Friedrich von Schlichtegroll

Friedrich von Schlichtegroll
Friedrich von Schlichtegroll

Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll (* 8. Dezember 1765 in Waltershausen; † 4. Dezember 1822 in München) war erster Biograf von Mozart, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philologe, Numismatiker und Archäologe. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof im Glockenbachviertel Münchens. Im Münchner Stadtteil Englschalking ist eine Straße nach ihm benannt.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll stammte aus einer alten, ursprünglich in Greifswald beheimateten Beamtenfamilie, die später in Sachsen und Thüringen ansässig war. Sein Vater war herzoglicher Amtsaktuar, später Hofrat in Gotha.

Ausbildung

Mit 13 Jahren kam er ans Gothaer Gymnasium, 1783 schrieb er sich in Jena, wie vom Vater gewünscht, zunächst für die Rechtswissenschaften ein, wechselte aber bald, angeregt vom Rektor seines Gymnasiums, zur Theologie über und hörte vor allem philologische Vorlesungen. Er ging dann nach Göttingen, wo er bis 1787 blieb und sich ganz der Philologie widmete. Hier wurde er von Heyne gefördert.

Beruflicher Werdegang

Ab 1787 unterrichtete er am Gothaer Gymnasium hauptsächlich Religion, Hebräisch, Deutsch und Latein. Zu dieser Zeit wurde er in die Freimaurerloge „zum Compaß“ aufgenommen, sein Logenname, war „Gronovius“, nach dem berühmten niederländischen Altphilologen. Er stand auch den (damals schon verbotenen) Illuminaten nahe. Seit 1788 arbeitete Schlichtegroll neben- und ehrenamtlich in der herzoglichen Bibliothek, wo er die alten Drucke katalogisierte und einen neuen Sachkatalog aufstellte. 1797 publizierte Schlichtegroll eine Arbeit über die Gemmensammlung des Philipp von Stosch (1691–1757) auf Französisch und deutsch. 1798 wurde er Assistent seines Schwiegervaters und übernahm alsbald die Aufsicht über das herzogliche Münzkabinett. Da das neue Amt ihn ganz ausfüllte, legte er 1800 seine Professur am Gymnasium nieder. 1802 wurde er zum herzoglichen Bibliothekar ernannt, wo er sowohl mit dem Altphilologen Jacobs wie mit dem Bibliothekar Hamberger zusammenarbeitete.

Von 1790 bis 1806 entstand das Werk, für das Schlichtegroll noch heute in Fachkreisen bekannt ist, der „Nekrolog der Teutschen“. Die Arbeit Schlichtegrolls fand jedoch nicht nur Anerkennung: Goethe und Schiller verspotteten ihn 1797 im Musenalmanach: „Vor dem Raben sehet euch vor, der hinter ihr krächzet, das nekrologische Tier setzt auf Kadaver sich nur“.

1807 folgte Schlichtegroll dem Ruf zum Generalsekretär der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, nach München. Sein Aufgabengebiet waren die normalen akademischen Aufgaben sowie die Geschäftsführung und der Aufbau neuer Einrichtungen wie des Botanischen Gartens, chemischen Laboratoriums und der Sternwarte. 1808 wurde er von König Max Joseph zum Ritter ernannt, 1813 folgte der erbliche Adel. 1812 wurde Schlichtegroll auch mit den Präsidentengeschäften der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betraut.

Familie

1792 heiratete Schlichtegroll Auguste Rousseau, die zweite Tochter des Direktors des herzoglichen Münzkabinetts, mit der er vier Söhne und eine Tochter hatte. Sie führten ein sehr geselliges Leben, ihr Haus stand den in München wohnenden und den durchreisenden Gelehrten offen. Dort trafen sich unter anderem Schmeller, Jean Paul und Friedrich Heinrich Jacobi.

