Free software

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Freie Software (engl.: free software; „frei“ wie in Freiheit) ist Software, die für jeden Zweck genutzt, studiert, bearbeitet und in ursprünglicher oder veränderter Form weiterverbreitet werden darf. Das schließt auch die kommerzielle Nutzung ein. Freier Software steht die proprietäre oder „unfreie“ Software gegenüber, die diese Freiheiten nicht oder nicht in vollem Umfang bietet. Diese Unterscheidung wurde von der Free Software Foundation (FSF) geprägt.[1] Sie vertritt den Standpunkt, dass proprietäre Software ein ethisches und soziales Problem darstellt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Definition freier Software

Offizielles Logo der Free Software Foundation

Die Free Software Foundation (FSF) definiert Software als frei, wenn ihre Lizenz folgende Freiheiten einräumt:

  • Freiheit 0: Das Programm zu jedem Zweck auszuführen.
  • Freiheit 1: Das Programm zu studieren und zu verändern.
  • Freiheit 2: Das Programm zu verbreiten.
  • Freiheit 3: Das Programm zu verbessern und zu verbreiten, um damit einen Nutzen für die Gemeinschaft zu erzeugen.

Für die Freiheiten (1) und (3) ist der Zugang zum Quelltext Voraussetzung, sonst wird das Verändern eines Programms schwierig bis unmöglich. Sind eine oder mehrere dieser Bedingungen nicht erfüllt, wird die Software als proprietär oder „unfrei“ bezeichnet.

Abgrenzungen

Abgrenzung zu Freeware

Bei freier Software (Originalausdruck auf Englisch: free software) bezieht sich „frei“ nicht auf den Kostenaspekt – wie das englische „free“ in der zweiten Bedeutung „kostenlos“ interpretiert werden könnte – sondern auf die Freiheiten für den Nutzer der Software. Zu den garantierten Freiheiten gehört auch, freie Software zu einem beliebigen Preis verkaufen zu dürfen. Ein Teil der Lizenzen freier Software beinhaltet eine Copyleft-Regelung, das heißt die Freiheiten dürfen bei der Verbreitung der Software nicht eingeschränkt werden. Richard Stallman, der Begründer des GNU-Projekts, prägte den Ausspruch: „Free as in ‘freedom’, not as in ‘free beer’“ („Frei wie ‚Freiheit‘, nicht wie ‚Freibier‘“). Wegen seiner diesbezüglichen Eindeutigkeit hat auch „Software Libre“ eine gewisse Verbreitung gefunden. Freie Software ist also von „Freeware“ zu unterscheiden, die dem Benutzer nicht die Freiheiten einräumt, die in der Definition der Free Software Foundation (FSF) für freie Software gefordert werden. Hier wird das Wort „free“ ausschließlich in seiner zweiten Bedeutung – also im Sinne von kostenlos – gebraucht.

Abgrenzung zu Open Source

Open-Source-Software ist in den meisten Fällen auch freie Software, denn die Definition der Open Source Initiative für Open-Source-Software unterscheidet sich kaum von der Definition für freie Software, wie sie die Free Software Foundation vertritt. Die Befürworter hinter beiden Begriffen vertreten jedoch grundsätzlich verschiedene Standpunkte: Open-Source-Anhänger verfolgen eine vom Neoliberalismus abstammende Sichtweise, nach der solche Software ökonomische und praktische Vorteile bietet, während Freie-Software-Befürworter sie als Lösung von ethischen und sozialen Problemen verstehen. Dazwischen besteht ein Konflikt; so lehnt insbesondere Richard Stallman die Bezeichnung Open Source und den dahinterstehenden Standpunkt grundsätzlich ab. Dennoch arbeiten Anhänger beider Lager bei Projekten zusammen. Auch ist die GNU GPL die beliebteste Lizenz selbst bei Projekten, die von Open-Source-Anhängern dominiert werden. Alternative Kompromissbezeichnungen wie „Free/Libre Open Source Software“, die von Anhängern beider Positionen (einschließlich Richard Stallman) akzeptiert werden, sollen diese Gemeinsamkeiten betonen.

