Albulatunnel

Albulatunnel
Gebirgsüberlagerung über dem Albulatunnel
Bahnhof Preda mit nördlichem Mundloch
Bohrproben vom Bau des Albulatunnels
Gedenkstein am Bahnlehrpfad in Preda

Der Albulatunnel ist das Herzstück der Albulabahn im Kanton Graubünden (Schweiz). Er verbindet mit seinen 5866 m Tunnellänge das Albulatal mit dem südlich des Alpenhauptkamms gelegenen Hochtal Engadin. Dabei unterquert er die Wasserscheide zwischen Rhein und Inn einige Kilometer westlich des Albulapasses. Mit einer Kulmination von 1820 m ü. M. ist er nach dem Furka-Scheiteltunnel der zweithöchste Alpendurchstich der Schweiz. Die grösste Gebirgsüberlagerung des Bauwerkes beträgt 950 m.

Geschichte

Die Erstellung des Tunnels bereitete aussergewöhnliche Probleme. Die 6 °C kalten Wasserzuflüsse verwandelten das bereits heraus gebrochene Gestein in eine breiige Masse, die den Rohbau des nördlichen Richtstollens auf weite Strecken regelrecht verstopfte. Gleichzeitig versiegte eine starke Quelle oberhalb des nördlichen Tunnelportals. Das mit 300 Liter pro Sekunde einströmende Wasser musste mühsam mit Rohrleitungen abgeleitet werden. Dadurch kam der Bau praktisch zum Erliegen: ab Mai 1900 schaffte man in zehn Wochen nur zwei Meter Vortrieb. Diesen Schwierigkeiten war das ausführende Bauunternehmen Ronchi & Carlotti nicht gewachsen und ging in Konkurs. Die Rhätische Bahn nahm darauf hin ab 1. April 1901 die Bauarbeiten selbst in die Hand. Mit einem Prämiensystem wurde ein Teil der verlorenen Zeit wieder aufgeholt. Am 29. Mai 1902, um 3 Uhr 30, erfolgte der Durchschlag der beiden Richtstollen mitten im Berg, 3030,5 m vom Nordportal und 2835 m vom Südportal entfernt.

Beim Bau des Albula-Tunnels waren insgesamt 1316 Personen beschäftigt. Insgesamt gab es 16 Tote durch Arbeitsunfälle. Am Bahnhof von Preda erinnert ein Gedenkstein an die Opfer. Die Kosten für den Tunnel beliefen sich auf 7'828'000 Franken.

Im Februar 2009 kündigte die Rhätische Bahn Untersuchungen zur grundlegenden Modernisierung oder zum Neubau des Tunnels an. [1] Im Jahr 2009 prüfte die RhB auch mittels geologischer Test vor Ort, ob es wirtschaftlicher ist den Tunnel aufwändig zu sanieren oder durch einen Neubau zu ersetzen. Im Frühjahr 2010 teilte die Rhätische Bahn mit, dass ein Neubau geplant ist. Die Kosten werden mit 260 Millionen Schweizer Franken beziffert. Nach Angaben der RhB sei der Neubau zwar 20 Millionen teurer als die Instandsetzung, durch den Neubau können jedoch Vorteile bei der Sicherheit, dem Betrieb, der Terminplanung und der Bautechnik erreicht werden. Der grösste Vorteil ist vor allem, dass der Zugbetrieb auch während der Bauarbeiten durchgehend aufrechterhalten werden kann. Hauptnachteil des Neubaus ist jedoch die erheblich höhere Umweltbelastung, da z.B. das gesamte Ausbruchsmaterial abgefahren und deponiert werden muss. Baubeginn soll 2014 sein, es wird mit einer Bauzeit von sechseinhalb Jahren gerechnet. Der Neubau soll mit dem Welterbe-Status vereinbar sein. Hierzu soll jedoch noch ein Gutachten vom Denkmalschutz eingeholt werden.

Einzelnachweise

  1. RhB: Albulatunnel auf dem Prüfstand Pressemitteilung der Rhätischen Bahn vom 12. Februar 2009

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