Gaspar de Crayer

Gaspar de Crayer
Porträt von Ferdinand von Österreich (1639)

Gaspar de Crayer (* 18. November 1584 in Antwerpen; † 27. Januar 1669 in Gent; auch: Jaspar, Gaspard oder Caspar de Crayer) war ein niederländischer Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Seine Eltern sind Gaspard I. de Crayer und Christine van Abshoven († 1592), ihr Neffe ist Ferdinand von Apshoven der Ältere. Gaspard I. war als Kunsthändler, Beleuchter und Dekortionsmaler tätig. In den Akten der Lukasgilde ist er 1587 und 1589 als Lehrer eingetragen. 1608 und 1621 war er Dekan der Gilde.

Caspar de Crayer bildete sich in der Schule des Raphael van Coxie (1540 Mechelen - 1616 Brussels), dem Sohn von Michiel Coxie. [1] Zeitgemäß wurde ihm anhand italienischer Renaissancewerke die Wiedergabe von Akt und Gewandfiguren vermittelt. Crayer trat 1607 in die Brüsseler Malergilde, nachdem er am 3. November 1607 die Meisterfreiheit erhalten hatte. Seine Erhebung in den Meisterrang ist der erste Nachweis bezüglich dieses Künstlers. Seit 1610 bildete er Lehrlinge aus. 1612 stand er im Dienst des Erzherzogs Albert, für den er Kunstwerke ankaufte. Danach fungierte er am Hofe Isabellas als archer noble. 1614/15 und 1615/16 wurde ihm die Dekanatswürde erteilt. Am 17. Februar 1613 heiratete er Catharina Janssens van Duveland, eine Antwerpenerin. Crayer blieb ohne Nachkommen. 1626/27 wurde er Ratsherr in Brüssel. 1620 bis 1630ff. stand er im Dienst seines Gönners Jakob Boonen, dem Erzbischof von Mecheln. Es entstanden mehrere Auftragswerke für die Abtei Afflighem. Das Crayer Porträt von Boonens ist in dem Stich von Paulus Pontius tradiert.

1635 war er in Gent tätig und schuf die Folge von 6 Bildern als Dekoration für den Einzug des Infanten. 1635/36 nach Isabellas Tod erfolgte seine Ernennung zum Hofmaler von Kardinal Infant Ferdinand, Sohn von König Philipp, der Maler des Königs wurde er nach dem Tod des Infanten. Dies bestätigte Philipp IV. und der neue Statthalter Erzherzog Leopold-Wilhelm erneuerte seine Stellung als Hofmaler. Der neue Auftraggeber bevorzugte von Crayer Bilder religiöser Thematik. In der Folgezeit entstanden viele religiöse Werke im Zeichen gegenreformatorischer Sakralkunst. Um 1640 vollendete er die Werke von Rubens für Philipp IV. 1664 siedelte er nach Gent. Es folgte seine Aufnahme in die Malergilde. In Gent und Brüssel war Crayer als Hofmaler von allen Abgaben befreit. Der Brüsseler und spanische Hof sowie die Stadt Gent spielen in Crayers Wirken keine unbedeutende Rolle. Weitere Aufträge erreichten ihn aus Frankreich und Deutschland. Die Ausführung der Reiterbildnisse des holländischen Statthalters Friedrich-Heinrich von Oranien-Nassau und Moritz von Oranien-Nassau für das Huis ten Bosch übernimmt er nicht.

Er starb in Gent am 27. Januar 1669. Es ist fraglich, ob die Radierung (Museum Gent, incl. Skizze) seines Epitaphs Auferstehung Christi für sein Grabmal von ihm stammt, da kein Werk Crayers als Radierer tradiert ist. Ein Hl. Sebastian als Holzschnitt D.C. bezeichnet, wurde ihm früher zugeschrieben.

Sein Oeuvre umfasst Hunderte von Altarbildern, wenige profane Sujets und Porträts. Crayer hat viel in kolossalem Maßstab gemalt, und die Kirchen Gents sind voll von seinen Gemälden. Bilder von ihm finden sich auch zu Antwerpen, München, Amberg und anderen.