Der Begriff „Open Source“ wurde von Eric S. Raymond eingeführt, weil er glaubte, dass das unangenehme Thema Freiheit potentielle Geldgeber für entsprechende Projekte abschrecken könnte. In der Darstellung der Open-Source-Bewegung wird die Freiheit, die freie Software den Benutzern gibt, daher nicht erwähnt. Sie stellt stattdessen die Auffassung in den Vordergrund, dass das Open-Source-Modell qualitative und wirtschaftliche Vorteile bietet und dass es ein Entwicklungsmodell ermöglicht, das dem von Closed-Source-Software überlegen ist. Die Free Software Foundation widerspricht diesen Behauptungen in ihrem allgemeinen Gültigkeitsanspruch und wirft der Open-Source-Bewegung vor, damit von den wesentlicheren Punkte abzulenken. Sie betont, dass für sie proprietäre Software in keinem Fall eine Alternative darstellt, auch wenn sie qualitativ besser und günstiger sein sollte. Für sie ist es essentiell, dass sie studieren können, was ein Programm genau macht und dass sie seine weitere Entwicklung beeinflussen und notfalls auch übernehmen können. Der Begriff „Open-Source-Software“ scheint mit der Betonung der Überlegenheit des Entwicklungsprozesses eher die Entwicklersicht wiederzugeben, während der Begriff „Freie Software“ auch die Sicht der übrigen Anwender einbezieht.

Die Open Source Initiative (OSI) bietet zwar eine Definition von Open Source an, die weitgehend der Definition freier Software von der FSF entspricht, jedoch bedeutet der Ausdruck im Englischen nur, dass der Quelltext zugänglich ist. Das Wort free hingegen hat als erste Bedeutung, dass etwas frei im Sinne von Freiheit ist (siehe auch Begriffsproblem freier Software). Wenn man klarstellt, dass diese Bedeutung gemeint ist, kann es keine grundsätzlichen Missverständnisse mehr geben. Bruce Perens, Hauptautor der Open-Source-Definition und Mitbegründer der OSI, hat seine Meinung deswegen geändert und spricht nun wieder von freier Software.

Abgrenzung zu halbfreier Software

Aus Angst vor kommerzieller Ausnutzung oder amoralischem Gebrauch der eigenen Software gab und gibt es Bestrebungen, nicht alle Freiheiten aus der Definition freier Software in seiner Lizenz zu gewähren. Die Programmierer des Amiga-Emulators WinUae z. B. ärgerten sich darüber, dass die Firma Cloanto den Emulator in einer Kollektion mit diversen Spielen und Hilfsprogrammen als Amiga Forever Pack für ungefähr 60 Dollar verkaufte. Die eMule-Entwickler sahen sich mit Firmen wie 3PO Web-Invest konfrontiert, die eine neue proprietäre Version (eMcrypt-Emule) erstellten und kommerziell vertrieben, die sich vom Original nur durch hinzugefügte Spyware unterschied. Solche Vorfälle führen zu Erwägungen eines Modells, das die Freiheiten der freien Software um die kommerzielle Weiterverbreitung vermindert (aber die sonstigen unverändert beibehält). Von der FSF wird so etwas als halbfreie Software (semi-free software) bezeichnet.

Geschichte

Entwicklungen im Vorfeld

1931 gründete Thomas J. Watson Sr. von IBM ein Methods Research Department um das Wissen zum Betrieb seiner Datenverarbeitungsverfahren zu sammeln und effektiv mit seinen Kunden zu teilen [3], was IBM mit den Nutzergruppen SHARE (Society to Help Avoid Redundant Effort) und GUIDE für seine Mainframe-Programmierung fortführte[4]. Bis 1970 wurde Software von IBM kostenlos und inklusive Quellcode zur Verfügung gestellt.[5] Zwischen 1960 und 1970 etablierte sich unter anderem an akademischen US-Einrichtungen (Stanford, Berkeley, Carnegie Mellon und MIT) eine „Hacker-Kultur“, für die es selbstverständlich war, eigene Software-Verbesserungen mit anderen Programmierern zu teilen. Programmierer tauschten die Software frei untereinander aus und gaben häufig den entsprechenden Quelltext weiter. Insbesondere in großen Benutzergruppen wie der DEC User Group (DECUS) war dies üblich. Es war auch gängige Praxis, den Quelltext der mit Computersystemen ausgelieferten Software mitzuliefern. Dadurch kamen viele Vorschläge für Verbesserungen und Fehlerkorrekturen zu den Computerherstellern zurück. Software wurde als Zugabe zu Computern gesehen, um diese nutzbar zu machen.

