Fred Rauch

Fred Rauch
Grab von Fred Rauch auf dem Bergfriedhof von Gmund

Fred Rauch (* 28. September 1909 in Wien; † 1. Juni 1997 in Gmund am Tegernsee) war ein österreichischer Textdichter, Kabarettist und Sänger, der sich über drei Jahrzehnte lang als beliebter Hörfunkmoderator des Bayerischen Rundfunks einen Namen in der Welt machte. Er bestritt über 1.500mal den über die Alpenländer hinaus ausgestrahlten Wunschkonzerthit „Sie wünschen? Wir spielen Ihre Lieblingsmelodien“ und entwickelte sich auch mit weiteren Sendungen zu einem Aushängeschild des Münchner Senders. Sein Grab liegt auf dem Bergfriedhof von Gmund.[1]

Inhaltsverzeichnis

Sie wünschen...

Die Hörfunksendung „Sie wünschen...“ ging erstmals am 11. Dezember 1947 über den Äther. Fred Rauch sprach die verbindenden Texte zum vom Publikum gewünschten Liedgut ab Januar 1949, immer mittwochs zwischen 19.00 und 21.00 Uhr und ließ sich nur bei seinen Urlaubszeiten oder Erkrankungen vertreten. Der 39-Jährige war mit seiner sympathischen Stimme mit wienerischem Einschlag zuvor in der Wochenend-Sendereihe A warmer Ofen, a Schalerl Kaffee der Hörerschaft ins Bewusstsein gerückt.

Der Ansager vermittelte in der schweren Zeit der Nachkriegsjahre das Gefühl der Geborgenheit und ließ die Sorgen und Nöte des Alltags stundenweise verblassen. Das Sendekonzept kam dem entgegen, bot „Sie wünschen...“ doch vielen Musikwünschen eine breite Bühne. Nach einem Auftaktblock mit volkstümlichen Weisen und dem einen oder anderen Marsch leitete konstant eine humoristische Aufnahme beispielsweise mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt oder in den 1970er Jahren mit Emil Steinberger zum Schlagerteil über. Hier konnten die Hörer sicher sein, die aktuellen oder doch sehr aussichtsreichen Titel aus den Charts mitzubekommen. Die letzte halbe Stunde der Sendung galt den Freunden der Operette und von Chansons, gelegentlich auch durch einen Opernhit angereichert.

Rauch sprach selbst verfasste Zwischentexte und verbreitete die Grüße des Wunsch-Einsenders. Er erreichte eine enorme Popularität über Bayern hinaus bei seinen Zuhörern. In vielen Familien durften die Kinder länger aufbleiben, wenn sie still waren, und mit den Eltern dieser Sendung lauschen. Hörerpost traf manchmal körbeweise für ihn beim Bayerischen Rundfunk ein.

In den 60er und Anfang der 70er Jahre führte Rauch auch Freitag abends durch das lustige und interessante Musikquiz "Gute Noten für gute Noten". Hierbei konnten die Hörer ihr musikalisches Wissen testen und sich selbst ein Zeugnis ausstellen.

Fred Rauch gilt als Entdecker von Slavko Avsenik mit seinen Original Oberkrainern. 1955 machte der Wunschkonzertonkel Urlaub am Wörthersee und hörte im Radio Klagenfurt das Gorenjski kvintet. Begeistert von dieser Art neuer Musik reiste der Urlauber zum Sender und lieh sich mehrere Aufnahmebänder aus. Er wollte sie in seiner eigenen Sendung in München vorstellen. Das Oberkrainer Quintett, wie er die Musikergruppe taufte, schlug ein, die Hörerschaft wollte „Das Trompetenecho“ immer wieder hören und Platten kaufen. Die Musikkarriere der Oberkrainer nahm ihren Lauf. Auch am Erfolg der Hot Dogs mit ihrer Dixieland-Version der "Alten Rittersleut'" war Rauch maßgeblich beteiligt.

Liedtexter und Sänger

Auch „Die Lustigen Moosacher“ wurden durch Fred Rauch zu regionalen Stars. Seine Rundfunkbotschaft, aus Krankenhäusern kämen waschkörbeweise Hörerwünsche für den Titel „Du bist nicht allein“, bewirkte den Durchbruch für den Augsburger Sänger Roy Black.

