Friedrich Schirmer (Theater)

Friedrich Schirmer (Theater)

Friedrich Schirmer (* 7. September 1951 in Köln) ist ein deutscher Theaterintendant und Dramaturg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur in Bremen begann Schirmer seine Theaterarbeit als Neunzehnjähriger zunächst als Hospitant und nach wenigen Monaten bereits als Dramaturg am Westfälischen Landestheater in Castrop-Rauxel. 1973 engagierte ihn Kurt Hübner als Dramaturg an die Freie Volksbühne nach Berlin. Zu der Zeit arbeiteten dort Regisseure wie Rainer Werner Fassbinder, Wilfried Minks und Roberto Ciulli. Hans Dieter Schwarze, sein ehemaliger Intendant aus Castrop-Rauxel holte ihn 1975 als Künstlerischen Betriebsdirektor an das Schauspiel der Städtischen Bühnen Nürnberg. Seine Stückentdeckung Schweig, Bub! von Fitzgerald Kusz steht in seiner Inszenierung seit 1976 bis heute ununterbrochen auf dem Spielplan und wurde dort annähernd 700 mal gespielt. 1976/77 war er mit 25 Jahren, für eine Spielzeit alleinverantwortliches Mitglied der kommissarischen Schauspielleitung. Nach einem Abstecher als Dramaturg an das Nationaltheater Mannheim (1978) kehrte er ein Jahr später als Disponent der Oper unter Hans Gierster nach Nürnberg zurück.

Zwischen 1982 und 1985 war Schirmer Chefdramaturg der Städtischen Bühnen Dortmund. 1985 übernahm er die Intendanz der Württembergischen Landesbühne in Esslingen und entwickelte dort einen Spielplan mit lokalen Bezügen. Unter anderem brachte er Friedrich Wolfs Der Arme Konrad und Heinrich Laubes Die Karlsschüker zur Wiederaufführung. Von 1989 bis 1993 war er Intendant am Stadttheater Freiburg. Dort arbeitete er mit dem GMD Donald Runnicles zusammen, Oberspielleiter des Schauspiels wurde der junge Regisseur Jürgen Kruse; Stephan Kimmig und Christof Loy erarbeiteten dort ihre ersten Inszenierungen in Deutschland. Anne Tismer, Robert Hunger-Bühler, Manfred Meihöfer, Jürgen Rohe gehörten fest zum Schauspielensemble. Pavel Mikulastik begründete dort sein Choreographisches Theater.

Von 1993 bis 2005 war Schirmer zunächst Schauspieldirektor, ab 1996 dann Intendant des Schauspiels der Staatstheater Stuttgart. Hier gab er jungen Regisseuren die Chance sich zu profilieren, unter ihnen Christof Loy, Martin Kušej, Stephan Kimmig und Elmar Goerden. Er verwirklichte den Gedanken des Ensembletheaters und erschloss der Stadt zahlreiche neue Spielorte. Höhepunkt und Abschluss seiner Intendanz war das Festival Theater der Welt, das 2005 in Stuttgart stattfand, bei dem die Künstlerische Leiterin Marie Zimmermann für vier Wochen die ganze Stadt mit Theater überzog.

Ab 2005 war Friedrich Schirmer Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Neben einem neuen Ensemble etablierte er unter der Leitung von Klaus Schumacher das „Junge Schauspielhaus“ mit eigenem Ensemble, das vielbeachtetes Kinder- und Jugendtheater zeigt. Er engagierte Regisseure, wie Martin Kušej, Jürgen Gosch, Karin Henkel, Ivo van Hove, Sebastian Nübling und Auftragswerke für Autoren, wie Roland Schimmelpfennig, Simon Stephens, Ad de Bont und Erik Gedeon mit seiner Gattung „Songdrama“ prägten Schirmers Arbeit am Deutschen Schauspielhaus. Die Uraufführungsinszenierung von Simon Stephens' „Pornographie“ wurde zum Berliner Theatertreffen 2008 eingeladen.

Mitte September 2010 kündigte Friedrich Schirmer an, zum 30. September 2010 vorzeitig als Intendant zurückzutreten.[1] Er hat den Kultursenator Reinhard Stuth wegen einer aus seiner Sicht gravierenden Unterfinanzierung des Theaters im Wirtschaftsplan 2010/11 um einen Aufhebungsvertrag gebeten.[2]

Privates

Friedrich Schirmer war mit der ehemaligen Schauspieldirektorin der Wiener Festwochen Marie Zimmermann verheiratet.

Literatur

  • C. Bernd Sucher (Hrsg): Theater-Lexikon. Personen. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2. Auflage 1999 ISBN 3-423-03322-3 Seite 609

Einzelnachweise

  1. Schauspielhaus-Intendant Schirmer tritt zurück – Signal fatal Gerhard Stadelmaier in FAZ.NET vom 14. September 2010 abgerufen am 15. September 2010
  2. DPA-Meldung lt. Financial Times Deutschland vom 15. September 2010, S. 28.

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