Freizeitreiten

Freizeitreiten

Freizeitreiten und Freizeitreiter sind Sammelbegriffe für das Reiten in der freien Natur (als Gegenpol zum Dressur- oder Springreiten); zudem bezeichnet Freizeitreiten eine spezifische Haltung dem Pferd gegenüber und einen entsprechenden Umgang mit dem Pferd.

Inhaltsverzeichnis

Werthaltung

Charakteristisch für das Freizeitreiten ist der Anspruch der Reiter,

  • pferdegerecht zu reiten
  • die Pferde artgerecht zu halten und zu versorgen.

Reiten wird als Freizeitbeschäftigung betrachtet, die nicht nur dem Menschen gefallen, sondern auch dem Pferd gerecht werden soll. Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd und das Achten der Natur haben dabei eine besondere Bedeutung.

Turniere und Erfolge sind den meisten Freizeitreitern eher unwichtig; es gibt aber durchaus Freizeitreiter, die hohe Leistungen - auch auf den verschiedensten Turnierformen - erbringen.

„Ein Freizeitreiter ist der Mensch, der sich mit Pferden um der Pferde willen beschäftigt, der um der Pferde Wohl und um des Reitens willen reitet und der somit ernsthaft, sich der großen Aufgabe voll bewußt, die ganze Verantwortung für seine Pferde selber übernommen hat ...“

Sadko Solinski: Reiter, Reiten, Reiterei: Die Grundlagen pferdegemäßen Reitens

Reitstil

Freizeitreiten vereinigt unter obiger Haltung unterschiedliche Reitweisen. Starke Einflüsse kommen aus dem Westernreiten, der Islandpferdereiterei, der iberischen Reitweise und dem Leichten Reiten (Ursula Bruns), die meist in angepasster Kombination und Spielarten, selten in Reinkultur, angewandt werden. Der Ausbildungsstand ist sowohl bei Reitern als auch bei den Pferden höchst unterschiedlich - von "exzellent gymnastiziert" bis "einfach draufsitzen". Freizeitpferde werden in der Regel im Gelände geritten (Wanderreiten). Einen wichtigen Stellenwert haben die Beschäftigung mit dem Pferd und die Bodenarbeit, oft in Anlehnung an Methoden von Linda Tellington-Jones.

Pferdehaltung

Freizeitpferde werden möglichst artgerechtrobust in der Herde, im Offenstall, oder zumindest mit viel Auslauf auf der Weide – gehalten und wenn möglich täglich im Gelände bewegt.

Geschichte

Als Vorläufer des heutigen "Freizeitreiters" kann man wohl den "Herrenreiter" (unabhängig vom Geschlecht) bezeichnen. Im Gegensatz zu Berufsreitern, wie Cowboys oder Vaqueros, Kavalleristen, Meldereitern etc. ging es ihm lediglich um das mit der Reiterei verbundene Vergnügen. Turniere waren damals Offizieren vorbehalten. Erst mit dem allgemeinen Wohlstand nach dem II. Weltkrieg und der Freigabe von Turnieren für Privatleute konnte eine Reitszene entstehen, die die Grundlage für den heutigen Turniersport und für das heutige Freizeitreiten legte.

Freizeitreiten als Bewegung derer, die sich außerhalb des Turniersports mit einem natürlichen Umgang und der artgerechten Haltung befassen, ist in den 1960er Jahren entstanden, parallel mit der Wiederentdeckung der auch von Erwachsenen reitbaren Robustpferde- und Ponyrassen, besonders des Islandpferdes, in Kontinentaleuropa. Einen wesentlichen Beitrag leistete dabei die seit 1958 von Ursula Bruns herausgegebene "Pony Post", ab 1969 "Freizeit im Sattel", der ersten Pferdezeitschrift für Freizeitreiter. In der Folge nahm auch die Verbreitung anderer Pferderassen und auch Kreuzungszuchten in Deutschland für das Freizeitreiten stark zu. Einen starken Einfluss hatte auch Linda Tellington-Jones mit ihrer sanften und partnerschaftlichen Reitlehre und dem "Tellington-Touch", einer Körperarbeit für Pferd und Reiter (siehe: Feldenkrais-Methode, Shiatsu).

Organisation

Obwohl die Freizeitreiter eine große und stetig wachsende Gruppe der Reiter repräsentieren, sind sie eher wenig organisiert. Einige sind in der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD) oder im Islandpferde-Reiter- und Züchterverband e. V. (IPZV) organisiert, und viele lehnen eine Mitgliedschaft in einem der leistungssportbetonten FN bzw. FEI angeschlossenen Vereine ausdrücklich ab.

Der IPZV vertritt seit 1958 (damals noch als Deutscher Pony Club e.V.), die VFD seit 1973 die Interessen der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland. Die Verbände nehmen auch wesentlichen Einfluss auf den Gesetzgeber zur Sicherung der Interessen des Breitensports und der Reitrechte in Wald und Flur.

Literatur

  • Bürger, Udo: Vollendete Reitkunst Erstrebt-Erforscht-Erfühlt. Berlin 1959; Nachdruck 2006 ISBN 3275015524
  • Bruns, Ursula: Die Tellington-Methode: So erzieht man sein Pferd. 1979, 11.Aufl. 2002. ISBN 3275008560
  • Hempfling, Klaus Ferdinand: Mit Pferden tanzen. 1993, ISBN 3440065642
  • Solinski, Sadko G.: Reiter, Reiten, Reiterei. Die Grundlagen pferdegemäßen Reitens. Hildesheim 1983, ISBN 3487082489
  • Spilker, Imke: Selbstbewußte Pferde. Wie Pferde ihre eigenen Übungen und Lektionen entwickeln. 2000. ISBN 3440079260
  • Freizeit im Sattel - Zeitschrift für Freizeitreiter, FS-Verlag Bonn

Weblinks


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