Frusciante

Frusciante
John Frusciante (2006)

John Anthony Frusciante [fru'ʃɑnteɪ ] (* 5. März 1970 in Queens, New York) ist der Gitarrist und Backing-Vocalist der kalifornischen Band Red Hot Chili Peppers und Solokünstler.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Kindheit

John Frusciante ist das einzige gemeinsame Kind von Gail und John. Seine Mutter war eine erfolgversprechende Sängerin, blieb aber Hausfrau, weil ihr Mann eine musikalische Karriere ausschloss. Johns Vater, ein Rechtsanwalt, spielte lange Zeit Klavier. Nach einem Umzug nach Tucson in Arizona lebte die Familie für ein Jahr in Florida. Während dieser Zeit, John war sechs Jahre alt, trennten sich die Eltern. In Santa Monica, wo er die nächsten Jahre lebte, gefiel es ihm sehr gut, da sich dort ein Großteil der Rock- und Punk-Szene abspielte. Sein Stiefvater, der Beethoven und 50er Rhythm and Blues hörte, unterstützte John in seiner künstlerischen Entwicklung. Während seiner Schulzeit entwickelte John enormen Ehrgeiz für das Gitarrespielen. Er übte bis zu fünfzehn Stunden am Tag und setzte sich mit der Musiktheorie auseinander.[1] Seine ersten eigenen Songs nahm er im Alter von vierzehn Jahren auf.

Red Hot Chili Peppers

John Frusciante war seit seinem vierzehnten Lebensjahr begeistert von den Red Hot Chili Peppers. Er hatte alle Texte, Gitarren- und Bassriffs ihrer Lieder einstudiert. Als er 1988 nach Hollywood zog, traf er dort bei einer Session auf den ehemaligen Dead-Kennedys-Schlagzeuger D. H. Peligro, welcher den Kontakt zwischen Frusciante und den „Chilis“ herstellte. Nach dem Tod ihres Gitarristen Hillel Slovak Mitte des Jahres 1988, wurde Frusciante in die Band aufgenommen. Ihr erstes gemeinsames Album Mother's Milk war bereits erfolgreich und mit dem Album Blood Sugar Sex Magik schaffte die Band den Durchbruch. Aber bereits während den Arbeiten zu diesem Album kriselte es in der Band, auch war Frusciante dem Leistungsdruck nicht mehr gewachsen und so verkündete er während der Japan-Tournee 1992 seinen Austritt.

Am Abgrund

Nach dem Austritt versank Frusciante in tiefe Depressionen, suchte einen Ausweg in Drogen und verfiel psychisch, wie auch physisch immer mehr. Trotzdem gelang es ihm zu malen, Kurzgeschichten und mehr als siebzig Songs zu schreiben. In dieser Zeit entstand auch das Album Niandra Lades and Usually Just a T-Shirt. Nach dem Tod seines besten Freundes River Phoenix im Oktober 1993, der bei einem seiner Live-Auftritte in Johnny Depps Club „Viper Room“ starb, rutschte Frusciante immer weiter ab. Im Februar 1996 entrann er knapp dem Drogentod, daraufhin versuchte er erfolglos den Heroinkonsum zu stoppen. 1997 brachte er sein Album Smile From the Streets You Hold auf den Markt, um seinen Drogenkonsum weiter finanzieren zu können. Auf diesem Album sind auch zwei Kolaborationen von Frusciante und River Phoenix zu hören - Height Down und Well, I´ve Been.[2].

Nach mehreren Entzugsversuchen gelang es Frusciante Anfang 1998 seine Drogenabhängigkeit zu überwinden. Nach seiner Genesung stieg er wieder bei den Red Hot Chili Peppers ein.

Neubeginn

1999 war Frusciante im Album Californication wieder maßgeblich am Erfolg der Red Hot Chili Peppers beteiligt. 2001 veröffentlichte er sein Soloalbum To Record Only Water for Ten Days. Daneben stellte er auf seiner Internetseite im selben Jahr gratis weiteres Material zur Verfügung, das am Ende ein komplettes Album mit dem Titel From The Sounds Inside ergab. Während der Songwriting-Phase für By The Way schrieb er zusammen mit Josh Klinghoffer Stücke für sein Album Shadows Collide With People. Hier gibt es Gastauftritte von Flea, Omar A. Rodríguez-López und Chad Smith. Zwischen den Produktionen seiner Soloalben komponierte John Frusciante Stücke für den Film The Brown Bunny seines Freundes Vincent Gallo.

