Gartenarchitektur

Gartenarchitektur
Plan Botanischer Garten Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts

Unter Landschaftsarchitektur versteht man die Planung und Umgestaltung von nicht bebautem Raum. Dazu gehören sämtliche Außenräume, im Wesentlichen Parks, Sportplätze und Freizeitanlagen, öffentliche Plätze und Gärten, aber auch andere Freiflächen im ländlichen und urbanen Raum. Die aktuelle Landschaftsarchitektur definiert sich selbst als ästhetisch-künstlerische Disziplin auf naturwissenschaftlich-technischer Grundlage, deren zentrales Ziel es ist, ökologisch und sozial intakte Lebensumwelten zu schaffen.

Im urbanen Zusammenhang wird mitunter der Begriff der „Freiraumplanung” als synonym zu „Landschaftsarchitektur in der Stadt“ verwendet. Freiraumplanung bemüht sich auf allen für den Siedlungsbereich wichtigen Ebenen der räumlichen Planung auch um ein ausgewogenes Verhältnis von Siedlungsflächen und Freiräumen. Ihre gesetzliche Aufgabe wird durch die Ziele der Raumordnung und der Bauleitplanung unter Berücksichtigung des Natur- und Umweltschutzes begründet.

Historisch beruht die Landschaftsarchitektur auf der städtischen Grünplanung (künstlerischer Städtebau und rationalistische Stadtplanung) und der regionalen Landschaftsentwicklung (Landesverschönerung und Landschaftsplanung).

Im Unterschied zur Architektur sind die raumbildenden Elemente der Landschaftsarchitektur Pflanzen, Beläge, Oberflächen, Hecken, Mauern, etc. Landschaftsarchitektonische Räume verändern sich durch den Einsatz von dynamischer Vegetation ständig und sind im Gegensatz zu architektonischen Räumen nie „fertig“ oder in ihrer Entwicklung abgeschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Orangerie des Schloss Versailles

Außenräume, Grün- und Freiflächen hat es seit der Antike in allen europäischen Städten gegeben. Die historischen Wurzeln der Landschaftsarchitektur sind in der Kulturgeschichte der Landschaft verankert. Die Gartenkunst, die historische Vorläuferin der Landschaftsarchitektur, entwickelte sich im Laufe ihrer Geschichte zeitweise zu einer eigenständigen, vor allem im Barock höchst angesehenen Kunstform. Beispiele historisch bedeutender Parkanlagen sind der Park von Versailles, die Parkanlage von Stourhead südwestlich von London, der Englische Garten in München, der Central Park in New York oder der Parc de la Villette in Paris, die den jeweils geltenden Gesellschafts-, Landschafts- und Naturidealen entsprechend gestaltet wurden.

Auf Veranlassung des liberal eingestellten Adels, aber auch durch die Initiative von Bürgern (Peter Joseph Lenné, 1824) entstanden erste Volksgärten und Volksparks, die allerdings der Idee des englischen Landschaftsparks folgten und vor allem ästhetisches Vergnügen bereiten sollten.

Das Stadtwachstum im Zuge der Industriellen Revolution hat das allgemeine Verständnis von Natur und Landschaft allmählich tiefgreifend verändert. Die bäuerliche Landschaft außerhalb der Städte rückte in immer größere Entfernung und konnte nicht mehr ohne Mühe und jederzeit erreicht werden. Der einseitige Nutzungsanspruch des ästhetischen Vergnügens von Grün- und Freiflächen wurde zunehmend kritisiert. Das wirkte sich entscheidend auf die Entwicklung der Gartenkunst- und Gartenkultur aus, denn die funktionalen Ansprüche an Landschaft und Garten veränderten sich gravierend, während künstlerische Belange zunehmend in den Hintergrund traten. Es entstanden mit einer sozialpolitischen Zielsetzung differenziert nutzbare Grün- und Freiflächen.

In die von Wagner, Stadtbaurat von Berlin, geforderte Freiflächenpolitik wurden auch Aspekte der Stadthygiene und der Stadtgliederung einbezogen. Besonders ausgeprägt ist das Anliegen der Freiraumplanung bei der von Howard entwickelten Gartenstadt-Idee zu finden (Stadtstrukturplanung). Spätestens seit der Charta von Athen ist die Freiraumplanung, als ein wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklungsplanung prinzipiell anerkannt. Freiraumplanung hat es schwer sich gegen andere kommunale Politikfelder durchzusetzen, denn die im Rahmen der Freiraumplanung geschaffenen oder gesicherten Grün- und Freiflächen bringen kein Geld ein. Seit der Jahrhundertwende ist Freiraumplanung zunächst vorrangig als ein soziales, der menschlichen Gesundheit und der Stadtgliederung dienendes Anliegen verstanden worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen landschaftsstrukturelle Ziele hinzu (Grünzüge) und das Berufsbild wandelte sich zur Landschaftsarchitektur.