Am 23. Juni 1969[6] kündigte IBM neue Regeln für die Nutzung und Wartung seiner Software, getrennt von den Hardware-Nutzungsbedingungen an. Für Software wurde urheberrechtlicher Schutz in Verbindung mit Lizenzverträgen eingeführt.[7] Die bislange freie Dienstleistung zur Wartung und Weiterentwicklung von Software wurde gesondert berechnet, was einen eigenen Wirtschaftsmarkt für diesen Dienstleistungssektor begründete. In den späten 1970er Jahren begannen auch andere Firmen, „Softwarelizenzen“ einzuführen, welche den Nutzen, die Weitergabe und die Möglichkeit der Veränderung der Programme einschränkte. Außerdem wurden viele Programme nicht mehr im Quelltext geliefert, sondern nur noch in maschinenlesbarer Form, zum Schutz der Software als Geschäftsgeheimnis, was eine Veränderung nahezu unmöglich machte. Zusätzlich wurde es mit dem Aufkommen von finanzierbaren Mikrocomputern von IBM, Apple, Atari oder Commodore üblich, Software getrennt von Computer-Hardware zu verkaufen und den Quelltext vor der Konkurrenz zu verbergen, die Software wurde somit proprietär. Immer mehr Hacker wurden von den Softwarefirmen angestellt, und die bisher wahrgenommenen Freiheiten wurden stark eingeschränkt, Software wurde zu einem künstlich verknappten Gut.

In diese Zeit fiel die Arbeit von Richard Stallman am „AI Lab“ (Abteilung für Künstliche Intelligenz) des Massachusetts Institute of Technology. Als dort ebenfalls proprietäre Software in den Laboren eingeführt wurde, bemühte Stallman sich darum, durch das Programmieren alternativer Software eine Monopolstellung proprietärer Anbieter zu verhindern. Er folgte damit seinen Prinzipien einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit, die einen freien und ungehinderten Austausch von Software vorsahen.

„Mit dem Verlust meiner Gemeinschaft war es unmöglich, weiterzumachen wie zuvor. Stattdessen stand ich vor einer gänzlich moralischen Entscheidung.
 
Die einfache Wahl wäre gewesen, der proprietären Software-Welt beizutreten, Vertraulichkeitsvereinbarungen zu unterzeichnen und zu versprechen, meinen Mit-Hackern nicht zu helfen. Sehr wahrscheinlich würde ich auch Software entwickeln, die unter Vertraulichkeitsvereinbarungen ausgegeben würde, und so den Druck auf andere Leute erhöhen, ihre Kameraden auch zu verraten.
 
Ich hätte auf diese Art Geld verdienen und mich vielleicht mit dem Schreiben von Code vergnügen können. Aber ich wusste, dass ich am Ende meiner Karriere auf Jahre zurückblicken würde, in denen ich Wände gebaut habe; Wände, welche die Menschen voneinander trennen. Ich würde dann das Gefühl haben, dass ich mein Leben damit verbracht hatte, die Welt zu einem schlechteren Ort zu machen. […]
 
Eine andere Wahlmöglichkeit, die direkt, aber unerfreulich gewesen wäre, war, mich überhaupt nicht mehr mit Computern zu befassen. Auf diese Art wären meine Fähigkeiten nicht missbraucht worden, aber sie wären andererseits auch verschwendet worden. Ich wäre dann zwar nicht schuld daran, dass Computer-Nutzer voneinander getrennt und eingeschränkt werden, aber ich hätte es auch nicht verhindert.
 
