Gasthaus zur Sonne (Böckingen)

Gasthaus zur Sonne (Böckingen)
Das Gasthaus Zur Sonne in Böckingen
Aktie der Schuchmann'schen Brauerei von 1899
Gasthaus Zur Sonne beim Hochwasser 1906
Gasthaus Zur Sonne im Jahre 1907

Das Böckinger Gasthaus Zur Sonne [1] war ein Gasthaus in Böckingen (heute Stadtteil von Heilbronn) im nördlichen Baden-Württemberg, das in der süddeutschen Variante des Jugendstils mit der typischen Adaption barockisierender Formen von dem Heilbronner Architekturbüro Kappler & Beckmann im Jahre 1901 erbaut und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Geschichte des Gasthauses

Zu den Schildwirtschaften Böckingens, die noch aus dem Mittelalter stammten, gehörten die Gasthäuser, die einen Namen christlichen Ursprungs führten, wie Sonne oder Rose. Während die Sonne als Symbol für Jesus galt, wurde die Rose als Symbol für Maria angesehen.[2]

Im Jahre 1861 kaufte Ludwig Louis Schuchmann (* 4. Dezember 1829; † 1. August 1877) von Karl Heinrich Frank[3] eine alte Schildwirtschaft mit allen Brau- und Brennrechten[1] an der Kirchgasse 65. Eine Schildwirtschaft durfte Gäste beherbergen und bewirten, im Gegensatz zu einer Besenwirtschaft, die nur im Herbst den Ausschank betreiben durfte.

Im Bestandsbericht der Kreisregierung des Oberamts Heilbronn vom 8. Februar 1901 heißt es, dass die Schuchmann'sche Brauerei einen Antrag gestellt hätte, das dingliche Gastrecht von der Kirchgasse 65 in ein neu zu bauendes Gebäude an der Ecke Kirch-/Schafhausgasse zu verlegen.[4] Der Antrag wurde von der Kreisregierung am 23. März 1901 genehmigt, wobei das Oberamt Heilbronn bemerkte, dass die neue Gaststätte Zur Sonne zu den „besseren“ Wirtschaften Böckingens zählen solle. Das Gasthaus an der Kirchgasse 65 musste infolge Baufälligkeit abgebrochen werden und im Jahr 1901 wurde die Gaststätte mit Saal an der Kirchgasse 1 neu erbaut. Die Pläne des Gebäudes stammten von dem Heilbronner Architekturbüro Kappler & Beckmann, das 1903/1904 auch die Sontheimer Villa Wolf errichtete.

Der Saal des Gasthauses wurde auch als Kino genutzt.[5] So befanden sich dort die Kammerlichtspiele Böckingen, welche von Albert Trautwein geführt wurden. Nach seinem Tod führte seine Witwe das Kino weiter.[1]

1905 fand die Eröffnung des neuen Gebäudes durch Wilhelm Wiegand statt. Das Haus wurde später vom Gemeinderat Johann Rieser übernommen. Später übernahmen Wilhelm Kraft und W. Bachmann das Haus.[1]

Im Zweiten Weltkrieg suchten in den Gewölbekellern des Gasthauses bei Luftangriffen mehr als 200 Menschen Zuflucht, für die 30 bettgestelle bereitstanden.[5] Beim Luftangriff auf Böckingen am 10. September 1944 wurde das Gebäude zerstört.

Aufstieg und Niedergang der Schuchmann' schen Bierbrauerei

1861 baute Schuchmann vor allem die Bierbrauerei der alten Schildwirtschaft aus.[6] 1899 erfolgte im Rahmen dieser Entwicklungsphase die Umwandlung der Bierbrauerei in die Aktiengesellschaft Schuchmann' sche Bierbrauerei.[7] Um die Jahrhundertwende wurden dort etwa zehn Millionen Liter Bier gebraut. Das Angebot der Brauerei umfasste Fass- und Lagerbiere. In Heilbronn unterhielt die Böckinger Brauerei die Restaurants Zum Käthchen und Zur neuen Brücke.[6]

In den Jahren 1914 bis 1918 erfolgte der wirtschaftliche Niedergang der Schuchmann'schen Brauerei. Gründe dafür waren niedrige Zuteilungsquoten, Fehler beim Einkauf von Grundstoffen und der erfolglose Versuch Laubheu zu verkaufen. Am 22. Juni 1920 wurde das Braukontingent und damit der Produktionsbetrieb an die Heilbronner Genossenschaftsbrauerei Rosenau veräußert. Die Aktiengesellschaft erweiterte den Gesellschaftszweck, der jetzt um den Produktionsbetrieb beschnitten war, auf Erwerb, Fortführung und Verwertung. So wurden 1925 lediglich eine Getreidemühle, eine Obstkellerei und Brennerei betrieben. 1925 endete der Betrieb der Brauerei. Der Geschäftszweck wurde dahingehend geändert, dass nun Reparaturkolben hergestellt werden sollten.

Quellen

  1. a b c d Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37). S. 590 und S. 591
  2. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37). S. 588
  3. Alt-Bürgermeister Erwin Fuchs: Im Wandel der Zeiten (Teil 1) – Von der Bierbrauerei zur Kulturstätte Bürgerhaus. In: Heilbronner Stimme vom 17. Mai 1991, Nr. 5, S.4
  4. Bestandsbericht der Kreisregierung des Oberamts Heilbronn vom 8. Februar 1901. In: Alt-Bürgermeister Erwin Fuchs: Im Wandel der Zeiten (Teil 1) – Von der Bierbrauerei zur Kulturstätte Bürgrhaus. In: Heilbronner Stimme vom 17. Mai 1991, Nr. 5, S.4
  5. a b Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37). S. 530
  6. a b Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37). S. 528
  7. Alt-Bürgermeister Erwin Fuchs: Im Wandel der Zeiten (Teil 1) – Von der Bierbrauerei zur Kulturstätte Bürgrhaus. In: Heilbronner Stimme vom 17. Mai 1991, Nr. 5, S.4

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