Landschaftsarchitektur ist historisch gesehen vor allem im deutschen Sprachraum ein relativ junger Begriff, der sich von den historischen Bezeichnungen Gartenkunst oder Gartenarchitektur unterscheidet. Der Gartenarchitekt Frederick Law Olmsted war – so ist es der Encyclopedia of Gardens zu entnehmen – wahrscheinlich der erste, der in den USA Mitte des 19. Jahrhunderts den Begriff Landscape Architect in Zusammenhang mit seiner Arbeit am Central Park in New York prägte. Angesichts der gewaltigen Planungs- und Bauaufgabe in New York war er der Ansicht, dass „Landscape Gardening”, zu deutsch: Landschaftsgärtnerei den Fokus zu sehr auf den Garten beschränken würde. 1899 wurde folglich die ASLA, die American Society of Landscape Architects gegründet und wenige Jahrzehnte danach setzte sich der Begriff Landschaftsarchitektur auch in Europa gegen die Bezeichnung Gartenarchitektur durch. Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen des Landschaftsbildes in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts in Europa brauchte es nach Ansicht von Experten einen neuen Beruf, der nicht nur das rein Technische des Ingenieurs, das nur Bauliche des Architekten oder das rein Gärtnerische, sondern das Gesamte, die Landschaft und deren Gestaltung überblicken sollte.

Heute wird gerade den ästhetischen Qualitäten der Lebensumwelt wieder verstärkte Bedeutung zugemessen, was sich in der aktuellen Landschaftsarchitektur deutlich spiegelt. Es sind somit zwei weitere Vertiefungsrichtungen dazugekommen, zum einen das Ziel des Naturschutzes und der Landschaftspflege zum anderen, die kommunikative Bedeutung von Grün- und Freiflächen.

Siehe auch

Literatur

  • Bettina von Dziembowski, Dominik von König, Udo Weilacher (Hrsg.): NEULAND. Bildende Kunst und Landschaftsarchitektur. Basel/Berlin/Boston: Birkhäuser 2007. ISBN 9783764386191
  • Martin Prominski: Landschaft Entwerfen. Zur Theorie aktueller Landschaftsarchitektur. Berlin: Dietrich Reimer Verlag 2004. ISBN 3-4960-1307-9
  • Udo Weilacher: In Gärten. Profile aktueller europäischer Landschaftsarchitektur. Basel/Berlin/Boston: Birkhäuser 2005. ISBN 3-7643-7084-X
  • The Museum of Modern Art (Hrsg.): Groundswell. Constructing the Contemporary Landscape. Basel/Berlin/Boston: Birkhäuser 2005. ISBN 3-7643-7240-0
  • Europäische Landschaftsarchitektur. Ausgewählte Projekte von 2000 bis heute. München: Callwey 2003. ISBN 3-7667-1655-7
  • Günter Mader: Freiraumplanung. Hausgärten, Grünanlagen, Stadtlandschaften. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2004. ISBN 3-4210-3448-6
  • Texte zur Landschaft. München: Callwey 2003. ISBN 3766715585
  • Hans Loidl, Stefan Bernard: Freiräumen. Basel/Berlin/Boston: Birkhäuser 2003. ISBN 3-7643-7012-2
  • Körner, S. (2001): Theorie und Methodologie der Landschaftsplanung, Landschaftsarchitektur und Sozialwissenschaftlichen Freiraumplanung vom Nationalsozialismus bis zur Gegenwart. Landschaftsentwicklung und Umweltforschung, Schriftenreihe im Fachbereich Umwelt und Gesellschaft der TU Berlin, Nr. 111. Berlin.
  • Jane Amidon: Landschaftsdesign. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2001. ISBN 3-4210-3295-5
  • Thies Schröder: Inszenierte Naturen. Basel/Berlin/Boston: Birkhäuser 2001. ISBN 3-7643-6428-9
  • Udo Weilacher: Zwischen Landschaftsarchitektur und Land Art. Basel/Berlin/Boston: Birkhäuser 1999, ISBN 3-7643-6120-4
  • Hille von Seggern/Julia Werner/Lucia Grosse-Bächle (Hg.) "Creating Knowledge, Innovationsstrategien im Entwerfen urbaner Landschaften", JOVIS Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-48-8

Weblinks


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