Stil

Sein Frühwerk steht in romanistischer Tradition, in Motiv und Komposition von Marten de Vos und Hendrik de Clerck inspiriert. Crayer zeigt sich in seinen Werken vollkommen von seinen jeweiligen Vorbildern, speziell Rubens abhängig, bleibt jedoch in der Farbe, die bei ihm ins Kühlere, Violette fällt, und der Lebendigkeit der Komposition hinter jenem zurück. Das Salomonische Urteil, die Himmelfahrt Mariens und die Pietà von Crayer resultieren aus der gleichen Sujetbehandlung von Rubens. Weitere Motivanleihen bei Rubens lassen auf einen persönlichen Kontakt der Künstler schließen. In Afflingen beispielsweise waren Rubens und Crayer zur gleichen Zeit tätig. Rubens malte die Kreuztragung für den Hochaltar, der nach seinem Tod entfernt wurde. Wogegen Crayers Werk gemäß der Gesinnung der Auftraggeber erhalten blieb. 1627 und 1632 porträtierte ihn van Dyck (Brustbild in Wien, Slg. Liechtenstein; Grisaille in der Slg. Duke of Buccleuch). Van Dycks Crayer-Porträt wurde zum Sujet einiger Stiche. Das Selbstporträt von Crayer befindet sich in der Galerie zu Schleißheim. Crayer war im Besitz von einem Werk van Dycks. Crayers schmalere Physiognomien und die Öffnung des Hintergrundes seiner Porträts resultieren aus den Werken van Dycks. Nach 1640 wird die Venezianer Mode mit Festlichkeit und Pracht in seinen Werken spürbar. Harmonie der Gruppenkomposition und der Farbigkeit sind evident. Nach 1644 werden seine Kompositionen dynamischer.

Graue und gelbliche Töne ohne starke Lichtgegensätze mit übertriebener Sentimentalität, oberflächlichen Gesten und Kopien seiner eigenen Typen charakterisieren sein Werk.

Zu seinem Werkstattbetrieb gehörte Jan van Cleve. Jan III. van Cleve retuschierte und vollendete teils Crayers Werke. Die Landschaften in seinen Gemälden stammen zuweilen von Jacques d'Artois und Lucas de Vadder, die Tierdarstellungen von Pieter Boel. Fraglich ist, ob Jan Boeckhorst während seiner Zeit in Brüssel ein Mitglied von Crayers Werkstatt war. Trotz Akkordarbeit und geringem Erfindergeist gelten Crayers Kompositionen als hervorragend.

Zeichnungen

Die Zeichnungen zu seinen Gemälden bezeugen die Arbeitsmethode von Crayer und seiner Werkstatt. Infolge des kurzen, nicht durchgehenden Pinselduktus haben seine Modelli den Charakter einer Skizze. Die Repititionen seiner und Gemälde anderer Künstler zeichnete er in brauner, grauer oder rot-brauner Tusche über eine schwarz-kreidige Skizze. Vermutlich wurden sie im Werkstattbetrieb als Vorlagen für Gemälde-Repliken eingesetzt. Zahlreiche Kreidestudien als Porträt-Vorbereitung sind überliefert und Crayer zugeschrieben.

Caspar Crayer gilt nach Rubens und van Dyck als der bedeutendste Heiligenmaler in Belgien. Die Wiener Sammlung des Hauses Habsburg und die Galerie Ludwig XVI. in Versailles erwarben infolge der Säkularisierung Crayers Gemälde. Von den Künstlern des 19. Jahrhunderts als Gleichgesinnter, da er die Manier Rubens imitiert, geschätzt.

Orte seiner Werke

  • Amiens: Musée de Picardie (männl.Porträt)
  • Amsterdam: Rijksmuseum Kreuzabnahme
  • Antwerpen
  • Arras
  • Bamberg: Städtische Galerie
  • Basel: Kunstsammlung
  • Berlin: Kaiser Friedrich Museum, (Magazin)
  • Boston: Boston Collection Reiterbildnis Don Gaspar de Guzman, Leinwand, 1627/28
  • Braunschweig: Herzogliche Museum
  • Brüssel: Königliche Galerie, (16 Kirchenwerke); MRBAB: Johannes-Triptychon, Holz; Pietà des Henry van Donghelberghe, holz, 1627; Maria mit Kind von Heiligen verehrt, Leinwand, 1639-40; St. Katharinen: Himmelfahrt der Hl. Katharina, Leinwand
  • Darmstadt: Galerie
  • Dijon
  • Florenz: Uffizien, (Hl. Familie; Philipp IV. (?) Porträt)
  • Gent: 12 Gemälde; MBA: Da Salomonische Urteil, Leinwand; Maria mit Kind von Heiligen verehrt, Feder-Zeichnung auf Bister; Krönung der Hl. Rosalia, Leinwand; Musée de la Byloke: Porträt des Bischofs von Gent, Antonius Triest, Leinwand, 1634/35
  • Glasgow
  • Grenoble: MBA: Das Martyrium der Hl. Kathaina, Leinwand, vor 1622
  • Köln: WRM (Wallraf-Richartz Museum) Alexander der Große und Diogenes, Leinwand
  • Kortrijk: St. Martin Anbetung der Könige, Leinwand
  • Lille: MBA: Reiterstandbild Johann III. von Nassau-Siegen, Rötel auf Papier
  • Lissabon
  • Löwen
  • London: Slg. Count Seilern Der Triumphzug des Scipio Africanus, Ölskizze/Holz
  • Lyon
  • Madrid: Museo del Prado,Porträt des Kardinal Infanten, Leinwand, 1639; Col de la Casa de Alba: Reiterbildnis des Kardinal-Infanten Ferdinand, Leinwand; Palazzo de Viana: Porträt Philipp IV., Leinwand, 1627-28
  • Mainz
  • Marseille
  • Montpellier
  • München: Alte Pinakothek: Maria mit Kind von Heiligen verehrt Lw., Theatinerkirche: dsgl., Lw., 1646, (dynamische Komposition)
  • Nancy
  • Nantes
  • New York City: Metropolitan Museum
  • Paris: Louvre, Christus am Kreuz mit Magdalena und Franziskus, n. van Dyck; Maria mit Kind umgeben von Heiligen, Lw.
  • Prag: Rudolfinum
  • Rennes: MBA: Kreuzaufrichtung, Lw., n. 1631, inspiriert von van Dycks Kreuzaufrichtung, 1631, Notre Dame, Courtrai
  • Schleißheim
  • Stockholm: Philipp IV. (?), Porträt ; NM: Kaiserin Anne, Porträt, Lw., 1611-18
  • St. Omer
  • Toulouse: MBA: Hiobs Klage, Lw., 1619
  • Turin
  • Valenciennes
  • Wien: Hofmuseum; Galerie Czernin; Kunsthistorisches Museum: Reiterbildnis Don Diego Messia Felipe de Guzman, Lw., Ecce homo, Lw., vor 1659, Beweinung, Lw., vor 1659, Maria mit Kind von Heiligen verehrt, Lw., 1638