Frusciante (rechts, kniend) bei einem Auftritt mit The Mars Volta

2004 veröffentlichte er mit Hilfe seines Freundes Josh Klinghoffer eine Serie von sechs Alben, die ab der zweiten Hälfte des Jahres in monatlichen Abständen herausgebracht wurden und sehr unterschiedliche Stilrichtungen verfolgten. Das erste, The Will to Death hat einen rauen Sound und erinnert an die 1970er Jahre. John Frusciante macht dabei wenig Gebrauch von Overdubs. Auf dem zweiten The DC EP verzichtet er völlig auf den Gebrauch von Synthesizern, und versuchte einfach an die Musik heranzugehen. Inside of Emptiness verfolgt einen eher rockigen Stil. Danach erschien sehr experimentelle und elektronische Musik unter dem Titel A Sphere in the Heart of Silence, die recht komplexe Strukturen aufweist und auf der Josh Klinghoffer ebenso vertreten ist. Das fünfte Album in dieser Serie ist eine Improvisation zusammen mit Joe Lally, dem Bassisten von Fugazi und Josh Klinghoffer. Die drei treten unter dem Namen Ataxia auf und die CD heißt Automatic Writing. Das akustische Album Curtains beendet die Serie und schließt musikalisch an The DC EP an.

Am 29. Mai 2007 erschien der zweite Teil der 90 Minuten langen Improvisation von Ataxia unter dem Namen AWII. Frusciante kündigte auch an, dass er zwei weitere Alben mit Josh Klinghoffer veröffentlichen werde. Eines würde mehr aus elektronischer Musik bestehen, und das andere würde sich an klassischer Musik orientieren. Siebzehn Songs wären bereits fertig gestellt.

Das neue Soloalbum The Empyrean wurde am 30. Januar 2009 veröffentlicht. Das Konzeptalbum beinhaltet zehn Titel, darunter das Cover Song to the Siren im Original von Tim Buckley und den Instrumentaltitel Before the Beginning. Am Bass wird, wie schon auf früheren Alben, Flea zu hören sein. Schlagzeug spielt Josh Klinghoffer. Des Weiteren wirken auf dem Album Johnny Marr, New Dimension Singers und Sonus Quartet mit. Laut Frusciante wurde die CD zwischen Dezember 2006 und März 2008 aufgenommen.[3]

Stil und Einflüsse

In seinen Solowerken entfernt sich John Frusciante sehr stark vom Sound der Red Hot Chili Peppers, macht etwa von Synthesizern regen Gebrauch, produziert ausgedehnte Instrumentalstücke und verzichtet an anderer Stelle im Gegensatz dazu komplett auf den Einsatz von Verstärkern (unplugged).

Als Inspirationen nennt er, neben den Red Hot Chili Peppers, Frank Zappa, Jimi Hendrix, The Germs, Led Zeppelin, Lou Reed, Kiss, Captain Beefheart, David Bowie, Sonic Youth, Fugazi, Depeche Mode, Ornette Coleman, Joy Division, The Smiths, The Clash, Van der Graaf Generator und die Talking Heads, aber auch Krautrock-Bands wie Kraftwerk und Neu!, deren Einflüsse besonders auf A Sphere in the Heart of Silence deutlich werden.

John nannte während der Aufnahmen zu Blood Sugar Sex Magik als seine Lieblingsgitarristen Eddie Hazel von P-Funk, Robert Johnson, James Williamson von The Stooges, Snakefinger, D. Boon von Minutemen, Lightnin’ Hopkins, Leadbelly, Tom Verlaine, Danny Whiten von Crazy Horse, Zander Schloss und Dix Denney von Thelonious Monster. Am meisten hätte ihn aber Zoot Horn Rollos Gitarrenspiel auf Captain Beefhearts Trout Mask Replica beeinflusst. Für ihn hätten diese Gitarristen gemeinsam, dass sie nicht versuchten cool zu wirken, sondern jede Note eine Bedeutung hätte. Aber auch die Schauspieler Harpo Marx und Robert de Niro gehörten zu seinen Vorbildern. Durch sie hätte er erkannt, dass man nicht extrem viele Noten sehr laut spielen müsse, um seine Botschaft rüberzubringen, weil de Niro nur das Wichtigste ausspricht und dies mit wenig Mimik verbunden sei. Marx hingegen drückt sich ausschließlich mit Geräuschen und Gesichtsausdrücken aus, von denen kein Einziger unwichtig wäre.

Bedeutung laut Rolling Stone

Frusciante belegt Platz 18 in der Rolling-Stone-Auflistung „The 100 Greatest Guitarists of All Time" und wurde im Februar 2007 als einer von 20 in die Liste „The New Guitar Gods" aufgenommen. Darüber hinaus belegt er Platz 16 bei der im Oktober 2007 erschienenen Liste „The Twenty-Five Most Underrated Guitarists“.

Diskografie

Soloveröffentlichungen

  • 1994 Niandra Lades and Usually Just a T-Shirt
  • 1997 Smile from the Streets You Hold
  • 1997 Estrus EP
  • 2001 Going Inside EP
  • 2001 From the Sounds Inside
  • 2001 To Record Only Water for Ten Days
  • 2004 Shadows Collide With People
  • 2004 The Will to Death
  • 2004 DC EP
  • 2004 Inside of Emptiness
  • 2004 A Sphere in the Heart of Silence
  • 2005 Curtains
  • 2009 The Empyrean

Musikalische Zusammenarbeit

Einzelnachweise

  1. Total Guitar, Ausgabe April 2001, S.31.
  2. Guitar One, Ausgabe August 1999
  3. Ankündigung von The Empyrean

Weblinks


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