Friedrich von Hagedorn

Friedrich von Hagedorn
Friedrich von Hagedorn (von Dominicus van der Smissen (1704–1760), Hamburger Kunsthalle)

Friedrich von Hagedorn (* 23. April 1708 in Hamburg; † 28. Oktober 1754 ebenda) war ein deutscher Dichter des Rokoko. Er war der ältere Bruder des Kunsttheoretikers und -sammlers Christian Ludwig von Hagedorn (1712–1780).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hagedorn war der Sohn des wohlhabenden Diplomaten und Regierungsrates in dänischen Diensten Hans Statius von Hagedorn. Zunächst von Hauslehrern ausgebildet musste er nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Vaters ab 1723 das Akademische Gymnasium in Hamburg besuchen. Ab 1726 studierte er an der kostengünstigen Universität Jena Rechtswissenschaften. Dennoch musste er nach 6 Semestern das Studium abbrechen und vor seinen Gläubigern aus Jena fliehen. 1729 reiste er für zwei Jahre als Privatsekretär des dänischen Gesandten Henrik Frederik von Söhlenthal nach London. Zurückgekehrt übernahm er nach einer Hofmeisterzeit die Stelle als Sekretär der Handelsgesellschaft Merchant Adventurer am „English Court“ in Hamburg und hatte damit finanziell ausgesorgt. Dadurch konnte er sich hauptsächlich der Schriftstellerei widmen.

1737 heiratete er die Tochter eines englischen Schneiders; die Ehe blieb kinderlos. Hagedorn pflegte einen ausschweifenden Lebensstil mit hohem Konsum an Essen, Trinken und Rauchen, so dass eine Abbildung im Alter von Mitte 30 einen fetten, aufgedunsenen Mann zeigt. Er litt stark an Gicht, später auch an Atem- und Herzproblemen, Schlaflosigkeit, Lähmungen sowie Wasser in Leib und Beinen.

Werke

Er verarbeitete antike, französische und vor allem englische Anregungen in heiter-vernünftigen Fabeln und Erzählungen (1738) und anakreontisch tändelnden Oden und Liedern (1742–1752).

Formal lassen sich seine Werke in Fabeln, Lieder, Lehrgedichte und Epigramme unterteilen. Seine Lyrik ist einfach gehalten (alternierender Vers, leicht singbare Strophenformen) und verfolgt andere Stilideale als die Dichter des Barock.

Programmatisch markieren seine Gedichte die Abkehr von der Lebensangst und dem Weltekel des Barock. Hagedorn gilt als Begründer des deutschen Rokoko. Im Vordergrund seiner Lyrik stehen Liebeslust, Weingenuss und die Dichtung, aber auch moralische Grundsätze, die jedoch, den horazischen Maximen prodesse et delectare (nützen und unterhalten) folgend, scherzhaft daherkommen. Seine besondere Vorliebe für Dichter der Antike (Sappho, Anakreon und vor allem Horaz), deren Werken er nachstrebte, brachten ihm zunächst den Ruf eines Nachahmers ein. Neuere Untersuchungen gelangen jedoch zu dem Schluss, dass seine Werke durchaus originären Charakter haben.

Hagedorn pflegte freundschaftliche Kontakte zu berühmten Kollegen wie Friedrich Gottlieb Klopstock, Ludwig Gleim und Johann Jacob Bodmer. Auch Gotthold Ephraim Lessing besuchte ihn gelegentlich. Daneben war er auch als Mäzen tätig.

Literatur

  • Steffen Martus: Friedrich von Hagedorn - Konstellationen der Aufklärung. Berlin/ New York: De Gruyter 1999.
  • Reinhold Münster: Friedrich von Hagedorn. Personalbibliographie, mit einem Forschungsbericht und einer Biographie des Dichters. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2001. ISBN 3-8260-2099-5 .
  • Reinhold Münster: Friedrich von Hagedorn. Dichter und Philosoph der fröhlichen Aufklärung. München: Judicium 1999. ISBN 3-89129-440-9.
  • Horst Gronemeyer: Friedrich von Hagedorn. Hamburgs vergessener Dichter. Bremen: Temmen 2008. ISBN 978-3-86108-898-1.
  • Wilhelm Creizenach: Hagedorn, Friedrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 325–327.

Weblinks

 Commons: Friedrich von Hagedorn – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: Friedrich von Hagedorn – Quellen und Volltexte



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