Fürstentum von Pindos und Mazedonien

Fürstentum von Pindos und Mazedonien

Das Fürstentum von Pindos und Mazedonien war während des Zweiten Weltkrieges der Versuch einer Staatsgründung einiger faschistischer Abenteurer im griechischen Pindosgebirge. Das so genannte Fürstentum hatte weder funktionierende Staatsorgane noch ein klar umgrenztes Staatsgebiet. Ebenso wenig war es international anerkannt. Es handelte sich also nicht um einen Staat, vielmehr stand die kurzlebige Schöpfung ganz unter dem Einfluss der italienischen Besatzungsmacht.

Eine Gruppe von faschistischen Abenteurern, die sich Romanische Legion nannte, proklamierte 1941 unter Führung des gebürtigen Aromunen Alchiviad Diamandi di Samarina (1893–1948)[1] das Fürstentum Pindos (aromunisch: Printsipat di la Pind). Offenbar hatte er zeitweise die Unterstützung des faschistischen Italien, das große Teile Griechenlands besetzt hatte. Propagandistisch wurde die international nicht anerkannte Staatsgründung als Befreiung des romanischen Balkanvolks der Aromunen dargestellt. Hauptstadt des Staatsgebildes war Metsovo, die Volksversammlung, die allerdings nie tagte, war in Trikala vorgesehen. In der Realität hatte die Proklamation der Unabhängigkeit kaum Auswirkungen.[2] Diamandi stellte den Italienern eine Miliz aus dreihundert aromunischen Kämpfern zur Verfügung, die im Kampf gegen griechische Widerstandskämpfer eingesetzt wurden. Sein Versuch eine Autonomie unter italienischer Okkupation für die Pindusregion, Epirus, Südalbanien, Thessalien und Griechisch-Makedonien zu erhalten wurde in der Realität allerdings nie vom italienischen Militär unterstützt. Einige Kämpfer der unter der griechischen Bevölkerung wütenden Legion wurden entwaffnet, jede militärische Zusammenarbeit bald eingestellt. Jegliche Form der Selbstverwaltung wurde von italienischer Seite stets verweigert.[3] Im Jahre 1942 setzten die Italiener Diamandi schließlich ab, auch weil seine Truppe kaum Unterstützung unter der aromunischen Bevölkerung fand.[4]

Zu seinem „Nachfolger“ ernannte man den ungarischen Adeligen Gyula Cseszneky mit dem Titel eines Prinzregenten, nachdem dieser die italienische Armee mit Nachschub versorgt hatte. Diamandi ging nach Rumänien. 1944 mussten sich die Achsenmächte aus der Gegend zurückziehen. Einige wenige Anhänger der „Fürsten von Pindos“ wurden 1946 wegen Kriegsverbrechen zu Zuchthaus verurteilt.[5] Diamandi wurde angeblich 1948 in Bukarest hingerichtet.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Kurzbiografie Diamandis S. 4. (PDF, rumänisch)
  2. Brunon Synak (Hrsg.): The ethnic identities of European minorities. Theory and case studies. Wydawnictwo Uniw. Gdańskiego, Danzig 1995, ISBN 83-7017-629-1, S. 50.
  3. Davide Rodogno: Fascism's European empire. Italian occupation during the Second World War. Cambridge University Press, New York 2006, ISBN 0-521-84515-7, S. 326.
  4. Eleni Haidia: The punishment of collaborators in northern Greece, 1945–1946. In: Mark Mazower (Hrsg.): After the war was over. Reconstructing the family, nation and state in Greece, 1943-1960. Princeton University Press, 2000, ISBN 0-691-05842-3, S. 42–61, hier: S. 46.
  5. Eleni Haidia: The punishment of collaborators in northern Greece, 1945–1946. In: Mark Mazower (Hrsg.): After the war was over. Reconstructing the family, nation and state in Greece, 1943-1960. Princeton University Press, 2000, ISBN 0-691-05842-3, S. 42–61, hier: S. 53.

Literatur

  • Patrick Thornberry, Miranda Bruce-Mitford: World Directory of Minorities. St. James Press 1990, S. 131.
  • Giannēs S. Koliopoulos, John S. Koliopoulos: Plundered Loyalties: Axis Occupation and Civil Strife in Greek West Macedonia. C. Hurst & Co, 1990, S. 86ff.
  • Hugh Poulton: Who Are the Macedonians? C. Hurst & Co, 1995. S. 111.
  • Lena Divani: The Vlachs of Greece and the Italo-Rumanian Propaganda. Thetis. Mannheimer Beiträge zur Klassischen Archäologie und Geschichte Griechenlands 3, Mannheim 1996, S. 195-206;
  • Thede Kahl: Ethnizität und räumliche Verteilung der Aromunen in Südosteuropa, Münstersche geographische Arbeiten, 43, Münster 1999.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fürstentum von Pindos und Moglena — Das Fürstentum von Pindos und Mazedonien war der Versuch einer Staatsgründung in Griechenland, im Pindosgebirge (1941–44) im Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Eine Gruppe von faschistischen Abenteurern, die sich Romanische Legion nannte,… …   Deutsch Wikipedia

  • Fürstentum von Pindo — Das Fürstentum von Pindos und Mazedonien war der Versuch einer Staatsgründung in Griechenland, im Pindosgebirge (1941–44) im Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Eine Gruppe von faschistischen Abenteurern, die sich Romanische Legion nannte,… …   Deutsch Wikipedia

  • Gyula Cseszneky — Guyla István Cseszneky de Milvány et Cseszneg (* 1914 in Csorvás; † nach 1956 in Brasilien) war ein ungarischer Dichter, Übersetzer, Abenteurer, Angehöriger des Magnatengeschlechts Cseszneky und als „Julius I.“ mazedonischer Woiwode des… …   Deutsch Wikipedia

  • Türkisches Reich — Türkisches Reich. Das türkische oder osmanische Reich (türk. Memâlik i Osmanije, »die osmanischen Länder«, oder Devlet i Alije, »das hohe Reich«) umfaßt die gesamte Ländermasse, die in Europa, Asien und Afrika unter der Herrschaft des Sultans… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Eleftheria i thanatos — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik …   Deutsch Wikipedia

  • Griechische Republik — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik …   Deutsch Wikipedia

  • Hellenische Republik — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik …   Deutsch Wikipedia

  • Republik Griechenland — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik …   Deutsch Wikipedia

  • Albanische Geschichte — Tempelruine in Apollonia, nahe der Stadt Fier in Mittelalbanien Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Antike 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Staates Albanien — Tempelruine in Apollonia, nahe der Stadt Fier in Mittelalbanien Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Antike 3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”