Fürstengrab

Fürstengrab
Rekonstruktion der Grabkammer im Keltenmuseum Hochdorf

Fürstengrab ist ein archäologischer Begriff, der zumeist einen durch besonders prunkvolle Ausstattung an Grabbeigaben und eine aufwendige Grabanlage hervorgehobene Bestattungsplatz beschreibt. Verwendung findet die Bezeichnung üblicherweise in Bezug auf keltische Grabstätten, sie kann allerdings auch für Bestattungen anderer Kulturen gebraucht werden.

Inhaltsverzeichnis

„Keltische Fürstengräber“

Zahlreiche Fundkomplexe beziehungsweise Fundorte der Keltenzeit werden als Fürstengräber bezeichnet, so zum Beispiel das Fürstengrab vom Glauberg, das von Hochdorf an der Enz, der Hohmichele, die Grabstätte von Vix, der Fürstengrabhügel Sonnenbühl und die größte bislang bekannte keltische Kultstätte auf dem Mormont.

Zur realen sozialen Stellung der damals Bestatteten – das heißt, ob es sich um „Fürsten“, „Häuptlinge“, „Handelsherren“, „Priester“ handelte – kann heute keine Aussage mehr getroffen werden, jedoch ist durch die herausstechende Bestattungsform eine Hierarchisierung der Gesellschaft deutlich erkennbar.

Keltische Fürstengräber sind meist direkt an sogenannte „Fürstensitze“ gebunden, ein von dem Prähistoriker Wolfgang Kimmig geprägter Begriff. Nach Kimmig wären drei Kriterien notwendig, um einen Fürstensitz beziehungsweise das dazugehörige Fürstengrab zu definieren:

  • Die innere Struktur der Siedlung: Es müssen eine Burg und eine Unterstadt vorhanden sein
  • Die Funde: Es muss Importware, wie zum Beispiel massaliotische Weinamphoren oder attische schwarzfigurige Keramik, vor Ort gefunden worden sein
  • Grabhügel: In der nächsten Umgebung muss sich mindestens ein fürstlicher Grabhügel befinden

Beispiele für die Anbindung an einen nahegelegenen Fürstensitz sind das Grab von Hochdorf, welches sich in der Nachbarschaft des Fürstensitzes Hohenasperg befindet, und der Hohmichele in der Nähe der Heuneburg.

Andere archäologische Kulturen

Auch in anderen Kulturen werden herausragende Bestattungen als Fürstengrab bezeichnet, wie das fränkische Fürstengrab (Grab 1782) aus Krefeld-Gellep oder das Fürstengrab von Leubingen.

Literatur

  • F. Fischer: Frühkeltische Fürstengräber in Mitteleuropa. Antike Welt Sondernummer 13, Feldmeilen 1982.
  • W. Kimmig: Zum Problem späthallstättischer Adelssitze, in: K.-H. Otto/J. Herrmann (Hrsg.), Siedlung, Burg

und Stadt: Studien zu ihren Anfängen. (Festschr. P. Grimm), Berlin 1969, 95–113.

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