Also suchte ich nach einem Weg, auf dem ein Programmierer etwas Gutes tun kann. Ich fragte mich selbst: Gibt es ein Programm oder Programme, die ich schreiben könnte, um wieder eine Gemeinschaft möglich zu machen?“

Richard Stallman[8]

Die Geburt Freier Software

Im Jahre 1983 entschied sich dann die Firma AT&T, eine proprietäre Version ihres Unix auf den Markt zu bringen: UNIX System V. Da nun eine frei verfügbare Version von Unix fehlte, entschied sich Stallman, einen freien Unix-Klon zu erstellen, und kündigte im September 1983 das GNU-Projekt an, das die Schaffung des Klons zum Ziel hatte [9]. Um Lizenzen für die Software erstellen zu können, welche die Idee der Freiheit mitbringen würden, entwarf er das Copyleft-Prinzip, und wandte darauf aufbauende Lizenzen auf die geschriebene GNU-Software an.

1985 folgte die Gründung der gemeinnützigen Stiftung Free Software Foundation (FSF), die der Förderung und Entwicklung von GNU und freier Software dienen sollte.

Da aber für verschiedene Softwareprojekte verschiedene Lizenzen bestanden, fasste Stallman 1989 die einzelnen Lizenzen zu einer einzigen Lizenz zusammen, der GNU General Public License (GNU GPL). Die GNU GPL ist die heute meist verbreitete Lizenz für freie Software.

Einen neuen Aufschwung erlebte die freie Software, als Linus Torvalds 1992 den von ihm geschriebenen Kernel Linux unter die GNU GPL stellte. Dies erlaubte es erstmals, einen Computer ausschließlich mit freier Software zu betreiben. Mit der darauffolgenden rasanten Entwicklung und Verbreitung von GNU/Linux wurde freie Software von immer mehr Menschen genutzt.

1997 veröffentlichte Eric S. Raymond das Essay „Die Kathedrale und der Basar“. Die Veröffentlichung war einer von vielen Faktoren, welche die Firma Netscape Communications Corporation dazu bewog, den Quelltext des Netscape Navigators freizugeben, aus dem später der Webbrowser Mozilla Firefox hervorging. Nach der Veröffentlichung gründeten Raymond, Bruce Perens und Tim O’Reilly die Open Source Initiative mit dem Ziel, den Begriff der „freien Software“ durch den Begriff „Open Source“ abzulösen, da dieser weniger ideologisch belastet sei. Dies führte zu einem Streit mit Richard Stallman, der den Begriff „Open Source“ ablehnt.[10] Kurze Zeit darauf hat Bruce Perens sich auch in der "Wir sprechen von Freier Software"-Initiative der Free Software Foundation Europe als Unterstützer des Begriffs "Freie Software" listen lassen. [11] Bis heute sorgen die beiden Bezeichnungen immer wieder für Verwirrung und Unstimmigkeiten zwischen den jeweiligen Unterstützern.

Bekannte Beispiele

Bekannte Persönlichkeiten

Bekannte Software

Derzeit (Juli 2007) sind über 5000 Software-Pakete im „FSF/UNESCO Free Software Directory“ eingetragen [12], welches 1999 ebenfalls als ein Projekt der FSF startete.

Einige der wichtigsten Projekte sind:

Geschäftsmodelle

Freie Software kann, gemäß den vier Freiheiten, meist nahezu beliebig kopiert und weitergegeben werden (Stichwort: Copyleft). Freie Software darf zwar zu einem beliebig hohen Preis verkauft werden, doch ist sie fast immer auch kostenlos im Internet erhältlich und so ist ihr Verkaufswert auf Datenträgern meist nicht viel höher als die Selbstkosten. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist das GNU-Projekt, das freie Software mit deutlicher Profitspanne anbietet und in den 1980er-Jahren auch einen erheblichen Teil seiner Einnahmen aus dem Verkauf von Software bestritt. Das GNU-Projekt hatte damals jedoch aufgrund seiner zentralen Rolle bei der Entwicklung freier Software und der damals geringen Verbreitung und Leistungsfähigkeit des Internets eine besondere Rolle, die es heute nicht mehr gibt.

