Gagat

Gagat
Gagat aus Holzmaden, Baden-Württemberg
Tonnenarmbänder aus Gagat und Bronze
Trauerschmuck aus Gagat

Gagat ist ein fossiler Sapropelit (eine Form versteinerter Kohle), die im Jura aus dem Holz einer großen Schuppentannenart (Araucaria) entstand. Er wird auch als Jet(t) oder Schwarzer Bernstein bezeichnet. Wie Bernstein, lädt sich auch Gagat elektrisch auf, wenn er gerieben wird. Weitere, teils veraltete, Synonyme sind Gayet oder Jayet, Pechkohle, Schwarzstein, Agtstein, Ambranoir und Witwenstein[1] sowie Succinum nigrum und Gagatit[2].

Der deutsche Name Gagat leitet sich von einer Fundstelle in der Nähe des Flusses Gagae in Lykien (Türkei) ab. Man nimmt an, dass auch die englische und die französische Bezeichnung (Jetstone bzw. Jais) auf dieser Wortverwandschaft beruht.

Gagat ist eine bitumenreiche tiefschwarze Braunkohle mit geringer Dichte (1,23 g/cm³). Es entsteht aus Holz, das in Feuchtschlamm eingebettet war. Wegen seines samtartigen Fettglanzes, der durch Polieren noch gesteigert werden kann, wird Gagat auch als Schmuckstein verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wegen des Glanzes und der leichten Schnitzbarkeit wurde Gagat schon in vorgeschichtlicher Zeit als Schmuck benutzt. Gagatgehänge mit Bernsteinschiebern sind bekannt. Die Römer stellten Schmuck, Spinngeräte (Spinnwirtel und Spinnrocken) sowie Amulette aus Gagat her. Ab dem Mittelalter fertigte man in Europa daraus Trauerschmuck und Rosenkränze.

Plinius der Ältere schrieb dem Gagat heilende Eigenschaften zu. So bewahre er vor dem bösen Blick, vertreibe Schlangen, heile Hysterie und Zahnschmerzen, besiege die Epilepsie und helfe bei der Feststellung der Jungfernschaft. In der Edelsteintherapie gilt Gagat als Trauerstein.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts, zur Blütezeit der Jett-Mode, als die Vorkommen seltener wurden, wurde auch Ebonit, ein Hartgummi, als Gagat-Ersatz verwendet. Das Hauptvorkommen lag zu dieser Zeit an der englischen Nordküste nahe dem Fischerdorf Whitby. Weitere Vorkommen gibt es in der spanischen Region Asturien (Villaviciosa), Südfrankreich, Österreich (Gams bei Hieflau und im Reichraminger Hintergebirge – Am Sandl) und in Württemberg.

Die spanischen Funde gingen zu einem großem Teil an die Zunft der Gagatschnitzer von Santiago de Compostela (Cofradía de los azabacheros de Santiago), die neben Schmuck und Devotionalien daraus Pilgerzeichen und Andenken in Form von Jakobsmuscheln oder der sogenannten Santiago-Fica, die als Abwehr gegen den Bösen Blick galt,[3] herstellten. Die Konzentration der Gagatschnitzer um einen Platz an der Kathedrale von Santiago de Compostela ist bis heute mit Plaza de Azabache oder Azabachería (Gagatplatz) in dessen Namen erhalten.

Imitationen

Da Gagat dem seltenen Onyx ähnelt, wird er teilweise als Grundstoff für Imitationen desselben verwendet. Mittlerweile dienen jedoch vermehrt gefärbter Achat und Schörl als Imitatgrundlage für Onyx und auch für den Gagat, da dieser durch seine geringe Mohshärte von 2,5 bis 4 sehr empfindlich gegen Beschädigungen (vor allem Kratzer) ist.

Verwechselt und imitiert werden kann Gagat auch mit Anthrazitkohle, Asphalt, Kännelkohle, sowie gefärbtem Glas, Hartgummi und Kunststoff.

Siehe dazu auch Hauptartikel: Schmuckstein#Manipulationen und Imitationen

Einzelnachweise

  1. Gagat in Das große Kunstlexikon von P.W. Hartmann. Abgerufen am 27.02.
  2. H. U. Kasper: Der rumänische Bernstein. In: Bernstein – Tränen der Götter. S. 357–362, Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0.
  3. Hartmanns Kunstlexikon

Literatur

  • Wilhelmine Hagen: Kaiserzeitliche Gagatarbeiten aus dem rheinischen Germanien. Bonner Jahrbuch 142, 1937, S. 77–144.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3, S. 252.
  • Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Neue Erde Verlag, 1998, ISBN 3-89060-025-5, S. 67, 68.

Weblinks

 Commons: Gagat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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