Fritz Stamer

Fritz Stamer

Fritz Stamer (* 28. November 1897 in Hannover; † 20. Dezember 1969 in Oberursel (Taunus); gelegentlich fälschlicherweise auch: Friedrich Stamer) war ein deutscher Pilot, Fluglehrer und Flugzeugkonstrukteur. Stamer war nach dem Ersten Weltkrieg maßgeblich an der Einsitzerschulung auf Gleitflugzeugen in Deutschland beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ausbildung

Stamer besuchte nach der Grundschule das Gymnasium. Er wurde Mitglied der Jugendbewegung und zog 1914 in den Ersten Weltkrieg. Bei Langemark wurde er verwundet. Nach seiner Genesung wurde er bei der FEA 5 in Hannover zum Piloten ausgebildet und legte 1917 seine Feldpilotenprüfung ab. Am 14. August 1918 wurde er bei Lunéville mit seiner DFW C.V der Fliegerabteilung (A) 242 abgeschossen und für 2 Jahre im Fliegergefängnis Etranches inhaftiert. Nach seiner Freilassung am 28. Februar 1920 beendete er zunächst sein Architekturstudium, um darauf 1921 als Hilfskraft bei der reichswehrnahen Weltensegler GmbH auf der Wasserkuppe zu arbeiten. Während seiner Tätigkeit als Fluglehrer bzw. Leiter der Flugschule, erlangten etliche Reichswehrangehörige in „Zivil“ die Befähigung zur Führung eines Gleitflugzeuges.

Am 1. Juli 1924 wechselte Stamer zur neu gegründeten Martens Flugschule, die wiederum am 1. Oktober 1925 durch die Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG) übernommen wurde. Bis Mai 1933 übte Stamer hier sowohl die Funktion des Fluglehrers als auch die Leitung der Abteilung Flugschule aus. Zusammen mit Alexander Lippisch, seinem späteren Schwager, der das Konstruktionsbüro der RRG leitete, entwickelte er den Schulgleiter RRG-Zögling. In seiner Funktion als Schulleiter entwickelte er die Methode der Ab-initio-Pilotenausbildung im Einsitzer mit A-, B- und C-Prüfung, welche bis in die sechziger Jahre praktisch unverändert praktiziert wurde. In diesem Zusammenhang kreierte Stamer auch die Segelflugabzeichen mit einer, zwei und drei silbrigen Möven auf blauem Grund.

Am 10. Juni und 11. Juni 1928 führte er als erster Mensch einen Flug mit einem raketengetriebenen Segelflugzeug des Typs RRG-Ente aus. Nach dem dritten Flug brannte die Maschine jedoch aus.

NS-Zeit

„Nach der Machtübernahme 1933 trat Stamer von seinem Amt als Leiter des deutschen Segelfluges zurück. Er übernahm die Leitung des Instituts für Flugversuche der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug.“

Diese Darstellung seiner Biografie aus der Feder seines Freundes Joseph Dabrock, entspricht allerdings nicht ganz den historischen Fakten. Stamer trat am 1. August 1932 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 1145800) und wurde Angehöriger der SA.

Im Mai 1933 versuchte er mit Hilfe der Partei, seinen Vorgesetzten, Professor Georgii, aus dem Amt zu drängen, was aber durch die Hilfe des Ministerialdirigenten im Reichsverkehrsministerium, Ernst Brandenburg, (Georgiis Kommandeur im Ersten Weltkrieg) verhindert wurde. Stamer wurde sofort von seinem Posten bei der RRG abgelöst und wurde nach Berlin, in die Zentrale des Deutschen Luftsport Verbandes (DLV), Abteilung Segelflug (unter Rittmeister Paulfranz Roehre), „strafversetzt“.

Erst 1936 kehrte Stamer als Abteilungsleiter zur zwischenzeitlich neustrukturierten Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS vormals RRG) zurück. Bis 1945 blieb er zunächst in Darmstadt und später in Ainring Leiter des Instituts für Flugversuche bei der DFS. (Diese Darstellung muss u.U. korrigiert werden. Bereits in der 2. Auflage von Fritz Stamers Buch "Ein Gleitflugkursus in Bildern" von 1934 wird er als "Abteilungsleiter beim Deutschen Forschungs-Institut für Segelflug" bezeichnet, also mindestens 2 Jahre früher).

Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 4. August 1950 der Deutsche Aero-Club gegründet wurde, war Stamer Gründungsmitglied und übernahm das Amt des Generalsekretärs und Vizepräsidenten. Eine chronische Krankheit zwang ihn 1962, von seinen Ämtern zurückzutreten.

Würdigung

Nach seinem Tod wurde er vom Deutschen Aero-Club zum Ehrenpräsidenten ernannt. In Fulda wurde die Fritz-Stamer-Straße nach ihm benannt.

Werke

  • Der Bau von Flugmodellen. HG Media, Engelsband 1997, ISBN 3-931438-03-1 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1927)
  • Gleitflug und Gleitflüge. Volckmann, Berlin
    • Bd. 1. Konstruktion und praktische Flugversuche (1927)
    • Bd. 2. Bauanweisungen und Bauzeichnungen (1928)
  • Ein Gleitflugkursus in Bildern. - Berlin : Klasing & Co, 1928, 2. Aufl. 1934
  • Gleit- und Segelflugschulung. - Berlin : Volckmann, Berlin, 1931
  • Handbuch für den Jungsegelflieger. - Berlin, 1930
    • Bd. 1. Ausbildung, Maschinen, Werkzeuge, Instrumente (1930)
    • Bd. 2. Aerodynamik, Statik, Fachausdrücke (1931)
  • Jungen werden Flieger. - Stuttgart : Franckh, 1937
  • Segelflieger. - Berlin : Teubner, 1936
  • Der Segelflug und das Segelfliegen. - Wuppertal : Spohr, 1953
  • Wege über Wolken. - München : Pohl, 1951
  • Zwölf Jahre Wasserkuppe. - Berlin : Hobbing, 1933
  • Der Luftkampf. - Beitrag in "Durch die weite Welt" Band XV-1937

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