Friedrich Spee von Langenfeld

Friedrich Spee von Langenfeld
Friedrich Spee von Langenfeld – zeitgenössisches Gemälde

Friedrich Spee (auch anachronistisch: Spee von Langenfeld) (* 25. Februar 1591 in Kaiserswerth bei Düsseldorf; † 7. August 1635 in Trier) war ein deutscher Jesuit, der sich als Moraltheologe, Lyriker und Schriftsteller ausgezeichnet hat. Er wurde bekannt als Hexentheoretiker und Kritiker der Hexenprozesse. Er war auch als Ordensmann bekannt und soll auch „Hexen“ auf ihrem letzten Weg zum Scheiterhaufen begleitet haben, was jedoch angezweifelt wird.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Familienname des adligen Geschlechts Spee lautete in früheren Zeiten „Spede“; im Laufe der Jahrhunderte wurde er zu „Spe“ oder „Spee“ abgewandelt. Der anachronistische Zusatz „von Langenfeld“ bezieht sich auf die Herkunft des Familienzweiges, zu dem Spee gehörte. Zur Zeit Spees nannte sich die Familie definitiv nicht mehr von Langenfeld. Die einzige korrekte zeitgenössische Namensform ist Friedrich Spee (Spee selbst schrieb sich immer Spe).

Die gelegentlich selbst von Institutionen verwendete Bezeichnung „Friedrich von Spee“ ist nicht richtig.[1]

Leben

Friedrich Spee wurde 1591 in Kaiserswerth bei Düsseldorf als Sohn eines hohen kurkölnischen Beamten geboren. Seine Eltern waren Peter Spee († vor 1612) und Mechtel (Mechtild) geb. Nunum genannt Dücker (* um 1565) aus Altenkriegenbeek. Er hatte wohl zwei Schwestern und zwei Brüder.

Er genoss eine gute Erziehung und trat 1610 gegen den Willen seiner Eltern mit 19 Jahren in Trier als Novize in den Jesuitenorden ein. Da in Trier die Pest ausbrach, wechselte er nach Fulda und legte dort 1612 das erste Gelübde ab. Nach seiner dreijährigen Zeit im Noviziat absolvierte er 1612–1615 das vorgesehene Philosophiestudium in Würzburg. Seinen Wunsch, als Missionar nach Indien zu gehen, lehnte der Orden 1617 ab.

Zum Abschluss des Theologiestudiums in Mainz 1619–1623 erhielt Friedrich am 28. März 1623 die Priesterweihe im Mainzer Dom. Nach seinem Studienabschluss arbeitete er 1623–1626 als Dozent an der Jesuiten-Universität in Paderborn und absolvierte in Speyer (1626/27) das Tertiat, das dritte Probejahr des Ordens.

Ab Herbst 1627 lehrte Spee an den Kollegs in Wesel und Köln und entwarf für die Seelsorge der Kölner Devotessen (fromme Frauen) geistliche Texte, die später als „Das Güldene Tugendbuch“ veröffentlicht wurden.


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Im Oktober 1628 bekam er den Auftrag, in Peine die Rekatholisierung durchzusetzen. Die Peiner Bürger wurden vor die Wahl gestellt, die Stadt zu verlassen oder den katholischen Glauben anzunehmen. Es wird vermutet, dass dies der Anlass für den Angriff auf Friedrich Spee im Jahre 1629 war, bei dem er schwer verletzt wurde.

Denkmal über der Spee-Gruft in der Trierer Jesuitenkirche
Spee-Gruft mit Sarkophag unter der Trierer Jesuitenkirche

Nachdem Friedrich sich von seinen Verletzungen erholt hatte, erhielt er einen Lehrauftrag für Moraltheologie in Paderborn. Welchen man ihm 1631 wieder entzog.

1633, zwei Jahre nach Veröffentlichung der Cautio criminalis, versetzte ihn der Orden als Professor für Kasuistik und Beichtvater der Gefängnisse und Krankenhäuser nach Trier. Dort vollendete Spee die vermutlich bereits zehn Jahre früher begonnene „Trutznachtigall“, eine Sammlung mit kunstvollen lyrischen Gedichten und heute noch bekannten Kirchenliedern.

Bei der Betreuung und Pflege von verwundeten und pestkranken Soldaten in Trier steckte er sich an und starb am 7. August 1635 im Alter von 44 Jahren. Sein Leichnam liegt in einer nach ihm benannten Gruft unter der Trierer Jesuitenkirche am Trierer Priesterseminar, dem ehemaligen Jesuitenkolleg, begraben.

