Friedrich Lisch

Friedrich Lisch
Lisch

Georg Christian Friedrich Lisch, auch: Friedrich Lisch (* 29. März 1801 in Strelitz; † 22. September 1883 in Schwerin) war ein deutscher Prähistoriker, mecklenburgischer Altertumsforscher, Großherzoglicher Archivar, Bibliothekar und Konservator zu Schwerin sowie Heraldiker, Redakteur und Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Abstammung von Georg Christian Friedrich Lisch (er benutzte anfangs selbst die Namensform Friedrich L.) ist eine von Forschern mehrfach kontrovers diskutierte Frage. Man vermutet, dass der Jurist Carl Christoph von Kamptz (1769-1849), späterer Königl. preuß. Staats- und Justizminister, sein tatsächlicher Vater war. Eine Legitimierung durch ihn erfolgte jedoch nicht. Friedrich Lisch wuchs auf als Sohn des Dieners Johann Christian Lisch (1776-1844) und seiner Frau Johanna Sophia Christiane geb. Brunow (1775-1842).

Bald nach seiner Geburt übersiedelte die Familie nach Güstrow, wo Lischs Vater eine Anstellung beim Landgericht erhielt. In Güstrow verlebte Friedrich Lisch seine Kindheit und Jugend. Er besuchte ab 1809 die Domschule Güstrow (Gymnasium) und bestand im Herbst 1822 die Reifeprüfung mit Auszeichnung. Anschließend studierte er Theologie, Philosophie, Geschichte und Mathematik in Rostock (1822-1824) und Berlin (1824-1826). 1824 wurde er Mitglied der Rostocker Freimaurerloge „Prometheus“.

Nach anfänglicher Hauslehrertätigkeit bei Tessin (Mecklenburg) fand Lisch 1827 eine Anstellung als Collaborator (Hilfslehrer) am Großherzoglichen Gymnasium Fridericianum in Schwerin. 1832 zum Direktor einer privaten Mädchenschule aufgestiegen, beteiligte sich Lisch in dieser Zeit aktiv an der Neugestaltung des Schweriner Schulwesens und gründete mehrere neue Schulen.

Seine eigentliche Bestimmung fand Friedrich Lisch auf dem Feld der mecklenburgischen Landesgeschichte. Inzwischen war Großherzog Friedrich Franz I. auf Lisch aufmerksam geworden, ernannte ihn zum Archivar und berief ihn 1834 an das Geheime und Hauptarchiv in Schwerin. Unter Lischs tätiger Mitwirkung wurde im Folgejahr 1835 der Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde gegründet, dessen Motor und Seele Friedrich Lisch für fast fünf Jahrzehnte wurde. Er war Erster Sekretär des Vereins, baute die Sammlungen des Vereins auf und gab die Jahrbücher und Jahresberichte des Vereins heraus, in denen er unzählige eigene Aufsätze publizierte. Ab 1863 bis zu seinem Tod zeichnet er auch verantwortlich als Redakteur für das Mecklenburgische Urkundenbuch.

Mit Vielseitigkeit und Tatendrang gelangte Lisch in der Folgezeit rasch in einflussreiche Ämter. 1835 wurde er zum Regierungsbibliothekar ernannt, 1836 zum Aufseher der Altertümer- und Münzsammlung. 1852 wurde Lisch Konservator der geschichtlichen Kunstdenkmäler des Landesteils Mecklenburg-Schwerin und damit der erste hauptamtliche Denkmal- und Bodendenkmalpfleger in Mecklenburg. 1856 zum Archivrat, 1867 zum Großherzoglich mecklenburg schwerinschen Geheimen Archivrat ernannt, verlieh Friedrich Lisch für mehr als vier Jahrzehnte der mecklenburgischen Landesgeschichtsforschung in der Phase ihres Aufblühens die entscheidende Prägung.

Lisch war auch ein Heraldiker. Er verfasste wappengeschichtliche Abhandlungen in den Mecklenburgischen Jahrbüchern. Schwerpunkt seines Schaffens waren die „Geschichte des bischöflichen Wappens von Schwerin“ und „Über die Mecklenburgischen Wappen“.[1]

Friedrich Lisch war drei Mal verheiratet und hatte acht Kinder, darunter als jüngster Sohn Friedrich Wilhelm Lisch (1844-1905), dessen Andenken als Ratsherr und Stadtsyndikus von Schwerin man bis heute in Ehren hält.

Bedeutung

Friedrich Lisch zählt zu den bedeutenden deutschen Historikern des 19. Jahrhunderts. Er gilt als Begründer der Vorgeschichtsforschung in Mecklenburg und als Mitbegründer des Dreiperiodensystems (Stein-, Bronze-, Eisenzeit), dem bis heute die Chronologie der nordischen Vorgeschichte folgt. Lisch war 1852 Gründungsmitglied und bis 1853 Mitglied im Gelehrtenausschuß des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (GNM) für das Fach Heidnische Altertümer der Slaven (abgeändert auf eigenen Wunsch in Heidnische Altertümer Norddeutschlands), seit 1849 Ehrendoktor der Universität Rostock. Unzähliger historische Vereine in Deutschland und darüber hinaus verliehen Lisch die korrespondierende oder Ehrenmitgliedschaft. Der Großherzog selbst nannte Lisch scherzhaft „seinen Humboldt“.

Werke

Das literarisch-publizistische Werk von Friedrich Lisch ist (fast) unüberschaubar. Bisher sind in der Landesbibliographie M-V mehr als 2.300 Aufsätze und Arbeiten von ihm bekannt.

Literatur

  • Elsbeth Andre (Bearb.): G. C. Friedrich Lisch (1801-1883). Schweriner Nachlaß und Briefe in auswärtigen Institutionen. Findbuch zum Bestand 10.9-L/6. (= Findbücher, Inventare und kleine Schriften des Landeshauptarchivs Schwerin; 7). Landeshauptarchiv, Schwerin 2001, ISBN 3-9805560-6-9.
  • Grete Grewolls: Personalbibliographie Georg Christian Friedrich Lisch Veröffentlichungen aus den Jahren 1877-2001. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Bd. 116, 2001, S. 391–397
  • Karl Ernst Hermann Krause: Lisch, Georg Christian Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 752–754.
  • Thomas Lehmann (Red.): Mecklenburgs Humboldt: Friedrich Lisch. Ein Forscherleben zwischen Hügelgräbern und Thronsaal. Ausstellungskatalog 2001. (= Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern; 2). Archäologisches Landesmuseum und Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf 2001, ISBN 3-935770-00-6
  • Thomas Lehmann, Hildegard Gräfin von Schmettow (Red.): G. C. Friedrich Lisch (1801-1883). Ein großer Gelehrter aus Mecklenburg. Beiträge zum internationalen Symposium 22.-24. April 2001 in Schwerin. (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns; 42). Archäologisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf 2003, ISBN 3-935770-03-0

Einzelnachweise

  1. Lexikon der Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1984

Weblinks


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