Friderike Maria Zweig

Friderike Maria Zweig
Friderike von Witernitz mit den Töchtern Alix und Suse (1913)

Fri(e)derike Maria Zweig, geborene Burger (* 4. Dezember 1882 in Wien; † 18. Januar 1971 in Stamford, Connecticut, USA), war die erste Frau von Stefan Zweig und arbeitete als Schriftstellerin, Journalistin, Lehrerin und Übersetzerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friderike Burger war die Tochter von Emanuel Burger (1844–1902) und Theresia Elisabeth Burger (geborene Feigl; 1844–1923) und studierte an der Universität Wien Literatur und Französisch. Unter ihrem ersten Ehenamen Friderike Winternitz trat sie ab 1902 als Autorin hervor, veröffentlichte mehrere Romane und schrieb für Westermanns Monatshefte, die Wiener Zeitung und die Vossische Zeitung. Während des 1. Weltkrieges, den sie als ein Verbrechen ansah, organisierte sie das Internationale Komitee für dauernden Frieden, das aber mit den österreichischen Sozialdemokraten kaum Verbindung hatte, da sie als Bürgerliche ausgegrenzt wurden. [1] Das brachte sie auch in eine geistige Nähe zu Stefan Zweig, der jenseits jeglicher Partei oder Religionsgemeinschaft für Humanität und Frieden eintrat.

In erster Ehe war sie mit dem Finanzbeamten Dr. Felix Edler von Winternitz (1877–1950) verheiratet, von dem sie sich 1914 hatte scheiden lassen. 1905 war sie zum römisch-katholischen Glauben übergetreten. [2] Das Paar hatte zwei Töchter, Alice Elisabeth (Alix, Lix) Winternitz, ver. Störk (1907–1986) und Susanna Benediktine (Suse) Winternitz, verh. Höller (1910–1998). 1920 heiratete sie den Schriftsteller Stefan Zweig (1881–1942), den sie bereits im Jahr 1912 kennengelernt hatte. Ausschlaggebend war ein von ihr verfasster Roman mit dem Titel Vögelchen, der offensichtlich einen starken Eindruck auf ihn gemacht hatte. [3] Während der Ehejahre in Salzburg stellte sie ihr literarisches und journalistisches Schaffen deutlich zugunsten der Unterstützung ihres Mannes zurück. Später schrieb sie biografische Werke über ihn.

Gedenktafel für Friderike Winternitz in der Nonntaler Haupstraße 49
Villa in der Nonntaler Haupstraße 49 heute

Stefan Zweig hatte in den letzten Ehejahren den Verkauf des gemeinsamen Heimes auf dem Kapuzinerberg in Salzburg (Paschinger Schlössl) durchgesetzt. So musste sich Friderike mit ihren beiden Töchtern eine andere Unterkunft suchen. Diese fand sie ab dem 1. Juni 1937 in der großen Villa von Alois und Luise Staufer in der Nonntaler Straße 49 neben dem Römerwirt. [4] Ihr Mann hatte ihr aber verboten, dass sie sich dort selbst anmeldet (er war in Steuerstreitigkeiten mit den Salzburger Behörden verwickelt und wollte keinerlei Wohnsitz mehr in der Stadt haben); hingegen wurden die beiden Stieftöchter dort gemeldet. [5]

Nach ihrer Scheidung von Stefan Zweig (1938) emigrierte sie zunächst nach Frankreich und 1941 in die USA, wo sie auch als Übersetzerin, u.a. von Emile Verhaeren und Anatole France tätig war. Bis zu dem Suizid von Stefan Zweig blieb sie in enger brieflicher Verbindung mit ihm und es kam immer wieder zu persönlichen Treffen mit ihm und auch seiner neuen Frau, Lotte Altmann. In den USA gründete sie im Jahre 1943 das „Writers Service Center“, dessen Zweck darin bestand, Vertriebenen Hilfe angedeihen zu lassen. 1954 gründete sie die „American-European-Friendship-Association“. Sie war Ehrenpräsidentin der „Internationalen Stefan-Zweig-Gesellschaft“ [6]

Veröffentlichungen

  • Stefan Zweig – Wie ich ihn erlebte. F.A. Herbig Verlag, Berlin 1948.
  • Stefan Zweig – Eine Bildbiographie. Kindler Verlag, München 1961.
  • Spiegelungen des Lebens. Lebenserinnerungen. S. Fischer TB-Verlag, Frankfurt a.M. 1985, ISBN 3-596-25639-9
    Erstausgabe: Deutsch-Verlag, Wien 1964.

Literatur

  • Harry Zohn (Hrsg.): Liber Amicorum - Friderike Maria Zweig. In Honor of her Seventieth Birthday. Dahl. Stamford 1952.
  • Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Hrsg.: Österreichische Nationalbibliothek, Wien. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8 (Band 3) S. 1526.
  • Jeffrey B. Berlin, Gert Kerschbaumer (Hrsg.): Stefan Zweig - Friderike Zweig. „Wenn einen Augenblick die Wolken weichen“. Briefwechsel 1912–1942. Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-10-097096-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friderike M. Zweig, Stefan Zweig – Wie ich ihn erlebte. 1948, S. 110
  2. Anna L. Staudacher: "… meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben". 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868–1914: Namen – Quellen – Daten. Peter Lang, Frankfurt/M. u.a. 2009, ISBN 978-3-631-55832-4, S. 90.
  3. Friderike M. Zweig, 1948, S. 125
  4. Die Gedenktafel enthält den Namen von Friderike aus der ersten Ehe. Dies ist insofern inkorrekt, als sie sich damals mit ausdrücklicher Genehmigung ihres Gatten auch weiterhin Friderike Zweig nannte.
  5. Gert Kerschbaumer: Stefan Zweig. Der fliegende Salzburger (S. 384). Salzburg, Residenzverlag, 2003, ISBN 3-7017-1336-7.
  6. Internationale Stefan Zweig Gesellschaft [1]

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