Gasturbinenkraftwerk Hamburg-Moorburg

Gasturbinenkraftwerk Hamburg-Moorburg

Das Kraftwerk Moorburg war ein mit Erdgas und Heizöl befeuertes konventionelles Kraftwerk im Hamburger Stadtteil Moorburg. Das Kraftwerk war zwischen 1974 und 2001 in Betrieb und wurde 2004 abgerissen. Am gleichen Standort befindet sich außerdem ein Gasturbinenkraftwerk, das noch in Betrieb ist. Seit Oktober 2007 wird ein Kohlekraftwerk neu gebaut.

Inhaltsverzeichnis

Gaskraftwerk

Sprengung des 256 m hohen Kraftwerkschornsteins.
Gasturbinenkraftwerk Moorburg. Die Schornsteine sind 50 m hoch.

Nach dreijähriger Bauzeit nahmen die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) 1974 das Gaskraftwerk Moorburg in Betrieb. Es hatte zwei Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von je 500 MWel und gehörte damit zu den größten konventionellen Kraftwerken in Deutschland. Im Juli 2001 wurde das Kraftwerk stillgelegt, weil steigende Gaspreise die Stromerzeugung unwirtschaftlich gemacht hatten und durch die Fusion von HEW, Bewag, Vereinigter Energiewerke AG (VEAG) und Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG) zu Vattenfall Europe Stromreserven gebündelt werden konnten.

Der Schornstein des Gaskraftwerks war mit einer Höhe von 256 m das höchste massive Gebäude Hamburgs (der Fernsehturm ist ohne seine Antenne 204 m hoch).

2002 begann der Rückbau des Kraftwerks durch die TVF Thyssen-VEAG Flächenrecycling GmbH. Am 24. April 2004 um 7:30 Uhr wurde der 15.000 t schwere Schornstein mit einer so genannten Faltsprengung, bei der die Sprengladungen auf drei Ebenen, in Höhe des Erdbodens, auf 63,5 m und 91 m Höhe angebracht waren, gesprengt. Dabei löste sich durch die Wucht der Sprengung ein Metall-Belüftungsgitter von einem der Kesselhäuser, flog in eine benachbarte Schaltanlage und löste dort einen Kurzschluss aus. Der nachfolgende Stromausfall in einigen südlichen Hamburger Stadtteilen hatte auch eine sofortige Notabschaltung und einen mehrtägigen Produktionsausfall der Raffinerien von Shell und Holborn Europa Raffinerie GmbH (HER) zur Folge. Die für 19:30 Uhr des gleichen Tages angesetzte Sprengung der beiden Kesselhäuser erfolgte deshalb erst am 8. Mai 2004. Dabei wurde ein besonderes Verfahren angewandt, bei dem die Sprengladungen in zwei der vier stählernen Hauptstützen der Kesselhäuser angebracht wurden. Die Stützen wurden mit Wasser gefüllt, welches diese bei der Sprengung auseinander drückte.

Gasturbinenkraftwerk

Vattenfall Europe betreibt in Deutschland fünf Gasturbinenkraftwerke um Bedarfsspitzen im Stromnetz ausgleichen zu können, eines davon in Hamburg-Moorburg. Das Gasturbinenkraftwerk mit einer Nennleistung von zweimal 76 MW ist seit 1980 in Betrieb. Eingesetzt werden zwei Gasturbinen Typ V93.2 der Kraftwerks Union (KWU). Als Brennstoff wird Heizöl extra leicht verwendet, wovon unter Volllast stündlich 25.000 Liter je Turbine verbrannt werden. Die Feuerungswärmeleistung beträgt 267 MW pro Turbine, woraus sich ein Nettowirkungsgrad von 29 % ergibt. Die Gasturbinen sind schnellstartfähig, die Anlage ist in einem Zeitfenster von 7 Minuten, 30 Sekunden am Netz. Die Grundleistung steht innerhalb von 15 Minuten zur Verfügung.[1] [2]

Steinkohlekraftwerk (Neubau)

Am Standort Moorburg wird seit Oktober 2007 an einem neuen Kraftwerk gearbeitet, das aus zwei steinkohlebefeuerten Blöcken mit jeweils 820 MWel und insgesamt 450 MWth bestehen soll. Erteilt wurde bislang - gegen den erklärten Willen zahlreicher Bürger, Umweltschutzverbände und Parteien - nur eine vorläufige Baugenehmigung. Das Kraftwerk soll lt. Unternehmen Vattenfall primär als Ersatz für das im Jahre 2011 vom Netz gehende Heizkraftwerk Wedel entstehen. Im September 2006 gab der Aufsichtsrat von Vattenfall Europe grünes Licht für den Bau des Kraftwerks. Dieses wird rund 1,7 Mrd. Euro kosten. Die Inbetriebnahme ist für 2012 vorgesehen.[3]

Protest und Übergabe von 12.000 Unterschriften gegen den Bau des Kohlekraftwerks an die Hamburger Bürgerschaft im Oktober 2007.

