen ausgestattet worden, die dem Zweck dienten, Ausschüttungen zu steuern, um damit Spieler zu kontrollieren und sie stärker an die Automaten zu binden. Das LKA Bayern hatte daraufhin nicht zugelassene Steuerungsprogramme gefunden. Auf den Rechnern von Automaten fanden die Beamten „die Protokollierung von 41 verschiedenen IP-Adressen, die über das Internet auf die Geldautomaten zugegriffen haben“.[3] Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) wies allerdings am 9. Januar 2007 darauf hin, „dass die in Augsburg festgestellten Veränderungen grundsätzlich nicht den Spielerschutz gemäß § 33e GewO betrafen …“ Das Verfahren gegen Manager der Gauselmann-Gruppe wurde wegen mangelnden Tatverdachts eingestellt.[4]

Spenden an deutsche Politiker und Parteien

Am 18. Februar 2011 berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ) Folgendes:[5]

„Manager von Deutschlands größtem Automaten-Hersteller zahlten mehr als eine Million Euro an Union, SPD, FDP und Grüne. Bundestagsabgeordnete nahmen nach SZ-Informationen Hunderte Schecks entgegen. Der Konzern versuchte auf diese Weise, strenge Auflagen für umstrittene Spielhallen zu verhindern.“

Seit 1990 seien verdeckt offenbar mehr als eine Million Euro an Union, SPD, FDP und Grüne geflossen. Konzernchef Paul Gauselmann habe auf diese Weise versucht, strenge Auflagen für die umstrittenen Spielhallen zu verhindern. Die CDU untersucht jetzt die Zahlungen und hat den Bundestag informiert.

Der Konzernchef habe seine Manager regelmäßig dazu aufgefordert, Abgeordnete „finanziell zu unterstützen“. Ziel sei es laut internen Rundschreiben von Gauselmann gewesen, in der Politik „Verständnis“ für die Belange der vielfach kritisierten Spielautomatenbranche zu schaffen.

Nach dem Bericht der Süddeutschen Zeitung beteiligen sich jährlich bis zu 20 seiner Führungskräfte mit jeweils vierstelligen Spendenschecks, die der Konzernchef dann an Abgeordnete verschickt. In Jahren mit Bundestagswahlen sollen nach Angaben von Paul Gauselmann bis zu 70.000 Euro, in anderen Jahren bis zu 50.000 Euro fließen. Zudem spende Gauselmann mit seiner Familie und seinen Firmen selbst weitere Tausende Euro pro Jahr an Politiker und Parteien.

Die Spenden sollen gestückelt in kleineren Beträgen erfolgt sein. Da Zuwendungen erst ab 10.000 Euro pro Person oder Unternehmen und Jahr als Parteispende veröffentlicht werden müssen, seien diese Spenden nicht in den Rechenschaftsberichten der Parteien erschienen.

SZ-Jourmalist Hans Leyendecker kommentierte dies unter andererm mit den Worten:[6]

„Vergeblich hat sich die Finanzverwaltung bemüht, dieses verblüffende System zu knacken. Nicht alles, was nicht strafbar ist, ist deshalb auch korrekt. Da intern bei Gauselmann der Zweck dieser Spenden mit der Stellung des Unternehmens und der Branche "am Markt" und dem "Erhalt vieler Arbeitsplätze einschließlich Führungspersonal" begründet wird, könnte es sich um Einflussspenden handeln.
Spenden, die einer Partei "erkennbar in Erwartung eines bestimmten Vorteils versprochen werden", sind laut Gesetz verboten. Nicht verboten sind Spenden, die aus Sympathie für eine bestimmte Politik gemacht werden. Der eine oder andere Empfänger hat versprochen, sich für die Belange der Automatenwirtschaft einzusetzen; aus Überzeugung natürlich.“

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld stellte die Ermittlungen gegen Gauselmann im April 2011 ein.[7]

Einzelnachweise

  1. Key figures auf der Webseite der Gauselmann Gruppe, abgerufen am 18. Februar 2011
  2. Key figures auf der Webseite der Gauselmann Gruppe, abgerufen am 18. Februar 2011
  3. Michael Fröhlingsdorf, Gunther Latsch: Geheimnis im Goldpokal, Der Spiegel, Nr. 7/2007, 12. Februar 2007.
  4. Staatsanwaltschaft Bielefeld stellt Ermittlungsverfahren gegen Gauselmann-Manager mangels Tatverdacht ein
  5. Süddeutsche Zeitung, Dubiose Parteispenden aus Glücksspielkonzern, 18. Februar 2011.
  6. sueddeutsche.de vom 19. Februar 2011: Clever, sehr clever! Zu clever?
  7. Ermittlungen gegen Spielhallen-König eingestellt. tagesschau.de, 13. April 2011

Weblinks

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