Freiherren von Saint-André

Freiherren von Saint-André

Die Freiherren von Saint-André waren ein ab dem 17. Jahrhundert in Südwestdeutschland begüterter Zweig einer ursprünglich aus Frankreich stammenden Adelsfamilie. Zum deutschen Stammsitz wurde Königsbach, wo die Familie als Saint-André-Arnim weiterbesteht, außerdem bestand eine im frühen 19. Jahrhundert ausgestorbene Linie in Kochendorf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Abstammung

Der älteste Stammherr der Familie Saint-André war ein 1015 erwähnter Raphael de Podio, der Kavalleriegeneral Kaiser Heinrichs II. war. Sein Enkel Alemand (I.) erwarb 1115 die Herrschaft Monbrun, dessen Enkel Alemand (II.) erwarb Saint-André, wovon der Familienname abgeleitet wurde. Ein General François de Saint-André war Hugenotte, verließ 1572 aufgrund der Hugenottenverfolgung Frankreich und fand Zuflucht in Holland.

Oberst Daniel Rollin von St. André

Sein Enkel Daniel Rollin de Saint-André (1602–1661) trat während des Dreißigjährigen Krieges in schwedische, ab 1632 in hessische Dienste, bewährte sich mehrfach und wurde Gouverneur von Lippstadt. Über eine zweite Heirat mit Lukretia von Beckermanndt gelangte er um 1648 in den Besitz eines brandenburgischen Lehens in Königsbach, das zuvor an die 1611 im Königsbacher Zweig erloschenen Herren von Venningen vergeben war. 1652 wurde er Mitglied im Ritterkanton Kraichgau.

Daniel Rollins Sohn Johann Daniel Rollin von Saint-André († 1689) erwarb weiteren Besitz in Königsbach, außerdem 1670/77 ein (Walthersches Drittel genanntes) Drittel des Ortes Kochendorf sowie 1681 das Schlossgut in Oberwössingen. Aus der 1662 geschlossenen Ehe mit Anna Juliana von Mentzingen (1634–1705) gingen zwei Söhne und vier Töchter hervor. Die Söhne Johann Daniel (1662–1741) und Friedrich Magnus (1674–1731) teilten 1699, zehn Jahre nach dem Tod des Vaters, dessen Erbe. Johann Daniel begründete die Königsbacher Linie, Friedrich Magnus die Kochendorfer Linie.

Königsbacher Linie

Johann Daniel von Saint-André war markgräflich badischer Hofmarschall und verheiratet mit Friederike Charlotte Freiin Leutrum von Ertingen. Ihr Sohn Alexander Magnus von St. André (*1695) heiratete Maria Juliana Freiin von Leutrum Ertingen, deren Sohn Ernst Philipp († 1830) wurde kaiserlicher Rittmeister. Bei der Mediatisierung der Reichsritterschaft fielen seine hoheitlichen Rechte an das Großherzogtum Baden. Sein Sohn Carl Rollin von St. André (1788–1860) war großherzoglich badischer Forstmeister und ab 1839 mit Luise von Neubronn verheiratet. Sein Sohn Wilhelm Ernst Rollin von St. André (1848–1915) heiratete Freiin Stefanie von Gaying. Unter den fünf Kindern des Paares setzte Wilhelm von St. André, der ab 1910 mit Freiin Luise von Gemmingen-Guttenberg verheiratet war, den Stamm fort. Der Sohn Karl-Wilhelm verstarb 1937 bei einem Motorradunfall, der zweite Sohn Ernst Philipp fiel 1944 als Soldat. Tochter Olga Marie († 1990) heiratete 1939 Philipp Freiherr von Gemmingen-Guttenberg. Das Paar adoptierte den Waisenknaben Achim von Arnim, dessen Söhne dadurch später den Namen von Saint-André-Arnim erhielten.[1]

Kochendorfer Linie

Bei der Erbteilung 1699 erhielt Friedrich Magnus von Saint-André den Besitz in Kochendorf und das Schlossgut Wössingen. Den anteiligen Blutbann über Kochendorf erhielt er 1702 gemeinsam mit seinem Bruder. Er heiratete am 13. April 1706 Charlotte Louise von Weiler (1681–1756) und verkaufte 1709 Wössingen an seinen Bruder, um 1710 in Kochendorf anstelle des dortigen alten Unterschlosses, einem zuvor von den Grecken als Herrensitz genutzten ehemaligen Amtshaus, das St. Andrésche Schlösschen zu erbauen, das bis heute das Wappen von ihm und seiner Frau zeigt, mit der er zehn Kinder hatte. Sein ältester Sohn Friedrich Ludwig leistete ab 1725 Militärdienst in Italien und verstarb 1731 auf Korsika. Der Kochendorfer Besitz ging daher an die noch unmündigen Brüder Wolfgang Christoph (1713–1769), Christian Reinhard (1715–1779) und Eberhard Ernst (1717–1747). Eberhard Ernst nahm 1744 größere Schulden auf, die seine Brüder nach seinem frühen Tod 1747 auf österreichischer Seite im Krieg gegen Frankreich erbten und durch die Verpfändung seiner Güter im Jahr 1754 bezahlten. 1762 verkauften sie ihre Kochendorfer Güter sowie den anteiligen Blutbann an den Ritterkanton Odenwald und behielten lediglich das 1705 erneuerte Neue Pfaffenhaus in Kochendorf in ihrem Besitz. Wolfgang Christoph war ab 1757 mit Maria Sophia von Degenfeld verheiratet und besaß das Bürgermeister-Elsässer-Haus in Wimpfen. Er hatte wohl keine Nachkommen. Christian Reinhard war mit Maria Anna Auguste Rüdt von Collenberg (1725–1794) verheiratet und hatte elf Kinder, von denen acht jedoch früh verstarben. Unter den drei überlebenden Kindern war nur ein Sohn, Karl Friedrich von Saint-André (1747–1790). Dieser heiratete 1784 Sophia Auguste Louise Johanna von Degenfeld (1767–1802) und lebte zunächst in Heilbronn, später auf dem schwiegerväterlichen Lehen in Wagenbach, wo er 1790 verstarb. Unter seinen drei 1785 bis 1787 in Heilbronn geborenen Kindern war abermals nur ein Sohn, Christian Karl Eberhard von Saint-André (*1787), der im November 1812 als Oberleutnant eines Jägerregiments bei Napoleons Russlandfeldzug in russische Kriegsgefangenschaft geriet und dort verschollen ging.

Einzelnachweise

  1. Königsbacher Linie nach Schlossgeschichte auf www.koenigsbach-stein.de, abgerufen am 28. Oktober 2008

Literatur

  • K. H. Popp, Hans Riexinger: Die Freiherren von Saint-André – Mitdorfherren auf Kochendorf. In: Bad Friedrichshall 1933–1983. Stadt Bad Friedrichshall, Bad Friedrichshall 1983

Weblinks

Schloss Kreßbach


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