Gaullisten

Gaullisten
Das Patriarchenkreuz – seit dem 1. Juli 1940 Symbol des Gaullismus – in Colombey-les-Deux-Églises

Gaullismus ist eine in Frankreich wichtige politische Strömung, die von Charles de Gaulle begründet wurde und nach ihm benannt ist. Heute vertritt ein Teil des Parteienbündnisses UMP, dem auch Präsident Nicolas Sarkozy angehört, die Idee des Gaullismus.

Inhaltsverzeichnis

Politische Idee

Die politischen Ideen des Gaullismus entwickelte Charles de Gaulle in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Ein wichtiger Punkt war zu diesem Zeitpunkt die Wiederherstellung der nationalen Größe des von Deutschland besetzten Frankreichs.

Der Gaullismus ist grundsätzlich konservativ. Er strebt nach einem zentralistischen Staat und legt Wert auf die internationale Bedeutung Frankreichs. Gaullisten sind in der Regel gemäßigt rechts, sehr patriotisch und stehen der europäischen Integration ambivalent gegenüber.

Im Gaullismus verbinden sich zwei Gegensätze. Einerseits treten seine Unterstützer für soziale und kulturelle Traditionen ein, andererseits zeigen sie sich der wirtschaftlichen und technischen Modernisierung gegenüber aufgeschlossen. Nach dem Ende der Vierten Republik 1959 wurde der Gaullismus in Frankreich zur Gründungsideologie der Fünften Republik und war bis zum Rücktritt Charles de Gaulles als Staatspräsident 1969 die dominierende politische Bewegung.

Parteien des Gaullismus

Der Gaullismus brachte mehrere Parteien hervor:

  • 1947–1952: Rassemblement du Peuple Français (RPF)

Nach der Befreiung von de Gaulle gegründet, um das politisches Programm umzusetzen, das er in den Reden von Bayeux vorstellt. Im Vergleich zum Mouvement Républicain Populaire (MRP) blieb der Einfluss dieser Partei auf dem rechten Flügel schwach.

Am 13. Mai 1958 gegründet zur Rückkehr von de Gaulle in Regierungsfunktionen, setzen sich ihre Mitglieder hauptsächlich aus Anhängern eines algerischen Staates unter französischer Regie (Algérie Française) zusammen. Bedeutendste Mitglieder: Michel Debré, Jacques Soustelle, Jacques Chaban-Delmas. Als de Gaulle schließlich eine Politik der Selbstbestimmung für Algerien vorstellt, um eine Lösung für die dortige Krise zu finden, kommt es zu Meinungsverschiedenheiten mit Jacques Soustelle.

  • 1958−1962: Union Démocratique du Travail (UDT)

Diese neue Bewegung vereinigt die linksgerichteten Gaullisten, d.h. diejenigen, die de Gaulle zutrauten, in Algerien einen Frieden auszuhandeln. Bedeutendste Mitglieder: Henri Capitant, Henri Vallon, Léo Hamon

  • 1962: Nach den Abkommen von Evian und anlässlich der Präsidentschaftskampagne schließen sich diese beiden Bewegungen unter der Bezeichnung UNR-UDT zusammen.
  • 1968–1971: UNR-UDT wird zur Union pour la Défense de la République (UDR)
  • 1971–1976: Union des Démocrates pour la République (UDR)
  • 2008–heute: Debout la République (DLR)

Besondere Bedeutung erlangte dabei die in den 1970er Jahren entstandene neogaullistische Rassemblement pour la République (RPR) unter Jacques Chirac. Sie ist nach einer Fusion im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes 2002 zur Wiederwahl Chiracs in der Union pour un mouvement populaire (UMP) aufgegangen.

Zu den bedeutendsten Gaullisten in Frankreich gehören Jacques Chirac, Alain Juppé und Georges Pompidou.

Gaullismus in Deutschland

Der wohl bekannteste Vertreter des Gaullismus in Deutschland war Franz Josef Strauß. Genau wie Charles de Gaulle strebte Strauß die Erlangung der Atombombe für sein Land an, um eine unabhängigere Politik zu machen. Der politische Ziehsohn von Franz Josef Strauß ist Peter Gauweiler, der auch eine unabhängigere Politik gegenüber den USA und einen Ausgleich mit Russland favorisiert. Als Strauß' Mann in Bonn galt Jürgen Todenhöfer.

In den 60er Jahren gab es Konflikte um die Ausrichtung der deutschen Außenpolitik. Hierbei standen sich Atlantiker (wie z.B. Ludwig Erhard, Gerhard Schröder, Kai-Uwe von Hassel) und Gaullisten (wie u.a. Franz Josef Strauß, Heinrich Krone und Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg) gegenüber. Auf den Gaullisten Konrad Adenauer folgte Kanzler Erhard mit einer pro-amerikanischen Außenpolitik. Unter Kanzler Kurt-Georg Kiesinger bekamen die Gaullisten wieder Aufwind, bis Charles de Gaulle 1969 als französischer Präsident zurücktrat. Der Konflikt Atlantiker-Gaullisten wurde durch den Konflikt um die Ostpolitik abgelöst.[1]

Literatur

  • Tim Geiger: Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Konflikt und innerparteilicher Machtkampf in der CDU/CSU 1958-1969. Oldenburg, München 2008, ISBN 978-3-486-58586-5. 
  • Frédéric Turpin: De Gaulle, les gaullistes et l'Indochine. 1940 - 1956. Paris 2005, ISBN 2-84654-099-3
  • Matthias Waechter: Der Mythos des Gaullismus. Heldenkult, Geschichtspolitik und Ideologie, 1940 - 1958. Wallstein-Verlag, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0023-7

Quellen

  1. http://www.sehepunkte.de/2008/12/14579.html

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