Galtung

Galtung
Johan Galtung bei einem Seminar im Netanya Academic College in Israel, 2007
Johan Galtung (2.v.l.) mit dem singhalesischen Friedensaktivisten A. T. Ariyaratne (2.v.r.) in Kilinochchi, Sri Lanka (Dez.04/Jan.05)

Johan Galtung (* 24. Oktober 1930 in Oslo) ist ein norwegischer Politologe. Er gilt als einer der Gründungsväter der Friedens- und Konfliktforschung.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Johan Galtung gründete 1959 das Internationale Friedensforschungsinstitut PRIO in Oslo, das erste seiner Art in Europa. Er ist Direktor des internationalen TRANSCEND-Netzwerks für Frieden und Entwicklung und Begründer der Transcend-Methode. Im Jahr 1987 erhielt er den Alternativen Nobelpreis, 1993 den Gandhi-Preis.

In über 40 Konflikten weltweit wirkte er als Vermittler, so in Sri Lanka, Afghanistan, Nordkaukasus und Ecuador. Er prägte auch die Begriffe strukturelle Gewalt und positiver Frieden und war maßgeblich an der Entwicklung des Konzeptes der sozialen Verteidigung beteiligt.

Für die Kommunikationswissenschaft bedeutsam sind die von ihm 1965 gemeinsam mit Mari Holmboe Ruge herausgearbeiteten Nachrichtenfaktoren.

Galtung setzt sich darüber hinaus für eine Demokratisierung der Vereinten Nationen (UN) ein. In zahlreichen Reden und Artikeln hat er sich für die Etablierung eines Weltparlaments ausgesprochen. Er gehört zu den Erstunterzeichnern des internationalen Aufrufs für eine Parlamentarische Versammlung bei den Vereinten Nationen.[1] Galtung ist auch Beiratsmitglied des 2004 neu gegründeten Komitees für eine demokratische UNO.[2]

Kritik an den USA und Israel und positive Äußerungen gegenüber der Sowjetunion sowie Kuba und Venezuela haben ihm erhebliche Kritik eingebracht. Seit März 2009 engagiert er sich auch für das neu gegründete Russell-Tribunal zu Palästina.

Prophezeiungen

1980 hatte er die Vorhersage gewagt, dass vor 1990 die Mauer zusammenbrechen würde und danach das sowjetische Imperium. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks sagte er, dass entweder die Grünen oder der Islam das neue Feindbild des Westens würden. Im Jahr 2000 datierte er den Zusammenbruch des US-Imperiums in den Zeitraum von 2020 bis 2025. Aufgrund der beschleunigenden Wirkung der Präsidentschaft von Herrn Bush jr., kürzte er später diese Frist um fünf Jahre ab und prognostizierte das Ende des US-Imperiums auf 2020.[3]

Siehe auch

Graswurzel-Journalismus, Friedensjournalismus

Werke

  • Modelle zum Frieden. Methoden und Ziel der Friedensforschung. Vorwort von Lutz Mez, Jugenddienst-Verlag, Wuppertal 1972, ISBN 3-7795-7201-X
  • Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung, rororo aktuell, Reinbek bei Hamburg 1982, ISBN 3-499-11877-7
  • Struktur, Kultur und intellektueller Stil. Ein vergleichender Essay über sachsonische, teutonische, gallische und nipponische Wissenschaft. In: Leviathan, 2. Freie Universität Berlin, Berlin 1983, S. 303 - 338.
  • Die andere Globalisierung. Perspektiven für eine zivilisierte Weltgesellschaft im 21. Jahrhundert, Agenda-Verlag, Münster 1998, ISBN 3-89688-025-X
  • Frieden mit friedlichen Mitteln. Frieden und Konflikt, Entwicklung und Kultur, Leske + Budrich, Opladen 1998, ISBN 3-8100-1864-3
  • Preis der Modernisierung. Struktur und Kultur im Weltsystem, Promedia Verlag, Wien 1997, ISBN 3-85371-123-5
  • Die Zukunft der Menschenrechte. Verständigung zwischen den Kulturen, Campus-Verlag, Frankfurt/M. 2000, ISBN 3-593-36043-8
  • Neue Wege zum Frieden. Konflikte aus 45 Jahren: Diagnose, Prognose, Therapie, Bund für Soziale Verteidigung, Minden 2003, ISBN 3-00-011703-2
  • Konflikte und Konfliktlösungen. Eine Einführung in die Transcend-Methode, Kai Homilius Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-89706-602-1
  • 50 Years: 100 Peace and Conflict Perspectives. Transcend University Press, 2008, ISBN 978-82-300-0439-5
  • mit Paul Scott: Democracy - Peace - Development. Transcend University Press, 2008, ISBN 978-82-300-0460-9
  • 50 Years: 25 Intellectual Landscapes Explore. Transcend University Press, 2008, ISBN 978-82-300-0471-5
  • mit Graeme MacQueen: Globalizing God: Religion, Spirituality and Peace. Transcend University Press, 2008, ISBN 978-82-300-0473-9

Literatur

  • Peter Lawler: A question of values. Johan Galtung's peace research, Rienner, Boulder, Colo. 1995, ISBN 1-55587-507-6
  • Hajo Schmidt, Uwe Trittmann (Hrsg.): Kultur und Konflikt - Dialog mit Johan Galtung, Agenda-Verlag, Münster 2002, ISBN 3-89688-144-2

Quellen

  1. Aufruf zur Einrichtung einer Parlamentarischen Versammlung bei den Vereinten Nationen. Kampagne für die Einrichtung eines Parlaments bei den Vereinten Nationen. Abgerufen am 6. Januar 2009.
  2. Komitee für eine demokratische UNO
  3. Interview von Stefan Valentin: So funktioniert das System. In: junge Welt. 31. März 2006. Abgerufen am 5. Januar 2009.

Weblinks


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