Fürsterzbistum Salzburg

Fürsterzbistum Salzburg

Das Fürsterzbistum Salzburg (synonym mit Erzstift Salzburg) war ein katholisches Erzstift, und bestand als Ständestaat im Bayerischen Reichskreis des Heiligen Römischen Reiches vom Hochmittelalter (14. Jahrhundert) bis 1802/03. Es war der weltliche Herrschaftsbereich der Fürsterzbischöfe von Salzburg, im Gegensatz zum größeren Bereich der Diözese, des geistlichen Seelsorgebereichs des Erzbistums Salzburg ab 739 (Erzbistum ab 798). Der Fürsterzbischof führte den Titel Primas Germaniae. Der Staat wurde 1803 als Kurfürstentum Salzburg säkularisiert, und bildet den Vorläufer des heutigen Landes Salzburg in Österreich.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Ursprünge des Christentums im Salzburger Land liegen im 6. Jahrhundert unter den Agilolfingern und beginnt im territorialen Sinne mit der Baiuwarenmission des Franken Rupert, dem heutigen Landespatron, der sich 696 in Salzburg niederlässt. Vor allem im 7. Jahrhundert gründeten sich mehrere Stifte und Klöster, die die spätere kirchliche Organisation begründeten. Um 700 wurde eine große Kirche zu Ehren des hl. Petrus errichtet, aus der sich später das Domkapitel entwickelte. Der irische Mönch Bonifatius überbrachte 739 die päpstliche Bestätigung für das neu gegründete Bistum und legte die Diözesangrenzen fest. Am 20. April 798 wurde auf Bitten des Frankenkönigs Karl des Großen das Bistum durch Papst Leo III. zum Erzbistum erhoben. Ihm wurden die bairischen Suffraganbistümer Freising, Neuburg, Passau, Regensburg und Säben zugeordnet. Diese Kirchenprovinz umfasste zeitweise das gesamte altbairische Stammesgebiet, also den Großteil des heutigen Österreich und Bayern (außer Franken und Schwaben), das heutige Südtirol und Trentino, weite Teile Ungarns, Tschechiens, Sloweniens und der Slowakei. Arn[o] wurde der erste Erzbischof. Die Schaffung der Kirchenprovinz steht im Zusammenhang mit den Bemühungen um eine bairische Staatskirche. Durch Gründung des Erzbistums Gran im Jahr 1001 wurde das heutige Burgenland zur Grenze der Kirchenprovinz. Auf dem Salzburger Diözesangebiet wurden die Eigenbistümer Gurk (1072), Chiemsee (1215), Seckau (1218) und Lavant (1228) errichtet.

Geschichte

Erst im 13. Jahrhundert entwickelte sich eine erste politische Eigenständigkeit des engeren bischöflichen Territoriums. Hiervon unberührt blieb der geistliche Zuständigkeitsbereich der Erzdiözese Salzburg, die kirchenrechtlich grenzüberschreitend bestehen blieb.

Erzbischof Eberhard II., ein entschiedener Parteigänger der Staufer, gelang es 1200 bis 1246 aus Grafschaften, Gerichten und Vogteien ein geschlossenes erzbischöfliches Herrschaftsgebiet aufzubauen. Ab 1275, mit Erzbischof Friedrich II., begann die letzte Phase der Loslösung des Landes Salzburg vom Mutterland Baiern. 1328, unter Erzbischof Heinrich, erhielt das Hochstift Salzburg eine eigene Landesordnung. Die Salzburger Erzbischöfe wurden zu Fürsten innerhalb des Heiligen Römischen Reiches und führten ab etwa 1350 (Ortolf) den Titel Fürsterzbischof (lateinisch archiepiscopus et princeps). Im Reichstag des Heiligen Römischen Reichs gehörte der Fürstbischof zur Geistlichen Bank des Reichsfürstenrats. Bis zum Ende des Erzstifts durch die Säkularisation 1803 im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses gehörte es dem Bayrischen Reichskreis an.

Ab 1520 breitete sich auch in Salzburg die Reformation stark aus. Vor allem im 17. Jahrhundert wirkten aber die Fürsterzbischöfe Wolf Dietrich von Raitenau und später Markus Sittikus Graf von Hohenems im Sinne der Gegenreformation. Dennoch konnten sich in den Alpentälern Geheimprotestanten halten. Bekannt wurde die antireformatorische Politik des Fürsterzbistums durch das rigide Vorgehen gegen die Protestanten noch im 18. Jahrhundert. 1731 vertrieb Leopold Anton Graf von Firmian etwa 19.500 Salzburger Exulanten aus seinem Land.

Die Säkularisation 1803 entzog den Salzburger Erzbischöfen die politische Macht. Als Herzogtum Salzburg, dem zudem die Kurwürde verliehen war, fiel es zusammen mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an den Großherzog Ferdinand III. von Toskana, habsburgische Sekundogenitur. 1805 kam es mit Berchtesgaden auch formal an das Kaiserthum Österreich, 1809/1810 an das Königreich Bayern. Erst 1816, nach dem Ende der Napoleonischen Kriege, kam der Großteil Salzburgs endgültig zu Österreich, erst als Salzachkreis Teil Österreichs ob der Enns, ab 1850 als wiedererrichtetes Herzogtum und Kronland. Berchtesgaden und der Rupertiwinkel verblieben jedoch bei Bayern. Die geistliche Erzdiözese Salzburg blieb aber bestehen, trotz des gesamten Verlustes der weltlichen Macht legte erst Erzbischof Rohracher 1951 den Titel Fürsterzbischof ab, während er den Titel Primas Germaniae für sich und seine Nachfolger behielt.

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Leeb u. a.: Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Antike bis zur Gegenwart. Ueberreuter, Wien 2003, ISBN 3-8000-3914-1. (Standardwerk mit 60 Seiten Literatur)
  • Franz Ortner: Aus der Geschichte der Erzdiözese Salzburg. In: Jahrbuch der Katholischen Kirche in Österreich 1998. Wien 1998, ISBN 3-9500963-0-2.
  • Ernst Tomek: Kirchengeschichte Österreichs. Tyrolia, Innsbruck - Wien - München 1935–59.
  • Manfred Scheuch: Salzburg – Erzbistum und Reichsfürstentum. In: Österreich. Provinz, Weltreich, Republik. Das Beste, Wien 1994, ISBN 3-87070-588-4, S. 36f (Lizenzausgabe, Online-Bearbeitung Erzbistum Salzburg, Austria-Forum).
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Herder, Wien 1959.
  • Cölestin Wolfsgruber: Kirchengeschichte Österreich-Ungarns. Kirsch, Wien 1909.

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