Werke

  • 1619 Hiob, Leinwand, 263×191 cm.Toulouse (Haute-Garonne), Musée des Augustins.
  • 1620 Urteil Salomonis, Museum Gent nach Rubens Urteil Salomos, 1618/20, Kopenhagen
  • 1621 Porträt König Philipp IV. für die Kammer des Grafen von Brabant
  • 1622 Porträt Isabell de Bourbon, dsgl.
  • 1639 Kardinal Infant Ferdinand
  • 1621-22 posthume Prinzen Porträts
  • Jean-Jacques Chifflet [2], Leibarzt der Erzherzogin Isabella, für Nicolas Claude Fabri de Peiresc (Gelehrter und Freund Rubens )
  • Philipp IV., Porträt in Lebensgröße Slg. v. Don Diego Messia Felipe de Guzman y Haro, Marquis de Leganes (span. Diplomat, Kuntsammler, lebte 1627-28 in den span.Niederlanden)
  • Erzherzog Albert, Porträt, dsgl.
  • Kardinal Infant Ferdinand, dsgl.
  • zwei Reiterbildnisse des Comte-duc d'Oliveres, dsgl. Diese u. weitere Reiterbildnisse malte er nach Rubens Vorbildern.
  • Kardinal Infant Ferdinand, Porträt für denselben, als Geschenk an seinen Bruder Philipp IV. von Spanien
  • Leben Karl V., Entwürfe für eine Serie von Tapisserien mit der Darstellung des Don Francisco de Moncada, Herzog d'Aytona als Stifter
  • 1622 Hl. Katharina, Leinwand, 242×188 cm. Grenoble, Musée des Beaux-Arts. Inspiriert von Rubens Kreuzaufrichtung, Antwerpen
  • Hl. Therese, Leinwand, 320×220 cm.Wien, Kunsthistorisches Museum.
  • 1646 Thronende Maria mit Heiligen Leinwand,594×385 cm. München, Theatinerkirche S. Kajetan.(aus der Alten Pinakothek)
  • 1642 Vier Märtyrer Leinwand, 305×225 cm.Lille, Palais des Beaux-Arts.
  • 1658 Madonna mit Heiligen, Altarbild, Martinskirche, Amberg (Bayern), nach Rubens Gemälde i.d. Augstinerkirche, Antwerpen
  • Anbetung der Könige, St. Martin, Kortrijk erste Einfüse Ruben ersichtlich
  • Klage des Hiob, Rubenseinfluss
  • Alexander der GRoße und Diogenes. Dieses Werk schenkte die stadt Gent 1803 Josephine de Beauharnais.

Literatur

  • Adolphe Siret: Crayer, Kaspar de. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 571–573.
  • K. Zoege von Manteuffel: Crayer, Jaspar oder Caspar de in:Thieme Becker
  • T.Castor: Crayer (Craeyer), Gaspard (Caspar; Gaspard II; Jasper) in: Saur (AKL)

Einzelnachweise

  1. Michiel Coxie; Coxie Zwar wurde zu Lebzeiten von Crayer von de Bie Coxcie als sein Lehrer bez., aber sein Werk weist keine Merkmale dieser Schule auf. Castor.
  2. Jean-Jacques Chifflet

Weblinks

 Commons: Gaspar de Crayer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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