Schriften

  • Turnier Buch Herzogs Wilhelm IV. von Bayern von 1510 bis 1545. München 1817
  • Wolfgang Amadeus Mozart
  • Mozarts Leben
  • Johannes Chrysostomus Wolfgang Gottlieb Mozart
  • Musiker Nekrologe
  • Nekrolog auf das Jahr 1794. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen. Fünfter Jahrgang. 2 Bände, Justus Perthes, Gotha 1796.
  • Nekrolog auf das Jahr 1796. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen. Siebenter Jahrgang. 2 Bände, Justus Perthes, Gotha 1799 und 1800
  • Nekrolog auf das Jahr 1797. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen. Achter Jahrgang. 2 Bände, Justus Perthes, Gotha 1801
  • Nekrolog auf das Jahr 1798. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen. Neunter Jahrgang. 2 Bände, Justus Perthes, Gotha 1802 und 1803.
  • Nekrolog auf das Jahr 1799. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen. Zehnter Jahrgang. 2 Bände, Justus Perthes, Gotha 1804 und 1805.
  • Nekrolog auf das Jahr 1800. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen. Elfter Jahrgang. 2 Bände, Justus Perthes, Gotha 1805 und 1806

Literatur

  • Dreesbach, Anne: Friedrich Adolf Heinrich von Schlichtegroll. In: Wurst, Jürgen und Langheiter, Alexander (Hrsg.): Monachia. München: Städtische Galerie im Lenbachhaus, 2005. S. 145. ISBN 3-88645-156-9
  • Bernhard Ebneth: Schlichtegroll, Friedrich v.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 72 f.
  • Richard Hoche: Schlichtegroll, Friedrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 484–487.
  • Stoermer, Monika: Friedrich von Schlichtegroll – ein „Nordlicht“ in Bayern. In: Akademie Aktuell 1/2008, S. 46–50 (Volltext)
  • Weiller, Kajetan von: Zum Andenken an Adolph Heinrich Friedrich von Schlichtegroll, Königlich-Baierischen Director und General-Sekretär der Akademie der Wissenschaften. München 1823.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Von Schlichtegroll — ist der Familienname folgender Personen Ansgar von Schlichtegroll, deutscher Chemiker Carl Felix von Schlichtegroll (1862–1946), deutscher Illustrator und Schriftsteller, Sekretär und Biograf von Leopold von Sacher Masoch Friedrich von… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Felix von Schlichtegroll — (* 13. Januar 1862 in Groß Behnkenhagen; † 29. Juni 1946 in Volsrade (Mecklenburg)) war ein deutscher Schriftsteller und Illustrator. Außerdem war er Sekretär und Biograf von Leopold von Sacher Masoch. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Schlichtegroll — Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll (* 8. Dezember 1765 in Waltershausen bei Gotha; † 4. Dezember 1822 in München) war erster Biograph von Mozart, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philologe, Numismatiker und Archäologe.… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Johann von Drieberg — (* 10. Dezember 1780 in Berlin Charlottenburg; † 21. Mai 1856 in Berlin Charlottenburg) war ein Komponist und Schriftsteller. Er war das uneheliche Kind von Carl Friedrich von Drieberg, Rittmeister im Regiment der Gardes du Corps und Maria… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Christoph Friedrich Bach — (* 21. Juni 1732 in Leipzig; † 26. Januar 1795 in Bückeburg), deutscher Musiker und Komponist aus der Familie Bach. Er ist der dritte der vier komponierenden Bachsöhne. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Gottlieb Barth — (* 3. August 1738 in Wittenberg; † 6. Oktober 1794 in Schulpforte) war ein deutscher Pädagoge und Sprachwissenschaftler. Leben Geboren als Sohn des Weißbäckers Johann Christian Barth und seiner Frau Catarina Elisabeth (geb. Krause) wuchs er in… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Christoph von Hoffmann — Carl Christoph Hoffmann, ab 1786 von Hoffmann, (* 6. August 1735 in Powidzko / Niederschlesien; † 9. Januar 1801) war ein königlich preußischer Geheimrat und Kanzler der Halleschen Universität. Leben Carl Christoph war der Sohn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlichtegroll — Schlichtegroll, 1) Adolf Heinrich Friedrich, geb. 1785 in Waltershausen bei Gotha, wurde 1797 in Gotha Lehrer, später Professor am Gymnasium, legte 1800 diese Stelle nieder, wurde 1802 Bibliothekar, 1807 Director u. Generalsecretär der Akademie… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schlichtegroll — Schlichtegroll, Adolf Heinrich Friedrich, Gelehrter und Schriftsteller, geb. 8. Dez. 1765 in Waltershausen, gest. 4. Dez. 1822 in München, studierte Theologie, dann Altertumswissenschaften, ward 1797 Lehrer am Gymnasium und 1801 auch Bibliothekar …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Friedrich Schlichtegroll — Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll (8 December 1765 – 4 December 1822) was the first biographer of Wolfgang Amadeus Mozart. His brief account of Mozart s life (6000 words) was published in a volume of twelve obituaries Schlichtegroll… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”