Kritik an Folter und Hexenwahn

Erstdruck der Cautio Criminalis 1631

Etwa zur gleichen Zeit wie Johann Matthäus Meyfarts Christliche Erinnerung im Luthertum und 30 Jahre nach dem „Gründlichen Bericht von Zauberey und Zauberern“ von Anton Praetorius veröffentlichte Spee im Mai 1631 die Cautio Criminalis, eine Schrift, die im katholischen Bereich erste Einwendungen gegen Folter und Hexenglauben vortrug. Ein Titel wie „Gegen den Hexenwahn“ hätte gegen die allgemeine Überzeugung verstoßen. Schon die Bezeichnung cautio – Vorsicht konnte den Verfasser (sowie Drucker und Verleger) in Verdacht bringen, Hexen in Schutz zu nehmen und so die Partei des Satans zu stärken. Darum konnte Spee seine Schrift nur anonym erscheinen lassen.

Nach neueren Forschungen (Franz 2001, S. 122f)[1] ist es nicht sicher, ob Spee als Beichtvater der „Hexerei“ angeklagte Frauen betreute oder zum Scheiterhaufen begleitete. Gewiss aber hat er durch seinen Aufenthalt in Zentren der Hexenverfolgung (Köln, Trier, Würzburg, Mainz, Speyer und Paderborn) Hexenprozesse beobachtet. Entgegen der damaligen Rechtsauffassung gab er als erster zu bedenken, dass Folter möglicherweise nicht der Wahrheitsfindung diene. Daraus leitete er die damals kühne Vermutung her, die verdächtigten Frauen seien unschuldig, obwohl sie unter Folter ihre Schuld gestanden hatten. Innerhalb der Gesellschaft Jesu konnte seine Autorschaft an der gefährlichen Schrift nicht verheimlicht werden, und zeitweise drohte ihm die Entlassung aus dem Orden. Neuere Forschungsergebnisse lassen jedoch darauf schließen, dass die zweite Auflage der Cautio Criminalis (1632) mit Billigung der Provinzialleitung der Jesuiten erschienen ist.

Der Lyriker

Denkmal in Paderborn

Spees lyrisches Hauptwerk ist die sorgfältig zusammengestellte Sammlung von geistlichen Gesängen „Trutznachtigall oder geistlich-poetisch Lustwäldlein“. In ihr zeigt sich Spee als sehr eigenständiger und origineller barocker Dichter, dem es nach eigenem Bekunden um nichts anderes geht,

als dass Gott auch in deutscher Sprach seine Poeten hätte, die sein Lob und Namen ebenso künstlich als andere in ihren Sprachen singen und verkünden können.

Spee gilt als der bedeutendste katholische Dichter des deutschen Barock. Barocker Überschwang und die dem modernen Leser fremde Tradition der Schäferlyrik und des Schäferspiels können den Zugang heute jedoch erschweren.

Neben der Trutznachtigall hat Friedrich Spee auch eine große Zahl von Kirchenliedern verfasst, die allerdings alle anonym erschienen sind. Einige dieser Lieder erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit und finden sich in den modernen Gesangbüchern der beiden großen Konfessionen. Im katholischen Gebet- und Gesangbuch Gotteslob von 1975 finden sich das Adventslied O Heiland, reiß die Himmel auf[2], das Weihnachtslied „Zu Bethlehem geboren“[3], das Passionslied O Traurigkeit, o Herzeleid, die Heiligenlieder Ihr Freunde Gottes allzugleich und Unüberwindlich starker Held, das Marienlied Lasst uns erfreuen herzlich sehr sowie das Osterlied Die ganze Welt, Herr Jesu Christ.

Der geistliche Schriftsteller

Ehrenplakette am ehem. Gebäude des Dreikönigsgymnasiums in Köln
Briefmarke der Deutschen Bundespost 1991 anläßlich des 400. Geburtstages von Friedrich Spee

Auf Drängen der Leiterin einer Frauengemeinschaft in Köln („Devotessen“) verfasste Friedrich Spee 1627 ein Jahr lang wöchentlich ein Blatt mit Hilfen für das Gebet und die geistliche Besinnung. Diese Texte wurden dann von Spee als „Güldenes Tugend-Buch“ zusammengestellt. Dabei handelt es sich nicht einfach um fromme Texte, sondern um Anleitungen zum Üben:

Denn alles ist angelegt zum Brauchen und nicht nur zum Lesen.

Eingeübt werden sollen die drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wobei Spee größtes Gewicht auf die letzte dieser drei Tugenden legt, die Liebe.

