Friedrich Murawski

Friedrich Murawski

Friedrich Murawski (* 17. März 1898; † 1945) war ein römisch-katholischer Priester und Nationalsozialist.

Leben

Murawski wurde nach dem Studium der Theologie und Philosophie 1921 in Paderborn zum Priester geweiht und 1924 in Freiburg im Breisgau zum Dr. theol. promoviert.[1] Bekannt wurde er mit einer Untersuchung über den Antisemitismus bei den Kirchenvätern[2] und durch eine Einführung in die Aszetik[3]

Im Jahre 1933 trat Murawski in die NSDAP und SA ein und trat als Redner auf Parteiveranstaltungen auf. Er arbeitete bis 1934 als Studienassessor und Kaplan u. a. am Gymnasium in Meppen (Ems). Hier übernahm er zusätzlich das Amt des stellvertretenden Kreisschulungsleiters der NSDAP und das Standartenschulungsamt der SA 229.

Hermann Wilhelm Berning, der Bischof von Osnabrück, der sich gegen eine Anstellung des fanatischen Priesters an das Gymnasium gewehrt hatte, entband ihn 1934 von seinen geistlichen Ämtern, nachdem er dessen Aufforderung zum Austritt aus den NS-Organisationen nicht nachgekommen war. Ab 1936 war er im Sicherheitsdienst des Reichsführers SS tätig, 1941 bis 1943 „Referent für Politische Kirchen“ im Reichssicherheitshauptamt im Rang eines SS-Hauptsturmführers. Wegen seiner Schrift "Jesus der Nazoräer" wurde gegen Murawski ein Disziplinarverfahren wegen philosemitischer Tendenzen eingeleitet. Er wurde daraufhin aus der SS ausgeschlossen und hat seinen Posten im Reichssicherheitshauptamt verloren.[4]

Nach Kriegsende wurden Murawskis Schriften aus der NS-Zeit (alle erschienen im Berliner Fritsch-Verlag) Die politische Kirche und ihre biblischen „Urkunden“ (1938), Der Kaiser aus dem Jenseits, Bilder vom Wesen und Wirken Jahwehs und seiner Kirche (1939), Jesus der Nazoräer, der König der Juden (1940) und Das Gott, Umriß einer Weltanschauung aus germanischer Wurzel (1940) sowie die von ihm herausgegebene Ausgabe von Nietzsches Der Antichrist (1940) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5][6][7] In der Deutschen Demokratischen Republik folgte auf diese Liste noch sein Wehrgeist und Christentum (1940).[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Geheimnis der Auserwählung : eine spekulativ-theologische Untersuchung. F. Schöningh, Paderborn 1924. Zugl.: Freiburg i. B., Theol. Diss., 1924.
  2. Die Juden bei den Kirchenvätern und Scholastikern : Eine kirchengeschichtliche Skizze als Beitrag zum Kampf gegen den Antisemitismus. C. A. Schwetschke & Sohn, Berlin 1925.
  3. Die aszetische Theologie : ein systematischer Grundriss. Kösel & Pustet, München 1928.
  4. F. Zipfel: Kirchenkampf in Deutschland 1933-1945: Religionsverfolgung und Selbstbehauptung der Kirchen in der nationalsozialistischen Zeit. Berlin 1965, S. 486, Fn. 85.
  5. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur. 1946, Buchstabe M, S. 264-293.
  6. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur. 1948, Buchstabe M, S. 186-206.
  7. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur. 1948, Buchstabe N, S. 206-211.
  8. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur. 1953, Buchstabe M, S. 127-139.

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