Heutige Geschäftsmodelle, die mit freier Software zu tun haben, konzentrieren sich deswegen auf den Dienstleistungsaspekt der Softwareentwicklung, -weiterentwicklung und -anpassung. Wartung und individuelle Anpassung der Software sowie Schulung und technische Unterstützung sind für die Kunden vorrangig. Firmen, die alleine diese Dienstleistungen als Geschäftsstrategie gewählt haben, sind zum Beispiel MySQL AB, Red Hat und Qt Software. Freie Software unterliegt keiner Rivalität und auch nicht der Ausschließbarkeit, ist somit ein reines öffentliches Gut und kann per Definition nicht einem üblichen Marktgeschehen unterliegen. Dennoch betrachten die Herausgeber proprietärer Software sie als eine ernste Bedrohung für ihr Geschäftsmodell der Lizenzierung und versuchen deshalb, potenzielle Kunden von der Benutzung freier Software abzuhalten.

Als Argumente für ihre Produkte führen Hersteller proprietärer Software unter anderem mehr Garantien, bessere Qualität – besonders im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und bessere Dienstleistungen an. Solche Argumente, die auf Versprechungen von Open Source, nicht von Freier Software kontern, hat Richard M. Stallman wiederholt als tendentiös und thematisch verfehlt angegriffen; in seinen Augen ist die Entscheidung für oder gegen freie Software primär eine ethische und soziale Entscheidung, von der nicht durch Qualitätsdiskussionen abgelenkt werden darf.

Lizenzen

Logo der GNU GPLv3

Es gibt verschiedene Typen von Lizenzen, die die Kriterien freier Software erfüllen:

  • Copyleft-Lizenzen, die GNU General Public License (GNU GPL) ist die am häufigsten verwendete. Der Autor behält das Copyright, und es sind Klauseln enthalten, dass veränderte und weitergegebene Software frei bleibt. Auch der Quellcode muss zur Verfügung gestellt werden.
  • Bei BSD-artigen Lizenzen behält der Autor das Copyright. Diese dem Grundsatz „Ehre, wem Ehre gebührt“ folgende Lizenz enthält den Namen des Autors und oft auch eine Haftungsbeschränkung. Veränderung und Weitergabe in jeder Form ist erlaubt, das heißt sie darf auch in proprietäre Software eingebaut werden. In diese Klasse fallen die Apache-Lizenz und die MIT-Lizenz.
  • Gemeinfreiheit. Der Autor verzichtet auf das Copyright. Damit kann jeder alles mit der Software machen, sie etwa in eigene Programme einbauen, verkaufen oder sie selbst wieder zu proprietärer Software machen. Gemeinfreiheit ist jedoch keine Lizenz, sondern ein gemeinfreies Werk ist besitzlos. In Staaten, in denen keine Gemeinfreiheit von Software möglich ist (etwa in Teilen der Europäischen Union), weil etwa die Urheberrechtsgesetze eine bewusste Übergabe in die Gemeinfreiheit nicht zulassen und die Schutzfristen nach dem Tod eines Autor so lang sind, dass noch keine Gemeinfreiheit jemals geschriebener Software eingetreten ist, wird statt der Gemeinfreiheit eine Lizenzierung verwendet, die dem Lizenznehmer keinerlei Verpflichtungen auferlegt und ihn von allen durch die allgemeine Copyright-Regelungen auferlegten Beschränkungen befreit (zum Beispiel die Do What The Fuck You Want To Public License (WTFPL)).
Mehr zum Thema Open-Source-Lizenzen

Freie Software aus gesellschaftlicher Sicht

Beitrag zur Diskussion über die Wirtschaftsordnung

Einige Menschen sehen in der Freie-Software-Bewegung Ansätze, die Möglichkeiten zur Überwindung des Kapitalismus zu zeigen. In Deutschland beschäftigt sich unter anderem das Projekt Oekonux mit dieser Thematik. Andere sehen in freier Software lediglich einen weiteren Wettbewerber innerhalb der marktwirtschaftlichen Ordnung. Die Freiheit, die Software in andere Sprachen zu übersetzen, kommt besonders denjenigen Sprachgruppen zugute, für die eine Übersetzung bisher kommerziell nicht interessant war.