Größtes Lob fand das Güldene Tugend-Buch bei Gottfried Wilhelm von Leibniz, der auch die Vorrede ins Französische übersetzt hat:

Sein deutsches Buch Gülden-Tugend-Kleinod schien mir ein ganz göttliches Buch zu sein und ich wünschte es in den Händen aller Christen. Es gibt viele Autoren der mystischen Theologie, aber ich weiß nicht, ob je einer ein so solides Andachtsbuch geschrieben hat. […] Wunderbar ergriffen wurde ich, so oft ich seine Ausführung über die Natur und Wirksamkeit der göttlichen Liebe las. Ich weiß nicht, ob je ein Schriftsteller, der für das Volk geschrieben, diese so wichtige Materie nach ihrem Wert behandelt hat mit Ausnahme dieses einen Autors. (Zitiert nach Diel 1901, S. 130f.)[4]

Werke (Auswahl)

  • Cautio Criminalis oder: Rechtliches Bedenken wegen der Hexenprozesse (eingedeutscht von Joachim-Friedrich Ritter), dtv 1983, ISBN 3-423-06122-7
  • Cautio criminalis sive Liber de processu contra sagas. Rinteln 1631.
  • Güldenes Tugendbuch. Köln 1647.
  • Trutz-Nachtigall, hrsg. Theo G. M. van Oorschot. Bern: Francke 1985 (Ndr. d. Ausg. Köln 1649).
  • Friedrich Spee, Sämtliche Schriften. Historisch-kritische Ausgabe in vier Bänden, hrsg. von Theo van Oorschot. Bern: Francke 1968, 1985, 2005 (Cautio, 2. Aufl. u. Lieder).

Literatur

Monographien

  • Anton Arens: Friedrich Spee. Ein dramatisches Leben. Verlag Weyand, Trier 1991, ISBN 3-924631-25-5.
  • Johannes B. Diel, Bernhard Duhr: Friedrich Spe. 2. Auflage. Herder, Freiburg 1901.
  • Martina Eicheldinger: Friedrich Spee. Seelsorger und poeta doctus. Die Tradition des Hohenliedes und Einflüsse der ignatianischen Andacht in seinem Werk. Niemeyer, Tübingen 1991, ISBN 3-484-18110-9 (zugl. Dissertation, Universität Heidelberg 1991).
  • Christian Feldmann: Friedrich Spee, Hexenanwalt und Prophet. Herder, Freiburg/B. 1993, ISBN 3-451-22854-8.
  • Gunther Franz (Hrsg.): Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich- Spee-Gesellschaft Trier. Bonifatius-Verlag, Paderborn 2001, ISBN 3-87088-778-8.
  • Karl-Jürgen Miesen: Friedrich Spee. Pater, Dichter, Hexen-Anwalt. Panorama-Verlag, Wiesbaden 1998, ISBN 3-926642-13-0.
  • Theo van Oorschot: Zwischen Zorn und Zärtlichkeit. Friedrich Spee. (Persönlichkeit und Geschichte, 140). Muster-Schmidt, Göttingen 1992, ISBN 3-7881-0140-7.
  • Cornelia Rémi: Philomela mediatrix. Friedrich Spees Trutznachtigall zwischen poetischer Theologie und geistlicher Poetik. Lang, Frankfurt/M. 2006, ISBN 3-631-52765-9 (zugl. Dissertation, Universität München 2004).
  • Frank Rustemeyer, Nur zun Himmelspforten Verweisets allen ton. Allegorie im Werk Friedrich Spees. Mentis-Verlag, Paderborn 2003, ISBN 3-89785-369-8.
  • Helmut Weber, Gunther Franz: Friedrich Spee (1591–1635). Friedrich-Spee-Gesellschaft, Trier 1996, ISBN 3-87760-084-0.
  • Spee – wider den Wahn. 1591–1991. Aschermittwoch 1991. Ausstellung. Hrsg. von der Hauptabteilung „Bau, Kunst und Technische Dienste“ im Bischöflichen Generalvikariat. Diözesanmuseum, Trier 1991.
  • Friedrich Spee. Priester, Mahner und Poet. (1591–1635). Ausstellungsbegleitbuch. Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Köln 2008, ISBN 978-3-939160-16-8.

Aufsätze

Zeitschrift

  • Spee Jahrbuch, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft der Friedrich-Spee-Gesellschaften, Trier 1994ff. (jährlich erscheint 1 Band)

Einzelnachweise

  1. a b Gunther Franz (Herausgeber): Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier. Paderborn, 2001
  2. http://ingeb.org/spiritua/oheiland.html
  3. http://ingeb.org/spiritua/zubethle.html
  4. Johannes B. Diel S.J., Friedrich Spe, 2. Aufl. Freiburg 1901

Weblinks


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