Fünf Silas

Fünf Silas

Die Fünf Silas oder Pancasila (skt. pañcaśīla, pali pañcasīla) bezeichnen im Buddhismus die grundlegenden Übungsregeln (pali sikkhāpada) zur Entwicklung von Sittlichkeit (pali sīla).

Beim Eintritt in einen buddhistischen Orden legt der Novize ein formales Gelübde ab, diese fünf Tugendregeln einzuhalten. Auch buddhistische Laienanhänger können diese Regeln auf sich nehmen. Im Theravada-Buddhismus wird dazu der folgende Rezitationstext auf Pali gesprochen:

  1. pāṇâtipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
    Ich gelobe, mich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten oder zu verletzen.
  2. adinnādānā veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi
    Ich gelobe, mich darin zu üben, nichts zu nehmen, was mir nicht gegeben wird.
  3. kāmesu micchācāra veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi
    Ich gelobe, mich darin zu üben, keine ausschweifenden sinnlichen Handlungen auszuüben.
  4. musāvādā veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi
    Ich gelobe, mich darin zu üben, nicht zu lügen und wohlwollend zu sprechen.
  5. surā meraya majja pamādatthānā veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi
    Ich gelobe, mich darin zu üben, keine Substanzen zu konsumieren, die den Geist verwirren und das Bewusstsein trüben.

Zu den Fünf Silas gibt es zahlreiche Kommentare.

In der praktischen Umsetzung der Sittlichkeitsregeln wird zwischen Mönchen und Laienanhängern unterschieden. So ist für Mönche Keuschheit vorgeschrieben, während der Laienanhänger im Rahmen der gesetzlichen Regeln und im Einklang mit den anderen buddhistischen Tugendvorstellungen durchaus Sexualität leben kann.

Buddhistische Lehrmeister betonen, dass es sich bei den Fünf Silas nicht um Gebote bzw. Verbote im Sinne eines Gesetzes, sondern um sittliche Orientierungspunkte handelt, mit denen sich die Übenden täglich (von Augenblick zu Augenblick) und ein ganzes Leben lang auseinandersetzen.

Weitergehende Tugendregeln

An den wöchentlichen Uposatha-Fastentagen beachten viele Laien die acht Tugendregeln (pali atthangasila). Sie ergänzen die fünf Silas um drei weitere Regeln:

  • Zur „verbotenen Zeit“ nichts mehr essen (nach 12 Uhr bis Sonnenaufgang ca. 5 Uhr).
  • Keine Tanz-, Musik-, Gesangs-, und Theateraufführungen besuchen, keine Blumen, Duftstoffe, Kosmetika, Schmuck und andere Verschönerungsmittel benutzen.
  • Nicht auf hohen und üppigen (weichen) Betten schlafen.

Ähnlichen Inhalt haben auch die zehn Tugendregeln (pali dasasila) für Novizen (Samaneras). Sie ergänzen die acht Tugendregeln (die siebte Regel wird in zwei Regeln getrennt) um eine weitere:

  • Kein Gold oder Silber (Geld) annehmen.

Literatur

Weblinks


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