Beitrag zur Reduktion der digitalen Kluft

Die Freiheit der Software wird vom 3. UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) als schützenswert anerkannt. Sie gehört zu den elementaren Forderungen der Zivilgesellschaft, mit der die „Digitale Kluft“ überwunden werden soll. Unter „digitaler Kluft“ wird die Spaltung in Regionen der Erde bezeichnet, die sich die Schaffung von IT-Infrastruktur und damit vor allem die Teilnahme am Internet leisten können, und solchen, die dies nicht können. Anders als bei proprietärer Software fließt bei der Verwendung freier Software kein Geld in fremde Länder ab, wo die Anbieter proprietärer Software ihren Firmenhauptsitz haben. Alle Mittel, die vor Ort für die IT bereitstehen, können daher unmittelbar in die IT-Wirtschaft vor Ort einfließen.

„Durch Freie Software haben Entwickler in anderen Kulturräumen die Freiheit, Programme an ihre Sprache und Gegebenheiten anzupassen, um sie dann kommerziell oder nichtkommerziell weiterzugeben. Bei proprietärer Software ist dies generell verboten und von der Gnade des Herstellers abhängig“

Georg Greve, Präsident der Free Software Foundation Europe und Vertreter des zivilgesellschaftlichen WSIS Koordinierungskreises in der deutschen Regierungsdelegation, 2003)[13]

Gefahren für freie Software

Proprietäre Schnittstellen

Hardware-Hersteller gehen immer mehr dazu über, die Schnittstellenspezifikationen geheim zu halten, um der Konkurrenz das Kopieren von technischen Lösungsmethoden zu verwehren. Der Grund liegt im zunehmenden Wettbewerbsdruck und in der Einfachheit des Schutzes gegenüber der Patentierung. Wenn nicht öffentlich dokumentiert ist, wie die Geräte anzusteuern sind, erleidet die Hardwareunterstützung freier Betriebssysteme mittels freier Treiber einen schweren Rückschlag, da sie allenfalls mittels Reverse Engineering herzustellen sind.

Andererseits haben die Hersteller die Benutzer größerer freier Betriebssysteme (vor allem GNU/Linux – wobei insbesondere Linux und der X.Org-Server relevant sind) als Kundengruppe erkannt. Viele von ihnen stellen jedoch proprietäre Treiber zur Verfügung. Diese Treiber stoßen unter den Anhängern freier Software auf höchst geteilte Meinungen: Einige sind glücklich darüber, dass sie die „Unterstützung“ der Hardware-Hersteller errungen haben und ihre Hardware durch ihr bevorzugtes Betriebssystem nun mehr oder weniger unterstützt wird, andere lehnen proprietäre Treiber grundsätzlich ab.

Von einer generellen Schnittstellenfreigabe würden die Benutzer freier Betriebssysteme sicherlich profitieren. Neben der ideologischen Sichtweise ist es eine Frage der Systemstabilität, denn sollte beispielsweise ein proprietärer Linux-Netzwerkkartentreiber regelmäßig zu Abstürzen des Systems führen, wären die Linux-Entwickler dagegen machtlos, und es hinge von der Gnade des Herstellers ab, ob der Fehler behoben wird.

Softwarepatente

Die regelmäßig in den Schlagzeilen auftauchenden Softwarepatente haben auf freie Software einen besonders schwerwiegenden Einfluss, denn es ist zum Teil rechtlich noch nicht einmal möglich, mit freier Software die Patentauflagen zu erfüllen. Diese bestehen nämlich in einigen Fällen auf einer Gebühr pro in Umlauf gebrachter Kopie, aber freie Software verlangt gerade, dass der Herausgeber darauf keinen Einfluss haben darf. Selbst wenn er die Lizenzgebühren zum Beispiel durch Spenden zahlen würde, müsste er eine genaue Zahl der Kopien, die im Umlauf sind, vorlegen können, womit es keine freie Software mehr wäre.

