Fritz Elsas

Fritz Elsas

Fritz Elsas (* 11. Juli 1890 in Cannstatt; † 4. Januar 1945 im KZ Sachsenhausen) war ein deutscher Politiker (DDP/DStP) und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde als Sohn eines Industriellen geboren, studierte in München, Berlin und Tübingen Jura, promovierte 1912 zum Doktor der Staatswissenschaften. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Elsas als Freiwilliger, wurde aber aufgrund einer starken Sehbehinderung ausgemustert.

Von August 1914 bis zum 30. Januar 1915 arbeitete er in der Handelskammer in Stuttgart. Er entwarf ein System der Nahrungsmittelversorgung, das reichsweit zum Vorbild wurde. Ab dem 1. Februar 1915 war er bei der Stadt Stuttgart beschäftigt, zuletzt als Direktor des städtischen Lebensmittelamts mit acht Abteilungen und über 200 Mitarbeitern [1]

1919 wurde er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Stadtrat in Stuttgart. Wegen antisemitischer Angriffe, obwohl er bereits während seines Studiums zum evangelischen Glauben konvertiert war, verzichtete er 1921 auf eine DDP-Kandidatur zum Oberbürgermeister. 1924 wurde er Abgeordneter des Württembergischen Landtags.

1926 wurde er zum Vizepräsidenten des Deutschen und Preußischen Städtetags berufen und zog nach Berlin. Im April 1931 wählten ihn die Berliner Stadtverordneten zum Bürgermeister.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 kam er seiner bevorstehenden Absetzung zuvor, indem er ein Urlaubsgesuch einreichte. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er im gleichen Jahr in den Ruhestand versetzt. Zunächst arbeitete er als Wirtschafts- und Devisensachverständiger. 1937 wurde er festgenommen und saß wegen angeblicher Devisenvergehen fünf Monate in Untersuchungshaft.

Seit 1934 hatte Elsas Kontakt zu einer liberalen Widerstandsgruppe um Landgerichtsrat Ernst Strassmann in Berlin und den Kaufmann Hans Robinsohn in Hamburg. Darüber hinaus hatte er Verbindungen zum früheren Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler. Er verfasste eine Proklamation, mit der Goerdeler nach dem geplanten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler die Öffentlichkeit informieren wollte. Elsas sollte nach einem gelungenen Attentat Leiter der Reichskanzlei werden.

Nach dem Scheitern des Attentats im Juli 1944 versteckte er Goerdeler. Am 10. August 1944 wurde Elsas von der Gestapo verhaftet und gefoltert. Vier Monate verbrachte er im Berliner Zellengefängnis Lehrter Straße. Im Dezember 1944 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht. Dort wurde er im Januar 1945 ermordet. Seine Frau, sein Sohn und seine beiden Töchter wurden in den KZs Buchenwald und Ravensbrück in Sippenhaft genommen, sein Nachlass konfisziert.

Elsas war mit Theodor Heuss befreundet. Seine Tochter Hanne heiratete im August 1945 Heuss Sohn Ernst Ludwig.

Ehrungen

Die Städte Stuttgart und Berlin haben jeweils eine Straße nach Fritz Elsas benannt.

Literatur

  • Jörg Thierfelder: Fritz Elsas. In: Joachim Mehlhausen (Hrsg.): Zeugen des Widerstands. Mohr, Tübingen 1996, ISBN 3-16-146535-0
  • Fritz Elsas: Ein Demokrat im Widerstand. Zeugnisse eines Liberalen in der Weimarer Republik. Hrsg. von Manfred Schmid, Bleicher Verlag, Gerlingen 1999, ISBN 3-88350-664-8
  • Fritz Elsas: Auf dem Stuttgarter Rathaus 1915 - 1922: Erinnerungen. Hrsg. von Manfred Schmid, Klett-Cotta, Stuttgart 1990, ISBN 3-608-91331-9
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 176. 

Einzelnachweise

  1. Staatsanzeiger Nr. 1 vom 16. Januar 2009, Seite 56

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Elsas — ist der Familienname folgender Personen: Fritz Elsas (1890−1945), deutscher Politiker (DDP/DStP) und Widerstandskämpfer Hans Gustav Elsas (1894−1986; auch José Antonio Benton und Helmut Gaupp Turgis), deutscher Rechtsanwalt und Schriftsteller… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Schöneberg — Lage von Schöneberg in Berlin In der Liste der Kulturdenkmale von Schöneberg sind die Kulturdenkmale des Berliner Ortsteils Schöneberg im Bezirk Tempelhof Schöneberg aufgeführt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Konzentrationslager Ravensbrück — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Schöneberg — Übersichtskarte von Schöneberg Die Liste der Straßen und Plätze in Berlin Schöneberg beschreibt das Straßensystem im Berliner Ortsteil Schöneberg mit den entsprechenden historischen Bezügen. Gleichzeitig ist diese vollständige Liste ein Teil des… …   Deutsch Wikipedia

  • Persönlichkeiten des 20. Juli 1944 — Würdigung der Widerstandskämpfer: Block 3 der Deutschen Bundespost von 1964 zum 20. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler Die Liste der Persönlichkeiten des 20. Juli 1944 umfasst die Beteiligten, Mitwisser und Fluchthelfer beim gescheiterten… …   Deutsch Wikipedia

  • Volksstaat Württemberg — Freier Volksstaat Württemberg Wappen Flagge (Details) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/El — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Opfern des Nationalsozialismus — Definition: Nach dem Bundesentschädigungsgesetz gilt: „Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung ist, wer aus Gründen politischer Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus oder aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der Weltanschauung durch …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolph-Wilde-Park (Berlin) — Der Rudolph Wilde Park liegt im Berliner Ortsteil Schöneberg. Die öffentliche Grün und Erholungsanlage trägt den Namen des ersten Oberbürgermeisters Rudolph Wilde, auf dessen Initiative zwischen 1911 und 1914 das Rathaus der damals noch… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Ludwig Heuss — (* 5. August 1910 in Schöneberg; † 14. Februar 1967 in Lörrach) war ein deutscher Angehöriger einer Widerstandsbewegung zur Zeit des Nationalsozialismus und nach Kriegsende Unternehmer. Er war der Sohn des späteren deutschen Bundespräsidenten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”