Fred Rauch machte sich zudem als Liedtexter einen Namen. Es ist bekannt, dass er die Pseudonyme Theo Rauthenberg und Sepp Haselbach verwendete. Sein größter Erfolg sollte der von Fini Busch getextete BierzelthitSchützenliesel“ werden, der nichts an Frische eingebüßt hat, obwohl er von 1953 stammt. 1951 kam es zur Begegnung Rauchs und folgender Zusammenarbeit mit dem Komponisten Gerhard Winkler.

Aus seiner Feder stammt auch der Text des „1860-er Liedes“[2] der Vereinshymne des TSV 1860 München.

Fred Rauch betätigte sich zuweilen als Sänger und war mit seinen eigenen Titeln ebenfalls gern gehört. Bekannte Interpretationen von ihm sind „Mei Schihaserl hat a kalt’s Naserl“, „Der Herr Skilehrer“, „Oh, Mister Swoboda“ oder der Evergreen „Schützenliesel“. Mit „Grüß’ mir die Franzi aus Tirol“ trat er 1956 im Heimatfilm Pulverschnee nach Übersee auf.

Auch sang Fred Rauch die deutsche Version von Johnny Hortons Hit „The Battle of New Orleans“. Sie hieß in deutsch „Die große Rauferei Anno 1902“.

In seinen späten Jahren veröffentlichte Rauch auch mehrere Bücher, in denen er mit gesammelten heiteren Begebenheiten, Versprechern, Kuriosa oder Stilblüten seinem Publikum Vergnügen bereitete.

Werke als Liedtexter (Auswahl)

  • Aber mei Hans der kann’s (Gesang: Fee von Reichlin)
  • Bin i Radi, bin i König (Gesang: Fußballtorwart Radi Radenkovic)
  • 57, 58, 59, 60, ja so klingts in Chor
  • Das Echo vom Königssee (Gesang: Geschwister Fahrnberger); Pseudonym Sepp Haselbach
  • Es muss ein Sonntag g’wes’n sein (Gesang: Kraudn Sepp; auch: Biermösl Blosn)
  • Es wird ja alles wieder gut (Gesang: Detlev Lais)
  • Glaube mir (dt. Text von „Answer me“. Gesang: Wolfgang Sauer)
  • Komm zum Tannenzapfenzupfen
  • Machma Brotzeit! Brotzeit ist die schönste Zeit (Gesang: Die 3 lustigen Moosacher)
  • Trompeten-Echo (bekannt eigentlich als Instrumentaltitel, Interpret: Slavko Avsenik u. s. Orig. Oberkrainer)
  • Franz, der Maurerg'sell (Interpret: Slavko Avsenik u. s. Orig. Oberkrainer)
  • Weites Land (Gesang: Jimmy Makulis)
  • Zwei Spuren im Schnee (Gesang: Vico Torriani)
  • Von der Nachtigall hab´ ich das Jodeln gelernt (Gesang: Freddy Breck)

Ehrungen

Schriften

  • Mit dem Gongschlag ist es 6 Mark 30 - Versprecher, Hörerwünsche, Stilblüten. Rowohlt 1982, ISBN 3-499-14972-9
  • Gongschlag No. 2. Rosenheim 1981, ISBN 3-475-52323-X
  • Lohnhäuser und Tannengrün - Versprecher, Stilblüten, Amtsschimmel, zus. mit Dieter O. Klama. Rosenheim 1983, ISBN 3-475-52411-2
  • Tausend Sachen zum Schmunzeln und Lachen; München 1984; ISBN 3-431-01351-1
  • Lachend durchs Jahr - Heiteres für alle Tage, zus. mit Emil Vierlinger. Rosenheim 1985, ISBN 3-475-52200-4
  • Reden ist Schweigen und Silber ist Gold. Augsburg 1985
  • Scherzfragen aus meinem Wunschkonzert. Rosenheim 1985, ISBN 3-475-52294-2
  • Pfarrer Sebastian Kampfl - Der Löwe von Waakirchen - Ein bayerischer Abraham a Sancta Clara. Rosenheim 1986, ISBN 3-475-52347-7
  • Poesie nach Noten - Diverse Verse rund um die Musik. München 1986, ISBN 3-485-00519-3
  • Was schreibe ich ins Gästebuch. ISBN 3-7943-0704-6
  • Steck den Sand nicht in den Kopf - Versprecher und Stilblüten, zus. mit Gerald Drews. München 1994, ISBN 3-89350-757-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerd Otto-Rieke: Gräber in Bayern. München 2000. S.92.
  2. Deutsches Musikarchiv: Das "1860" Lied,abgefragt am 3. Mai 2011

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