Funktionelle Selektivität

Funktionelle Selektivität

Funktionelle Selektivität bezeichnet in der Pharmakologie das Phänomen, dass biologisch wirksame Substanzen (Wirkstoffe, Liganden) nach deren Bindung an einen Rezeptor bevorzugt einen von mehreren möglichen Signaltransduktionswegen aktivieren können.[1] Dieses Phänomen kann prinzipiell an allen Rezeptoren beobachtet werden, die mindestens zwei verschiedene Signaltransduktionswege gekoppelt sind. Funktionelle Selektivität konnte für verschiedene Liganden an nukleären Hormonrezeptoren und G-Protein-gekoppelten Rezeptoren beobachtet werden.

Die Beobachtung einer funktionellen Selektivität eines Liganden kann dabei kausal auf die Unterschiedlichkeit der untersuchten Effekte (z. B. schnell oder langsam einsetzende Effekte), unterschiedlich starke Expression und Aktivität des Rezeptorproteins oder auf Eigenschaften des Liganden selbst zurückgeführt werden.[2] Im letzteren Fall spricht man auch von biased agonism, agonist-selective trafficking of stimulus oder ligand-selective agonism. Hierfür wird angenommen, dass unterschiedliche Substanzen jeweils spezifische Konformationen eines Rezeptorproteins ermöglichen. Diese unterschiedlichen Zustände der Rezeptorproteine können ihrerseits unterschiedliche Effektorproteine und somit unterschiedliche Signaltransduktionswege aktivieren. Damit steht die Beobachtung der funktionellen Selektivität eines Liganden im Widerspruch zum klassischen Schlüssel-Schloss-Prinzip der Pharmakologie.

Quellen

  1. J. D. Urban et al.: “Functional selectivity and classical concepts of quantitative pharmacology”. The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics 320 (1) (2007), pp. 1–13. PMID 16803859
  2. T. Kenakin: “Functional selectivity through protean and biased agonism: who steers the ship?”. Molecular Pharmacology 72 (6) (2007), pp. 1393–1401. PMID 17901198

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Selektivität (Pharmakologie) — Funktionelle Selektivität bezeichnet in der Pharmakologie das Phänomen, dass biologisch wirksame Substanzen (Wirkstoffe, Liganden) nach deren Bindung an einen Rezeptor bevorzugt einen von mehreren möglichen Signaltransduktionswegen aktivieren… …   Deutsch Wikipedia

  • H3-Rezeptor — Histamin H3 Rezeptor Größe 445 AS; 48,7 kDa Struktur 7TM …   Deutsch Wikipedia

  • Rezeptoragonist — Dosis Wirkungskurven von Agonisten, die zu einer vollen (voller Agonist) oder partiellen Aktivierung eines Rezeptors führen (Partialagonist). Als Agonist (griechisch αγωνιστής, agonistís der Tätige, Handelnde, Führende) wird in der Pharmakologie… …   Deutsch Wikipedia

  • Agonist (Pharmakologie) — Dosis Wirkungskurven von Agonisten, die zu einer vollen (voller Agonist) oder partiellen Aktivierung eines Rezeptors führen (Partialagonist). Als Agonist (griechisch αγωνιστής, agonistís der Tätige, Handelnde, Führende) wird in der Pharmakologie… …   Deutsch Wikipedia

  • Cipralisant — Strukturformel Allgemeines Freiname Cipralisant …   Deutsch Wikipedia

  • Histamin-H3-Rezeptor — Masse/Länge Primärstruktur 445 AS; 48,7  …   Deutsch Wikipedia

  • Schutzgruppe — Mit der Butyloxycarbonyl Gruppe an der Aminogruppe geschützte α Aminosäure Glycin. Die Boc Schutzgruppe ist blau markiert …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Feigl — Fritz Feigl (* 15. Mai 1891 in Wien, Österreich; † 23. Januar 1971 in Rio de Janeiro, Brasilien) war ein österreichischer Chemiker. Er hat an den Universitäten von Wien und Rio de Janeiro gelehrt. Feigel gilt als der Begründer analytischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Feigl — (* 15. Mai 1891 in Wien, Österreich; † 23. Januar 1971 in Rio de Janeiro, Brasilien) war ein österreichischer Chemiker. Er hat an den Universitäten von Wien und Rio de Janeiro gelehrt. Feigl gilt als der Begründer analytischer Tüpfeltests und hat …   Deutsch Wikipedia

  • Ionenaustauscher — Kunstharz Ionenaustauscher Ionenaustauscher …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”