Der Neubau wird sowohl von der Opposition innerhalb der Hamburger Bürgerschaft als auch von mehreren Verbänden und Initiativen äußerst kritisch betrachtet. Wesentliche Kritikpunkte sind dabei unter anderem[4]:

  • Der hohe CO2-Ausstoß von insgesamt 8,5 Millionen Tonnen jährlich.
  • Die geringe Effizienz der Anlage. Trotz Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist nach den Vattenfall-Angaben im Jahresmittel nur eine Energieausnutzung von ca. 52 Prozent und dementsprechend 48 Prozent Energieverlust in Form von Abwärme zu erwarten. Ein Grund hierfür ist, dass das Kraftwerk wesentlich größer dimensioniert ist, als es für den vorhandenen Fernwärmebedarf notwendig wäre.
  • Die unter Umständen erhebliche Beeinträchtigung der Flora und Fauna der Elbe durch die Abwärme, die nach den gegenwärtigen Plänen ausschließlich durch die Süderelbe abgeführt werden soll.

Nachdem die für die Genehmigung zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) das Projekt im April 2007 kritisch gesehen hatte, wollte sie offenbar die endgültige Genehmigung nach Abschluss des Erörterungstermins mit gewissen Auflagen erteilen (neue wasserrechtliche Stellungnahme vom August 2007).[5]

Nach erfolgreichem Sammeln von Unterschriften wurde eine Petition gegen das Kohlekraftwerk Moorburg eingereicht. Die erste Auszählung der Stimmen war fehlerhaft, so dass die Petition zunächst für nicht-gültig erklärt wurde. Im Dezember 2007 wurde diese Petition nach einer erneuten Auszählung der Stimmen für gültig erkannt.[6]

Am 30. September 2008 erteilte Hamburgs Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) die endgültige Genehmigung zum Bau des Kraftwerkes unter strengen Umweltauflagen. Da die Menge des Kühlwassers, das der Elbe entnommen werden darf, vom jeweiligen Wasserstand abhängig sein soll, kann dies an 250 Tagen im Jahr zu einer gedrosselten Leistung des Kraftwerkes führen.[7] Im Februar 2009 gab Vattenfall bekannt, dass die geforderten Auflagen den Bau des Kraftwerks massiv verteuern. Grund hierfür ist unter anderem die als Ausgleichsmaßnahme geforderte Fischaufstiegsanlage in Geesthacht[8]

Baufortschritt des Kraftwerksneubaus im Dezember 2008.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vattenfall Europe (Hrsg.): Die Gasturbinenkraftwerke von Vattenfall Europe Mining & Generation - 962 Megawatt Schnellstartreserve. November 2006. (PDF; 2,7 MB)
  2. Vattenfall Europe (Hrsg.): Gasturbinenkraftwerk Moorburg. (PDF; 112 KB)
  3. Hamburger Abendblatt: Im Kraftwerk Wedel gehen die Lichter aus. 18. November 2005.
  4. Kohle killt Klima: Der Anfang vom Ende des Klimaschutzes.
  5. Hamburger Abendblatt: Neue Kraftwerke bedrohen Hamburgs Klimabilanz, 21. April 2007.
  6. Hamburger Abendblatt: Petition gegen Kraftwerk doch erfolgreich, 22. Dezember 2007.
  7. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: Behörde genehmigt Kraftwerk mit Einschränkungen, 30. September 2008
  8. tagesspiegel.de: [http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Unternehmen-Vattenfall-Kraftwerk-Moorburg;art129,2738126 Kraftwerk Moorburg viel teurer], 25. Februar 2009

Weblinks

53.499.95166666666677Koordinaten: 53° 29′ 24″ N, 9° 57′ 6″ O


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