Friedrich von Heyden (Chemiker)

Friedrich von Heyden (Chemiker)

Friedrich von Heyden (* 4. Januar 1838 in Breslau; † 1. Mai 1926 in Radebeul [1]) war ein deutscher Chemiker und Unternehmer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der in Breslau geborene Friedrich von Heyden erhielt eine militärische Ausbildung und lebte danach als Gutsbesitzer in Groß-Welka bei Bautzen. 1871 zog er nach Dresden, wo er 1873 bei Rudolf Schmitt am Polytechnikum Dresden in Chemie promovierte. Dort lernte er den Chemiker Hermann Kolbe kennen, der 1859 die Struktur der Salicylsäure sowie die Kolbe-Synthese (später zur Kolbe-Schmitt-Reaktion weiterentwickelt) erarbeitet hatte.

Um seine Vermutungen zu antiseptischen Eigenschaften der Salicylsäure untersuchen zu können, richtete sich von Heyden auf Anregung seines Professors Schmitt in der Remise seiner Villa Adolpha in der Leipziger Vorstadt ein Labor ein. Gleichzeitig entwickelte er ein Verfahren, um Salicylsäure, den Ausgangsstoff für Aspirin, chemisch rein in industriellem Rahmen herstellen zu können.

Um dem steigenden Bedarf nachkommen zu können, gründete von Heyden 1874 eine kleine Fabrik in Dresden, die sich jedoch schon im ersten Produktionsjahr als zu klein herausstellte. Daher gründete er im gleichen Jahr in Radebeul in der Meißner Straße 35 eine größere Fabrik, die 1875 als Salicylsäure-Fabrik Dr. F. v. Heyden in das Handelsregister eingetragen wurde. Hermann Kolbe wurde durch die Einbringung seiner Kolbe-Synthese Teilhaber der Fabrik, die weltweit erstmals Arzneimittelsynthese im industriellen Maßstab betrieb. Der Aufbau dieser Fabrik, die sich zu einem der bedeutendsten Chemieunternehmen Sachsens entwickelte, war gleichzeitig der Beginn der Industrialisierung Radebeuls.

1885 zog sich von Heyden aus der Geschäftsleitung des Unternehmens zurück. Er verkaufte es an Kolbes Sohn Carl Kolbe, ebenfalls ein Chemiker, der bereit 1884 die Leitung übernommen hatte, sowie an den Kaufmann Carl Rentsch, verblieb jedoch bis 1919 als Vorsitzender des Aufsichtsrats dem Unternehmen verbunden.

Der Geheime Hofrat wurde am 1. Mai 1924 auf Beschluss der Chemischen Abteilung der TU Dresden ehrenpromoviert.[2]

Literatur

  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 
  • Walter Greiling: Heyden, Friedrich von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 68 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sächsische Biografie | ISGV
  2. Ehrenpromovenden der TH/TU Dresden

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