Trusted Computing

Trusted Computing kann Veränderungen an einer Computer-Plattform eindeutig erkennen und damit sowohl externe Software-Angriffe als auch Veränderungen durch den Benutzer, Konfigurationen, Fehlfunktionen, Sicherheitslücken oder von Anwendungsprogrammen eindeutig identifizieren. Die Reaktion auf eine solche Veränderung kann (aber muss nicht) durch ein entsprechendes, sicheres Betriebssystem erfolgen. Trusted Computing kann daher auch zur Absicherung von Digital Rights Management (DRM) und zum Kopierschutz verwendet werden.

Politisch gesehen muss freie Software immer vom Benutzer ersetzbar und veränderbar sein. Software, die in binärer Form zertifiziert sein muss, ist dies nicht. Technisch gesehen kann in freier Software vor dem Benutzer nichts im Binärcode verheimlicht werden, weil der Quellcode für jeden zugänglich sein muss. Somit kann die Verschlüsselung, mit der die Daten vor dem Benutzer „bewahrt“ werden, einfacher hintergangen werden.

Eine weitere Inkompatibilität tut sich mit dem Kopierschutz von DVDs auf: Die Umgehung wirksamer Kopierschutzmaßnahmen ist seit den um die Jahrtausendwende weltweit nach und nach etablierten Reformen zum Copyright (in den USA der Digital Millennium Copyright Act (DMCA)) gesetzlich nur noch mit Zustimmung des Rechteinhabers erlaubt. Dieses Verbot erstreckt sich auch auf die Herstellung oder Verbreitung von Programmen, die diese Maßnahmen umgehen können, so dass freie Abspielsoftware für kopiergeschützte DVDs nicht legal geschrieben werden kann – aus ihren natürlichen Interessen heraus würden die Rechteinhaber ihre Zustimmung dazu niemals erteilen, weil dadurch der Sinn der Maßnahmen ad absurdum geführt würde.

Falls Hardwarehersteller wie Intel oder AMD funktionseinschränkende Verfahren in Chipsätze oder Prozessoren implementieren sollten, könnte freie Software den vollen Funktionsumfang möglicherweise nur noch auf freier Hardware entfalten.

Siehe auch

Portal
 Portal: Freie Software – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Freie Software

Literatur

Siehe auch: Literatur über Freie und Open-Source-Software

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kategorien freier und unfreier Software – GNU Projekt – Free Software Foundation (FSF)
  2. http://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point.de.html
  3. Pugh, E.W. Origins of software bundling IEEE Annals of the History of Computing, Bd. 24, Nr. 1, Jan.-März 2002 Seiten 57–58 DOI 10.1109/85.988580
  4. Johnson, L. A view from the 1960s: how the software industry began IEEE Annals of the History of Computing, Bd. 20, Nr. 1, Jan.-März 1998 Seiten 36–42 DOI 10.1109/85.646207
  5. Johnson, L., a.a.O. Conclusion, letzter Absatz
  6. Grad, B. A personal recollection: IBM’s unbundling of software and services IEEE Annals of the History of Computing, Bd. 24, Nr. 1, Jan.–März 2002 Seiten 64–71 DOI 10.1109/85.988583
  7. Humphrey, W.S. Software unbundling: a personal perspective IEEE Annals of the History of Computing, Bd. 24, Nr. 1, Jan–März 2002 Seiten 59–63 DOI 10.1109/85.988582
  8. Richard Stallman: Das GNU Projekt auf gnu.org, 22. Oktober 2006
  9. Richard Stallman: Initial Announcement auf net.unix-wizards, net.usoft, 27. September 1983
  10. Richard Stallman: Warum „Freie Software“ besser ist als „Open Source“
  11. Free Software Foundation Europe: Wir sprechen von Freier Software
  12. FSF/UNESCO Free Software Directory auf der Webseite der FSF, 2007
  13. Freiheit der Software wird endlich von der UNO als schützenswert anerkannt, Artikel des Netzwerks Neue Medien, 26. September 2003

Wikimedia Foundation.

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