Fritz Vilmar

Fritz Vilmar

Fritz Vilmar (* 28. Juli 1929 in Insterburg, Ostpreußen) ist ein deutscher Hochschullehrer. Er lehrte Politikwissenschaft und Soziologie am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin.

Leben

Nach seinem Soziologiestudium war er in der politischen Erwachsenenbildung tätig. 1959-70 Referent in der Abt. Bildungsarbeit beim Vorstand der IG Metall. Er war einer der Mitbegründer der „Kritischen Friedensforschung“, unter anderem durch seine Bücher Rüstung und Abrüstung im Spätkapitalismus (1965, ISBN 3499167972) und Sozialistische Friedenspolitik für Europa (1972, ISBN 3499115514). Seit den 1970er-Jahren konzentrierte er seine Arbeit auf die Theorie reformtheoretisch fundierter „humaner Alternativen“ zu den herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen.

Vilmar ist seit 1975 Professor für Politikwissenschaft an der FU Berlin. Gegen linken Dogmatismus gründete er 1976 mit Gleichgesinnten die „Hochschulinitiative Demokratischer Sozialismus“. (1980 publizierte er in diesem Zusammenhang mit Ossip K. Flechtheim und anderen Der Marsch der DKP durch die Institutionen.) Ab 1977 Mitglied der Grundwertekommission der SPD, 1984 wegen Bekenntnis zu den Grünen abgewählt. Seit 1983 ist er Vorsitzender beziehungsweise Vorstandsmitglied des „Arbeitskreises Atomwaffenfreies Europa“ sowie 1990 Initiator der „Ökologischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft“ (ÖkoLeA), die seit 1993 in Klosterdorf bei Strausberg ein kibbuzähnliches Kommuneprojekt aufbaut. Derzeit ist Vilmar Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland.

Wichtige Elemente von Vilmars Lebenswerk haben Weggefährten und Schüler 1994 in der Festschrift Mut zur Utopie (Hrsg. Scherer, Wasmuth; ISBN 3929440466) dargestellt.

Am 15. November 2003 entschloss sich Fritz Vilmar nach 52-jähriger Mitgliedschaft, die SPD zu verlassen, weil sie zunehmend kapitalhörig sei und einen hochgradigen sozialen Substanzverlust zeige.

Die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde hat Fritz Vilmar den Menschenrechtspreis 2008 vergeben.

Werke

Eine Auswahl:

  • Strategien der Demokratisierung (2 Bde. 1973)
  • Menschenwürde im Betrieb (auch Hg. 1973), ISBN 3499116049
  • Industrielle Demokratie in Westeuropa (auch Hg. 1975), ISBN 3499117118
  • Wirtschaftsdemokratie und Humanisierung der Arbeit (mit K-O. Sattler, 1978), ISBN 3434450718
  • Arbeitswelt. Grundriß einer kritischen Soziologie der Arbeit (mit L. Kißler, 1992), ISBN 3825211673
  • Vollbeschäftigung durch Arbeitszeitverkürzung? (mit W. Kutsch, 1983)
  • Ökosozialismus (mit K-J. Scherer, 1986), ISBN 3922778054
  • Handbuch Selbsthilfe (mit B. Runge 1988)
  • Die rettende Kraft der Utopie. Deutsche Juden gründen den Kibbuz Hasorea (mit W. Godenschweger, 1990), ISBN 3630867332

Seit 1991 koordinierte er die „Forschungsgruppe Kritische Analyse der Vereinigungspolitik“; deren Arbeitsergebnisse:

  • Kolonialisierung der DDR (mit W. Dümcke, 1995), ISBN 3929440679
  • La face cachée de l'unification allemande (mit Gislaine Guittard, Paris 1999), ISBN 2708234625
  • Zehn Jahre Vereinigungspolitik. Kritische Analysen und humane Alternativen (2000), ISBN 3896262211
  • Die DDR war anders (mit St. Bollinger), 2 Bde, 2002, ISBN 3360010361

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Vilmar — ist der Familienname folgender Personen: August Friedrich Christian Vilmar (1800–1868), deutscher evangelischer Theologe Burghard Vilmar (* 1933), deutscher Jurist und Politiker (SPD) Fritz Vilmar (* 1929), deutscher Politologe Karsten Vilmar (*… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Hoch — (* 21. Oktober 1896 in Zürich; † 20. Oktober 1984 in Kassel) war ein deutscher Politiker der SPD. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Partei 3 Abgeordneter …   Deutsch Wikipedia

  • Burghard Vilmar — (* 28. Juni 1933 in Kassel) ist ein deutscher Jurist und Politiker (SPD). Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Öffentliche Ämter 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Vi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Ökosozialisten — Der Ökosozialismus ist eine Hauptströmung innerhalb der ökologischen Bewegungen. In den 1980er Jahren dominierten ökosozialistische Positionen Die Grünen, Rainer Trampert wurde als prominenter Ökosozialist Parteisprecher. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Marsch durch die Instanzen — Der Marsch durch die Institutionen ist eine 1967 von Rudi Dutschke verbreitete Parole, der eine langfristige politisch strategische Perspektive der damals noch primär studentisch geprägten Protestbewegung in einem inhaltlich linkssozialistisch… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Soziologen — Bekannte Soziologen und Soziologinnen Sachbeiträge zur Soziologie siehe auf der zugehörigen Themenliste und der Liste bahnbrechender soziologischer Publikationen; allgemein ist auf das Portal:Soziologie zu verweisen. A Esko Aaltonen Nermin Abadan …   Deutsch Wikipedia

  • Ossip Flechtheim — Ossip K. Flechtheim (* 5. März 1909 als Ossip Kurt Flechtheim in Nikolajew, Ukraine; † 4. März 1998 in Berlin) war ein deutscher Hochschullehrer und Autor. Der Jurist und Politikwissenschaftler war einer der Begründer der Futurologie in… …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaftsdemokratie — Als Wirtschaftsdemokratie werden verschiedene historische und zeitgenössische Konzepte bezeichnet, welche die Mitbestimmung und Beteiligung der Arbeitnehmer an wirtschaftlichen Prozessen und eine demokratisch legitimierte Globalsteuerung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Arbeitsmarktsoziologie — Die Arbeitssoziologie ist eine Spezielle Soziologie, die sich mit der „Arbeit“ in allen ihren sozialen Ausformungen befasst. Wissenschaftshistorisch finden sich arbeitssoziologische Materien bereits in den philosophischen und nationalökonomischen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”